Taurus - dieser Markenname stand einmal für ausgesprochen innovative Produkte, genauer gesagt: ausgefallene Revolver. Unvergessen ist der sehr beeindruckende "Raging Bull" im damaligen Superkaliber .454 Casull. So etwas gab es bis dahin auch nicht als (bezahlbaren) DA-Revolver. Gut 25 Jahre ist das her. Und abseits dieser Super-Magnum-Manie, die bei Taurus schon lange vor Smith & Wessons .500 S & W grassierte, existierten bei Taurus auch sehr ausgefallene Versionen für kleinere Kaliber. So als Model 218 (Raging Bee) in .218 Bee, oder als Modell 22H (Raging Hornet) in Kaliber .22 Hornet. Das waren "lange Dinger" mit 10 Zoll Lauflänge, entwickelt für die Jagd auf kleines Getier. Revolver im Kaliber .30 Carbine gab es auch. Und sogar erste Ultraleicht-Modelle wie der Taurus Titanium, setzten mit diesem Werkstoff neue Gewichtsmaßstäbe. Angst vor ungewöhnlichen Werkstoffen oder Kombinationen von ultrastarken Patronen mit sehr kurzen Läufen hatten die Taurus-Entwickler offensichtlich nicht. Wozu gab es denn "Puffer-Griffe" oder Kompensatoren? Von 1995 bis nach der Jahrtausendwende lasen sich die neuen Taurus-Jahreskataloge fast so spannend wie die Abenteuer von Apollo 13, während das neue Portfolio manches Wettbewerbers kaum mehr Interesse weckte als Anleitungen zum Bau eines Komposters. Und günstig, sehr günstig sogar, waren die brasilianischen Revolver auch noch. Doch kein Licht ohne Schatten: Abseits der meist vier- bis sechszölligen Muster in Kalibern wie .357 oder .44 Magnum ließen und lassen die meisten Sportordnungen der deutschen Schießsportverbände nur sehr selten Luft nach oben. Befürwortungen zu interessanten, aber ausgefallenen Entwicklungen werden wenn überhaupt nur sehr zögerlich erteilt. Dazu kommen in nahezu allen Verbänden Disziplinen, die unter Zeitdruck geschossen werden, also oft über den Spannabzug. Und da arbeitet ein Schloss mit Schrauben- statt Blattfedern kaum mit dem "weichen" Gang, der in schnellen Serien Vorteile bringt. Schützen, die jedoch alle Disziplinen mit vorgespanntem Hahn schossen, focht das nicht weiter an. Sie zogen halt am Hahn, schossen also ausschließlich "Single Action" und hatten beim Kauf einiges Geld gespart. Das funktionierte auch ganz gut. Solange, bis vielleicht irgendwann ein Bauteil streikte. Leider streikte aber auch irgendwann der Ersatzteil-Service aus Brasilien.
Daher zog der damalige Importeur vor einigen Jahren die Notbremse und stieg aus dem Taurus Vertrieb aus. Der neue Importeur, die Frankonia Handels GmbH & Co.KG, bietet die brasilianischen Revolver nun wieder an. Das neue Portfolio umfasst, bis auf die .454-Casull-Boliden, weniger Aufsehen erregende Spezialitäten also eine scheinbar gezielt für den deutschen Markt selektierte Mischung. Und aus dieser wählten die Redakteure einen Revolver, der in die Sportordnungen aller Verbände und auch für eine große Zahl an Disziplinen passt. Wir waren mehr als gespannt!
Der von Frankonia importierte Taurus 689 in .357 Magnum im Detail
Es sticht schon beim Öffnen der Schachtel ins Auge: Schwärzer als schwarz gibt es also doch. So in der Art eines super-lichtschluckenden Mattschwarz. Was die Vermeidung unerwünschter Reflexe auf einer Waffe beim Schießen angeht, dürfte der Taurus 689 das derzeitige Optimum an Oberflächenbeschichtung darstellen. Am Griff gepackt, um den mattschwarzen Stier näher zu betrachten, meldete die Handfläche eine Mangelerscheinung: Der Gummigriff bietet zwar eine ausreichende Höhe, ist auch so gut konturiert wie rutschfest, aber mit knapp 30 Millimeter Breite an der dicksten Stelle selbst für mittelgroße Hände etwas dünn geraten. Die eigentliche Waffe, von den Maßen her im Rahmen typischer Sechszöller im Kaliber .357 Magnum gehalten, bot weiter keine ergonomischen Besonderheiten. Alle Funktionselemente lassen sich gut erreichen und funktionieren sauber definiert, ohne großen Kraftaufwand. Die Balance und das Gewicht des neuen Taurus 689 vermittelt sofort Bekannt-Vertrautes. Etwas näher am Colt Python als am S & W Modell 686 gelagert. Der Anschlag stimmt, die Visierlinie muss nicht durch Nachgreifen korrigiert werden. Positiv für Sportschützen: Das Kimmenblatt ist nicht nur relativ groß und etwas zum Schützen abgewinkelt, es verzichtet auch auf die beim Scheibenschießen eher störende weiße Umrandung des Kimmenausschnitts. Der altbekannte (dunkel)rote Kunststoff-Einsatz hingegen findet sich auch am Rampenkorn des Taurus wieder.
Das Korn ist leider nicht verstiftet. Wer ein kontrastreicheres Visierbild möchte, muss die hintere Fassung des Kunststoffeinsatzes (Rampe) abfeilen (lassen) und nachbrünieren. Dadurch zeigt sich ein Schattenkorn-Effekt. Oder mehr Geld in die Hand nehmen, das fixe Korn komplett entfernen und gegen eines ersetzen lassen, das per Stift befestigt wird. Die Kimmenblatt-Verstellung gelingt dank relativ großer Schlitzschrauben ohne Lupenbrille und die Rastung meldet sich durch vernehmliche Klicks. Brasilianische Eigenständigkeit wird nach dem Ausschwenken der Trommel sichtbar, die Verriegelung erfolgt nicht über die Achse, sondern über einen Druckstift im Kran und eine korrespondierende Ausfräsung im Rahmen. Trommelschieber und Hahnsporn haben scharfe Schraffuren, welche der Haftung sie bedienender Fingerkuppen sehr entgegenkommen. Das Schloss des neuen Taurus arbeitet entgegen den Erinnerungen der Tester. Alte Muster waren ihnen so im Gedächtnis geblieben, dass sich über den Spannabzug eine eher holperige Charakteristik bis zum Auslösen zeigte, der Auslösedruck über den vorgespannten Hahn aber nahezu ohne Auslöseweg stattfand. Beim Neuen arbeitet der Zeigefinger beim Spannabzugs-Schießen gefühlt nur gegen den Federdruck, das ist top! Beim Auslösen in Single Action wird jedoch ein leichter Kriechweg spürbar. Der Trommelspalt liegt mit 15 Hunderstel Millimeter noch im grünen Bereich und der Trommelstern wird gegen Verdrehungen durch zwei Pass-Stifte gestützt. Ausgeklappt dreht sich die Trommel ohne Kratzen, die Achse zeigt dabei keinen "Lämmerschwanz".
Im Test: Auf dem Schießstand mit dem neuen 357er Taurus 689
Der Knackpunkt für Revolver im Kaliber .357 Magnum ist oft, bedingt durch die Drall-Länge, das langsamere Kaliber .38 Special. Aus der Schießmaschine konnte uns der Taurus überzeugen. Zwar kamen keine Top-Streukreise zustande, aber einige, die sicher an der Zehn (50 mm Durchmesser) reißen. Das allerdings wurde auch erwartet, da sich die Dorn-Fühlerlehre beim Vermessen ohne anzuecken durch den Lauf in alle sechs Kammern einführen ließ. Die besten Streukreise mit Fabrik- und selbst geladenen Patronen in .357 Magnum lagen um und knapp unter 40 Millimeter. Damit befanden sich einige noch innerhalb der Zehn, sogar umschlossen gemessen. Die Ablagen beim ersten Schuss nach dem Einschwenken der Trommel gab es häufiger. Aber diese lagen im Rahmen dessen, was sich andere Marken auch erlauben. Aus der Hand störte der Abzugswiderstand beim DA-Schießen wegen der sauberen Charakteristik wenig. Der kleine "Knarz" im SA-Modus lässt sich in Disziplinen, die ohne Zeitdruck geschossen werden, noch kompensieren. Beim Entladen bereitet der Hub von 24 mm auch bei langen Hülsen keine Probleme, lediglich sollten unter Zeitdruck agierende Schützen nicht auf die Trommelachse drücken, sondern klopfen. Die Trommelkammern zeigten dezente Riefen, aber keine Hülse neigte zum Steckenbleiben. Auch blieb der Ausziehwiderstand gleich, und gleich gering. Störungen oder Irritationen traten während des Tests weder aus der Hand noch der Maschine auf.
Technische Details und Preis des Taurus 689 in .357 Magnum
Modell: | Taurus 689 (mattschwarz) |
Preis: | 850,- Euro |
Kaliber: | .357 Magnum |
Kapazität: | 6 Patronen |
L x B x H: | 291 x 38 x 148 mm |
Lauflänge: | 152 mm |
Dralllänge: | ca. 1: 470 mm |
Abzugsgewicht: | ca. 2.500 g |
Gewicht: | 1.205 Gramm |
Ausführung: | Rechtsausführung |
Ausstattung: Borstenwischer, Gummigriff, Mikrometer-Visierung, Kunststoffkoffer, Puffer/Sicherungsscheibe. |
Unser Testfazit zum neuen Taurus 689 Revolver in .357 Magnum
Wer sportliche Befriedigung erst ab Landesmeisterschaften aufwärts findet, wählt sicher Revolver mit ausgetüfteltem Schlossgang, benötigt aber eine wesentlich höhere finanzielle Ausgabebereitschaft. Durch die "Gut & Günstig-Brille" betrachtet verdient der Taurus locker eine Kaufempfehlung. Alles dran, alles drin - da trifft es der Begriff "preiswert" ganz gut.
Das hat uns gut gefallen: | Das fanden wir weniger gut: |
- Gutes Preis/Leistungs-Verhältnis | - Etwas Kriechen beim Auslösen über SA |
- Sehr gleichmäßiger DA-Schlossgang | - Kimmenblatt mit etwas Seitenspiel |
Weitere Informationen über den Revolver Taurus 689 in .357 Magnum, finden Sie auf der Website von Frankonia.
Dieser Testbericht ist auch in der VISIER-Ausgabe 4/2023 erschienen. Dort finden Sie auch eine detailliert Tabelle mit den Schießergebnissen.