Ohne aufwändige Montagen direkt auf den Verschluss der Pistole geschraubte Rotpunktvisiere sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Dafür vorbereitete Waffen tragen das Kürzel „OR“, es steht für Optics Ready. Eigner von Pistolen ohne Ausfräsung im Verschluss guckten zwar bislang nicht in die Röhre, aber weiterhin nur über die altbekannte offene Visierung. Eine Alternative gab es bislang nur über aufwändige Fräsarbeiten vom Büchsenmacher, mit anschließendem Neubeschuss. Trijicon bietet nun sein RMRcc ADJ auch mit einer neuen, oder vielmehr altbekannten Schnittstelle an, und zwar für den Schwalbenschwanz, in welchem die Kimme eingeschoben wird. Diese Schnittstellen sind schon für die hier getesteten Pistolen des Typs MC2c von Mossberg zu haben, da hier auch die Dovetail-Platte für die GLOCK passt. Zudem hat Ferkinghoff International zur Zeit auch schon eine RMRcc-Platte für die kleineren Kimber-1911-Modelle am Start. In den USA sind wohl auch schon welche für weitere Pisten etwa von SIG Sauer oder S&W verfügbar, die dann demnächst auch über den großen Teich geliefert werden sollen. Neben der Einschub-Lösung für den Schwalbenschwanz der Kimme wird das RMRcc ADJ auch mit Adapterplatten für alle gängigen OR-Pistolen angeboten, also auch für die kompakte Mossberg MC2sc OR. Sowohl die Trijicon-Reflexvisiere als auch die Mossberg-Pistolen sind aktuell beim Importeur Ferkinghoff International lieferbar.
Die Reflexvisiere von Trijicon durchlaufen extreme Tests und müssen harten militärischen Anforderungen gerecht werden.
Wer sich durch Angebote von Reflexvisieren klickt, wird bei Trijicon hängen bleiben. Nicht wegen einer außergewöhnlichen Formgebung, schrillen Farben oder besonders hervorstechenden Eigenschaften. Es ist der hohe Preis, der je nach Variante des RMR-Visieres zwischen 700 und 850 Euro liegt. Das scheint schon sehr, sehr selbstbewusst. Doch Trijicon hat auch sehr, sehr selbstbewusste Kunden, wie das US Special Operations Command (USSOCOM). Dort werden die Trijicon-Reflexvisiere als „Handgun Reflex Sight (MAS-D HRS)“ geführt. Nicht, weil werbewirksame Dichtkunst, sondern harte Fakten für den Ankauf dieser Visiere zählten. So die Wasserdichtigkeit bis 20 Meter. Rüttel- und Stoßtests, die auch für das Batterielager gelten wie für ein patentiertes, stoßabsorbierendes Gehäuse. Der funktionssichere Temperaturbereich der RMR-Visiere liegt zwischen -29 und +60 Grad Celsius, deckt also bis auf Extrembereiche wie die Subtropen und die Polargebiete eine sehr große Klimabreite ab. Das sind einige Extras, für welche militärische Abnehmer gerne eine Handvoll Dollar extra zahlen. Der zivile Nutzer muss sich nur fragen, ob das alles für seinen Anwendungszweck Not tut, oder das Bewusstsein, „das Beste“ zu besitzen, den finanziell deutlichen Aderlass hinreichend akzeptabel macht.
Sprechen wir über die neuen kompakten Pistolen von Mossberg: Besonders bei der MC2c täuscht das Längen- und Breitenverhältnis eine wesentlich wuchtigere Waffe vor. In die Hand genommen, dauerte es einige Sekunden, bis die Tester realisierten, wie wenig Fläche beim Kraftschluss umfasst werden muss. Das Griffstück eignet sich sehr gut für mittelgroße und kleine Hände, "Langfinger" vermissen etwas Fülle. Doch gerade ihre schlanke Linie prädestiniert auch die größere MC2c für das verdeckte Tragen.
Das besondere Merkmal der Mosberg MC2c im Test ist die zusätzliche manuelle Schiebesicherung im Abzugsbereich, Tester mit breiten Daumen fanden sie recht nahe am Magazinauslöser. Bei der kompakten MC2sc findet sich im Außenbereich dieser Waffe die bekannte Sicherungsklinke im Abzugszüngel. Fühlt sich der Nutzer hinsichtlich des sicheren Greifens an der MC2c auch mit dem flacheren Boden noch sicher, führt dieser an der kompakten MC2sc schon ab mittlerer Handgröße zum bekannten Freiflug des kleinen Fingers. Wer sich nur auf den vollen Kraftschluss aller Finger verlassen möchte, kommt bei der kurzen MC2sc um den großen Magazinboden und die dadurch erfolgende Verlängerung des Griffstücks nicht herum. Damit zur Oberflächengestaltung von beiden Pistolen: Weichgespült, aber im positiven Wortsinn. Keine Ecken oder Kanten, die hängenbleiben könnten, außer der etwas prominenten Fläche am Auszieher, die bei gefülltem Patronenlager hervorsteht und somit diesen Zustand signalisiert. Die Griffgestaltung wie auch deren Textur sind auf Höhe der Zeit. Die sehr schmale Bauweise der Testwaffen lässt sich nur durch Verwendung von Stahlblechmagazinen realisieren. Tester mit größeren Händen vermissten Gestaltungsmöglichkeiten über Griffrücken oder Seitenplatten. Andererseits sollten für verdecktes Tragen spezifizierte Pistolen eher schmal als breit sein. Wer partout einen dickeren Griff möchte, dürfte mit Hogues Handall-Gummiüberzieher ein probates Mittel zur Umfangs-Vergrößerung finden.
Praxistest der Mossberg MC2c und MC2sc auf dem Schießstand:
Geschossen wurde die MC2c freihand und aus dem Heymann Guntester. Die kurze MC2sc diente dem Vergleich im Rückstoß. Passend zur Konzeption der Waffen kam nur für jagdliche Zwecke oder zur Verteidigung taugliche Munition zum Einsatz. Und ja, das im Schwalbenschwanz der Kimme sitzende Platten-Konstrukt für das RMRcc ADJ hat gehalten. Manche werden rund 100 Schuss für wenig halten, aber jagdliche Nutzer benötigen für solche Schusszahlen eher Jahre. Positiv wurde die manuelle Helligkeitsregelung über selbsterklärende + und -Tasten am Reflexvisier vermerkt. Die nur bei gespanntem Schloss rastende Schiebesicherung der MC2c ist typisch für das amerikanische Sicherheitsverständnis. Ästheten mag der etwas höhere Aufbau des Reflexvisieres auf der MC2c stören, Praktiker werden eher darauf hoffen, dass es bald mehr Adapter für den Schwalbenschwanz von Kimmen geben wird. Dürfte für Sportschützen der Rotpunkt mit 3,25 MOA etwas zu groß sein, empfanden ihn alle Tester für den Fangschuss oder Verteidigungszwecke optimal. Mit keiner Pistole gab es Zuführ- oder Auswurfstörungen. Positiv: der gut definierte Druckpunkt. Neben der Eigenpräzision von Waffe und Munition ein wichtiges Merkmal für enge Streukreise. Griffverlängerungen oder -verkürzungen führten zu folgendem Ergebnis: Das verkürzte Griffstück der MC2c lässt mittelgroßen Händen noch vollen Fingerschluss zu. Pratzenträger benötigen den hohen Magazinboden. Auch damit wird es für große Hände an der MC2sc OR eng. Bei mittelgroßen Händen findet der kleine Finger am flachen Magazinboden keinen Halt mehr und die Waffe schießt sich dann ggf. etwas ruppig.
Vor dem Zerlegen der Mossberg MC2-Pistolen ist der Schlagbolzen herauszunehmen. Die gelbe Hülse sorgt dafür, dass die Schlagbolzeneinheit zusammen bleibt und nicht aus dem Verschluss springt.
Technische Daten und Preise der Mossberg MC2c und MC2sc OR
Modell: | Mossberg MC2c Manual Safety | Mossberg MC2sc OR |
Preis: | € 749,- | € 799,- |
Kaliber: | 9 mm Luger | 9 mm Luger |
Kapazität: | 15 (13) + 1 Patronen | 14 (11) + 1 Patronen |
L x B x H: | 180 mm x 27 mm x 130 mm | 162mm x 27mm x 110 mm |
Lauflänge: | 102 mm | 86 mm |
Drall: | 1:406 mm (1:16“) | 1: 406 mm (1:16“) |
Abzugsgewicht: | ca. 2.500 g | ca. 2.500 g |
Gewicht: | ca. 670 g | ca. 595 g |
Links-/Rechts-Ausführung: | Umsteckbarer Magazinauslöser | Umsteckbarer Magazinauslöser |
Ausstattung: | Zusätzliche manuelle Sicherung, Kimme mit weißen Punkten, grünes Fiberglas-Korn. | Kimme und Korn mit weißen Punkten. |
Unser Testfazit zu den Mossberg-Pistolen M2c und M2sc OR und dem Red Dot Sight Trijicon RMRcc ADJ:
Die Mossberg-MC2-Modelle sind für das verdeckte Tragen prädestiniert. Für diesen Anwenderkreis dürften Kombinationen mit hochpreisigen Reflexvisieren wie etwa das Trijicon RMRcc ADJ eher interessant als zu teuer sein. Für alle drei Testobjekte gilt: Daumen hoch.
Das hat uns gut gefallen: | Das fanden wir weniger gut: |
- Leichte Demontage / Montage | - Griffgestaltung nur über den Magazinschuh |
- Sehr geringe Baubreite | - Schiebesicherung sitzt sehr nah am Magazinauslöser |
- Demontage ohne Finger am Abzug |
Dieser Test erschien auch in der VISIER Ausgabe 9/2022. Dort finden sie auch die ausführlichen Ergebnisse des Schießtests mit der Mossberg MC2c mit insgesamt 5 Laborierungen in 9 mm Luger. Sie können das Heft hier im VS Medien-Shop als Printausgabe erwerben oder auch als Digitalausgabe kaufen.
Mehr über die handlichen Selbstladepistolen Mossberg M2c und M2sc OR und über weitere Waffen des US-Herstellers Mossberg erfahren Sie auf der Firmenwebseite des Herstellers Mossberg.
Zusätzliche Infos zum Reflexvisier RMRcc ADJ erhalten Sie auf der Internetseite von Optikhersteller Trijicon.
Weitere Informationen zur Verfügbarkeit der Mossberg MC2c und MC2sc OR finden Sie hier im Onlineshop des deutschen Importeurs Ferkinghoff International GmbH & Co. KG. In diesem Shop gibt's es auch Infos auch zum Trijicon RMRcc ADJ.