Slimline-Pistolen im Test: GLOCK 43X und 48

GLOCK 43X und 48 übereinander auf silbernem Untergrund.
Sticht sofort ins Auge: Der Schlitten beider GLOCKs weist eine silberfarbene PVD-Hartstoffbeschichtung auf.

Bei GLOCK hat man den Modellen G43X und G48 die Slimline-Reihe, bestehend aus Pistolen mit schmalem Griffstück für einreihige Magazine, weiter ergänzt. Beide Neuzugänge aus Deutsch-Wagram weisen einen silberfarbenen Schlitten auf. Somit bringt GLOCK nach der sandfarbenen G19X noch mehr Farbe ins Spiel. Vor rund vier Jahren begann bei GLOCK die Markteinführung der einreihigen G43 in 9 mm Luger. Relativ spät, denn Hersteller wie Kahr Arms , SIG Sauer , Smith & Wesson , Taurus , Ruger und Walther hatten ihre Subkompakt-Pistolen schon mehr oder minder erfolgreich auf dem heiß umkämpften Markt platziert. Um nun vom "Concealed Carry-Kuchen" etwas abzubekommen, musste GLOCK nachziehen. Hier ist das Ergebnis:

Die Polymerpistole GLOCK G43X im Detail

G43X seitlich von links auf silbernem Untergrund.
Ergonomischer Zugewinn: Durch das verlängerte schmale Griffstück besitzt die G43X mit Magazinkapazität für 10 Patronen gegenüber der G43 mit einem Fassungsvermögen von 6 Patronen mehr Zugriffsfläche, verbesserte Handhabung und eine höhere Kontrolle im schnellen Schuss.        

Das "X" in der Modellbezeichnung G43X weckt dabei natürlich Assoziationen an die G19X – und das ganz bewusst. Denn ähnlich wie bei der doppelreihigen Kompaktversion, handelt es sich hier um ein "Crossover-Modell", bei dem die kompakte Lauf-/Verschlusslänge mit einem größeren Griffstück kombiniert wird. Wurde bei der G19X einfacher Weise das G17-Griffstück mit dem G19-Oberteil gepaart, erfordert die frische G43X (ebenso wie die G48) einen neukonstruierten Rahmen. Denn statt der bisher 6, kann das Magazin nun 10 Patronen aufnehmen. Somit finden jetzt auch Schützen mit größeren Händen besseren Halt am längeren Griffstück und obendrein verfügt das Modell über eine gesteigerte Feuerkraft von 10+1 Patronen. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass der Traditionshersteller von Polymerpistolen beim Verschluss auf rostträgen Stainless Steel umgestiegen ist. Doch weit gefehlt, denn ein silberner Farbton lässt sich auch mit einer PVD-Hartstoffbeschichtung (englisch "Physical Vapour Deposition") erreichen. Zudem kann man dabei auf die gewohnten Qualitäten des bewährten Materials zurückgreifen. Gut getan hat GLOCK sicherlich daran, den Verschluss im vorderen Bereich mit Greifrillen zu versehen. Die Lauflänge entspricht mit 84 mm der G43.

Im Video: So schießt sich die GLOCK 48

Ein Blick auf die Kompaktpistole GLOCK 48

GLOCK 48 auf silbernem Untergrund von links.
Die G48 entspricht in Länge und Höhe einer GLOCK 19, ist dabei aber rund 4 mm flacher.

Die G48 gehört nicht in die Subkompakt- sondern in die Kompaktklasse. Ihr ebenfalls mattsilbern beschichteter Verschluss beherbergt einen 104 mm langen Lauf, der im Vergleich zur G43X auch die Visierlinie um 20 mm ansteigen lässt. Somit entspricht die G48 der Größe nach in den Dimensionen etwa einer GLOCK 19, nur ist sie dabei eben rund 4 mm flacher. Wie auch bei der GLOCK 43X ist der großflächige Magazinknopf auch für Linkshänder umsetzbar. Allerdings müssen Linkshänder bei der Betätigung des Verschlussfanghebels immer noch umgreifen, oder besser gleich den Verschluss in der hintersten Position mit der Hand greifen und nach hinten ziehen.

Die Gemeinsamkeiten der beiden kompakten GLOCK-Pistolen

Wie bei den Slimline-Modellen üblich, sind im Lieferumfang auch keine Griffadapter zur Anpassung an die Handgröße enthalten. Ob man das gerade bei einer kleinen Back-up Waffe wie der GLOCK 43(X) unbedingt braucht, darüber lässt sich sicherlich trefflich streiten. Technisch entsprechen die G43X und die G48 in einigen Details der Gen5-Ausführung. Das heißt, hier ist nun der Schlagbolzen mit rundem Kopf, statt der sonst typischen Lanze zu finden. Auch die Schlagbolzensicherung wurde entsprechend angepasst und last but not least der "GLOCK Marksman Barrel" (GMB)-Lauf eingebaut.

Modell: GLOCK 43X GLOCK 48
Preis: € 702,-
€ 725,-
Kaliber: 9 mm Luger
9 mm Luger
Kapazität: 10 + 1 Patronen
10 + 1 Patronen
Maße (L x B x H) 165 x 27 x 128 mm
186 x 27 x 128 mm
Lauflänge: 84 mm
104 mm
Visierlänge: 133 mm
152 mm
Abzugsgewicht: 2900 g
2600 g
Gewicht: 528 g (mit leerem Magazin) 586 g (mit leerem Magazin)
Ausstattung: Polymer-Pistole mit Schlagbolzenschloss, Laufsteuerung über offene Steuerkulisse und Verriegelung per Block im  Auswurffenster, Slimline-Rahmen für die Aufnahme von einreihigen Magazinen, teilvorgespannter Safe-Action-Abzug, Ersatzmagazin.
Polymer-Pistole mit Schlagbolzenschloss, Laufsteuerung über offene Steuerkulisse und Verriegelung per Block im Auswurffenster, Slimline-Rahmen für die Aufnahme von einreihigen Magazinen, teilvorgespannter Safe-Action-Abzug, Ersatzmagazin.

Die Slimline-Modelle von GLOCK: Wofür eigenen sie sich?

Somit stellt sich natürlich die Frage, ob die wenigen Millimeter, die eine G48 im Vergleich zur klassischen G19 flacher ist, wirklich so entscheidend sind? Zudem verliert man 5 Patronen an Kapazität und Feuerkraft. Das kann in vielen Szenarios ein entscheidender Faktor sein. Rein nüchtern betrachtet sind 4 mm sicher nicht viel. Wenn man die Waffe aber beispielsweise rund um die Uhr in der "Inside the Waistband" (IWB) oder der trendigen "Appendix Inside the Waistband" (AIWB)-Trageweise führt, fallen die wenigen Millimeter schon positiv auf. Das betrifft sowohl den eigentlichen Tragekomfort als auch den Abdruck der Waffenkontur unter der Kleidung (englisch "Printing"). Gerade in warmen Sommermonaten mit dünner Kleidung ein nicht zu unterschätzendes Kriterium. Zudem wiegt eine vollgeladene G19 rund 1.060 g, eine G48 mit etwa 830 g aber ganze 230 g weniger. Schlussendlich bleibt es aber ohnehin eine persönliche Entscheidung, ob man für das verdeckte Führen eine schmalere, leichtere G48 oder eine feuerstärkere, doppelreihige G19 bevorzugt. In Deutschland stellt sich für die meisten Interessenten diese Frage aufgrund der restriktiven Gesetzeslage sowieso nicht. Die G43X oder die G48 könnten aber für den Jäger interessant sein, der nicht auf große Magazinkapazitäten angewiesen ist. Der Hauptabsatz- markt der neuesten GLOCK-Modelle dürfte aber nach wie vor die waffenrechtlich liberaleren USA sein.

Vergleich der Mündungspartie einer G19 und einer G48.
Der Verschluss wurde im vorderen Bereich abgerundet, die hinterdrehte Mündung ist das Markenzeichen der "Glock Marksmann Barrel" (GMB)-Läufe der 5. Generation.
Vergleich der Griffrücken und Magazine zwischen einer G19 und einer G48.
Wie schmal die G48 ausfällt, wird im Vergleich zur G17 recht deutlich.

Unser Test-Video zur GLOCK 43X in 9 mm Luger:

Mit der GLOCK G43X und G48 auf dem Schießstand

G43X und G48 Pistolen zerlegt nebeneinander auf hölzernem Untergrund.
Gegenüberstellung: G43X und G48 zerlegt im Vergleich.

Dem angedachten Anwendungszweck entsprechend, wählten wir die 5 Laborierungen zum größten Teil aus Sparte der Defensivpatronen. Die fünf Fabrikpatronen wiesen dabei Geschossgewichte von 93 bis 147 Grains auf. Als Testentfernung wählten wir die gewohnten 15 Meter von der Sandsackauflage. Durch das schmalere Griffstück und vor allen Dingen durch den rund 5 mm kürzeren Abstand zwischen Griffrücken und Abzug ergibt sich natürlich ein anderes Griffgefühl. Nicht zuletzt durch den gleichen Griffwinkel und die Position der Bedienelemente macht sich auch bei den "Glöckchen" ein gewisser Wiedererkennungseffekt breit. Den Anfang machte die G43X, die ihr bestes Ergebnis aus zwei gemittelten 5-Schuss-Streukreisen mit der knackig geladenen 124 Grains Speer Gold Dot +P erreichte.  Den zweiten Rang mit 34 mm erreichte die GECO 124 Grains FMJ, die sich somit sehr gut als Trainingspatrone eignet. Der rechnerische Mittelwert als Durchschnitt aller getesteten Laborierungen betrug 44 mm, was für den angedachten Verwendungszweck des kleinen "Flachmanns" mehr als ausreichend sein dürfte. Das beste Ergebnis mit der G48 erreichten wir mit der GECO 124 Grains FMJ mit 40 mm. Den zweiten Platz belegte die ebenfalls recht günstige Sellier & Bellot 124 Grains FMJ mit einem Streukreis von 46 mm. Platz Drei ging dann an die Speer Gold Dot 124 Grains +P Laborierung mit einer Schussgruppe von 49 mm. Der Durchschnitt aller Laborierungen lag hier bei 58 mm und damit trotz längerer Visierlinie etwas schlechter als bei der G43X. Aber auch hier gilt, dass die Präzision für eine Defensivwaffe durchaus ausreichend ist. Abschließend verfeuerten wir noch einige Patronen in dynamischen Drills, wobei es wenig verwunderlich war, dass die G43X etwas mehr Rückstoß als die rund 60 g schwere G48 aufwies. Während der Testphase mit rund 150 Patronen pro Waffe ereignete sich keine Funktionsstörung.

Fazit zur G43X und G48

Die neuen Pistolenmodelle G43X und G48 vermitteln in der Ergonomie und Handhabung bei charakteristischen GLOCK-Konstruktionseigenschaften mit ihren schmalen Griffstücken und der Magazinkapazität für 10 Patronen etwas "1911er-Feeling". Die G43X ist nun auch für Schützen/Waffenträger mit größeren Händen gut nutzbar und kostet in Deutschland 702 Euro. Wer keine großen Magazinkapazitäten benötigt und zudem noch kleine Hände besitzt, für den könnte die G48 eine interessante Alternative sein. Sie kostet mit 725 Euro kaum mehr als die G43X. 


Der Test zu beiden GLOCK-Pistolen ist zuerst in der caliber 2/2019 erschienen. Dieses Heft können Sie im VSMedien-Shop bestellen. Die Ausgabe ist auch digital verfügbar .

all4shooters.com war auch schon mit der GLOCK 43 auf dem Schießstand.  Ebenso mit der erwähnten Crossover-GLOCK 19X .

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