Aus einer Kurzwaffe gleich drei Kaliber einzusetzen, kommt dem Spieltrieb entgegen. Doch gegen Spielerei hat der Gesetzgeber was, dagegen sollen die Sportordnungen der Verbände schützen. Darin steht, aus welcher Sportwaffe welche Kaliber in welcher Disziplin erlaubt sind. Aber 9 mm Luger aus einem Revolver für das Ursprungskaliber .357 Magnum? Im Deutschen Schützenbund (DSB) geht damit gar nichts. Der BDMP (Bund der Militär- und Polizeischützen) legt zur Disziplin Sportpistole 2 lediglich das Kaliber 9 mm fest, und es wird nicht zwischen Revolver oder Pistole unterschieden. Auch im BDS (Bund Deutscher Sportschützen) geht was, wie in der Freien Klasse Revolver (Ziffer 1317). In der DSU (Deutsche Schießsport Union) ist der Einsatz von Wechseltrommeln 9 mm Luger ebenfalls möglich, sie sind der Kaliberklasse .38 Special gleichgesetzt. Es gibt also einige Spielplätze für Match-Revolver mit Wechseltrommel 9 mm Luger.
Der Spohr 286 Competition Match-Revolver mit Wechseltrommel aus dem Sortiment von B&H im Detail
Zuerst zur absolut wettkampftauglichen Basiswaffe: Mit knapp 1.400 Gramm und einer Lauflänge von sechs Zoll, rund 152 Millimeter, passt der Spohr 286 in die Sportordnungen aller Verbände und dort in viele Disziplinen. Wer unter Alterssichtigkeit leidet oder in den Disziplinen mancher Verbände ein dafür erlaubtes Rotpunktvisier nutzen möchte, befestigt dieses auf der Picatinny-Schiene. Wer Reflexvisiere nicht nutzen darf, wie DSB-Schützen, der zielt über eine Match-taugliche LPA-Kimme nebst Zweistufen-Korn, welches die Distanz zwischen Fleck- und Hochschuss ausgleicht. Kein Thema auch die Qualität des Abzuges. Dessen Gang läuft ohne Ruckeln oder Kratzen und löst im gleichmäßigen Schwung beim Schießen über Spannabzug aus, alternativ glasklar definiert bei vorgespanntem Hahn. Am Griff aus Nußbaumholz sind höchstens die Fingerrillen ein Kritikpunkt. Jedoch nur für (ungewöhnlich) große oder kleine Hände. Abhilfe schaffen konturlose Alternativgriffe. Der Spohr 286 ist mit seinen drahterodierten Schlossteilen samt Polygonlauf ein deutlich über dem Durchschnitt gefertigter Sportrevolver und mit rund 2.600,- Euro ein absolut faires Angebot. Nun aber zur 9 mm Luger-Wechseltrommel, die mit 900,- Euro extra zu Buche schlägt. Und die dazu auch noch Geld sparen soll.
Das sagt der Taschenrechner: Lohnt sich eine Wechseltrommel im Kaliber 9 mm Luger?
Je 1.000 Patronen Kaliber .357 Magnum mit 158 Grains JHP- oder JSP-Geschoss kosten: GECO 548,- Euro, Magtech 560,- Euro und Sellier & Bellot 510,- Euro, Quelle immer Frankonia. Kaliber .38 Special, wieder mit 158 Grains schwerem JHP- oder JSP-Geschoss: GECO 526,-Euor, Magtech 510,- Euro und S&B 460,- Euro. Der Preisunterschied zwischen .357 Magnum und .38 Special innerhalb dieser drei sehr beliebten Hersteller fällt zum Teil nur geringfügig bis gar nicht aus. Zur 9 mm Luger: 1.000 Magtech 115 Grains JHP kosten 494,- Euro, das Sellier & Bellot-Pendant 454,- Euro. Die speziell für sportliche Zwecke entwickelte 9 mm Luger Hexagon von GECO liegt bei 456,- Euro. Da ist schon mehr Abstand drin, nur eher zur .357 Magnum als zur .38 Special. Interessant wird es bei Angeboten wie den Schüttpackungen zu 250 Patronen (124 gr FMJ) von Sellier & Bellot, welche sich bei 1.000 Stück zu rund 300,- Euro im Handel finden. Das ist keine B-Ware, die Ersparnis beruht auf geringeren Verpackungs- und Logistik-Kosten. So würden sich, bei einem Verbrauch von etwa 2.000 Patronen im Jahr, die Mehrkosten der Wechseltrommel in 9 mm Luger nach rund drei Jahren amortisieren.
Test auf dem Schießstand: Das bringt der B&H-exklusive 286 Competition von Spohr in .357 Magnum, .38 Special und 9 mm Luger
Der Gesamteindruck zur Schussleistung, so viel vorweg, lässt sich mit homogen umschreiben. Im Kaliber .357 Magnum liegt jede der für diesen Test geschossenen Laborierungen sicher in der 50 Millimeter messenden 10 der ISSF-Scheibe. Kaliber .38 Special: Da sieht es ähnlich aus, nur zwei der zehn Testlaborierungen schwächelten. Vielleicht liegt das an der trotz des langen Polygon-Rohres relativ niedrigen Geschwindigkeit in Zusammenhang mit der Geschossgeometrie. Denn die berühmte v0 allein kann es nicht sein, das langsamste Geschoss, und mit der kritischen Wadcutter-Form brachte den besten Streukreis (47 mm). Das kaum vorhandene Tipping dieser Einschusslöcher spricht für die Qualität des Revolvers. Das Fluchten der Kammerausgänge zum Übergangskonus des Laufes scheint perfekt. Angesichts der phänomenalen Schussleistung des nur dreizölligen Revolvers von Spohr auf RL Range-Basis mit Wechseltrommel 9 mm Luger waren die Erwartungen an die Leistungen in diesem Kaliber hoch. Entsprechend lang waren die Gesichter nach der ersten Gruppe mit der sehr preisgünstigen Laborierung von Magtech (115 mm). Die 9 mm Magtech Steelcase kostet aufgrund ihrer Stahlhülse nur 278,- Euro per 1.000 Stück. Mit 65 mm sah das Ergebnis der schweren Variante schon besser aus und insgesamt überzeugte die 9 mm-Wechseltrommel mit überwiegend für die Zehn ausreichenden Streukreisen. Zurück zur Kostenersparnis: Die wäre mit wiedergeladenen 9 mm-Hülsen aus Stahlblech am höchsten.
Exkurs: Stahlhülsen – eine lange Geschichte
Die Knappheit von Kupfer und Zink führte schon gegen Ende des Ersten Weltkrieges zu Experimenten mit Stahlblechhülsen. Der Durchbruch kam im Zweiten Weltkrieg. Für militärische Zwecke, mit sehr hohen Stückzahlen weniger Kaliber und Einmalnutzung, sind Stahblechhülsen bis heute interessant. Stahl hält höheren Drücken stand, ist aber korrosionsanfälliger als Messing. Der bei Messing in dem Umfang nicht notwendige Oberflächenschutz besteht bei vielen Stahlblech-Hülsen aus einer Lackschicht, manchmal auch einer dünnen Kupferschicht. Moderne Stahlblechhülsen aus kohlenstoffarmem Stahl tragen wesentlich weiter entwickelte Polymerschichten als Korrosionsschutz. In Betracht heutiger Rohstoffpreise wird Stahlblech auch für den Zivilmarkt interessanter. Hornady fertigt schon länger Patronen mit Stahlblechhülsen für den IPSC-Bereich. Jedoch lassen sich Stahlhülsen je nach Konfiguration nicht so einfach nachladen wie Messinghülsen. Messing ist für zivile Zwecke immer noch das meistverwendete Hülsenmaterial, leicht formbar, langlebig und korrosionsbeständig. Nur wird es leider immer teurer.
Große Zahlen: Patronenhülsen aus Messing und Stahl im Vergleich
Schätzungen nach werden nur in den USA jährlich rund acht Milliarden Patronen gefertigt, eine Zahl mit neun Nullen dahinter. In welcher Menge welche Kaliber gefertigt werden, ist kaum eruierbar. Die Spannweite reicht von der .22 l.r. über Schrotpatronen bis zur .50 BMG. Dass die 9 mm Luger oder 9x19 mm die weltweit gebräuchlichste Kurzwaffenpatrone ist, steht fest. Und die .223 Remington oder 5,56x45 mm ist die zivil, militärisch und behördlich am meisten verschossene Langwaffenpatrone. Eine 9 mm Luger-Hülse wiegt knapp vier, eine der .223 Remington rund sechseinhalb Gramm. Die .308 Winchester wiegt etwa 12 Gramm. Nun wird es spekulativ: Der Spannweite an Munitionssorten wegen wird eine konservativ geschätzte drei Gramm-Hülse angenommen. Das sollte auch den Messingboden für die erheblichen Mengen an Schrotpatronen abdecken. Um 24.000 Tonnen Messing lässt sich so für diese Summe Munition abschätzen. Stimmt die Zahl? Eher nicht. Aber „nur“ 10.000 Tonnen sogenanntes Alpha-Messing, eine für die Hülsenproduktion relevante Sorte mit 68 bis 72 Prozent Kupferanteil, kann als recht sichere Teilsumme des tatsächlichen Bedarfs angenommen werden. Die (Tages-) Kupferpreise für eine Tonne liegen bei etwa 9.000,- Dollar, Zink bei fast 3.000,- Dollar. Eine Tonne Stahl (Blech) kostet nur rund 1.000,- Dollar. So lassen sich für 10.000 Tonnen Messing MS 70 rund siebzig Millionen Dollar Rohmaterialbedarf fassen. Stahl schlüge mit nur rund zehn Millionen zu Buche. Angesichts dieser enormen Kostensenkung schlagen höhere Verarbeitungskosten wie Korrosionsschutz oder ein etwas rascherer Verschleiß der Umformwerkzeuge nicht so sehr zu Buche.
Stahlhülsen wiederladen? Hintergründe und Infos
Geht bis auf den Zwischenschritt des vorsorglichen Fettauftrags und des Entfettens problemlos. Zumindest, solange keine lackierten und mit Berdanzündung versehenen Hülsen vorliegen. Die neue Magtech-Stahlhülse 9 mm Luger mit ihrer passivierten, aber nicht mehr lackierten Hülse stellt eine fertigungstechnisch vereinfachte Variante dar, welche wegen der fehlenden Lackierung wie auch der Boxerzündung wiederladefreundlicher geworden ist. Mit immer gleich wiedergeladenen, und immer denselben Magtech Steelcase-Hülsen wurden bislang geschossen: Pistolen der Baureihe Arex Alpha, CZ Shadow 2 und nun der B&H-Revolver mit Wechseltrommel 9 mm Luger. Gereinigt wurden die Stahlhülsen im Trockentumbler.
Wir verwendeten im Test einen RCBS-Hartmetallmatrizensatz in einer Classic Cast-Presse von Lee. Im Vergleich zu den Messinghülsen von Magtech war ein höherer, aber nicht anstrengender Kraftaufwand beim Rekalibrieren spürbar. Ein Hauch Hülsenfett minderte den Kraftaufwand. Aufweiten, Geschoss setzen und Crimpen waren vom Kraftaufwand her vergleichbar. Die Ladefähigkeit dreimal wiedergeladener Hülsen war bis auf gelegentliches Nachdrücken einiger geclippter Patronen in die Lager der 9 mm-Wechseltrommel unauffällig. Es tut sich scheinbar am P1-Bereich der Stahlhülsen weniger als an Messinghülsen. Bei diesen scheint der Rückspringeffekt im schwerer rekalibrierbaren P1-Bereich ausgeprägter. Das Stahlblech zeigt nach mehrmaligem Abfeuern wohl eher plastische als elastische Eigenschaften. Nun ist die Spohr GmbH nicht für Fertigungsmaße an den oberen, sondern eher unteren Toleranzen der C.I.P.-Vorgaben bekannt. Soll heißen, die Ladefähigkeit öfter wiedergeladener Patronen hängt auch vom jeweiligen Patronenlager ab. Selbst wenn sich die Stahlhülse nun etwas bockiger als ihr Messing-Pendant gezeigt hat, war dreimaliges Wiederladen möglich. Nötig scheint das zurzeit nicht. Aber bei weiterhin hohen oder weiter steigenden Rohstoffpreisen kommen vielleicht noch andere Hersteller von Messing auf Stahl. Doch das Wissen um alternative Möglichkeiten schadet ja nichts.
Und weiter? Eigenschaften von Stahlhülsen fürs Wiederladen
Gibt es sie immer noch, lackierte und aus etwas spröderem Stahlblech gefertigte Hülsen, oft aus Militär-Surplusbeständen. Was passiert, wenn sich nach einigen Vollkalibrierungen der Lack abschabt? Erst mal nix, und Monate später (vielleicht) etwas Rostansatz. Gewehrhülsen mit ihrem wesentlich höheren Druck reißen vielleicht eher als Messinghülsen. Dasselbe gilt für Kurzwaffenhülsen, wie die 9 mm Luger im Vergleich zur 9 mm Makarow. Dabei passiert, so die Waffe in Ordnung ist, soviel wie bei einer gerissenen, (zu) oft geladenen Messinghülse. Also so gut wie nichts. Wenn, fällt ein etwas höherer Ausziehwiderstand auf. Oft genug aber werden gerissene Messinghülsen erst nach dem Reinigen bemerkt. Das Wiederladen von lackierten Berdanhülsen ist eher für seltene, temporär länger nicht verfügbare Kaliber sinnvoll. Die hauptsächliche Hemmnis, Stahlhülsen wiederzuladen ergibt sich aus den oft verwendeten Berdan-Zündhütchen und dem deshalb erhöhten Aufwand. Liegen Hülsen mit Boxerzündung vor, wie von Hornady oder Magtech, ist der Aufwand beim Entzündern gleich.
Technische Daten und Preis: Der über B&H erhältliche Match-Revolver Spohr 286 Competition
Modell: | Spohr 286 Competition |
Kaliber: | .357 Magnum |
Kapazität: | 6 Patronen |
Maße (L x B x H): | 295 x 40 x 155 mm |
Lauflänge: | 152 mm (6“) |
Visierlänge: | 223 mm |
Ausschnitt Kimme: | 3,0 mm |
Kornbreite: | 3,5 mm |
Abzugswiderstand: | ca. 1.250 g |
Gewicht: | 1.395 g |
Preis (UVP): | 2.599,- Euro Preis inklusive Wechseltrommel 9 mm Luger = 3.498,-) |
Ausstattung: Stainless-Waffe, Picatinny-Schiene, kaltgehämmerter Polygon-Match-Lauf. Drahterodiertes Abzugssystem. Solid Hammer LX-V1 &, Solid Trigger LX-V2. Einstellbarer Triggerstop, Nussbaumgriffschalen, Match-Trommelöffner, LPA TXT Visierung, 2-Stufen Matchkorn, Kunststoffkoffer. |
Fazit: Das kann der nur bei B&H Waffenhandel erhältliche Spohr 286 Competition Maatch-Revolver
Die für B&H Waffenhandel exklusiv gefertigten Spohr-Revolver verdienen (wieder) eine volle Kaufempfehlung. Die Wechseltrommel kann gleichwertig zu anderen Kalibern eingesetzt werden. Nur sollten die möglichen Disziplinen im jeweiligen Verband ins Kalkül fließen. Davon abgesehen, gibt's dann auch eine glatte Kaufempfehlung für die Wechseltrommel. Bleibt das dreimalige Wiederladen der Magtech-Stahlhülsen. Die verarbeitete Laborierung diente weniger der Präzision als der Prüfung von Haltbarkeit und möglichen Abweichungen beim Wiederladen. Die Haltbarkeit scheint gegeben, das Fetten ist vielleicht gar nicht nötig. Gründe, nicht mit Stahlblechhülsen als Wiederladeobjekt zu experimentieren, lassen sich zurzeit nach Auffassung des Autors nicht finden.
Dieser Artikel erschien auch in der VISIER 6/2024. Dort sind auch die detaillierten Schießtabellen mit den Ergebnissen zu allen drei Kalibern enthalten. Sie können das Heft im VS Medien-Onlineshop kaufen. Dort steht es auch als ePaper zur Verfügung.