Die Walther PDP scheint eine der Waffen weltweit zu sein, die sich einer stets wachsenden Popularität erfreut. Im letzten Jahr haben die Kollegen von Guns & Ammo die Waffe zur „Handgun of the Year“ gekrönt. Da liegt es doch nahe, sich nochmals mit dieser innovativen Pistolenserie zu beschäftigen, vor allem dann, wenn einem die taufrischen Nachfolgemodelle in Gestalt der Pro SD-Pistolen für Erprobungen zur Verfügung stehen. Los geht’s!
Die neue Walther PDP Pro SD im Detail
Der seit 1886 tätige Waffenhersteller Carl Walther bietet die PDP in fünf verschiedenen Ausführungen an. Die Full-Size-Griffstücke, die Magazine für 18 Patronen aufnehmen, sind mit Oberteilen mit Lauflängen von 5“/127 mm, 4,5“/114 mm sowie 4“/102 mm verfügbar. Mit dem kürzeren Compact-Griffstück, das 15 Patronen in 9 mm Luger fasst, werden die Oberteile mit Lauflängen von 4“/102 mm und 4,5“/114 mm kombiniert. Die Frage, was einem da persönlich zusagen könnte, ist nicht immer leicht zu beantworten und hängt vom jeweiligen Anwendungsbereich ab. Laut Herstellerangaben ist der Bestseller in Deutschland die Full-Size-Variante mit 4.5“/118 mm Lauflänge. In den USA hingegen ist es die Compact-Ausführung mit 4“/102 mm oder 4,5“/114 mm Lauflänge – „Concealed Carry“ lässt grüßen! Seit kurzem sind die 4“/102-mm-Ausführungen mit dem Compact-Griffstück auch in trendigen Farben wie Tungsten Grey, OD Green oder FDE (Flat Dark Earth) erhältlich. Nun rundet der Traditionshersteller aus Ulm das ansehnliche Portfolio mit den Pro SD-Modellen ab, wobei das Kürzel SD in der Modellbezeichnung schon auf einen Schalldämpferlauf hindeutet.
Die 5,1“-Ausführung der Walther PDP kommt mit dem Full-Size-Griffstück, beim Verschluss hingegen entschied man sich für die goldene Mitte, also die 4,5“-Variante. Ihren Modellnamen erhält die Pro SD 5,1“ dann durch den 5,1“/133 mm langen Lauf mit ½“-28 UNEF-Gewinde. Die Walther Pro SD 4,6“ weist hingegen den kürzesten Verschluss sowie einen 4,6“/118 mm langen Lauf mit identischen Mündungsgewinde auf. Nur die wenigsten können hierzulande das Gewinde für den ursprünglich angedachten Einsatzzweck nutzen. Alternativ lässt sich hier aber auch ein Kompensator befestigen, wie beispielsweise den formschönen Einkammer-Kompensator von Petersen Gunworks aus Münster. Wer beides nicht nutzt, kann sich zumindest am Coolness-Faktor erfreuen. Im Verschluss befinden sich vorne und hinten sehr tiefe Greifrillen, die Walther selbst „Super Terrain Serrations“ nennt. Neben dem guten Zugriff beim Durchladen oder etwaigen Verschlussmanipulationen sorgen sie auch für eine markante Optik der neuesten Polymerrahmenpistole. Die Tetraeder-Struktur des Griffstückes sorgt für einen sehr guten Grip und sehr viel Schusskontrolle, was definitiv keine Selbstverständlichkeit bei „Plastikpistolen“ ist. Abgerundet werden die Griffstücke im wahrsten Sinne des Wortes durch den umlaufenden Magazintrichter aus Aluminium, der schwarz beschichtet wurde.
Beiden Pro-Modellen spendiert man direkt ab Werk den Dynamic Performance Trigger, mit dem sich standardmäßige PDP-Modelle für 288 Euro nachrüsten lassen. Die Abzugseinheiten unserer Testwaffen besaßen ein gemessenes Abzugsgewicht von rund 1.900 Gramm bei sauberer Charakteristik und erfreulich kurzem Rückstellweg („Reset“). Seit Anfang des Jahres wurde bei der gesamten PDP-Baureihe der Ausschnitt für die Minileuchtpunktvisiere um rund zwei Millimeter verlängert, sodass nun auch das Aimpoint ACRO C-1/P-1 und C-2/P-2 sowie auch günstigere Modelle wie das Burris Fast Fire oder Vortex Venom montiert werden können. Typische Serienmerkmale wie der beidseitige Verschlussfanghebel und der umsetzbare Magazinknopf sind natürlich auch bei den Pro SD-Modellen vorhanden. Bei den Ausfräsungen auf der Schlittenoberseite für die ab Werk durchaus brauchbare mechanische Visierung mit justierbarer Kimme orientierte man sich an Glock, sodass bei Bedarf alle Nachrüstvisierungen genutzt werden können, die der Tuningmarkt zu bieten hat. Jeder Pro SD liegt übrigens noch eine grün eingefärbte Verschlussfeder bei, die explizit nur für die Schalldämpferverwendung vorgesehen ist. Zudem legt der Hersteller gleich drei der 18 Patronen fassenden Stahlblechmagazine jeder Ausführung bei.
Praxistest: Was können die beiden neuen Walther PDP Pro SD Modelle auf dem Schießstand?
Wir rüsteten die große PDP Pro SD mit entsprechenden Walther-Adapterplatten mit einem Aimpoint ACRO P-2 und die kleine PDP Pro SD mit einem Leupold Delta Point Pro aus, bevor wir auf den Schießstand zogen. Nach dem Einschießen der Minileuchtpunktvisiere erfolgte die Präzisionsüberprüfung mit sechs 9x19-Munitionssorten, vier Fabrik- und zwei Handlaborierungen, mit Geschossgewichten von 115 bis 147 Grains. (Die vollständigen Schießergebnisse finden Sie nur in der gedruckten Ausgabe caliber 6/2022, die Sie hier kaufen können). Der Durchschnitt aller Laborierungen lag bei 47 mm.
Die kürzere Ausführung kam mit einem Durchschnitt von 42 mm in Sachen Präzision gegenüber der längeren Ausführung sogar die Nase vorne. Wir waren positiv überrascht, welche Präzision sich aus den beiden Pistolen mit der entsprechenden Munition herausholen ließ. Die anschließenden Dot Drills verliefen ohne Funktionsstörungen. Durch den griffigen Rahmen ließen sich beide Pistolen gut im Schuss beherrschen, auch wenn sie unter den „Striker Fire Action“- Pistolen nicht unbedingt die geringste Bauhöhe aufweisen.
Technische Daten + Preis der Walther PDP Pro SD Full-Size und Compact
Modell: | PDP Full Size Pro SD 5,1“ (Compact Pro SD 4,6“) |
Preis: | 1.098 Euro |
Kaliber: | 9 mm Luger |
Magazinkapazität: | 18 Patronen (auch 15 Patronen) |
Griffstück: | Polymerrahmen mit Stahleinlagen |
Verschluss: | Stahl, schwarz beschichtet |
Lauflänge, Laufprofil: | 131(118) mm, 12-Flächen-Polygon |
Dralllänge: | 1-250 mm |
Kimme: | 3,7 mm, voll verstellbar mit weißer, nicht nachleuchtender Umrandung |
Korn: | 3,7 mm mit weißer Punkteinlage |
Visierlänge: | 181(170) mm |
Sicherung: | Abzugssicherung sowie abzugsgesteuerte Schlagbolzensicherung |
Abzugssystem, -gewicht/Spannweite: | SA, Mittelwert 1.869 Gramm/110 Gramm |
Schlosszeit*: | 3 ms |
Gesamtgewicht (incl. Magazin): | 769 (733) Gramm |
Maße (L x B x H): | 215 (203) x 34x150 (140) mm |
Extras: | Hartschalenkoffer, 2 Reservemagazine, auswechselbarer Griffrücken, Verschlussfeder für SD-Betrieb |
Unser Test-Fazit: Sind die Walther PDP Pro-Modelle ein guter Kauf?
Wie schon die vor einem Jahr getesteten Walther PDP-Standardmodelle überzeugten auch die Pro SD-Ausführungen durch saubere Verarbeitung, Ausstattung, Funktion, Handhabungseigenschaften und Schussleistung. Doch das Beste kommt zum Schluss, denn die Pro SD-Modelle sind auch preislich attraktiv. 1.098 Euro verlangt der Hersteller für die aktuellsten Sprösslinge der Baureihe. Das sind gerade einmal 300 Euro Aufpreis gegenüber den standardmäßigen PDP. Bedenkt man, dass der Performance Duty Trigger mit 288 Euro sowie der Aluminium-Magazintrichter mit 79 Euro bei einer nachträglichen Aufrüstung zu Buche schlägt, dann spart man knapp 70 Euro. Den Schalldämpferlauf gibt es dann quasi gratis zum Gesamtpaket dazu. Ein sportlich-fairer Deal und damit ein guter Kauf, wie wir finden.
Die Testpistolen wurden freundlicherweise vom Hersteller Carl Walther zur Verfügung gestellt – hier erhalten Sie weitere Informationen zu den neuen PDP Modellen.