Ein Schuss Leidenschaft – so lautet ein Zitat aus dem Werbefilm zu den neuen STP High Capacity Pistolen. Was hinter der "New Generation" steckt und was sie zu leisten vermag, wollten wir genauer wissen. Es steigen in den Ring: Eine klassische 5"/127 mm in 9 mm Luger sowie eine Full House Race Gun, ebenfalls in 9 mm Luger. Dazu, im zweiten Teil, eine Longslide mit 6"/152-mm-Lauf in .45 Auto. Ein bunt gemischtes Trio also.
Waffen sind im Grunde genommen nur technische Werkzeuge für den Schießsport oder die Jagd, sprechen ihre Besitzer und solche, die es werden wollen, aufgrund ihres Erscheinungsbildes und ihrer Haptik aber auch emotional an. Hier können zum Beispiel auch farbliche Oberflächenbeschichtungen oder individuelle Gravuren dazu beitragen, die Freude und den Stolz des Besitzers zu steigern. Exakt hier kommen professionelle Industriedesigner ins Spiel, die einem Produkt den letzten reizvollen Feinschliff verpassen, um die Begehrlichkeiten der potentiellen Kundschaft zu wecken. Das Industriedesign- Unternehmen Target Design aus Inning, in der Nähe von München, stattete Sport Target Pistol (STP) by Prommersberger auf der IWA 2018 in Nürnberg einen Besuch ab, um dem deutschen Waffenhersteller den Vorschlag einer von Grund auf durchdesignten Pistolenserie zu unterbreiten. Was draus geworden ist, schauen wir uns nun einmal genauer an.
Das Auge schießt mit: Das Design der "New Generation" von STP
Industriedesign kommt da zur Anwendung, wo Ingenieure ein neues Produkt entwickelt haben, das in Sachen Ergonomie und Optik bis in kleinste Detail perfektioniert werden soll. So treffen wir in allen Bereichen des täglichen Lebens auf Industriedesign, das Alltagsgegenstände wie beispielsweise Kugelschreiber bis hin zu ausgewachsenen Statussymbolen wie Automobile ziert. In Zeiten der Globalisierung und des knallharten Wettbewerbes möchte mancher Hersteller nichts dem Zufall überlassen, um seine Produkte an den Verbraucher zu bringen. Die Firma Target Design hat bereits einschlägige Erfahrungen in der Waffenbranche sammeln können. So gab man Designhilfe beim Bullpup-Scharfschützengewehr TTS Xceed oder dem handlichen Pistolenkarabiner-Umrüstsatz Norlite USK-G. In Kooperation zwischen STP und Target Design entstand die hier präsentierte "New Generation", bestehend aus drei neuen 2011-Hi-Cap-Matchpistolen. So eine Designverbesserung muss mit Sinn und Verstand durchgeführt werden, denn nicht überall wo es "cool" aussehen würde, lässt sich der Fräser ansetzen. Gerade scharfe Radien oder gar Ecken fördern die Kerbwirkung, was bei den hochdynamischen Belastungen zum Bruch führen kann. Deswegen hat es auch eine gewisse Zeit gedauert, bis die Modelle nun lieferfähig sind.
Rosa, Lisa und Elsa von STP: Modellnamen mit Chamäleon-Effekt
Nach mythischen Göttern und Kriegern sowie eingedeutschten Anglizismen tragen die neuen STP-Matchpistolen nun die prägnanten, kurzen Frauennamen Rosa, Lisa und Elsa, wobei der gravierte Schrifttyp auf den Schlittenflanken der Pistolen aber so gewählt wurde, dass man "Rosa" auch als "R054", "Lisa" als "L154" oder "Elsa" als "EL54" interpretieren kann. Diese technisierten Namen dürften den einen oder anderen Mann wohl eher ansprechen. Neben dem attraktiven Duo-Tone-Finish ist die wabenförmige Oberflächenstruktur, die dem voluminösen Aluminiumgriffstück für doppelreihige Magazine den entsprechenden Gripp verleiht, das gemeinsame Designelement, das alle drei Pistolen miteinander verbindet. Die bis zur Laufmündung reichende Schließfederrinne des Rahmens (Long Dust Cover; LDC) wurde an der Frontpartie geschrägt, was den Matcheisen ein besonders schnittiges Aussehen verleiht. Genauer hinsehen muss man schon bei der beidseitigen Sicherung, die steiler im Winkel anläuft und so auch für Schützen mit kleineren Händen/ kürzeren Daumen gut erreichbar sein dürfte. Was man nicht auf den ersten Blick sieht, ist die wechselbare Abzugszunge. Somit lässt sich der Abstand vom Griffrücken bis zur Auflagefläche für den Zeigefinger am Abzug an die Handgröße anpassen. Nicht nur Länge und Form sind anpassbar, auch die Farbe, sodass jeder nach seinem Gusto selbst entscheiden kann. Auch ein Rohling der Abzugszunge wird angeboten, sodass man die individuelle Feinabstimmung auf die Spitze treiben kann. So etwas kennt man beispielsweise von der US-Edelmanufaktur SVI/Infinity Firearms, die ihr System ITS (Interchangeable Trigger System) nennt.
Lisa von STP: Die kurzläufigere Variante mit offener Visierung
Die Lisa ist das kürzere Ebenbild der im zweiten Teil dieser Serie vorgestellten Longslide-Ausführung. Der Verschluss besitzt vier gewichtsreduzierende Fensterausschnitte. Unsere Testwaffe war im Kaliber 9 mm Luger eingerichtet, ist aber standardmäßig auch in .45 Auto erhältlich. Auf Wunsch gibt es sie aber auch in .40 S&W und wer es exotisch mag, kann auch Kaliber wie 9x21, .357 SIG, 10 mm Auto oder .400 CorBon ordern. In 9 mm Luger verwendet man bei STP übrigens den Club-30-Polygonlauf mit 12-Flächen-Profil und einem Drall von 1-300 mm, der bei einem deutschen Jagdwaffenhersteller gehämmert wird. Die doppelreihigen Magazine fassen 18 Schuss, die neunzehnte Patrone lässt sich nur mit entsprechendem Kraftaufwand laden. Das verlangt dann aber einen kräftigen Klaps auf den Magazinboden beim dynamischen Magazinwechsel. Bei der Lisa gefiel uns das Abzugsgewicht mit rund 1.300 Gramm bei rund 900 Gramm Vorzug auch etwas besser als bei der Rosa. Für den IPSC-Sport würden der für die Standardklasse prädestinierten Waffe ein Leuchtfiberkorn und ein breiterer Magazinknopf sicherlich gut stehen, was sich aber auch direkt bestellen oder nachträglich montieren lässt. Beide Pistolenmodelle Rosa und Lisa sind ab Werk mit einem großen Magazintrichter aus Aluminium ausgerüstet. Der Preis für die Lisa liegt bei 3.600,- Euro. Damit reiht sie sich im preislichen 2011-Mittelfeld von STP ein, das von 3.190,- Euro (Loki 5.0) bis 3.910 Euro (Black Major) reicht.
Lisa und Elsa: Die techn. Daten der beiden Design-Pistolen von STP
Hersteller: | STP | STP |
Modell: | Lisa | Elsa |
Kaliber: | 9 mm Luger | 9 mm Luger |
Magazinkapazität: | 19 Patronen | 20 Patronen |
Griffstück: | Stahl | Aluminium/Stahl, zweiteilig |
Verschluss: | Stahl | Stahl |
Lauflänge, Laufprofil: | 127 mm, Polygonprofil | 127 mm, Polygonprofi l |
Zug-Felddiameter/ Dralllänge: | keine Messung/1-300 | –/keine Angabe |
Kimme/ Optik: | 3,0 mm, Kensight Mikrometerkimme, geriffelt | optoelektronisch, C-More RTS 2 |
Korn: | 2,85 mm, hinterschnittenes Targetkorn | / |
Visierlänge: | 184 mm | / |
Sicherung: | beidseitige Drehhebelsicherung am Griffstück | beidseitige Drehhebelsicherung am Griffstück |
Abzugssystem, -gewicht, Spannweite: | SA, 1.335 Gramm, 103 Gramm | SA, 1.278 Gramm, 41 Gramm |
Zündverzugszeit*: | 5 ms | 5 ms |
Gesamtgewicht (inkl. Magazin): | 1.220 Gramm | 1.330 Gramm |
Maße (LxBxH): | 220x41x150 mm | 270x62x197 mm |
Extras: | Waffentasche, Keramikschmierstoff | Waffentasche, Keramikschmierstoff |
Preis: | 3.600 Euro | 4.999 Euro |
Anmerkungen: | * Mittel aus 10 Messungen mit dem Trigger Scan-System |
Elsa: Full House Race Gun out of the box von STP
Eine extrem sportliche Vorzeigeathletin ist das Modell Elsa, als "Full House Race Gun" geschaffen für die IPSC Open Division oder andere Freie Klassen der nationalen/internationalen Schießsportverbände. Auch wenn die IPSC Open Division im Vergleich zu aufstrebenden Waffenklassen wie Production/ Production Optics in Deutschland nicht mehr den Stellenwert wie früher besitzt, gibt es eine eingeschworene Fangemeinschaft. Kein Wunder, schließlich bietet die Open-Division mit ihren minimalistischen Regelungen den meisten technischen Spielraum für Waffen und Munition und ist deshalb durchaus mit der "Formel Eins" vergleichbar. Schade nur, dass das neue, sinnlose Gesetz der vorgeschriebenen Magazinbeschränkung der IPSC Open Division zumindest auf deutschem Boden einen Teil des Reizes nimmt. In Zukunft muss man also mit weitaus weniger Magazinkapazität klarkommen, deshalb stattet STP seine 126-mm-Magazine mit +2-Böden aus, sodass maximal 20 Patronen möglich sind. Im ebenfalls erhältlichen Kaliber .38 Super Auto beträgt die Magazinkapazität 19 Patronen. Auf der am Griffstück befestigten, einteiligen Brückenmontage thront ein C-More RTS mit 3-MOA-Leuchtpunkt. In der Verschlussoberseite sitzt in einer Schwalbenschwanzfräsung eine bei Bedarf schnell zu demontierende Durchladehilfe ("Slide Racker"), die jedwede Waffenmanipulationen einfacher gestaltet und sich auch auf die andere Seite umsetzen lässt. Schön gelöst wurde die Daumenauflage die in der Länge verschiebbar ist. Die konkave, leicht strukturierte Oberfläche sorgt dafür, dass der Daumen sofort seinen angestammten Platz befindet und dort ohne Gefahr des Abrutschens verbleibt. Im Verschlussinneren wohnt wie bei der Lisa der Club-30-Polygonlauf. Durchaus eine gute Idee, denn Polygonläufe setzen meist mehr Geschwindigkeit um, was beim Erreichen des notwendigen "Major Power Factors" von 160 aus der 9 mm Luger äußerst hilfreich sein kann. Die Elsa im Set mit dem C-More-Leuchtpunktvisier kostet 4.999,- Euro. Bis auf ein paar weitere Magazine wäre man also gleich "out of the Box" startklar und voll wettbewerbsfähig.
Dieser Text stammt aus dem Titelthema der caliber 10/2021. Dort sind nicht nur die Schießergebnisse im Detail enthalten, sondern auch eine auführliche Erklärung zum Thema "Laden am Limit: 9 mm Major". Sie können das Heft im VS Medien-Onlineshop bestellen. Dort ist es auch als e-Paper verfügbar.
Mehr Informationen über die neue Pistolen-Generation, bekommen Sie auf den Seiten Von Sport Target Pistol (STP).