WALTHER zeigte die Creed hierzulande auf der IWA OutdoorClassics 2017. Optik, Ausstattung und technisches Innenleben der WALTHER Creed lassen den Schluss zu, dass sie an die Stelle der seit 2013 gebauten WALTHER PPX tritt.
Beide Pistolen verriegeln mittels eines Browning-Petter-SIG-Systems mit offener Steuerkulisse und per Block im Auswurffenster. Das teilvorgespannte Spannabzugs-System kombiniert mit einem im Schlitten versenkten, spornlosen Hahn haben PPX und Creed ebenfalls gemein.
WALTHER Creed: Eigenschaften der Polymerpistole
Ansonsten vertraut die WALTHER Creed auf klassenübliche Zutaten in diesem Pistolen-Segment: ein Polymer-Griffstück, doppelreihige 16-Schuss-Magazine und eine obligatorische Zubehörschiene.
Die WALTHER Creed ist grundlegend auf eine einseitige Bedienung ausgelegt. Demontagehebel und Schlittenfangtaste finden sich nur auf der linken Seite. Die Magazintaste lässt sich auch auf die rechte Pistolenseite ummontieren. Alle 3 Bedienelemente arbeiten vorbildlich und weisen eine gelungene Ergonomie auf. Besonders die große, geriffelte Magazintaste gefällt. Das Polymer-Griffstück zeigt sich gut verarbeitet und passt für eine mittelgroße Hand gut.
Leider wird auf auswechselbare Griffrückenmodule verzichtet. Obwohl das Griffstück für die meisten Hände gut passen sollte, fällt besonders der ebenfalls nicht modifizierbare Fingerwinkel zum Abzugszüngel auf.
Die Griffstücktextur wurde augenscheinlich ebenfalls von der PPX übernommen. Diese vermittelt einen ordentlichen Grip, ohne dabei aggressiv auf die Handflächen zu wirken. Der Schlitten wird aus dem Vollen gefräst und durch eine Tenifer-Schicht geschützt. Er läuft auf 4 Führungen eines im Rahmen verstifteten Stahlgehäuses. Dieses trägt ebenfalls das Abzugs-System und den Hammer-Mechanismus. Innerhalb des Schlittens liegen wie gewohnt die Laufgruppe und die Schließfeder.
Vermutlich um Produktionskosten der Walther Creed zu senken, setzt der Hersteller bei der Laufkonstruktion auf eine dreiteilige Lösung: Lauf und Patronenlager bestehen aus einem Stück, werden jedoch vom Riegelblock als weiterem Bauteil umgeben. Der Riegelblock entsteht im MIM-Verfahren und wird anschließend über das Patronenlager gesetzt (MIM = Metal Injection Molding: ein Formgebungsverfahren aus Metallspritzguss- und Sintertechnologie). Zu guter Letzt platziert Walther eine polierte Rampe als drittes Bauteil vor dem Patronenlager. Die Lauflänge beträgt 4 Zoll (102 mm).
Abzug und Hahn-System der WALTHER Creed
Wie viele der aktuellen Polymerpistolen auf dem Markt bringt auch die WALTHER Creed einen teilvorgespannten Abzug mit. Allerdings kombiniert die Creed dies mit einem spornlosen Hammer. Dieser sitzt im Heck der Waffe eingelassen und erhebt sich nur unter Teilspannung und Drücken des Abzugs aus dem Waffenheck.
Die Abzugcharakteristik zeigt sich für eine reguläre Gebrauchspistole recht überzeugend. WALTHER gibt das Abzugsgewicht mit 2.900 g an. Im Test wurde es mit 2.270 g jedoch weit unterboten. Rund 2 Drittel des Vorzugs bewältigt der Drücker vorbildlich, auf dem letzten Drittel kratzt er leicht. Dafür steht der Abzug recht trocken auf dem Druckpunkt und fällt auch nur minimal durch.
Die WALTHER Creed Pistole auf dem Schießstand
Auf dem Schießstand erfolgten neben der Präzisions- und Geschwindigkeitsmessung vom Sandsack auch noch mehrere Probeserien stehend aus der Hand. Dabei fällt sofort auf: Griff und Waffengewicht sorgen für eine gute Handlage der Pistole.
Die Drei-Punkt-Stahlvisierung der Creed ermöglicht stets eine schnelle Zielerfassung. Das Korn ist mit dem Schlitten verschraubt und die Kimme lässt sich seitlich driften. Beide Visierelemente sind mit weißen Dämmerungsmarken in Punktform ausgestattet.
Handhabung und Bedienung der Creed gehen fast schon intuitiv einfach von der Hand. Die Repetierrillen an Front und Heck lassen sich gut greifen und bieten einen ordentlichen Halt. Im Schuss bleibt die Creed auch mit stärkeren Laborierungen noch gut kontrollierbar. Dies ist auch auf die passende Ergonomie im Griffrückenbereich zurückzuführen.
Der Hochschlag der Mündung zeigt sich vergleichsweise ausgeprägt – ähnlich der PPX. Trotz ihres massiven Schlittens wiegt diese Polymerpistole nicht besonders viel. Darüber hinaus besitzt sie eine recht hohe Laufachse, was nicht zuletzt der Technik des Hahn-Systems geschuldet ist. Hierdurch wird naturgemäß ein stärkerer Hochschlag erzeugt als bei Systemen mit einer tieferen Laufachse.
In puncto Sicherheit und Repetierverhalten gibt es bei der WALTHER Creed nichts anzukreiden. Die Waffe arbeitete stets ohne Störungen und verdaute sämtliche Test-Laborierungen ohne Probleme.
Für eine Gebrauchs-/Verteidigungspistole erzielte die Creed im Schießtest außerdem gute Streukreise. Und auch die Energieausbeute mit dem kurzen 4-Zoll-Lauf ist vergleichsweise gut.
Technische Daten der WALTHER Creed
Modell: | WALTHER Creed |
Kaliber: | 9 x 19 mm |
Kapazität: | 16 + 1 Patronen |
Maße in mm: (L x B x H) | 185 x 33 x 142 |
Lauflänge: | 102 mm |
Visierlänge: | 156 mm |
Kimme: | 4,5 mm, seitlich verstellbar |
Korn: | 3,5 mm, Korn mit weißer Punkteinlage |
Abzugsgewicht: | 2.270 g |
Gewicht: | 755 g |
Preis: | 590,- Euro |
Die WALTHER Creed – das Fazit zur Polymerpistole
Die WALTHER Creed bringt neben dem Renommee der deutschen Marke auch eine hohe Verarbeitungsqualität mit. Schussleistung, Bedienung und Visierung passen wunderbar für Verteidigungslagen und das Preis-/Leistungsverhältnis der Waffe stimmt. Mit einem Preis von 590,- Euro liegt die Creed am unteren Ende des Preisbereichs für europäische Marken-Polymerpistolen.
Zwar ist sie deutlich günstiger als vergleichbare Modelle, der Käufer muss aber auch bei der Ausstattung der Creed zurückschrauben. Auf der Habenseite der neuen Pistole stehen eine gediegene Verarbeitung, eine gute Schussleistung und eine einfache Bedienung. WALTHER liefert die Creed in einem abschließbaren Kunststoffkoffer, mit einer Bedienungsanleitung und 2 brünierten 16-Schuss-Magazinen aus.
Weitere Informationen zur Polymerpistole WALTHER CREED finden Sie direkt auf der Webseite des Herstellers.
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