Jenseits des Mythos: Match-Revolver S & W M 686 Lodur in Kaliber .357 Magnum von Sport Target Pistol im Test

Glaubt man dem mittelalterlichen Gedicht Völuspá, dann erschufen Odin, Hönir und Lodur gemeinsam die ersten Menschen. Bei einem Strandspaziergang. Odin gab ihnen die Seele, Lodur verlieh ihnen Blut und blühende Farbe. Auch wenn es sich womöglich nicht ganz genauso zugetragen hat: Über den Gott Lodur ist heute nur sehr wenig bekannt. Es könnte sich auch nur um den Beinamen einer anderen Gottheit handeln, etwa Loki oder Freyr. Obskur oder nicht, Sport Target Pistol (STP) aus dem bayerischen Kühbach taufte ihren 357er Sportrevolver auf den Namen der schöpferischen altnordischen Gottheit. 

Damit fügt sich der Lodur-Revolver in eine Reihe von 1911er und 2011er Sportpistolen ein, die nach Gottheiten des altnordischen oder germanischen Pantheons benannt wurden. Wie kommt es, dass heute gleich mehrere Custom-Waffen aus Kühbach solch klangvolle Namen wie Lodur, Thor, Wotan oder Loki tragen? STP-Chef Karl Prommersberger sagt dazu, dass er gerade auch in Norwegen und Schweden viele gute Kunden hat. Und scheinbar schätzen die skandinavischen Schützen nicht nur die gute Schussleistung und Verarbeitung, sondern auch die Anlehnung an die altnordische Mythologie, selbst diejenigen, die keine Runenschrift entziffern können. Denn der Lodur trägt seinen Namen in Runenschrift auf die Seitenplatte graviert.

Schwer in Form für den Wettkampf: STP S & W M 686 Lodur

Aristocrat-Kimme und Hammer von Sport Target Pistol und Prommersberger des Revolvers S & W M 686 Lodur in Kaliber .357 Magnum
Die Aristocrat-Kimme lässt sich für drei unterschiedliche Höheneinstellungen schnell verstellen. Der Hammer des S & W M 686 Lodur stammt aus der Fertigung von STP/Prommersberger.

Karl Prommersberger, der Inhaber von STP – Sport Target Pistol und aktuell Vorsitzender der Büchsenmachervereinigung Club 30 Germany, konzipierte den Lodur-Revolver als Match-Waffe, die sich für die Disziplinen diverser Sportverbände eignet. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf das Gewichts-Limit des Deutschen Schützenbundes (DSB) gelegt, der für "Gebrauchsrevolver .357 Magnum" die Obergrenze bei 1.550 g festlegt. 

Muendung des Match-Revolvers S & W M 686 Lodur in Kaliber .357 Magnum von Sport Target Pistol Detail
Zur Mündung hin legen die Laufflanken des Lodur leicht zu. Das Korn lässt sich samt Sockel bei Bedarf auswechseln. Optional: seitliche Kornschutzbacken.

Der Löwenanteil des Gewichtszuwachses gegenüber einem herkömmlichen Smith & Wesson M 686 entfällt beim Tuning-Revolver Lodur auf den gehämmerten Polygon-Lauf aus deutscher Fertigung, der sich mit seinem 300-mm-Drall sowohl für das Kaliber .357 Magnum als auch die gemütliche .38 Special perfekt eignen soll. Zur Mündung hin fällt der Lauf des Revolvers etwas breiter aus, um bei Erhaltung einer ansehnlichen Linienführung so viel Masse wie möglich nach vorn zu bringen. Denn dort wirkt sich die Vorderlastigkeit besonders effektiv auf den Hochschlag aus. 

Als Visierung setzt man in Kühbach auf die bewährte Aristocrat-Schiene aus den Vereinigten Staaten. Beim Lodur verzichtet man üblicherweise aber auf die seitlichen Kornschutzbacken des (auswechselbaren) Kornsockels. Ansonsten würde es nichts mit dem Einsatz des Match-Revolvers beim DSB. 

In anderen Verbänden steht der Ausstattung mit den für Aristocrat typischen Schutzbacken aber regeltechnisch nichts im Wege, deshalb bekommt man den Lodur Revolver auf Wunsch auch mit Kornbacken. Das Markenzeichen des Aristrocrat-Visiers bleibt aber die in Höhe und Seite verstellbare Matchkimme. Sie bietet die Option, die Kimme für drei schnell anwählbare Höhen vorzujustieren. Damit kann man auf dem Schießstand schnell und wiederholgenau auf unterschiedliche Distanzen, Munitionssorten oder Haltepunkte reagieren.

Maßgeschneidert: Abzug, Aufbau und Finish des STP Smith & Wesson M 686 Lodur

Jenseits des Mythos: Match-Revolver S & W M 686 Lodur in Kaliber .357 Magnum von Sport Target Pistol im Test
Karl Prommersberger, STP-Inhaber und aktuell 1. Vorsitzender des S & W Club 30.

Die Abzugsteile stammen nicht von Smith & Wesson, STP setzt hier auf Hammer und Abzug aus eigener Fertigung. Die aus Werkzeugstahl gefrästen Elemente verfügen laut Hersteller gegenüber den originalen MIM-Teilen (Metal Injection Molding: Metallpulver-Spritzguss) aus US-Produktion auch über eine leicht modifizierte Geometrie. Dadurch sollen die Rasten der STP-Mechanik besonders lange halten, obwohl man ab Werk einen SA-Abzug von knapp über 1.000 g anpeilt, der Untergrenze für Disziplinen wie DSB-Gebrauchsrevolver. Die Verriegelung des Zylinders übernimmt vorn eine gefederte Kugel im Trommelkran, nach einem Laufwechsel eine für S & W-Revolver übliche Tuning-Maßnahme. 

Ausgeklappte Trommel des Match-Revolvers S & W M 686 Lodur in Kaliber .357 Magnum von Sport Target Pistol
Die Trommel des STP S & W M 686 Lodur polierte man vor der Beschichtung im DLC-Verfahren ringförmig im Bereich der Nuten für den Trommelstop.

Mechanisch gab es an dem vorliegenden Exemplar nichts zu meckern. Das gleichmäßige Timing und die leichten Abzugswiderstände in Single Action wie auch vorgespannt erleichtern das präzise Schießen deutlich. Durch den schmalen Trommelspalt von nur 0,1 mm leidet die Leistung so wenig wie möglich und der schmale Spalt gewährt Gas und Treibmittelresten auch nur sehr wenig Spielraum, den Revolver seitlich oder gar nach hinten zu verlassen. 

Unabhängig von Abzugscharakteristik und -widerstand konnte das STP-Züngel sowohl beim vorgespannten Schießen als auch beim Feuern über den Spannabzug überzeugen: Von mittlerer Breite und ungerillt, zeigte das Züngel seitlich klare Kante und greift sich für den Abzugsfinger subjektiv ausgezeichnet. Eine integrierte Triggerstop-Schraube begrenzt den Nachweg. 

Runenschrift auf Revolver S & W M 686 Lodur in Kaliber .357 Magnum Detail
Der Lodur-Revolver trägt seinen Namen in germanischer Runenschrift graviert auf der Seitenplatte des mittelgroßen L-Rahmens von Smith & Wesson.

Der einteilige Hogue-Griff passt farblich gut zu dem mattierten Stahl der Waffe. Außerdem wiegt er durch das dichte Material recht viel. Hinter der Wahl steckt System: Viele engagierte Schützen tauschen Werksgriffe gern, bis man die optimal passenden Schalen gefunden hat. Bevorzugt man beim Lodur eine Alternative aus Nussbaum, dann gerät auch ein eher voluminöser Griff nicht in Konflikt mit der oberen Gewichtsgrenze von 1.550 Gramm.

Für den Rostschutz versieht STP den Rahmen und den Lauf mit einer matt gestrahlten Chromnitrid-Beschichtung, nur rund um das Logo von Smith & Wesson wird noch kreisförmig auf Hochglanz poliert. Auch bei der geschwärzten Walze poliert man den Bereich um die Nuten für den Trommelstop, ansonsten präsentiert der Zylinder mattierte Oberflächen. In diesem Fall sorgt allerdings nicht Chromnitrid, sondern eine Hartstoffbeschichtung des Typs DLC (Diamond Like Coating) für den Korrosionsschutz. Diese Art der Beschichtung findet sich heute häufig bei (teuren) Armbanduhren und wird inzwischen auch von manchen Waffenherstellern eingesetzt, etwa von Glock. Die Visierschiene sowie Kimme und Korn selbst werden mattschwarz brüniert, beziehungsweise eloxiert, je nach Material.

Match-Revolver S & W M 686 Lodur in Kaliber .357 Magnum von Sport Target Pistol mit Rotpunktvisier des Typs RTS2 der Marke C-More
Auf der Schiene von Aristocrat lassen sich am Revolver über die Weaver-Querfräsungen auch Optiken befestigen. Hier trägt der STP S & W M 686 Lodur ein kompaktes Rotpunktvisier des Typs RTS2 der Marke C-More. STP offeriert die kleine Optik für 480,- Euro.

Auf dem Schießstand mit dem Revolver STP S & W M 686 Lodur

Freihand schoss sich der Lodur prächtig, wie man das von einem sorgsam hergerichteten 686er am DSB-Gewichtslimit auch erwarten kann. Das hohe Gewicht zähmt auch bei harten Magnum-Fabrikladungen Rückstoß und Hochschlag, Wadcutter-Sportpatronen schießen sich gefühlt fast wie ein KK-Match-Revolver

Mit der NonTox-Variante der .357 Magnum aus dem Hause Sellier & Bellot kam es während des Tests zweimal zu einem Zündversager, wobei eine der Patronen dann im zweiten Anlauf zündete. Die Zündhütchen der restlichen sechs Hersteller bereiteten dem überarbeiteten STP/S & W-Schloss keine Probleme und funktionierten einwandfrei. 

Und wie steht es um die Eigenpräzision der Waffe? Eingespannt in die Schießmaschine brachte unter den 357er Munitionsorten die Hohlspitz-Laborierung von Magtech mit 26 mm für eine Zehn-Schuss-Gruppe das beste Resultat. Mit Wadcutter-Munition des finnischen Herstellers Lapua klappte es sogar noch einen Hauch besser; hier maß das Trefferbild auf 25 Meter Entfernung nur 24 Millimeter.

Match-Revolver S & W M 686 Lodur in Kaliber .357 Magnum von Sport Target Pistol mit Munition Gesamtansicht
Benannt nach einer Gottheit der nordischen Mythologie, orientiert sich der 357er Lodur von Karl Prommersberger an den Vorgaben für DSB-Gebrauchsrevolver.

Technische Eigenschaften und Preis des Match-Revolvers STP Smith & Wesson M 686 Lodur in Kaliber .357 Magnum

Modell:

STP M 686 Lodur

Kaliber:
.357 Magnum
Kapazität:
6 Patronen
Maße (LxBxH):
289 x 38 x 156 mm
Lauflänge:
152 mm
Trommelspalt:
0,1 mm
Visierlänge:
199 mm
Ausschnitt Kimme:
2,8 mm
Kornbreite:
3,2 mm
Abzug (DA/SA):
3.750/1.100 g
Gewicht:
1.536 g
Preis:
2.890,- Euro
Ausstattung:
gehämmerter Lauf mit Polygon-Pro l, Aristocrat-Visierschiene, Finish Chromnitrid und DLC, Micarta-Schalen, STP-Abzugsmechanik, Triggerstop.

Das Fazit zum Match-Revolver STP S & W M 686 Lodur von Club 30-Mitglied Karl Prommersberger

Karl Prommersberger/STP offeriert mit dem Lodur einen ebenso adrett zurechtgemachten wie praktisch ausgestatteten Match-Revolver für gängige Sportdisziplinen. 

Angesichts des kompletten Tuning-Pakets geht auch der im Vergleich zu einem Standard-Revolver deutlich gehobene Preis absolut in Ordnung. Durch die fachgerechte Überarbeitung lässt sich die Eigenpräzision des optisch von altnordischer Mythologie geprägten Designs auch prima aus der Hand umsetzen. Gott Lodur kann also stolz ob dieser machtvollen Waffe sein!


Wissenswert: Das ist der Smith & Wesson Club 30 Germany

Der S&W Club 30 wurde 1993 gegründet und zählt aktuell 27 autorisierte Smith & Wesson-Händler und Büchsenmacher aus 4 Ländern (D, A, CH, LUX). Diese betreiben alle ihre eigenen, unabhängigen Waffengeschäfte, kooperieren aber bezüglich Einkauf, Anfertigung spezieller Kurzwaffen für den Sportgebrauch sowie Vertrieb von Sonderwerkzeugen und Ersatzteilen. Zudem nehmen alle Mitglieder jährlich an spezifischen Fortbildungsmaßnahmen teil und entwickeln gemeinsam innovative Teile und Methoden für den Waffenbau und das Tuning von Sportwaffen. Als Mitglieder werden ausschließlich besonders qualifizierte Büchsenmacher aufgenommen. Neben für den Sporteinsatz optimierten Revolvern hat der Club auch mehrere Sportmodelle von SIG Sauer-Pistolen kreiert. Weitere Infos und Revolver-Konfigurator auf www.club30.de


Dieser Artikel erschien zuerst in der VISIER, Ausgabe 01/2020. Das Heft mit den Schießergebnissen des STP Lodur kann über den VS Medien-Onlineshop erworben werden. Es ist außerdem in einer digitalen Version verfügbar.

Weitere Informationen gibt es auf den Seiten des Herstellers STP von Prommersberger. Der Büchsenmacher Karl Prommersberger gehört zum Club 30, auf all4shooters.com stellen wir den Club vor.