Die Ceska Zbrojovka (CZ) 75 in 9x19 ist aufgrund ihres ausgezeichneten Preis-/Leistungsverhältnisses seit jeher bei deutschen Sportschützen beliebt und ihre Popularität ist mit detailverbesserten Nachfolgern wie der Shadow 1 und 2 noch gewachsen. Im Vergleich dazu ist die aus Tschechien stammende Double-Action-Ganzstahlpistole CZ 97 (hier im Test) in .45 Auto fast noch eine Unbekannte, die in der Vergangenheit aber dennoch als Basis für Matchpistolenumbauten von deutschen Tuningspezialisten diente.
Waffen Oschatz aus Stuttgart bietet hier ebenso wie Waffen Drost aus Merzig wettkampfbereite Modelle an. Dazu gesellt sich seit geraumer Zeit die nach dem prähistorischen Raubvogel Velociraptor benannte Matchpistole von ZPW (Zindel Präzisionswaffen) des Büchsenmachers Timo Zindel aus Mainhausen, das den sprichwörtlichen Steinwurf von der bayrischen Grenze entfernt liegt. Seit 2013 existiert das Unternehmen, das neben den Eigenkreationen aus CZ 75/97-Basis ein breites Spektrum an Faustfeuerwaffentuning nach Kundenwunsch von Revolverumbauten in Super-Magnum-Kalibern über Abzugsüberarbeitung bis hin zur Oberflächenveredelung offeriert. Weil der 43-jährige Büchsenmacher seit Kindesbeinen an mit dem Schießsport verbunden ist, weiß er, was in der Praxis taugt und was anspruchsvolle Kunden wünschen.
ZPW Raptor im Detail – wie wurde die CZ 97 verändert?
Als Basis für die Raptor dient das CZ 97-Griffstück, das mit seinen im Vergleich zum CZ 75-Rahmen üppigeren Dimensionen auch der fetten .45 ACP ausreichend Platz bietet. Wer allerdings ganz auf dieses im Unterhalt teurere US-Traditionskaliber verzichten möchte, kann die Raptor 9s im günstigeren Kaliber 9x19 auf Basis des schmaleren CZ 75 SP-01-Griffstücks ordern. Der im Originalzustand werksseitig eingebaute Spannabzug der CZ 97 wich einem Single-Action-Matchabzug, dessen Abzugsgewicht wir mit rund 1.250 Gramm maßen. Bei rund 600 Gramm Vorzug und sehr kurzem Auslöseweg gefiel er uns gleich auf Anhieb. Auf Wunsch lässt sich zudem ein einstellbares Vorzugsgewicht ordern, der einstellbare Triggerstop gehört hingegen zur Grundausstattung.
Der lange Verschluss wird in Eigenregie gefertigt und anschließend Tenifer QPQ-beschichtet. Mit seinen schuppenförmigen Greifrillen beheimatet er im Falle unserer Testwaffe das Drei-Positionen-Aristocrat-Visier. Es wurde so tief in den Verschluss eingelassen, dass der Hammer an der Oberseite leicht abgeschliffen wurde, um den unerwünschten Kontakt mit dem Visierblatt zu vermeiden. Alternativ würde auch eine LPA-Mikrometerkimme oder die hauseigene ZPW-Kombi-Visierung zur Wahl stehen. Diese bietet die Möglichkeit, ein Minileuchtpunktvisier einfach auf die mechanische Visierung aufzusetzen. So kann man schnell und unkompliziert die sportliche Verwendung erweitern.
Die Läufe werden in Eigenregie aus Rohlingen von Lothar Walther hergestellt und verfügen über ein 12-Flächen-Polygonprofil. Geführt werden sie im Mündungsbereich durch eine gehärtete Laufführungsbuchse. Darunter befindet sich die zweiteilige Federführungsstange aus Stahl. Unser 9 mm Luger-Wechselsystem war übrigens mit einer Federführungsstange aus Kohlefaser bestückt. Mit nur 5 Gramm Gewicht sorgt sie dafür, dass auch das 1.300 Gramm Gewicht der BDS-Standardklasse gehalten werden kann. Doch es geht auch in die andere Richtung, denn bei ZPW kann man auch eine mit rund 120 Gramm Gewicht überschwere Federführungsstange aus Wolfram einbauen lassen.
An unserer Testwaffe war ein nach unten verlängerter Nill "The Masters II"- Holzgriff mit integralem Magazintrichter verbaut. Optional werden aber auch günstigere, flachere Aluminium-Griffschalen mit griffiger Oberflächentextur angeboten. Zudem sind weitere Sonderwünsche wie gewichtsreduzierende Fräsarbeiten oder farbliche Oberflächenbeschichtungen realisierbar. Die Passungen unserer Testwaffe waren exzellent und zwischen Griffstück und Verschluss war kein Spiel spürbar. Beim langsamen manuellen Verschlussvorlauf verriegelte die Raptor auch akustisch satt-schmatzend, sodass wir uns fast sicher waren, dass der Schießstandbesuch keine Enttäuschung werden dürfte. Hinzu kommen eine saubere Gesamtverarbeitung mit makellosem Oberflächenfinish, ein sehr kultivierter Abzug sowie ein erstklassiges Visierbild, sodass die Matchpistole auf CZ 97-Fundament einen sehr ordentlichen Gesamteindruck hinterließ.
Technische Daten und Preis der ZPW Raptor:
Modell: | Zindel Präzisionswaffen ZPW Raptor |
Preis: | 2.299,- Euro (Wechselsystem in 9x19 mm: 1.349,- Euro) |
Basis: | CZ 97 |
Kaliber: | .45 Auto (WS: 9 mm Luger) |
Magazinkapazität: | 10 Patronen (WS: 18 Patronen) |
Griffstück: | Stahl |
Verschluss: | Stahl |
Lauflänge, Laufprofil: | 152 mm, 12-Flächen-Polygon |
Dralllänge: | 1-406 mm (WS: 1-250 mm) |
Kimme: | 2,8 mm/Aristocrat Kimme (ZPW-Kombi 3,0 mm) |
Korn: | 2,8 mm (3,25 mm) |
Visierlänge: | 227 mm |
Sicherung: | einseitige Drehhebelsicherung am Griffstück |
Abzugssystem, -gewicht: | SA 1.231-1.275 g, Mittelwert 1.251 g (Mittel aus 10 Messungen) |
Zündverzugszeit: | 4 ms (Mittel aus 10 Messungen) |
Gesamtgewicht mit Magazin: | 1.342 g (1.265 g mit Karbon-Federführungsstange) |
Maße (LxBxH): | 250x48x150 mm |
Extras: | Hartschalenkoffer, Reservemagazin, Putzzeug |
Auf dem Schießstand mit der getunten CZ 97 von ZPW:
Wir spannten die ZPW Raptor zuerst im Kaliber .45 Auto in die Adapterbacken der Ransom Rest Schießmaschine ein, um die Präzision mit 10-Schuss-Gruppen auf 25 Meter zu überprüfen. Zehn Munitionssorten von 185 bis 230 Grains, darunter drei Handladungen, von teuer bis günstig sollten zeigen, was in der Raptor steckt. Wir staunten nicht schlecht, als die Hornady American Gunner mit dem 185 Grains Geschoss eine 17-mm-Gruppe in die Pappe stanzte. Ein Ergebnis, das wir gerade in .45 Auto schon ein paar Jahre nicht mehr hatten. Der Durchschnitt aller Laborierungen lag bei exzellenten 38 mm, wobei 80% der verwendeten Laborierungen unter der 50-mm-Marke lagen. Bei der GECO 230 Grains JHP und der Magtech 230 Grains SWC kam es einmal zu einer Funktionsstörung. Die Patronenrille rutschte beim Zuführen nicht unter den Auszieher und stoppte somit die Vorwärtsbewegung des Verschlusses.
Als nächstes packten wir das 9 mm Luger-Wechselsystem auf das CZ 97-Griffstück. Auch hier wählten wir zehn Fabriklaborierungen im Gewichtsbereich von 115 bis 147 Grains, darunter drei Handlaborierungen. Den ersten Platz mit 21 mm mussten sich die Federal American Eagle 147 Grains und die gleichschwere Magtech 147 JHP Grains teilen. Der Durchschnitt betrug ebenfalls sehr ansprechende 35 mm. Hier lagen übrigens 90% aller Laborierungen unter der 50-Millimeter-Grenze, aber alle Laborierungen hätten die 10 der BDS/DSB Scheibe halten können. Bei dem 9 mm Luger-Wechselsystem kam es zu keiner Funktionsstörung. Alle Ergebnisse können der umfangreichen Tabelle in caliber 3/2021 entnommen werden. Frei Hand gefiel uns die Raptor ebenso gut, lediglich die balligen Holzgriffschalen, die nicht den optimalsten Gripp lieferten, hätten wir persönlich ausgetauscht, was aber Sache des persönlichen Geschmacks ist. Kurzum, die Raptor samt Wechselsystem kann mit vielen Laborierungen anständige Streukreise zu Papier bringen aber auch mit Topergebnissen glänzen, die aber leider nur die wenigsten "frei Hand" umsetzen können. Somit könnte bei unserer Testwaffe das Kürzel ZPW auch für "zur Präzision willig" (und fähig) stehen.
Test-Fazit zur ZPW Raptor auf CZ 97-Basis:
Die saubere Verarbeitung, praxisnahe Ausstattung und nicht zuletzt die erstklassige Schussleistung der ZPW Raptor zeigen deutlich, dass es nicht unbedingt eine 1911/2011 sein muss, wenn man eine sportliche Großkaliberpistole in .45 Auto sucht. Die Preise beginnen bei 2.299,- Euro für die Basiswaffe und das 9x19-Wechselsystem startet bei 1.349,- Euro. Dafür, dass man dann perfekt für verschiedenste Schießsportdisziplinen in zwei Kaliberklassen ausgerüstet ist, ist das sicherlich ein faires Geschäft, wie wir finden.
Weitere Informationen zur ZPW Raptor erhalten Sie auf der Homepage von Zindel Präzisionswaffen.
Mehr zur Basis-Waffe CZ 97 erfahren Sie auf der Homepage von Ceska Zbrojovka.