Im Test: Springfield Armory Echelon im Kaliber 9 mm Luger

Wie bereits weithin bekannt ist, pflegt Springfield Armory eine langjährige, enge Zusammenarbeit mit dem kroatischen Waffenhersteller HS Produkt. Aus dieser Kooperation entstand etwa die Subkompaktpistole H11, die in den USA unter dem Namen Hellcat bekannt ist. Nun erweitert Springfield Armory sein Sortiment um die Echelon, eine ästhetisch ansprechende Polymerrahmen-Schlagbolzenschloss-Dienstpistole mit vielen, aktuellen Features. In Deutschland kommt die Waffe über Importeur Ferkinghoff International in den Fachhandel. Der Name "Echelon" verweist auf eine militärische Angriffsformation, die erstmals 371 v. Chr. gegen die Spartaner erfolgreich eingesetzt wurde und heute noch teilweise Anwendung findet. Interessanterweise ist "Echelon" auch der Name eines globalen Spionagenetzwerks. In den USA konnte Springfield mit der Pistole trotz ihrer jungen Geschichte schon einige Polizei-Dienststellen ausstatten: Die Echelon wurde bereits beim Missouri Lake Ozark Police Department, Geneseo Police Department und Henry County Sheriff’s Office in Illinois eingeführt. Aber welche Features bringt die Pistole mit?

Bereit für Optik: Das Variable Interface System (VIS) der Echelon

Variable Interface System der Springfield Echelon.
Mit Hilfe von Bohrungen verschiedener Abstände und exzentrischen Bolzen bietet die Springfield Echelon eine direkte Befestigungsmöglichkeit für über 30 Sights. Springfield Armroy nennt das System VIS – Variable Interface System.

Für die heutzutage oft unverzichtbare Montage eines Leuchtpunktvisiers hat Springfield Armory eine patentierte, variable Schnittstelle entwickelt. Durch eine Kombination aus verschiedenen Lochabständen und (exzentrischen) Bolzen lassen sich über 30 verschiedene Leuchtpunktvisiere ohne zusätzliche Adapterplatten direkt in die Aussparung einsetzen. Dies bietet zwei wesentliche Vorteile: Zum einen reduziert sich die Bauhöhe auf ein Minimum, wodurch die mechanische Standardvisierung bei vielen Leuchtpunktvisieren weiterhin als Back-up genutzt werden kann. Zum anderen werden potenzielle Fehlerquellen durch sich möglicherweise lösende Schrauben der Adapterplatten vermieden. Aimpoint ACRO/Steiner MPS-Leuchtpunktvisiere können weiterhin mit konventionellen Adapterplatten montiert werden.

Primary Arms GLx RS-15-MRDS montiert auf der Springfield Armory Echelon.
Für den Test entschieden wir uns für das Primary Arms GLx RS-15-MRDS mit ACSS-Vulcan-Absehen.

Für unseren Test entschieden wir uns für das ebenfalls in Deutschland über Ferkinghoff International kommende Primary Arms GLx RS-15. Dessen Besonderheit ist das ACSS Vulkan-Absehen mit einem 3-MOA-Leuchtpunkt im Zentrum und einem umgebenden Kreis von 250 MOA. Dieser große rote Kreis wird nur sichtbar, wenn die Pistole verkantet ist und der Leuchtpunkt aus dem Sichtfeld verschwindet; er dient dann als Hilfsmittel zur Zentrierung. Bei korrekter Nutzung bleibt der Kreis unsichtbar. Der Winkel, innerhalb dessen der Punkt gefunden werden kann, beträgt lediglich 3 Grad. Zudem schaltet sich der Hilfsring nach etwa 15 Sekunden Inaktivität ab, um die Batterie zu schonen, wobei diese Funktion auch deaktiviert werden kann. Wir haben das Sight im Detail bereits hier bei all4shooters.com vorgestellt.

Moderne Technik: Das steckt in der neuen Pistole von Springfield Armory

Central Operating Group (COG) der Springfield Echelon.
Die Central Operating Group (COG) ist das Herzstück der Springfield Echelon. Der „Käfig“ aus rostfreiem Stahl beinhaltet alle wesentlichen Funktionsteile und führt den Schlitten. So kann das Griffstück nach Belieben gewechselt werden.

Die Echelon-Pistole verwendet ein konventionelles Browning-Petter-SIG-Verriegelungssystem mit einem eckigen Patronenlager/Riegelblock und einer offenen Steuerkulisse. Der 114 mm lange, gehämmerte Lauf mit herkömmlichem Feld/Zug-Profil zeigte bei unserem Testmodell äußerst geringe Toleranzen im Verschluss. Das wichtigste Bauteil der Polymerpistole mit voll vorgespanntem Single-Action-Abzugssystem ist die Central Operating Group (COG). Dieser Käfig aus rostfreiem Stahl enthält alle Abzugsteile und übernimmt die Verschlussführung. Das sehr stramm sitzende Bauteil kann als Einheit herausgenommen und in andere Griffstücke integriert werden. Da die COG die Seriennummer der Waffe trägt, sind die Griffe rechtlich nicht mehr relevant. Dieses System kennt man bereits von der SIG P250/P320.  Unsere Waffe für den Test war mit dem mittleren Griffstück ausgestattet; die Versionen in Full-Size oder Small-Size unterscheiden sich lediglich im Griffumfang. 

Griffmodule der Springfield Armory Echelon.
Den Griff der Springfield Armory Echelon kann der Schütze mit den drei im Lieferumfang befindlichen Modulen anpassen.

Die Oberflächenstruktur bietet hervorragende Kontrolle beim Schuss und verhindert gleichzeitig, dass die Kleidung bei verdeckter Trageweise aufgerieben wird. Die griffige Oberfläche befindet sich auch an den Indexpunkten für den Daumen der Unterstützungshand sowie am Demontagehebel. Der Polymerrahmen kann durch zwei im Lieferumfang enthaltene, wechselbare Griffrücken individuell angepasst werden. Austauschbare Griffstückmodule in den Größen L, M und S werden auch hierzulande angeboten.

Springfield Armory Echelon: Beidseitige Bedienbarkeit ohne Umbau 

Springfield Armory Echelon von links.
Springfield Armory Echelon: Die Form und Anordnung der Serrations führen den Namen weiter: Echelon, eine militärische Angriffsformation aus antiker Zeit.

Die Springfield Armory Echelon ist eine der wenigen Pistolen, die dauerhaft für die Nutzung sowohl in der rechten als auch in der linken Hand konzipiert wurde. Der Magazinknopf und der Verschlussfanghebel sind auf beiden Seiten des Rahmens vorhanden und leicht zugänglich, ohne dass ein umständliches Umgreifen erforderlich ist. Der Verschluss ist großzügig mit markanten Greifrillen versehen, die eine sichere Manipulation der Waffe ermöglichen, wie zum Beispiel den „Press Check“ zur Ladezustandskontrolle. Am hinteren Ende des Verschlusses befinden sich flügelartige Absätze, die eine sichere Handhabung auch mit Handschuhen oder bei widrigen Wetterbedingungen unterstützen. Der Abzugsbügel wurde vergrößert und an der Unterseite weit ausgeschnitten, um die Pistole tiefer in der Schusshand positionieren zu können. In puncto Ergonomie zeigt die neueste Generation von Springfield Armory somit keine Schwächen. Der gerade Abzug mit integrierter Sicherung steht steil nach unten, sodass er auch für Schützen mit kürzeren Zeigefingern gut erreichbar ist. Der Abzug weist eine charakteristische Länge vom Druckpunkt bis zum Auslösen auf, die an die Standardabzüge der GLOCK-Pistolen erinnert. Das Abzugsgewicht beträgt etwa 2.100 Gramm. Die Kimme mit U-Ausschnitt wird durch ein Korn mit permanent grün leuchtendem Punkt ergänzt, das durch seinen leuchtenden Tritium-Einsatz bei allen Lichtverhältnissen gut sichtbar ist.

Test auf dem Schießstand: 9 mm Luger-Pistole Sprinfield Echelon

Springfield Armory Echelon von rechts.
Beiseitig: Die Springfield Armory Echelon ist von Grund auf für die Bedienung mit der linken- oder rechten Hand konzipiert.

Zunächst wurde die Schussleistungsüberprüfung mit sieben Fabrikpatronen im sitzend aufgelegten Anschlag auf 25 Meter durchgeführt. Das beste Ergebnis aus zwei gemittelten 5-Schuss-Gruppen erzielten wir mit der S&B 115 Grains JHP und 75 mm. Für eine Dienstpistole sind solche Ergebnisse auf dieser ungewöhnlich langen Distanz durchaus ausreichend. Der dynamische Teil umfasste verschiedene Dot Drills wie den Dot Torture Shooting Drill, der vielfältige Anforderungen an die Schützen stellt, einschließlich des Schießens mit der Unterstützungshand. Das gut wahrnehmbare Korn erwies sich als nützlicher als der Hilfsring. Dennoch ist es stets vorteilhaft, Trockentraining zur schnellen, visuellen Erfassung des Zielpunktes zu betreiben, auch wenn dies Überwindung kostet. In puncto Funktionszuverlässigkeit gab es keinerlei Beanstandungen.

Springfield Armory Echelon: Technische Daten und Preis

Modell:Springfield Armory Echelon

Kaliber:

9 mm Luger

Magazinkapazität:

17 Patronen

Griffstück:

Polymer

Verschluss:

Stahl, schwarz beschichtet

Lauflänge/-profil:

114 mm/6x Feld-Zug

Kimme:

U-Ausschnitt, 3,9 mm

Korn:

Rampenkorn, 3,6 mm mit Tritium-Einlage

Visierlänge:

178 mm

Sicherung:

Abzugssicherung, automatisch wirkende Schlagbolzensicherung

Abzugssystem, -gewicht*:

SA, 2.125 Gramm

Gesamtgewicht**:

751 Gramm

Maße (LxBxH):

190 x 33 x 142 mm

Preis:

875,- Euro (UVP Deutschland)

* Mittel aus 10 Messungen mit dem Trigger Scan-System; ** inkl. Magazin

Pistolentasche, 20 Patronen fassendendes Reservemagazin, Ladehilfe im Lieferumfang

Springfield Armory Echelon in ihre Grundbestandteile zerlegt.
Die Echelon in ihre Grundbestandteile zerlegt: Verschluss, Lauf, Rückholfeder, COG und Griffstück. Daneben Liqui Moly Waffenfett (nicht im Lieferumfang) und das Magazin.

Unser Test-Fazit: Das kann die von Ferkinghoff International importierte Springfield Armory Echelon

Die Springfield Armory Echelon konnte im Test mit einem modernen Look, guter Ergonomie und vielen Features überzeugen. Ob sie sich im breiten Feld der Polymerpistolen gegen namhafte europäische Hersteller durchsetzen kann, wird die Zeit zeigen. Mit einem Preis von 875,- Euro für die Standardausführung und 975,- Euro für die Version mit überstehendem 134-mm-Lauf und Mündungsgewinde bewegt sie sich im typischen Preissegment der Konkurrenz.


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