Eines vorab: Der aktuelle Großhändler für Canik ist die HUNTEX GmbH aus Hamburg, der auch für Fragen rund um das Thema Service zur Verfügung steht. Die Türkei als Lieferant für Waffen bringen die meisten Leute wohl eher mit zahlreichen günstigen Kipplauf- Repetier- oder Selbstladeflinten in Verbindung. Der Hersteller Canik, dessen Firmenname sich vom gleichnamigen Gebirge am Firmensitz ableitet, gehört zum Samsun Yurt Savunma Sanayi ve Ticaret A.Ş. (SYS)-Konzern und ist damit einer der türkischen Rüstungshersteller. Seit 1998 ist man auch im Bereich der Kurzwaffen tätig. Den Anfang machten Ganzstahlpistolen auf der technischen Basis der CZ 75 wie die Canik-Modelle P100 oder P120, deren Produktion vor ein paar Jahren eingestellt wurde. Seit 2010 hat man sich bei Canik den Polymerrahmenpistolen angenommen und besonders in den USA mit seinem anscheinend nimmersatten Markt durch ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis eine gute Reputation erarbeitet. 650 Mitarbeiter fertigen rund 450.000 Pistolen sowie 2.500 M2 Maschinengewehre im gigantischen Kaliber 12,7x99 alias .50 BMG im Jahr. Das ist schon beachtlich, denn das sind mehr als 1.200 Pistolen am Tag. Immerhin 95 % der Produktion gehen nach eigenen Angaben in den Export in 68 Länder.
Seit einem Jahr unterhält der Hersteller sogar in der Nähe von Istanbul eine Canik-Academy auf einer Fläche von 15.000 m². Hier stehen vorwiegend für Militär- und Polizeieinheiten vier Raumschießanlagen sowie zwei Trainingshäuser für taktische Szenarios bereit. Ein kluger Schachzug, denn so kann man gleich die entsprechende Ausbildung zur Waffe anbieten. Die Bestseller des Herstellers sind die TP-Modelle, die von der Subcompact bis zur Full-Size-Ausführung erhältlich sind (einige davon hat all4shooters.com hier bereits vorgestellt). Später folgten dann die Mete-Modelle.
Neu auf dem Markt ist nun unsere aktuelle Testwaffe in Gestalt der Canik SFx Rival, die in Konzept und Ausstattung für den sportlichen Einsatz geeignet ist. Hinzu kommt ein Design, das beim Kenner Assoziationen an populäre US-Tuningfirmen wie Agency Arms oder ZEV Technologies weckt. Zudem existiert mit Mecanik eine neue Zubehörmarke von Canik. Hier bietet man aktuell Leuchtpunktvisiere an, Schalldämpfer und eine Bekleidungsserie werden folgen, so der Hersteller.
Die nur im grauen Farbton erhältliche Canik Rival fällt in erster Linie durch ihre markanten, dekorativen Fräsarbeiten am Verschluss und am Lauf auf. Man hat den Fräser ganz schön tanzen lassen, um ihr dieses auffällige Design zu verpassen, das man sonst nur bei weitaus teureren Custom-Pistolen amerikanischer Herkunft bekommt. Der beidseitige Verschlussfanghebel, der abnehmbare Magazintrichter, Magazinböden, Abzugszunge und die wechselbaren Magazinknöpfe wurden goldfarben Cerakote beschichtet. Die Strukturierung der Griffstückoberfläche erinnert etwas an feines Skateboard-Tape und vermittelt entsprechenden Gripp. Der Griffumfang lässt sich mit zwei beiliegenden, austauschbaren Griffrücken verändern. Daneben entdeckt man im grauen Hartschalenkoffer auch noch ein weiteres 18 Patronen fassendes Magazin, zwei Magazinböden aus Aluminium, eine Magazinladehilfe und ein passgenaues Kunststoffholster. Schließlich möchte man bei Canik auch Interessenten aus dem Bereich IDPA und IPSC ansprechen.
Wichtig für IPSC: Die Canik SFx Rival ist schon zugelassen
Wichtig für IPSC Schützen: Die Canik SFx Rival wurde auch schon in die Liste der für die IPSC Production/ Production Optics Division zugelassenen Pistolen aufgenommen, wobei dann aber der Magazintrichter natürlich nicht montiert sein darf. In Konstruktion und Technik entspricht das Modell vielen anderen aktuellen Polymerrahmenpistolen.
Ein Schlagbolzenschloss (Striker Fire Action), das vollständig im Vorlauf gespannt wird, sorgt für einen vom ersten bis zum letzten Schuss gleichbleibenden Single-Action-Abzug. Das Abzugsgewicht maßen wir im Mittel mit rund 2.000 Gramm, da hätten wir uns für den sportlichen Bereich etwas weniger gewünscht. Dem subjektiven Empfinden nach fällt das Abzugsgewicht aber ohnehin niedriger aus, weil 1.200 Gramm bereits im Vorzugsweg aufgezehrt werden und die Auflagefläche für den Zeigefinger an der Abzugszunge mit rund 9 mm recht breit ausfällt. Der Rückstellweg („Reset“) fällt mit einem Millimeter kurz und knackig aus, was für schnelle Schussfolgen vorteilhaft ist.
Natürlich darf beim neuesten "Rennpferd" von Canik nicht der Ausschnitt für ein Minileuchtpunktvisier auf der Verschlussoberseite fehlen. Und da legt man zur umfangreichen Ausstattung gleich vier Adapterplatten hinzu. Somit lassen sich MRDS (Mini Red Dot Sights) von Noblex/Doctor, Meopta, Insight, Vortex, Leupold Delta, Trijicon, C-More STS, Shield und viele andere montieren, die sich den gleichen Fußabdruck (englisch „Footprint“) teilen. Wer bei der immer größeren Anzahl an Minileuchtpunktvisieren und den entsprechenden Fußabdrücken verständlicherweise den Überblick verliert, bekommt auf dieser recht aufschlussreichen Website Auskunft, was womit kompatibel ist. Canik bietet übrigens optional auch noch zwei weitere Adapterplatten für das unverwüstliche Aimpoint ACRO C2/P2 sowie das SIG Sauer Romeo 3 und C-More RTS-2 an.
Ab Werk ist die Canik Rival SFx mit einer mechanischen Visierung ausgestattet, die aus einem tiefsitzenden Mikrometervisier sowie einem schmalen Leuchtfiberkorn besteht. Weil die Mikrometerkimme in der Abdeckplatte der MRDS-Ausnehmung sitzt, fehlt hier dann zwangsweise das „Co-Witness“-Konzept, sodass man die mechanische Visierung nicht nutzen kann, um bei einem etwaigen MRDS-Ausfall weiter wirken zu können. Ob man damit leben kann oder nicht, muss man selbst abwägen.
Unsere Testwaffe wies innen wie außen eine insgesamt saubere Verarbeitung sowie Oberflächenbeschichtung auf, wobei auch der Lauf ohne merkliches Spiel im Verschluss saß. Dahingehend braucht man sich also vor den europäischen oder nordamerikanischen Mitbewerbern nicht zu verstecken.
Testeindruck: Die Canik SFx Rival schießt präzise und zuverlässig
Zur Auswahl kamen bei unserem Test sieben Laborierungen von 95 bis 158 Grains, also nahezu das gesamte Gewichtsspektrum, das die universelle 9 mm Luger zu bieten hat. Das beste Ergebnis von der Sandsackauflage von 41 mm erreichte unsere Handladung mit dem exzellenten Hornady 115 Grains HAP-Geschoss. Nur theoretisch schlechter und auch für Nichtwiederlader verfügbar, die schnelle Magtech 95 Grains Teilmantel mit 42 mm. Den dritten Platz mussten sich die GECO 115 Grains DTX und die schwere Fiocchi 158 Grains FMJ mit 50 mm teilen. Der rechnerische Durchschnitt lag bei 53 mm, was belegt, dass die Canik SFx Rival mit der zum Test ausgewählten Munition durchaus ordentlich schießt. Wie immer wurden die Einzelergebnisse aus dem rechnerischen Mittel aus zwei 5-Schuss-Gruppen gebildet. Alle weiteren Ergebnisse können Sie der übersichtlichen Tabelle (nur in der gedruckten caliber-Ausgabe Juni 2022) entnehmen. Im anschließenden dynamischen Testabschnitt mit Dot Drills gab es keine Funktionsstörungen zu verzeichnen, die Magazine rasten auch bei maximalem Füllstand sauber ein. Alles in allem erlaubte sich das Topmodell von Canik mit dem schicken Äußeren keine Schwächen in unserem Test.
Technische Daten und Preis der Canik SFx Rival Sportpistole
Hersteller: | Canik |
Modell: | SFx Rival |
Preis: | 1.149 Euro |
Kaliber: | 9 mm Luger |
Magazin-Kapazität: | 18 Patronen |
Griffstück: | Polymerrahmen mit Stahleinlagen |
Verschluss: | Stahl, grau Cerakote beschichtet |
Lauflänge, Laufprofil: | 127 mm, 6x F-Z-Profi l |
Zug-Felddiameter/Dralllänge: | 9,06 mm - 8,84 mm/k.A. |
Kimme: | 3,6 mm, geriffelte Mikrometerkimme |
Korn: | 2,9 mm, geriffeltes Rampenkorn mit Leuchtfiberstab |
Visierlänge: | 197 mm |
Sicherung: | Abzug-, Schlagbolzensicherung |
Abzugssystem: | Single Action: Mittelwert 1.973 Gramm |
Spannweite: | 181 Gramm |
Gesamtgewicht mit Magazin: | 820 Gramm |
Maße (LxBxH): | 205x36x145 mm |
Extras: | Hartschalenkoffer mit Reservemagazin, 2 Griffrücken, 4 Adapterplatten für Leuchtpunktvisiere, Holster, Magazinlader, Reinigungs-Werkzeugset |
Wie schneidet die Canik SFx Rival gegen die Konkurrenten ab?
Die Canik SFx Rival besitzt ein äußeres Erscheinungsbild, das man sonst nur von seltenen, teuren US Custom-Pistolen her kennt. Hinsichtlich Verarbeitung, Funktion und Schussleistung kann sie überzeugen. Die Ausstattung mit vier Adapterplatten, farblich abgestimmtem Kunststoffholster im Karbon- Look sowie Reservemagazin und vielem mehr ist sehr üppig. Mit einem Preis von 1.149 Euro befindet sie sich allerdings auch ungefähr auf einem Preisniveau, auf dem auch vergleichbare, deutsche Polymerpistolen mit sportlicher Ausstattung wie Heckler & Koch SFP 9 Match OR (1.235 Euro) oder Walther Q5 Match OR 5“ (1.289 Euro) angesiedelt sind. Bei Präzision und Verarbeitung gab es keine Beanstandungen. Also ist die Canik SFx Rival ein echter Rivale für die etablierten Marken, wie die Produktbezeichnung schon sagt. Die Zeiten, in denen der Hersteller seine Produkte vor allem über den Preis verkaufte, sind wohl eher Vergangenheit.
Die Testpistole wurde uns vom Importeur zur Verfügung gestellt, der HUNTEX GmbH, Alstertor 17, 20095 Hamburg,
Telefon: +49-(0)40-32310499, Mails an info@hunt-ex.com. Auf der verlinkten Website sehen Sie auch, welche anderen Marken HUNTEX national und international vertreibt.