Natürlich ist in Deutschland das Thema „verdecktes Tragen“ (englisch: „concealed carry“) nicht so prävalent wie in den USA, dennoch hat es auch hierzulande seine Berechtigung. Der türkische Hersteller Canik Arms mit Zweigstelle in den USA trägt dieser Anforderung mit dem Modell „Sub Elite“ aus der bewährten TP9-Baureihe Rechnung. In den hiesigen Fachhandel kommen die Pistolen dann über den in Hamburg ansässigen Importeur und Großhändler HUNTEX GmbH, der auch die diesem Bericht zugrunde liegende Testwaffe nach Deutschland holte.
Ausstattung und Kennzeichnen der Canik TP9 Sub Elite
Nach dem Öffnen des Koffers fällt neben der Waffe zuerst die großzügige Ausstattung ins Auge. Geliefert wird die Canik TP9 Sub Elite in einem sehr stabilen und wertigen Kunststoffkoffer mit jeder Menge Zubehör. Im Lieferumfang enthalten ist neben der Pistole, in der ein 12-Schuss-Magazin steckt, auch eins mit verlängertem Magazinschuh, das eine Kapazität von satten 15 Schuss mitbringt. Hinzu kommen Putzstock,-bürste, Wechselgriffrücken, ein Werkzeugsatz und eine Ladehilfe (ähnlich der von GLOCK) sowie eine Bedienungsanleitung. Das ist aber noch nicht alles, denn es ist sogar ein passendes Holster dabei und somit ist die Waffe sofort nutzbar, ohne das der Käufer noch auf Holstersuche gehen muss, oder gar in die Verlegenheit zu kommt, die Waffe unsachgemäß in die Jackentasche oder den Rucksack zu stopfen. Canik ist aktuell einzige mir bekannte Hersteller, der damit ein System liefert, welches „out of the Box“ einsatzbereit oder auch „competition ready“ ist, da diese Vollausstattung auch bei den anderen Sport- und Dienstpistolenmodellen serienmäßig ist.
Alle Waffen dieser Serie sind zudem optics ready (OR), das heißt vorbereitet für die Montage eines Red Dot Sights. Die Verarbeitung und das Finish der Metallteile sind auf einem sehr hohen Niveau und brauchen sich in puncto Qualität nicht vor anderen großen Herstellern zu verstecken. Es lassen sich keine Grate oder unbehandelten Stellen finden, die Waffe läuft sauber und ohne Wackeln irgendwelcher Teile. Die Visierung ist ab Werk perfekt eingestellt und alle Zubehörteile passen in die dafür vorgesehenen Aussparungen im Koffer. Die mittelfeste Porenschaumeinlage im Koffer hält sogar noch einige schon vorbereitete Ausschnitte für weiteres optionales Equipment von Canik respektive MeCanik bereit. Letztgenannte ist die Marke, unter der der türkische Hersteller sein eigenes Zubehörprogramm vertreibt.
Bei der Canik TP9 Sub Elite handelt es sich um eine subkompakte Pistole, bei der der Hersteller insbesondere auch auf die für den praktischen Einsatz notwendige Robustheit geachtet wurde. Die Waffe verfügt über ein doppelreihiges Magazin, die breiteste Stelle der Pistole misst 28 mm am Verschluss, respektive 29 mm am Griffstück direkt unter dem Verschluss. Sie ist dennoch nicht als klobig zu bezeichnen und der Vorteil der doppelreihigen Magazine liegt ebenfalls ganz klar auf der Hand: Im Einsatz (oder auf dem Schießstand) können alle großen Magazine der gesamten TP9/Mete Reihe genutzt werden, was insbesondere beim dienstlichen Nutzer durchaus seine Anwendung finden kann.
Der Verschluss ist durch die vorne und hinten vorhandenen Serrations sehr griffig und lässt sich dadurch auch mit Handschuhen sehr gut bedienen, genauso wie mit nassen oder kalten Fingern. Mit Hilfe des mitgelieferten Holsters lässt sich die Pistole sowohl auf die im „Innenbund-weise" (IWB) tragen als auch auf OWB (out-of-the-waistband) umkonfigurieren. Vom Gefühl her ist die Waffe beim Tragen kaum vorhanden, sie fällt mit ihren gerade einmal 820 g Gesamtgewicht (geladen mit dem verlängerten 15-Schuss-Magazin) kaum zur Last. Dadurch ist sie der ideale − weil unbemerkte − Begleiter für den Revieralltag oder den Berufswaffenträger.
Wo Licht ist, da ist auch immer Schatten: Durch das kurze Griffstück, wenn die Waffe mit dem 12-schüssigen Standardmagazin bestückt ist, fehlt einer großen Hand mit dem kleinen Finger die Anlagefläche. Aber hier wird auch im Lieferumfang schon Abhilfe geschaffen: Wem der Griff zu kurz ist, der kann sich mit dem verlängerten, 15 Patronen fassenden Magazin behelfen. Dieses schließt wie bei keinem anderen von mir bisher getesteten Kompakt- oder Subkompakt-Modell nahtlos an die untere Kante des Griffstücks an und lässt somit auch sehr schnelle Schussfolgen zu, weil trotz der Kompaktheit der Waffe eine zu 100% stabile Grifftechnik aufgebaut werden kann. Dies kann aktuell als ein Alleistellungsmerkmal von Canik bezeichnet werden, wirft jedoch auch die Frage auf, warum andere Hersteller dies nicht ebenso schaffen. Der Beaver Tail des Griffes ermöglicht es zudem den gewünschten hohen und engen Griff herzustellen, sodass die Pistole auch mit kurzem Magazin sehr gut im Schuss kontrollierbar ist. Ebenfalls positiv fällt die die raue Textur der Grifffläche auf. Sie macht eine komfortable und zuverlässige Bedienung der Pistole möglich und gibt auch nassen oder gefrorenen Händen die notwendige Kontrolle über die Waffe. Der Magazinauslöseknopf fällt groß genug aus und unterstützt ein zuverlässiges Entfernen des Magazins. Mit Hilfe des mitgelieferten Werkzeugs kann er auch für Linkshänder umgebaut werden. Der Verschlussfanghebel ist grundsätzlich beidseitig ausgelegt, wodurch diese Pistole speziell für Linkshänder zu einem echten Favoriten wird wenn über die Anschaffung einer solchen Waffe nachgedacht wird. Das Zerlegen der Waffe ist denkbar einfach: Anhand eines Schiebers, der sehr stark an die PDP von Walther erinnert und sich oberhalb des Abzugsbügels befindet, lässt sich die Pistole mit nur wenigen Handgriffen feldmäßig in ihre Bestandteile zerlegen und reinigen. Der Zusammenbau geht wieder genauso schnell und auch kleinere Umbauten wie etwa der Einbau eines anderen Abzugszüngels sind problemlos durch den Benutzer selbst durchführbar.
Der Abzug. Die gesamte Funktion des Abzugs der Canik TP9 Sub Elite ist als hervorragend zu bezeichnen. Dies ist eines der Top-Merkmale der Waffe, wenn nicht sogar ihr bestes, und macht für mich ihrem Namen „Elite“ alle Ehre. Der Abzug ist von seiner Charakteristik her sehr klar, geschmeidig und mit einem nur minimalen Vorweg versehen. Er hat zudem einen der kürzesten Resets (Rückstellwege), die auf dem Markt zu finden sind! Dies ist für den geübten Schützen ein Garant für schnelle Folgeschüsse, denn der Schütze muss den Abzugsfinger nur einen ganz kurzen Weg zurückbewegen, um den Auslösemechanismus der Waffe zurückzusetzen und erneut abdrücken zu können. Es ist zudem sehr einfach, den eindeutigen und kurzen Reset des Systems zu spüren und der Abzug hat jedes Mal einen gleichmäßigen und sehr ähnlichen Druckpunkt. Ich persönlich habe es sehr genossen mit diesem sanften und relativ weichen Abzug zu schießen und der serienmäßig unterschnittene Abzugsbügel (undercut trigger guard) sorgt auch noch für einen höheren und besseren Griff, mit dem sich die Waffe besser kontrollieren lässt.
Mit der Canik TP9 Sub Elite auf dem Schießstand
Die Präzision dieser kompakten Waffe mit Standardmunition wie der 9mm Luger 124grs SX von GECO ist außerordentlich gut. Auch mit Einsatz-/Fangschussmunition wie der GECO Action Extreme oder Hornady Critical Duty schießt sie wohl präziser als die meisten Schützen es umsetzen können. Eine freihändige 12-Schuss-Gruppe von 2,5 x 2,5 cm auf 5 m Entfernung mit der offenen Visierung war ohne weiteres replizierbar und mit montiertem MeCanik Mo2, dem passenden Red Dot Sight aus der hauseigenen Zubehörlinie, konnte die schützenbedingte Streuung nochmals reduziert werden. Für den Fangschuss in das zentrale Nervensystem auf ein Stück Rehwild ist diese Waffe also ohne weiteres einsetzbar, wenn es auch der Anwender in dieser Situation ist.
Relevant bei einer solchen Waffe ist die praktische und typische Einsatzdistanz von 0 bis 10 m. Im reinen Fangschusskontext sind selbst die genannten 10 m nicht wirklich eine Größe, auf die wir mit der Kurzwaffe auf das zentrale Nervensystem bzw. das Hirn eines Stückes Wild schießen würden. Dennoch ist es gut zu wissen, dass die Waffe selbst dieses ohne weiteres kann und, wenn der Schütze das notwendige Trainingsvolumen aufbringt, das Ganze auch in der Praxis umsetzbar wäre. Auf eine Distanz von 15 m konnte ich selbst stehend freihändig und über offene Visierung locker und wiederholbar Streukreise in Größe eines Bierdeckels erzielen, mit montiertem Rotpunkt halbierten sich diese Streukreise dann sogar. Auf eine für den Einsatzkontext einer solchen Kurzwaffe eher praxisferne Distanz von 25 m gestaltet sich das Thema Präzision etwas schwieriger aufgrund der kurzen Visierlänge (Strecke zwischen Kimme und Korn), was jedoch letztlich auch wieder beim Schützen liegt. Auf diese Distanz spielt nun auch wieder ein Rotpunktvisier seine Stärke aus, mit dessen Hilfe auf 25 m Bierdeckel ohne Probleme wiederholbar mit 10 Schuss Gruppen abgedeckt werden konnten. Es sollte bei einer solchen Betrachtung jedoch immer auch beachtet werden, dass speziell subkompakte Waffen wie die Canik TP9 Sub Elite nicht dafür konzipiert wurden, das Präzisionsschießen auf 25 m durchzuführen, sondern ihren Besitzer unbemerkt bei allen notwendigen Gelegenheiten zu begleiten und ihm im Notfall auf eher kurze Distanz vielleicht sogar das Leben zu retten. Dafür ist die Sub Elite ohne Zweifel bestens geeignet.
Technische Daten und Preis der Canik TP9 Sub Elite in 9 mm Luger
Hersteller: | Canik |
Modell: | TP9 Sub Elite |
Kaliber: | 9 mm Luger |
Kapazität: | 12 + 1 und 15 + 1 Patronen |
Abmessungen (LxBxH): | 171 mm x 29 mm x 116 mm |
Lauflänge: | 91,5 mm (3,6“) |
Drall: | 1:10“ |
Abzugsgewicht: | ca. 1.700 g |
Gewicht: | 558 g |
Ausführung: | Links-/rechtstauglich nach Umstecken des Magazinauslösers |
Preis: | 579,- Euro |
Ausstattung: | OR-Verschluss, 2 Magazine (12- und 15-Schuss), Ladehilfe, Holster, Wechselgriffrücken, Adapterplatte für Rotpunktvisier, Putzzeug, Hartschalenkoffer. |
Das Testfazit zur von HUNTEX importierten Canik TP9 Sub Elite
Und hier das Fazit, das der erfahrene Jagd- und Schießausbilder Cristian Bender zieht, nachdem er diese Canik-Pistole intensiv unter die Lupe genommen hat: Großhändler HUNTEX bringt mit der Canik TP9 Sub Elite ein subkompaktes Kraftpaket, welches den Vergleich mit den etablierten „Subs“ etwa von GLOCK oder SIG Sauer nicht zu scheuen braucht. In Sachen Zuverlässigkeit ist bei Canik-Waffen grundsätzlich nichts zu bemängeln, und beim Thema Präzision lässt die Waffe ebenfalls keine Wünsche offen. Das Trefferergebnis wird auch bei der Kurzwaffe so wie bei jeder Langwaffe in erster Linie durch die Fähigkeiten des Benutzers definiert und auch limitiert. Die durchaus als sehr gut zu bezeichnende Verarbeitung und der hohe Korrosionsschutz durch die bei Canik bewährte Beschichtung machen die TP9 Sub Elite zu einem ernstzunehmenden Gegner für die etablierten Hersteller in diesem Marktsegment. Wer also das Bedürfnis nach kompakten Maßen und höchster Zuverlässigkeit hat, der trifft mit der Canik TP9 Sub Elite sicher keine schlechte Wahl.
Hier können Sie sich einen Überblick über das Portfolio von Großhändler HUNTEX GmbH verschaffen.
Weitere Informationen zu all4shooters/all4hunters-Tester Christian Bender und seinem Ausbildungsprogramm erhalten Sie auf seiner Homepage www.kurzwaffenausbildung.de.