Auch wenn Springfield Armory beim Launch scherzhaft davor warnt: "Don't call it a classic": Beim Anblick der neuen SA-35 werden Erinnerungen wach und man könnte nahezu sentimental werden! Denn eine belgische FN High Power in 9 mm Luger war die allererste Großkaliberpistole des Verfassers dieser Zeilen, der damit vor vielen Dekaden seine ersten IPSC-Matches bestritt. Bei der im Jahr 1935 auf dem Markt erschienenen FN High Power (oder auf französisch FN GP für "Grande Puissance") handelt es sich um die erste „High Capacity“-Pistole in 9 mm Luger mit doppelreihigem Magazin und einer Feuerkraft von 13+1 Patronen. Sie gehört zu den weltweit meist verbreiteten Dienstpistolen bei Militär und Polizei, wobei sie als „L9A1“ bei den britischen Streitkräften erst vor kurzer Zeit durch die Glock G17 Gen4 abgelöst wurde. John M. Browning hatte das Design 1925 vorgestellt, starb aber 1926. Erst der Konstrukteur Dieudonné Saive vollendete das Modell, unter anderem mit einem doppelreihigen anstelle des von Browning noch vorgesehenen einreihigen Magazins.
Damals, als in England noch Kurzwaffen in der Hand von Zivilisten erlaubt waren, gab es beim riesigen „Pistol Anno Domini“-Match in Bisley gleich drei verschiedene Disziplinen, in denen die Schützen mit ihren originalen FN High Power-Dienstpistolen antraten. Darunter auch „Long Range Service Pistol“, wobei man auf Distanzen von 100 und 200 Metern agierte! Das Verriegelungssystem von „JMB“ mit einer festen Steuerkulisse als integraler Bestandteil des Laufes anstatt eines beweglichen Kettengliedes wie bei der Colt Government of 1911-A1 in .45 ACP bewies sich im weiteren Verlauf der Geschichte als extrem robust und funktionssicher. Während andere ikonische Dienstpistolen wie beispielsweise P08 oder P38 schon längst vom Markt verschwunden sind, wurde die Hi Power von der belgischen Fabrique Nationale und Browning USA noch bis 2018 im Programm geführt. Doch solche Klassiker sind heutzutage aufgrund ihrer kostenaufwendigen Fertigung nicht mehr gefragt. Umso mehr freuen sich die Anhänger solcher frühen Dienstpistolen darüber, dass Springfield Armory die Geschichte wieder aufleben lässt.
2021: Die Springfield Armoury SA-35 führt die Legende weiter...
Die neue Springfield Armory SA-35 baut auf geschmiedeten Hauptbestandteilen aus Stahl auf, was Langlebigkeit im Dauergebrauch verheißt. Alle kleinen Makel des Klassikers, die der Autor seinerzeit beim belgischen Original mühevoll von Tuningspezialisten nachträglich hat ändern lassen müssen, hat der US-Hersteller bei der neuen SA-35 anscheinend gleich ab Werk ausradiert. Hierzu gehören: der leicht schleppende Single Action-Abzug, der nun ab Werk mit einer besseren Charakteristik daherkommen soll, die sehr rudimentäre Visierung, die nun durch moderne, praxistaugliche Zielelemente ersetzt wurde, der Hammerbiss auf der haltenden Hand, der durch eine neue Form des Ringhammers der Vergangenheit angehören soll, eine vergrößerte Drehhebelsicherung am Griffstück, der Verzicht auf die überflüssige Magazinsicherung sowie die Erhöhung der Magazinkapazität von 13 auf 15 Patronen. Die im Leerzustand um die 820 Gramm schwere Springfield Armory SA-35 mit 120 mm-Lauf soll auch für leistungsstarke +P-Munition geeignet sein und wird in den USA derzeit für 699 Dollar offeriert.
Ausführliche Infos und Videos zur neuen SA-35 finden Sie auf der Website von Springfield Armory. Wann und zu welchem Preis das Modell nach Europa kommen wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Wir bleiben für Sie am Ball.
Weitere Informationen erhält man ggf. auch beim Europavertrieb: RUAG Ammotec GmbH, Kronacher Straße 63, 90765 Fürth, Telefon: 01805-5797797 und Fax: 0180-2797797.