In der asymmetrischen Kriegführung zwingen die aktuellen Operations-Szenarien insbesondere die militärische Einheiten, die in spezielle Operationen mit hohen Risiken eingebunden sind, Waffen zu verwenden, die bei ihrer Armee nicht eingeführt sind. Das sind Modelle, die meist vom Gegner verwendet werden.
Dazu gehören insbesondere die Abwandlungen der russischen AK-47 / AKM und in einem geringeren Umfang auch die tschechischen Sturmgewehre Vz-58, die häufig modifiziert oder spezifisch mit Aftermarket-Komponenten ausgestattet werden. Dies wird der breiten Öffentlichkeit meist als "operatives Erfordernis" verkauft: Da man im Nahen Osten leicht in lange und intensive Gefechte involviert werden kann, muss es den Truppen erlaubt sein, Waffen und Munition zu verwenden, die üblicherweise von den feindlichen Kräften verwendet werden. Das ermöglicht die Versorgung vor Ort, falls die Nachschubkette unterbrochen werden sollte.
Alle, die in militärischen Angelegenheiten erfahrener sind, wissen, dass dies kaum als „politisch korrekte“ Erklärung durchgehen kann. Die militärische Ausbildung geht von der Verwendung von vollautomatischen Waffen zugunsten von Selbstladebüchsen ab. Die liefern präzisere Ergebnisse. Auch gibt es im asymmetrischen Konflikt auf den Kriegschauplätze unserer Zeit selten Feuergefechte, die so lang und intensiv sind, dass sie zum gesamten Verschießen der Munition eines Soldaten oder eines kompletten Zugs führen würden.
Die westlichen Einsatzkräfte im Nahen Osten werden üblicherweise nicht durch übermächtige feindliche Kräfte angegriffen. Stattdessen finden Angriffe mit schnellem Rückzug durch kleinere Gruppen statt, die das Feuer auf die Überlebenden einer Patrouille nach der Explosion einer Sprengvorrichtung eröffnen. Auch werden die Einsatzkräfte nicht vom Nachschub, dem Schutz des Artilleriefeuers oder dem Einsatzbereich der unterstützenden Luftwaffe getrennt.
Der Grund, warum einige spezielle Einheiten sich selbst mit nicht dienstlich gelieferten Waffen ausrüsten, ist tatsächlich ausschließlich mit der unkonventionellen Art der ihnen anvertrauten Mission verknüpft. Hierzu gehören Feindaufklärung, selektive Eliminierung von wichtigen Zielen und Geiselrettung sowie lange „verdeckte“ Aufenthalte hinter den feindlichen Linien. Wichtig ist dabei die Geheimhaltung. Dabei dürfen keine auffälligen Spuren wie beispielsweise NATO-Patronenhülsen zurückbleiben.
Nichtsdestotrotz bleibt die Tatsache, dass das Mitbringen von zusätzlichen Waffen mit Munition eine erhebliche Zusatzlast des persönlichen Gepäcks bedeutet. Weiterhin haben diese Waffen, obgleich sie modern und mit Zubehör ausgestattet sind, fast immer unerwünschte Eigenschaften: Es handelt sich um alte Modelle, sowohl vom Konzept her als auch von der Betriebslebensdauer selbst.
In jüngster Zeit bemühte sich die Waffenindustrie darum, dieses Problem mit technischen Lösungen zu beheben, welche die Verwendung von feindlichen Magazinen und Munition in der ausgegebenen Waffe ermöglichen.
Hier sollte das Knights Armaments KAC-SR47 Erwähnung finden. Das Gewehr wurde von USSOCOM in Auftrag gegeben. Nur sieben Stück entstanden, wovon sechs derzeit im Einsatz durch SEAL-Einheiten verwendet werden. Später tauchen sowohl zivile aus auch militärische Systeme auf. Dazu gehört das Hydra-System, das von der US-amerikanischen Firma MGI für die M-16/M4 Plattform angedacht wurde. Es ermöglicht eine schnelle Konvertierung des Kalibers von 5,56 mm×45 NATO zu einer Palette anderer Kaliber. Der Schütze benötigt damit nur die Komponenten, die für eine Änderung im Feld erforderlich sind.
Ähnliche Umrüstsätze für die schnelle Kaliberkonvertierung sind bereits für andere moderne Waffen wie das Bushmaster/Remington ACR-Sturmgewehr (ex Magpul „Masada“) und das tschechische CZ-805 BREN/A1 vorhanden.
Eine ähnliche Gelegenheit wurde von FN „verpasst“, als sich das Unternehmen dazu entschied, die Pläne für die Konvertierbarkeit des SCAR-Waffensystems von 5,56 mm und 7,62 mm×51 NATO auf andere beiseite zu legen; einige Analysten meinen, dies sei einer der Gründe hinter der aktuellen Entscheidung der gemeinsamen Kommandos für die US-Sonderoperationen (USSOCOM), Regulierungen für die „Light“-Version des Systems einzuführen.
Das Sturmgewehrs ARX-160 von BERETTA wurde vor einigen Jahren vorgestellt und als eines der besten individuellen Waffensysteme auf dem Markt betrachtet. Internationale Käufer, die sich für die Verwendung des innovativen, modularen Gewehrs entscheiden, haben jetzt die Möglichkeit, die Plattform umzurüsten und von der serienmäßigen 5,56-mm-NATO-Munition auf das ehemalige Sowjetkaliber 7,62 mm×39mm M43 umzustellen. Dieses ist die aktuell am häufigsten an operativen Schauplätzen in Afrika, dem Nahen Osten und Asien verwendete Patrone. Im umgerüsteten ARX-160 passen auch die gebogenen Metallmagazine des AK-47.
BERETTA bietet seinen Kunden die Möglichkeit an, gleich ein Gewehrs zu kaufen, das ab Werk auf 7,62 mm×39mm ausgelegt ist. Aserbaidschan und wohl auch Albanien haben dies bereits angenommen. Anfang 2012 begann Beretta dann mit der Produktion und dem Vertrieb eines Umrüstsatzes für die bereits bestehende ARX-160, um Modularität und Vielseitigkeit zu verbessern. Der Umbau kann einfach in der Waffenkammer oder direkt im Feld erfolgen.
Das ARX-160 im Kaliber 7,62 mm×39mm kann entweder werkseitig als komplettes Gewehr oder als Umrüstsatz für vorhandener Gewehre geliefert werden. Es hat die gleichen Abmesungen wie die Standardversion im Kaliber 5,56 mm NATO. Die jeweils entnommenen Komponenten können in der Waffenkammer gelagert oder ins Feld mitgenommen werden.
Die speziell entworfene und bemessene Polymerstruktur des Basismodells ARX-160 ermöglicht sofortige Abänderungen, ohne dass hierzu bauliche Modifikationen oder Werksanpassungen am System erforderlich werden. Diese Art der Modularität wurde bereits zum Einführungszeitpunkt bekanntgegeben.
Bevor wir den Umrüstsatz untersuchen, schauen wir in die gesetzlichen Vorschriften der USA. Hier ist vor allem die ITAR-Regulierung von Bedeutung. ITAR steht für „International Trade in Arms Regulations“. Die ITAR-Vorschriften betreffen die weltweite Waffenindustrie, sowohl militärisch, als auch zivil. Jedes Unternehmen im Sektor, das mit den USA Handel treiben will, muss diese teilweise oder vollständig erfüllen.
Gemäß den ITAR-Vorschriften besteht die Waffe nicht aus der Gesamtheit der Teile; Waffe ist das spezifische Teil, auf dem die Seriennummer eingeprägt ist.
In den meisten Fällen, insbesondere bei zivilen Waffen und den meisten militärischen Waffen, ist das der untere Gehäuseteil („lower receiver“). Alle Änderungen, die auf Grund der Kaliberkonvertierung oder anderweitig dieses spezielle Teil betreffen, unterliegen Beschränkungen.
Dies ist der Grund dafür, warum die meisten Änderungen Made in USA das untere Gehäuseteil intakt lassen, jedoch das obere Gehäuseteil („upper receiver“) betreffen, wenn es um eine Kaliberkonvertierung geht. Deshalb ist es nicht immer möglich, die Originalmagazine des AK-Typs zu verwenden, wenn eine Änderung auf das Kaliber 7,62 mm×39mm erfolgt. Der Magazinschacht darf dann nicht Teil des „lower“ sein, sondern muss zum „upper“ gehören, wie es auch beim ACR oder dem Colt CM-901 der Fall ist.
Die von BERETTA gewählte Lösung besteht aus einer permanenten Eingravierung der Seriennummer auf dem oberen, in Polymer eingebetteten Metallgehäuse des ARX-160. Damit wurde der ITAR-Vorgabe Genüge getan.
Änderungen am „lower“, die zur Verwendung der Kalaschnikow-Magazine erforderlich sind, stand nun nichts mehr im Wege. Im Fall eines Umbaus der ARX-160 erfolgt keine Änderung, sondern ein kompletter Tausch des unteren Gehäuseteils einschließlich der kompletten Abzugsgruppe gegen einen neuen. Dazu gehört auch ein Magazinschacht, der für diesen Zweck völlig neu gestaltet wurde. Er ist auf die sowjetische Magazinkonstruktion angepasst. Die Seitenknöpfe für das fallfreie Lösen des Magazins sind hier nutzlos. An ihre Stelle trat ein hinten unter dem Abzugsbügel sitzender Metallhebel aus Feinguss. Das neue untere Gehäuseteil enthält außerdem keinen Verschlussfang, da die Magazine des AK-Typs den nicht steuern. Ansonsten ist die Ergonomie der auf 7,62 mm×39 umgebauten Waffe mit der Standardausführung im Kaliber 5,56 mm identisch.
Die weiteren Änderungen umfassen den Tausch der Komponenten im oberen Gehäuseteil; wie bereits erwähnt, erfordert der Tausch dieser Teile keine baulichen Veränderungen des oberen Polymergehäuses, das bereits ausreichend groß ist und als „universell“ betrachtet werden kann. Es ist damit mehr als ausreichend für diesen Zweck.
Auszutauschen sind dann noch der Lauf, der auf das ehemalige Sowjetkaliber ausgelegt ist, und das gesamte Verschlusssystem, das entsprechend überarbeitet wurde.
Natürlich bleiben die technischen Spezifikationen praktisch dieselben wie bei den Waffen im NATO-Kaliber. Den Antrieb besorgt weiterhin eine Schubstange. Die Läufe sind weiterhin leicht zu wechseln, verschiedene Lauflängen stehen zur Verfügung. Die Patronenhülsen werden zuverlässig ausgezogen und -geworfen. Die Auswurfrichtung kann der Schütze nach gusto einstellen, rechts oder links.
Der ARX-160-Lauf im Kaliber 7,62 mm×39mm ist in den klassischen Längen von zwölf bis sechszehn Zoll in der „schweren“ Ausführung erhältlich.
Er hat 1:12 Rechtsdrall und ist aus demselben Material und unter Verwendung desselben Herstellungsprozesses wie der für das NATO-Kaliber gefertigt. Wie dieser ist er mit einem „Birdcage“ oder verlängertem zylindrischen Mündungsfeuerdämpfer ausgestattet, der nur den oberen Teil belüftet und wirksam als Kompensator für das Steigen der Mündung wirkt.
Die Kaliberversion 7,62 mm×39mm des
ARX-160 hat sich als exzellentes Produkt erwiesen. Seine Präzision und Zuverlässigkeit beim Schießen macht es seinen direkten Gegenstücken im Bereich der westlichen Waffenkonvertierungen weit überlegen.
Eine sorgfältige Studie der Toleranzen ermöglichte die Bewahrung eines konstanten Leistungsniveaus bei Verwendung jeder Munition, von den feinsten und genauesten kommerziellen Ladungen, die heute auf dem westlichen professionellen und zivilen Markt erhältlich sind, bis hin zu lange überlagerten militärischen Losen aus Restbeständen des Warschauer Paktes, die noch heute auf dem Schwarzmarkt zu finden sind.
Hier spielt das BERETTA-Regulierungs-system des Gasantriebs eine wichtige Rolle. Es ermöglicht, dass die Waffe praktisch alles „frisst“.
Wir meinen, dass die Käufer der Beretta ARX-160, zu denen westliche, südamerikanische oder zentralasiatische Länder gehören können, sich mit einem Werkzeug ausrüsten können, das beste Leistung erbringt und dem Anwender die Verwendung der klassischsten Munition von jenseits des „eisernen Vorhangs“ ermöglicht. Das ist insbesondere für die Spezialeinheiten von Bedeutung, die diese in verdeckten Operationen verwenden. Auch Länder, die zuvor mit Kalaschnikows ausgestattet waren und nun zu der zuverlässigeren Modularität der modernen europäischen Militärwaffen überwechseln wollen, können weiter ballistische Leistung (und „Anonymität“) der Patrone 7,2 mm×39 nutzen. Nach wie vor ist diese mit der richtigen Ladung eine sehr wirksame Gefechtsmunition.