Es zeichnet sich bei größeren Herstellern schon seit Jahren ein Trend ab, KK-Pendants von großkalibrigen Polymer-Pistolen ins Sortiment zu nehmen. Carl Walther bietet mehrere KK-PPQs an, GLOCK kam 2019 mit der G 44 um die Ecke und Smith & Wesson bietet ebenfalls schon lange eine .22er Pistole an, die dem Vorbild der hauseigenen Zentralfeuer-Military & Police-Reihe entspringt.
Die Military & Police-Reihe hat bei Smith & Wesson eine lange Tradition und geht bis ins Jahr 1899 zurück, als das Unternehmen den Namenspatron in Form eines 38er Revolvers auf den Markt brachte. Kurz nach der Jahrtausendwende griffen die Amerikaner das zu M & P verkürzte Label erneut auf und fassen heute darunter neben Langwaffen auf AR-Basis und Revolvern auch behördlich ausgerichtete Polymer-Pistolen. Die Selbstladepistolen der Reihe M & P sind seit Jahren am Markt etabliert und erhielten bereits eine umfangreiche Modellpflege zur nächsten Generation (gekennzeichnet mit M 2.0). Modelle wie die M & P 9 oder die M & P 40 bringen alles mit, was heute im Bereich der großkalibrigen Polymer-Pistolen „State of the Art“ ist. Dazu zählen technische Prinzipien wie eine Browning-Petter-Kulisse, ein Schlagbolzenschloss und Ausstattungsdetails wie auswechselbare Griffrückenmodule und eine taktische Zubehörschiene am vorderen Teil des Rahmens.
Smith & Wesson bot mehrere Jahre lang eine M & P 22 im Kaliber .22 l.r. an, die nahezu die identischen Abmessungen mit der Zentralfeuer M & P 9 aufwies. Mittlerweile ist sie jedoch aus dem Sortiment verschwunden und man bietet nur noch die hier getestete M & P 22 Compact (mit und ohne Gewindelauf) an. Unser Testexemplar kam direkt vom deutschen S&W-Importeur WAIMEX aus Fürth.
Technik und Ausstattung der Smith & Wesson M & P 22 Compact Suppressor
Während die großkalibrigen M & P-Pistolen mit einer etablierten Verriegelung nach Browning daherkommen und ein Schlagbolzen-Schloss im Heck des Schlittens aufweisen, kommt bei den 22er Pistolen ein kraftschlüssig verriegelnder Feder-/Masseverschluss zum Einsatz. Da die kleine Randfeuerpatrone nur einen Bruchteil der Energie einer 9 mm Luger oder einer .40 S & W erzeugen kann, musste man für das System und die Massenträgheit der Baugruppen mit entsprechend reduzierten Kräften rechnen. Dies fängt schon beim Schlitten an: Er besteht aus Leichtmetall anstelle von Stahl. Der Lauf ist unterhalb des Patronenlagers mit einem Metallblock im Rahmen verstiftet. Der vordere Bereich dieses Metallblocks weist eine Aussparung auf, in die die Führungsstange der Verschlussfeder greift. Zudem handelt es sich bei der 22er M & P Compact auch um eine Single-Action-Pistole, dies nicht in Kombination mit einem Schlagbolzenschloss, sondern mit einem innenliegenden Hahn. Der Schlagelement-Mechanismus sitzt im hinteren Teil des Rahmens, etwa auf Höhe der außenliegenden Sicherungstasten.
Bei der Ausstattung finden sich aber auch bei den kleinkalibrigen M & P einige Punkte, die ihre großkalibrigen Geschwister mitbringen. Dazu zählen der griffige Polymer-Rahmen mit einer Picatinny-Schiene und ein identisches Bedientasten-Layout mit dem bewährten Schwenkriegel, der dem Zerlegen der Waffe dient. Die KK-Versionen kommen mit einer beidseitigen Daumensicherung. Auswechselbare Griffrückenmodule, die der Griffanpassung an unterschiedliche Handgrößen dienen, sind hier nicht vorhanden. Ein Umstand, den viele Firmen für ihre KK-Polymer-Pistolen herbeiführen. Dabei ist der Rahmen der Compact und dementsprechend auch der Griff sehr viel kleiner gestaltet als der Griffbereich der nicht mehr gebauten Fullsize M & P 22. Deren Griff bot selbst größeren Händen genügend Platz, wohingegen der Griff der Compact-Testwaffe eher für kleine bis mittlere Handgrößen ergonomisch passen sollte.
Mit einem Leergewicht von 494 Gramm ist die Compact spürbar leichter als die Fullsize M & P 22 (647 g). Bei der Visierung kommt eine in der Höhe verstellbare und seitlich driftbare Kimme mit Rechteckausschnitt und zwei weißen Rundmarken zum Einsatz. Ein hohes Target-Korn mit weißer Rundmarke verweist auf die Schalldämpferoption der Testwaffe. Neben einer regulären Compact bietet S & W auch noch die Compact Suppressor mit einem 3,56“-Gewindelauf (3/8“-24) an. Der Single-Action-Abzug der Testwaffe löste im Mittel bei rund 2.450 Gramm aus. Für eine KK-Gebrauchspistole ist der Wert in Ordnung, für sportlich orientierte Schützen dürfte er, gepaart mit einem leicht kratzigen Druckpunkt, nicht die erste Wahl sein. Der SA-Abzug einer ebenfalls kürzlich getesteten M & P 22 (Fullsize) zeigte vor kurzem mit einem Auslösegewicht von 1.750 Gramm, dass es auch leichter gehen kann.
Auf dem Schießstand mit der Smith & Wesson M & P 22 Compact
Zunächst ging es auf die 25-Meter-Kurzwaffenbahn. Hier wurde die Waffe zunächst aufgelegt vom Heymann-Guntester aus geschossen. Neben der Präzisionsermittlung maß parallel zu jedem Schuss ein LabRadar die Geschwindigkeit der abgefeuerten Geschosse. Mit der Pistol Match-Laborierung von RWS war eine Streukreisgruppe von 49 Millimetern möglich. Besonders erfreulich ist, dass die M & P 22 Compact mit allen Patronensorten störungsfrei funktionierte, ein Umstand, der nicht für sämtliche KK-Pistolen in Dienstpistolenoptik zutrifft. Eine vor kurzem ebenfalls getestete M & P 22 in Fullsize zeigte sich da mit schwachen 22er Patronen etwas störanfälliger. Federkräfte und ihr leichterer Alu-Schlitten sorgen bei der Compact für eine breitere Funktionsreserve bei der eingesetzten KK-Munition. Die kompakte Visierung gewährt eine schnelle Zielaufnahme durch ihre weißen Rundmarken. Dank kleinem Kimmenblatt und der Verstellfunktion kann man mit dem Visier auch durchaus sportlich unterwegs sein.
Technische Daten + Preis der Smith & Wesson M & P 22 Compact
Modell: | Smith & Wesson M&P 22 Compact |
Preis: | € 657 ,- |
Kaliber: | .22 long rifle |
Kapazität: | 10 Patronen |
Maße (L x B x H): | 181 x 34 x 128 mm |
Lauflänge: | 94 mm (3,56 Zoll) |
Visierlänge: | 142 mm |
Abzugsgewicht: | 2.450 g |
Gewicht: | 494 g |
Ausstattung: | Kleinkaliber-Polymer-Pistole mit Aluminiumverschluss, optionales Mündungsgewinde, Single-Action-Abzug, beidseitige Daumensicherung, verstellbare 3-Dot-Visierung, Picatinny-Schiene. |
Testfazit: Die Smith & Wesson M & P 22 Compact Suppressor
Sie zeigt sich als rund ausgestatteter KK-Ableger der großen Zentralfeuer-M & Ps. Besonders erfreulich ist neben dem für die Baureihe typischen Bedientastenlayout auch der Umstand, dass die getestete Compact spürbar munitionsunempfindlicher ist als die Testwaffe in der Fullsize-Version. Auswechselbare Griffrückenmodule wären auch für die kleinkalibrigen M & P wünschenswert.
Der Testbericht stammt aus VISIER 7/2022. Das Heft mit allen Schießergebnissen können Sie hier kaufen.