Die Polymerrahmen-Schlagbolzenschloss-Pistolenfamilie hat sich für den traditionsreichen Waffenhersteller Carl Walther vor allen Dingen international als ein großer Wurf erwiesen und deckt mit ihren zahlreichen verschiedenen Ausführungen ein weites Anwendungsfeld ab. So ist neben dem Full-Size-Griffstück mit seinen 18 Patronen fassenden Magazinen und Oberteilen mit Lauflängen von 5“/127 mm, 4,5“/114 mm sowie 4“/102 mm auch noch das kürzere Compactgriffstück, das 15 Patronen in 9 mm Luger fasst, mit Verschluss-/Lauflängen von 4“/102 mm und 4,5“/114 mm erhältlich. Hierzu gesellen sich dann noch die mittlerweile verfügbaren SD-Modelle mit Schalldämpferläufen in den Längen 4,6“/118 mm und 5,1“/133 mm sowie Varianten mit farbigen Griffstücken in Tungsten Grey, OD Green oder Flat Dark Earth. Einzig eine reinrassige Sportversion im Stil der Q5 Match suchte man vergeblich im PDP-Portfolio. Bis jetzt – denn mit dem neuen, fünfzölligen Matchoberteil auf dem Full-Size-Polymergriffstück schließt nun die Ulmer Pistolenschmiede diese Lücke.
Technische Details der Walther PDP Match
Die PDP Match kommt mit dem bereits bekannten, glasfaserverstärkten Polymergriffstück in Full-Size-Größe und ist ab Werk gleich mit einem großen, umlaufenden Magazintrichter ausgerüstet. Dieser sorgt nicht nur für zügige Magazinwechsel in der Hitze eines Wettkampfes, sondern kann bei Schützen mit entsprechend großen Händen das Handling verbessern, weil sich der Handballen dort abstützen kann. Wird der Magazintrichter nicht benötigt oder ist ein solcher je nach Sportordnung nicht erlaubt, kann dieser im Handumdrehen entfernt werden. Hierzu muss nur der 4x16 Spannstift entfernt werden und schon kann der Trichter abgenommen werden.
Selbstverständlich sind alle im Lieferumfang enthaltenen Magazine gleich mit verlängerten Magazinböden aus Aluminium ausgestattet. Zur weiteren Optimierung der Handlage beziehungsweise Anpassung an unterschiedliche Handgrößen ist der Griffrücken der PDP – wie schon bei der PPQ – austauschbar gestaltet. Drei verschieden große Griffrücken (Small, Medium und Large) liegen bei und zum Austausch muss ebenfalls nur der bereits erwähnte Spannstift gelöst werden. Durch die Kombination aus Magazintrichter, Wechselgriffrücken und der griffigen „Performance Duty Texture“ getauften Oberflächenstruktur des Polymergriffstücks liegt die PDP Match gewohnt gut in der Hand.
Neben einer guten Handlage kommt dem Abzug eine nicht minder große Bedeutung für konstante Schießergebnisse zu und so überlässt man bei Walther hier ebenfalls nichts dem Zufall. Statt des normalen Performance Duty Triggers spendiert man der Matchvariante direkt den hauseigenen Dynamic Performance Trigger. Zwar zählt das standardmäßige, komplett vorgespannte Schlagbolzenschloss der PDP-Baureihe bereits zu einem der besten Abzugssystemen im Bereich der Schlagbolzenschloss-Gebrauchspistolen, jedoch setzt der Dynamic Performance Trigger mit seinem geraden Aluminiumzüngel, dem verkürzten Vorzugs-, Durchfall- und Rückstellweg sowie optimierter Klinkenüberschneidung dem ganzen noch das i-Tüpfelchen auf. Die Abzugseinheit unserer Testwaffe wies ein gemessenes Abzugsgewicht von durchschnittlich 2.100 Gramm bei sehr sauberer Charakteristik und unverschämt kurzem Rückstellweg („Reset“) auf. Wer noch etwas mit dem Abzugsgewicht nach unten gehen möchte, dem sei entweder das PPQ TSK COMPETITION TRIGGER Spring KIT von Sprinco USA oder der Tuningfedernsatz des deutschen Kurzwaffentuners Merkle aus Backnang empfohlen. Mit diesen lassen sich in den Walther-Schlagbolzenschoss-Pistolen problemlos Abzugswiderstände von deutlich unter 1.500 Gramm realisieren, wobei der Federnsatz von Merkle durch die beigelegten schwächeren Druckpunktfedern noch mehr Tuningpotential bietet.
Bei den übrigen Ausstattungsmerkmalen des Griffstücks der PDP Match geht es dann wieder standardmäßig zu. Wie bei allen modernen Walther-Pistolen sitzt der Verschlussfanghebel beidseitig am Rahmen und ist so großzügig dimensioniert, dass er sich ohne Umgreifen zuverlässig bedienen lässt. Der Magazinknopf ist leicht erhöht, weist ein griffiges Checkering auf und lässt sich für Linkshänder mit wenigen Handgriffen umstecken. Am Verschluss entdecken wir die typischen Serienmerkmale wie die sehr tiefen „Super Terrain“-Greifrillen, einen Ausschnitt für Minileuchtpunktvisiere, die mit Glock-kompatiblen mechanischen Visierelemente.
Der 5“/127 mm lange Lauf ist mit einem Polygonprofil und Rechtsdrall von 1-10“ (250 mm) versehenen. Darüber hinaus wurde der Verschluss der PDP Match wie bei ihrer gleichnamigen, stählernen Schwester aufwändig ausgefräst. Die Fräsungen wurden dabei sehr ansprechend in die vorderen Griffrillen integriert und sorgen nicht nur für ein markantes Erscheinungsbild, sondern reduzieren obendrein die Verschlussmasse, was zum einen das Funktionsfenster vergrößert und zum anderen das Schussverhalten positiv beeinflusst.
Praxistest: PDP Walther Match auf dem Schießstand
Ehe wir mit der PDP Match auf den Schießstand zogen, hieß es für ein Leupold Delta Point Pro erst noch „bitte Platz nehmen“. Denn nicht zuletzt für die Präzisionsüberprüfung auf der klassischen 25-Meter-Distanz wollten wir uns das Leben ein wenig leichter machen und montierten daher das bewährte Minileuchtpunktvisier mit der entsprechenden Adapterplatte (Nr. 04) auf Walthers neuestem Polymer-Sportler. Nach dem Einschießen des Leuchtpunktvisiers erfolgte die Präzisionsüberprüfung mit sechs 9x19-Munitionssorten, fünf Fabrikpatronen und einer Handlaborierung, mit Geschossgewichten von 115 bis 154 Grains. Der Durchschnitt aller Laborierungen lag bei 45 mm, wobei uns der Topstreukreis von 38 mm mit der Hornady American Gunner Fabrikpatrone und dem 115 Grains XTP Defensivgeschoss gelang. Besonders hervorzuheben ist aber, wie gut die Walther PDP Match dabei auch mit einfachen Vollmantelpatronen schoss. Im Anschluss wurden hauptsächlich noch Bill-Drills (IPSC-Standardübung, bei der so schnell wie möglich 6 Treffer in der A-Zone platziert werden müssen) auf Entfernungen von 5 bis 15 Metern geschossen, um das Schussverhalten der PDP Match besser beurteilen zu können. Dank der ausgezeichneten Handlage ließ sie sich gut bei diesen schnellen Schussfolgen beherrschen und der hervorragende Abzug tat sein Übriges, wenn es darum ging, sauber Treffer in der A-Zone zu platzieren. Einzig die doch recht stramme Verschlussfeder trübte etwas das Schießvergnügen, da ihr Impuls deutlich beim Verschlussvorlauf zu spüren war und die Waffe bisweilen unter den Haltepunkt abtauchte. Abhilfe könnte eine schwächere Verschlussfeder schaffen. Allerdings ist bei Schlagbolzenschlosssystemen immer darauf zu achten, dass Verschluss- und Schlagbolzenfeder aufeinander abgestimmt sein müssen, da eine Verschlussfeder mit zu geringer Federrate womöglich den Schlagbolzen nicht mehr vollständig spannen kann. Hier gilt es also, das bewährte Credo des IPSC-Weltmeisters und Büchsenmachers Matt McLearn zu befolgen: A jamless Gun is a winning Gun!
Besser spät als nie: Die 4,5 Zoll-Version der PDP Steel Frame FS
Mit einem Leergewicht von satten 1.145 Gramm stellt die PDP Steel-Frame FS trotz der um einen halben Zoll kürzeren Lauf-/Verschlusslänge im direkten Vergleich zur PDP Match einen richtigen Brocken dar, der aber sehr gut ausbalanciert in der Hand liegt. Ohnehin betrachten viele die 4,5“-Version der PDP aufgrund der Proportionen zwischen Verschluss- und Griffstücklänge als die optisch gefälligste. Ein Eindruck, dem auch wir uns nicht erwehren können. Das aus dem Vollen gefräste, nach unten verlängerte Full-Size Stahlgriffstück fasst die standardmäßigen PDP-Magazine für 18 Patronen und für den nötigen Halt im Eifer des Gefechts sorgen ein sauber gefräste 20-Lpi (Lines per Inch)-Checkering an der Griffstückvorderseite sowie die griffigen, einteiligen Kunststoffgriffschalen. Passend zum kürzeren 4,5“ Verschluss wurde die Schließfederrinne des Griffstücks soweit gekürzt, dass sie mit diesem abschließt und dem neuen Design folgend läuft sie ebenfalls schräg nach unten aus. All das sorgt für eine sehr gefällige Linienführung.
Die mittellange Ausführung der PDP Steel-Frame wird mit dem Performance Duty Trigger (leicht am runden Kunststoffzüngel erkennbar) ausgeliefert und der Verschluss weist – wie bereits bei der 4,0“ Compact – keine gewichtsreduzierenden Aussparungen auf. Auch einen Magazintrichter sucht man vergebens. Glücklicherweise lassen sich Magazintrichter und Dynamic Performance Trigger problemlos nachrüsten. Auch die PDP Steel-Frame FS musste sich unserer Präzisionsüberprüfung auf der 25-Meter-Distanz stellen, wobei wieder die gleichen sechs 9x19 Patronen wie beim Test der PDP Match zuvor zum Einsatz kamen. Am Ende konnte mit der kürzeren Ausführung sogar eine geringfügig bessere Schussleistung erreicht werden, betrug der Durchschnitt aus allen 5-Schuss-Streukreisen nur 43 mm. Zugegeben 2 mm Differenz ist nicht viel. Erfreulicherweise schmeckten der PDP Steel-Frame FS ebenfalls normale Vollmantelmunition ausgesprochen gut. Das beste Einzelpräzisionsergebnis konnte hingegen wieder einmal mit der Hornady American Gunner Fabrikpatrone erzielt werden. Die fünf XTP Hohlspitzgeschosse hinterließen einen nur 36 mm messenden Streukreis in der Scheibe. Wie üblich folgten der Präzisionsüberprüfung noch einige dynamische Standardübungen in Gestalt des eben erwähnten Bill-Drills oder des Blake-Drills, bei dem drei IPSC-Scheiben mit jeweils 2 Schuss schnellstmöglich beschossen werden müssen. Die mitgebrachte Munition neigte sich rasend schnell dem Ende zu, so viel Spaß machte es einfach, die Scheiben blitzschnell mit Treffern in der A-Zone zu belegen. Vor allen Dingen im direkten Vergleich zum Fliegengewicht PDP Match wurde überdeutlich, welche Vorteile eine Waffe mit Stahlgriffstück – bei ansonsten nahezu gleichen technischen Ausstattungsmerkmalen – für die Rückstoßkontrolle bietet. Kein Wunder also, dass sich im sportlichen Metier trotz der Vielzahl an Polymergriffstückpistolen nach wie vor schwere Ganzstahlwaffen behaupten.
Technische Daten und Preise: Walther PDP Match Polymer und PDP Steel Frame FS 4,5"
Modell: | Walther PDP MATCH POLYMER | Walther PDP STEEL FRAME FS 4.5“ |
Kaliber: | 9 mm Luger | 9 mm Luger |
Magazinkapazität: | 18 (20) Schuss | 18 Schuss |
Griffstück: | Glasfaserverstärkter Polymerrahmen mit Stahleinlagen | Stahl |
Verschluss: | Stahl | Stahl |
Lauflänge, -profil; Dralllänge: | 127 mm, Polygon; 1-250 mm | 114 mm,Polygon; 1-250 mm |
Kimme: | 3,9 mm, verstellbar, mit weißer Umrandung | 3,9 mm, verstellbar, mit weißer Umrandung |
Korn: | 3,8 mm mit weißer Punkteinlage | 3,8 mm mit weißer Punkteinlage |
Visierlänge: | 195 mm | 181 mm |
Sicherung: | Automatisch wirkende Abzugssicherung, Schlagbolzensicherung | Automatisch wirkende Abzugssicherung, Schlagbolzensicherung |
Abzugssystem,-gewicht*: | SA, Mittelwert 2.100 Gramm | SA, Mittelwert 2.310 Gramm |
Gewicht (inkl. Magazin): | 863 Gramm | 1.232 Gramm |
Maße (LxBxH): | 213x150x40 mm | 201x145x35 mm |
Preis: | 1.199,- Euro | 1.899,- Euro |
Ausstattung: | 2 Reservemagazine für 20 Patronen 3 Griffrückeneinsätze S, M, L Hartschalenkoffer Magazinladehilfe Justierwerkezug (Kimme) Sicherheitsfahne | 2 Reservemagazine für 18 Patronen Hartschalenkoffer Magazinladehilfe Justierwerkzeug (Kimme) Sicherheitsfahne |
*Mittelwert aus 5 Messungen mit der elektronischen Abzugswaage |
Fazit: Walther PDP Match und Steel Frame 4,5"
Mit der Walther PDP Match dürfte ein legitimer Nachfolger der PPQ Q5 Match gefunden sein. Neben einer überzeugenden Verarbeitung, Funktion und Schussleistung weiß sie vor allen Dingen durch überragende Handhabungseigenschaften zu punkten. Insofern lässt sich auch das Fehlen einer sportlichen Mikrometervisierung verschmerzen. Preislich ist die PDP Match mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 1.199 Euro ebenfalls eine attraktive Alternative zur normalen fünfzölligen PDP. Denn für letztere verlangt Walther 849 Euro. Wohlgemerkt ohne Dynamic Performance Trigger, Aluminiummagazintrichter und passenden Magazinböden. Angesichts dessen, dass allein die Nachrüstung des Dynamic Performance Triggers mittlerweile mit 305 Euro zu Buche schlägt, handelt es sich bei der Walther PDP Match also wirklich um einen guten Deal. Gleichwohl dürfte es die PDP Match schwer haben, sich am hart umkämpften Sportschützenmarkt zu behaupten. Dafür stehen Ganzstahlwaffen bei Sportschützen zu hoch im Kurs. Zumal Walther selbst mit der neuen PDP Steel-Frame-Pistolenfamilie ziemlich heiße Eisen im Feuer hat, die sich als die sportlich sinnvollere Alternative entpuppen. Ob es dann das Flaggschiff in Form der 5“ PDP Steel-Frame Match Full-Size sein muss oder man zur hier gezeigten PDP Steel-Frame FS 4,5“ greift, ist letztlich eine Frage des Geschmacks, da die Unterschiede in Sachen Präzision und Schussverhalten marginal ausfallen. Betrug die durchschnittliche Schussleistung der von uns getesteten Fünf-Zoll-Stahlvariante 42 mm, schlug sich die kürzere PDP Steel Frame FS 4,5“ mit 43 mm gleichfalls sehr beachtlich. Allenfalls das Argument der längeren Visierlinie spräche für die 5,0“. Ist hingegen eh die Montage eines Minileuchtpunktvisiers geplant, kann man guten Gewissens zur 4,5“ Version der PDP Steel-Frame greifen. In jedem Fall erhält man für einen Preis von 1.899 Euro mit der PDP Steel-Frame FS 4,5“ eine sehr gut schießende Ganzstahlpistole mit Schlagbolzenschloss „Made in Germany“.
Dieser Artikel erschien auch in der caliber, Ausgabe 6/2024. Dort finden Sie auch in der Schießergebnisse zu beiden Pistolen in zwei ausführlichen Tabellen. Das Heft ist auch als ePaper im VS Medien-Onlineshop erhältlich.