Von wegen Beretta Nano oder Kahr MK 9 – wer statt solcher "Minipistolen" eine deutlich voluminöser gehaltene Neun-Para-Pistole kaufen will, der kommt an SIG Sauer nicht vorbei: Die hier vorgestellte SIG Sauer X-Six Match ist nicht nur die größte Pistole des gesamten Testaufgebotes, sondern mit 1.363 Gramm auch eine der schwersten - nur die Tanfoglio Stock III Xtreme spielte noch in dieser Gewichtsklasse mit. Die X-Six Match ist aber nur eine von vielen Versionen aus der 2013 vorgestellten X-Series von SIG Sauer. Ihrerseits basiert diese X-Series auf dem ab 2004 eingeführten Modell X-Five und der im Folgejahr präsentierten und um einen Zoll längeren X-Six. Dieses Duo wiederum geht zurück auf die 1998 vorgestellte SIG Sauer P 226 SL, die sich erstmals oben und unten mit Stainless Steel präsentierte.
Die X-Series besticht rein äußerlich durch drei Elemente:
- Einen neu gestalteten Schlitten mit im Mündungsbereich dynamisch angeschrägten Flanken,
- Eine Picatinny-Schiene am Dustcover, in der Mitte mit runder Aussparung, um hier die SIG-Sauer-eigene Montage namens X-Mount oder das Zusatzgewicht X-Weight anbringen zu können,
- Eine werkseitig als „Multifunktionsschnittstelle“ bezeichnete Visieraufnahme hinten am Schlitten, die den raschen Wechsel der jeweiligen Kimme gestattet. Auch lässt sich hier statt der Kimme ein Element mit links wie rechts bedienbarem „Slide Racker“ (Durchladehilfe) anbringen.
Weitere auf den ersten Blick weniger auffällige Änderungen beziehen sich auf das Griffdesign. Sie dienen der Verbesserung der Handlage ebenso wie dem leichteren Anbringen eines Magazintrichters. Insgesamt ist die gesamte X-Series modular gehalten. Vereinfacht ausgedrückt, kann man sich die günstigste Version kaufen und je nach Ambition entsprechend nachrüsten, übrigens auch mit Wechselsystemen. Und Versionen gibt es reichlich: Die X-Series umfasst inzwischen die Unterreihen Classic, Match, Supermatch, Allround, Xpress, SO, Mastershop Sport und Mastershop Individual. Nun zählt allein die letztgenannte Gruppe über 20 Varianten – daran kann man schon erkennen, wie umfangreich die gesamte Linie ist.
Bei der geprüften X-Six Match bildete die Technik eine Kombination aus SIG Sauer-typischen Elementen (Blockverriegelung, offene Steuerkulisse) mit solchen der Colt M 1911 (Single-Action-Abzug, Sicherungsbügel).
Der Test lässt sich so beschreiben: Optimal lief es bei den Prüfabschnitten Abzugs-Griff-Design, Bedienelemente und Repetierablauf/Sicherheit (jeweils -0 Punkte).
Leichte Werkspuren fanden sich beim Prüfen der Verarbeitung (-1 P), ansonsten überzeugte die Pistole durch ihre sorgfältig ausgeführte Qualität. Bei der voll verstellbaren Visierung konstatierten die Tester ein Zielbild, bei dem sich etwas zu kleine Lichthöfe links und rechts vom Korn zeigten (-1 P).
Die Kontrolle der Abzugscharakteristik offenbarte, dass der bei einem Wert von etwas mehr als 1.000 Gramm brechende Single-Action-Abzug nicht völlig trocken stand (-1 P). Beim Check der Präzision kam die Waffe mit der schweren Vollmantelpatrone von GECO auf ihr bestes Ergebnis von 34 mm (-3 P).
Erwähnt sei noch der Vollständigkeit halber, dass dieses wuchtige Sportgerät ein traumhaft angenehmes Schießverhalten an den Tag legte. 94 von 100 möglichen Punkten, sagt alles.
Testfazit zur SIG Sauer X-Six Match:
Sicher, mit über 2.800 Euro muss man viel Geld für diese Pistole aus der Großkaliber-Oberliga ausgeben. Dafür erhält man aber mit der SIG Sauer X-Six Match eine zuverlässige, treffgenaue und qualitativ sehr hochwertige Waffe. Zudem stammt sie aus einer durchdacht konzipierten Pistolenfamilie, die sich mit einigen Zubehörelementen dem jeweils geforderten Zweck anpassen lässt und so gleichsam mit den Ansprüchen ihres Besitzers wächst.
VISIER-Bewertung der SIG Sauer X-Six Match in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 47 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 5 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 94 Punkte |
Testurteil | ausgezeichnet |
Prädikate | 6 von 6 |
Schießtest: SIG Sauer P 226 X-Six Match
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis | v2 | E2 |
1. | 115 grs GECO JHP | 52 (38) mm | 354 m/s | 467 J |
2. | 115 grs Sellier & Bellot JHP | 51 mm | 358 m/s | 478 J |
3. | 124 grs Magtech FMC | 47 (28) mm | 365 m/s | 535 J |
4. | 124 grs TopShot Vlm. RK | 42 mm | 336 m/s | 454 J |
5. | 154 grs GECO FMJ | 34 mm | 277 m/s | 383 J |
Hinweise: Streukreis = 5-/4-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz von der Sandsackauflage. Angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte. v2 = Geschossgeschwindigkeit zwei Meter vor der Laufmündung, in Meter pro Sekunde. E2 = Geschossenergie zwei Meter vor der Mündung, in Joule. Geschosskürzel: FMJ = Full Metal Jacket,FMC = Full Metal Case (beides Vollmantelgeschosse), Vlm. RK = Vollmantel-Rundkopf.
Zusätzlich finden Sie im VISIER SPECIAL 76 noch weitere SIG Sauer-Pistolen im Test:
SIG P 210 Legend
SIG Sauer P 226 LDC