Stahl im Waffenbau erlebt aktuell eine Renaissance. Nach all den Jahren, in denen Leichtmetall und vor allem Polymer im Trend lagen und an allen möglichen und an manchen unmöglichen Stellen (etwa bei Visierungen) eingesetzt wurden, besinnen sich die Konstrukteure nun offenbar wieder auf die guten Eigenschaften, die Stahl mit sich bringt. Er ist langlebig und gut form- und bearbeitbar. Er besitzt eine hohe Dichte und Festigkeit, ist schwer und bei guter Pflege oder als rostträge Version kaum angreifbar durch Umwelteinflüsse. Psychologisch gesehen überträgt Stahl zudem das Image des Unkaputtbaren.
Das Ulmer Unternehmen Carl Walther baut Langwaffen seit 1886, Kurzwaffen immerhin seit 1911 und solche für den sportlichen Einsatz seit 1925. Gerade an diese Modell-Geschichte rund um die legendäre Walther Olympia soll das neue Trio von Kleinkaliber-Pistolen anknüpfen. Das Kürzel CSP steht für "Classic.Sport.Pistol". Die Ahnengalerie seit dem Walther Modell 1925, der ersten KK-Pistole des Unternehmens, weist viele Erfolge auf. Das gilt auch für weitere Walther Modelle wie die Olympia von 1936, die Hämmerli-Olympia ab 1952 und die Hämmerli 208s, aber auch für weniger erfolgreiche Exemplare, wie die ersten Hämmerli X-Esse-Pistolen ab 1999. Auch die bei Einsteigern und für die dynamischen Disziplinen wie KK-IPSC genutzte Neuauflage aus Ulmer X-Esse-Fertigung nach 2006 konnte nicht vollends punkten, obwohl es zuletzt auch eine "Steel Frame"-Version mit Stahlgriffstück gab. Der Verschluss blieb aber Leichtmetall.
Walther Geschäftsführer Bernhard Knöbel äußerte sich zu den drei neuen CSP-Modellen so: "Wir wollten ohnehin einige Herstellungsabläufe bei der X-Esse ändern und haben uns dann aber für ein komplettes Re-Engineering entschieden. Jetzt sind Griffstück und Verschluss aus dem vollen geschmiedeten Stahl gefräst. Die Oberflächen haben wir durch Behandlungen mit Tenifer und QPQ analog zu unseren modernen Walther-Dienstwaffen geschützt." Das sieht nun ähnlich gleichmäßig satt-matt aus wie bei den seinerzeit noch tiefschwarz brünierten Olympias. Das behutsam modernisierte Design der drei zum Marktstart in 2023 lieferbaren Ausführungen ist jedoch klar erkennbar.
Die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Walther CSP-Modelle: Da das historische Vorbild wie auch die Nachfolger als Sportpistolen konzipiert wurden, haben auch die CSPs die dort üblichen Außenmaße eingehalten. Auch andere Schießsportverbände weltweit, die mit KK-Pistolen schießen, haben sich dem Regelwerk der Internationalen Schießsport-Föderation ISSF angeschlossen. In Deutschland neben dem Deutschen Schützenbund auch etwa der Bund Deutscher Sportschützen und der Bund der Militär- und Polizeischützen. Das ist hilfreich und spart Geld, wenn jemand in mehreren Verbänden oder in mehreren Disziplinen antreten möchte, weil die gleiche Pistole mehrfach nutzbar ist.
Was haben die drei neuen Walther CSP-Varianten gemeinsam?
Gemeinsam ist allen drei bisher lieferbaren CSP-Varianten ein fest mit dem Griffstück verbundener, außen an den Seiten und auf der oberen Fläche kantiger Lauf von 150 mm Länge. Der geschmiedete Verschluss wiegt 186 g. Wenn man das Magazin entfernt, den Abzugsbügel nach unten abschwenkt und einen Moment dort festhält, lässt sich der Verschluss nach hinten und oben abheben. Dann kam man ihn nach vorn bewegen und vom Griffstück lösen. Richtig, diese Methode ist seit der PPK von 1931 ein weltweites Walther-Erkennungsmerkmal, tatsächlich aber wurde diese Abzugsbügel-Sperre auch schon ab dem Modell 1925 und natürlich bei der Original-Olympia eingesetzt. Die nur auf der linken Waffenseite (in Schussrichtung) wirkende Verschlussfeder ist ebenfalls ein Klassiker aus Olympia-Zeiten. Sie verbleibt in ihrer Aussparung und würde nur bei einer Reparatur gewechselt.
Modellvariante 1: Walther CSP Classic − das Einsteigermodell
Das Basismodell hört auf die Bezeichnung CSP Classic und ist die am nächsten am Vorbild Olympia angelegte Pistole der neuen Modellreihe. Dass die Classic typische kantige Nussbaumgriffschalen wie eine Colt 1911 bekam, ist daher ebenso wenig ein Zufall wie der steile Griffwinkel. Auch die Position des Magazinknopfs auf der linken Griffstückseite hinter dem Abzugbügel erinnert an das in den USA und weltweit beliebte Pistolenmodell. Das Magazin ist ein moderner Kunststoffbehälter, stramm gefedert, mit leicht vorstehenden Ladehilfe-Stiften und Markierungen alle zwei Patronen bis zur vollen 10-Schuss-Füllung. Bei der Classic kann am Abzug nur die Länge des Vorzugweges sowie die Lage des Druckpunktes verändert werden. Der Auslösewert wurde im Werk auf die bei den meisten Disziplinen üblichen 1.000 Gramm vorjustiert. Als Kimme wurde ein einfaches Kimmenmodell von LPA in den Schwalbenschwanz am hinteren Verschluss-Ende geschoben, das Korn ist fester Bestandteil des Laufs und daher auch nicht wechselbar.
Modellvariante 2: Walther CSP Dynamic − für Action-Disziplinen
Die eher für das beidhändige Schießen in Action-Disziplinen, beim IPSC oder auf schnelle Klappzielserien ausgelegte CSP-Dynamic bietet etwas mehr Komfort als die Classic. Wir wollen hier nur auf die Unterschiede eingehen: Die ebenfalls aus Nussbaum gefertigten und geölten Griffschalen bilden eine geschwungene Partie am Griffrücken, die perfekt in mittelgroße Handinnenflächen passt. Die LPA-Mikrometer-Kimme ist in Höhe und Seite justierbar, vorn thront ein sogenanntes Dreieckskorn mit unterschiedlich breiten Zielflächen (4,7/4,4/3,8 mm) zum Schützen hin. Es gibt noch zwei 1,0 mm höhere Korn-Varianten als Zubehör gegen Aufpreis, die eine davon auch mit schmaleren Zielflächen (4,0/3,6/3,2 mm). Kimme und Korn tragen bei der Dynamic zudem weiße Kontrastpunkte zur rascheren Zielerfassung.
Bei diesem Modell und auch bei der CSP Expert wurde ein Match-Abzug eingebaut, der sich natürlich auch im Vorzugs- und Druckpunktweg einstellen lässt. Zudem können hier die Widerstände für Vorzug und Druckpunkt verändert werden. Damit sind etwa auch höhere Auslösewerte bis zu 1.360 Gramm möglich. Das Vorzugsgewicht kann über eine Innensechskantschraube im Abzugszüngel verändert werden. Möchte der Schütze einen höheren Druckpunkt, müssen zunächst die Griffschalen abmontiert werden. Auf die flache Sicherung wurde bei der Dynamic ein zweiter, um 45 Grad nach oben versetzter Flügel aufgeschraubt. Seine breitere Fläche kann man, weil man es beim Action-Schießen häufig benötigt, mit der Oberseite des rechten Daumens zum Sichern hoch- und mit der Unterseite zum Entsichern herunterdrücken. Das Modell ist primär auf Rechtsschützen ausgelegt.
Modellvariante 3: Walther CSP Expert − für einhändige Disziplinen
Die ab Werk bereits mit einem anatomischen Handgriff sowie verstellbarer Handkantenauflage ausgestattete CSP richtet sich an Schützen, die Wettkämpfe in den einhändig zu bestreitenden Disziplinen schießen. Die Sportler können hier zwischen einem Griff aus blaugefärbtem Schichtholz oder kaukasischem Nussbaum wählen. Hinzukaufen kann man für alle CSPs übrigens einiges mehr: etwa Hi-Grip-Schalen aus Kunststoff als Rechtsversion in S und L, einen Rechts-/Links-Hi-Grip in Schwarz oder einen Griff im Carbon-Design. Ein Vordergewicht, um die Balance anzupassen und auch das Hochsteigen der Mündung im Schuss zu verringern, muss man bei der Walther CSP Expert nicht hinzukaufen: Ein Stahlgewicht von 100 Gramm für den Schwalbenschwanz unter dem Lauf ist im Lieferumfang enthalten. Der Expert-Abzug ist der gleiche Match Trigger wie bei der Dynamic, die Visierung ebenso, nur in tiefschwarzem Farbton und ohne Kontrastpunkte. Eine Prismen-Pica-Schiene aus Aluminium zum Aufschrauben auf die Läufe der Dynamic und Expert erlaubt zwar die Montage eines Rotpunkt-Zielgeräts – für unseren Schießtest aus der freien Hand wurde aber eine spezielle Schiene von Recknagel mit einem Burris Fastfire 3-Red Dot Sight verwendet.
Alle technischen Daten und Preise der drei neuen Walther CSP-Modelle: CSP Classic, CSP Dynamic und CSP Expert
Modell: | Walther CSP Classic |
Preis: | 1.299,- Euro |
Kaliber: | .22 l.r. |
Kapazität: | 10 + 1 Patronen |
Maße (L x B x H): | 235 mm x 125 mm x 50 mm |
Lauflänge: | 150 mm |
Visierlänge: | 215 mm |
Kimme: | 3,0 mm |
Kornbreite: | 2,0 mm |
Abzugsgewicht: | 1.000 g |
Gewicht: | 840 g |
Ausstattung: Stahlrahmen, Stahl-Masseverschluss. Nussbaum-Griffe im 1911-Stil. LPA-Kimme, festes Korn. Abzug nicht justierbar. Mit zwei Magazinen und Koffer. |
Modell: | Walther CSP Dynamic |
Preis: | 1.399,- Euro |
Kaliber: | .22 l.r. |
Kapazität: | 10 + 1 Patronen |
Maße (L x B x H): | 235 mm x 125 mm x 40,5 mm |
Lauflänge: | 150 mm |
Visierlänge: | 215 mm |
Kimme: | 3,0 mm |
Kornbreite: | Drehkorn |
Abzugsgewicht: | 1.000 - 1.360 Gramm |
Gewicht: | 880 g |
Ausstattung: Mikrometer-Kimme und Drehkorn. 45-Grad-Sicherung. Nussbaumgriffe, Match-Abzug. 11-mm-Schiene, 2 Magazine, Koffer. |
Modell: | Walther CSP Expert |
Preis: | 1.499,- Euro |
Kaliber: | .22 l.r. |
Kapazität: | 10 + 1 Patronen |
Maße (L x B x H): | 245 mm x 145 mm x 50 mm |
Lauflänge: | 150 mm |
Visierlänge: | 215 mm |
Kimme: | 3,0 mm |
Kornbreite: | Drehkorn |
Abzugsgewicht: | 1.000 - 1.360 g |
Gewicht: | 950 g |
Ausstattung: Stahlrahmen und -verschluss. Anatomischer Griff (Schichtholz oder Nussbaum). Mikrometer-Kimme, Drehkorn. Match-Abzug. 2 Magazine, Frontgewicht, Koffer. |
Praxistest: Mit den Walther CSP-Modellen auf dem Schießstand − welche Munition performt am besten? Lapua, Eley oder RWS?
Für die Präzisionsprüfung wählten unsere Tester die CSP Classic aus, da alle drei Modelle bis auf die Ausstattung technisch baugleich waren. Ein vorhandener Adapter für eine Hämmerli X-Esse erlaubte das komfortable Einspannen in die unbeweglich montierte Ransom-Rest-Schießmaschine.
Die über eine Schussdistanz von 25 Metern erzielten Ergebnisse waren beeindruckend. Selbst die (von Walther nicht empfohlene) HV-Laborierung (hier von Aguila) blieb umschlossen unter 40 Millimeter.
Den Bestwert schaffte aber die Lapua Midas mit 17 mm, also klar innerhalb der Innenzehn der DSB-Pistolenscheibe (25 mm). Die RWS Special Match lag bei 29 mm. Die Schussbilder waren zudem alle rund und man konnte nicht feststellen, dass irgendein Fabrikat ungeeignet gewesen wäre. Mehr Details gibt's in VISIER Ausgabe 5/2023.
Die neuen Walther CSP-Modelle im Wettbewerbsvergleich:
Die drei bisher lieferbaren CSP-Modelle bieten für jeden Einsatzzweck des sportlichen Schießens eine Lösung. Natürlich kann jeder auch informell, just for fun, damit schießen, ohne gleich Meister werden zu wollen. Das geht natürlich mit anderen Fabrikaten günstiger, als mindestens 1.300 € für eine Walther CSP Classic auszugeben. Aber die Präzision, die Haptik und das Flair der Marke sprechen auch hier ganz klar für die Walther CSP-Modelle.
Aber eigentlich dominiert der sportliche Aspekt - und dort kann man sicherlich lange Zeit mit einer Walther CSP Expert auch im Wettkampf antreten. Irgendwann später braucht man dann vielleicht doch ein Topmodell mit besserer Visierung (die im Schuss zudem unbeweglich bleibt und nicht wie bei der CSP zurückfährt), einem noch exakter auslösenden Abzug und einem anders geneigten Griff. Aber eine Walther GSP 500, eine Pardini oder Feinwerkbau liegen inzwischen in Preisregionen über 3.000,- Euro. Dafür gäbe es schon zwei Walther CSPs, und das lässt einen bei der aktuellen CSP-Palette und deren Qualitäten vielleicht doch nachdenklich werden, wenn man vor einer Kaufentscheidung steht.
Hier finden Sie weitere Informationen zu den CSP-Modellen und anderen Sportpistolen der Carl Walther GmbH.
Den Päzisionstest führte Robert Riegel aus der VISIER-Redaktion durch.
Diesen Testbericht inklusiver vollständiger Schießtabelle und weiteren Informationen finden Sie auch in der VISIER-Ausgabe 5/2023. Hier im VS Medien Shop können Sie das VISIER-Mai-Heft 2023 als gedrucktes Exemplar oder die Online-Ausgabe der VISIER 05/2023 bestellen.