Die Idee zum CLUB 30 entstand bereits im Jahr 1989 anlässlich eines Lehrgangs des traditionsreichen Revolverherstellers aus Springfield, Massachusetts, mit dem Ziel, eine Gemeinschaft von qualifizierten Büchsenmachern ins Leben zu rufen, die sich besonders auf das Kurzwaffen-Tuning spezialisiert. Durch qualifizierte Weiterbildung, innovative Techniken sowie praxisnahe Ideen wollte man der ambitionierten Sportschützen-Kundschaft verbesserte Großkaliber-Faustfeuerwaffen anbieten können. Ein Jahr später erfolgte dann der Eintrag ins Vereinsregister als "SMITH & WESSON CLUB 30 Germany" und auch nach fast 25 Jahren ist diese Büchsenmacher-Gemeinschaft ihren Idealen treu geblieben. Neben der Verfeinerung von SMITH & WESSON-Revolvern widmet man sich aber auch dem Pistolentuning. Ganz neu im Programm ist die erstmals von uns auf der IWA 2014 gesichtete "CLUB 30 X-Six".
SIG Sauer P226 X-Six CLUB 30 im Detail
Die brandneue Matchpistole baut auf der bewährten SIG SAUER P226 X-Six auf. Hierbei handelt es sich aber um die ursprüngliche und nicht um die Ausführung der aktuellen X-Series. Dies kann man beispielsweise auf den ersten Blick daran erkennen, dass der Verschluss an der Mündungspartie nicht abgeschrägt und weniger schnittig gestaltet ist. Dessen ungeachtet ist die vorerst auf 50 Exemplare limitierte "CLUB 30 X-Six" eine imposante Erscheinung, die auf dem Schießstand sicherlich die Blicke der neugierigen Schützenkameraden auf sich ziehen wird.
Markant sind die Dutzend Ausfräsungen zu zwei Reihen à sechs Stück im vorderen Verschlussbereich, die nicht nur reine Kosmetik sind. Denn dadurch wird das Verschlussgewicht von 374 auf 328 Gramm reduziert, was mit 46 Gramm rund zwölf Prozent entspricht. Hieraus resultiert weniger bewegte Masse und geringerer Rückstoß im Schuss und zum anderen mehr Reserve für eine sichere Waffenfunktion bei Verwendung von sehr moderaten Scheibenlaborierungen.
Das exklusive Erscheinungsbild der Waffe wird durch die Griff-Flächen im "Snakeskin"-Stil auf den Schlittenflanken unterstrichen, wobei diese Alternative im Look der Reptilien-Schuppenhaut im Vergleich zu den üblichen Rillen mindestens genauso griffig ist. Im Stahlgriffstück sitzt eine Abzugseinheit mit skelettiertem Abzug und Hammer, wie man sie von den neueren SIG SAUER X-Series X-Match-Versionen schon kennt. Die Montageschiene an der Unterseite des Schließfedergehäuses des Rahmens empfiehlt sich für die Befestigung eines Zusatzgewichtes, wenn es die jeweils zu bestreitende Disziplin hinsichtlich des Gewichtslimits zulässt.
In Sachen Griffschalen kann man sicherlich geteilter Meinung sein, was die Optik und Haptik anbelangt. Traditionell stattete der SIG SAUER seine Scheibenmodelle mit Griffschalen aus braunem Nussbaumholz des Griffspezialisten Karl Nill aus. Die aktuellen X-Series-Modelle werden teilweise auch mit Griffschalen aus schwarzem Schichtholz oder mit G-10-Griffschalen von HOGUE ausgerüstet. Die "CLUB 30 X-Six" hingegen weist Kunststoffgriffschalen auf, deren Oberflächen in Handarbeit mit dem Lötkolben strukturiert werden. Nach unserer Meinung sind sie in Sachen Griffigkeit und Schießpraxis nicht zu übertrumpfen.
Die inneren Werte der CLUB 30 X-Six
Die neue X-Six wäre aber keine echte Club-30-Waffe, wenn man nicht auch weitere "unsichtbare" Tuningmaßnahmen durchgeführt hätte. So wurden die Toleranzen zwischen den Führungsschienen von Griffstück und Verschluss durch mechanische Nachbearbeitung nochmals reduziert, sowie die Vorspannung des Laufes im Bereich der Schlittenmündungsbrille optimiert. Abschließend wurde die Single-Action-Abzugseinheit in ihrer Charakteristik noch etwas überarbeitet, die somit einem gut hergerichteten 1911er-Abzug in keiner Weise nachsteht. Mit einem Abzugsgewicht von 1.113 Gramm im Mittelwert ist er für die meisten Disziplinen mit 1.000 Gramm-Limit nahezu perfekt eingestellt und dürfte sich nach einer Einlaufphase dem vorgeschriebenen Limit noch etwas nähern.
Die CLUB 30 Abmagerungskur
CLUB 30 verspricht, dass es sich um eine Matchpistole handelt, die auch für BDS-Disziplinen zugelassen ist, bei denen 1.300 Gramm Gesamtgewicht inklusive Magazin das obere Limit für die Zulassung darstellt. Allerdings zeigte unsere Messwaage ein Gewicht von 1.332 Gramm an, so dass man weitere "Diätmaßnahmen" in Eigenregie durchführen muss, wie sie auch vom CLUB 30 empfohlen werden. Nach der obligatorischen Sicherheitsüberprüfung und simplen Demontage der Griffschalen und Schlagfeder lassen sich der Magazintrichter aus Leichtmetall sowie das dazugehörige Sicherungsblech recht leicht entfernen. Dann trennt man Griffstück von Verschluss und baut den Lauf aus, um an die Schließfedereinheit zu gelangen. Bei der zweiteiligen Federführungsstange mit Rücklaufpuffer wird die Vorderpartie entfernt und dann die Waffe wieder montiert. Nach dieser schrittweise durchgeführten Abmagerungskur zeigte unsere Waage ein Idealgewicht von 1.298 Gramm für die Waffe mit eingeführtem Magazin im Leerzustand an.
Qual der Wahl
Die "X-Six CLUB 30" wird übrigens in zwei Varianten angeboten. Ein Modell weist eine komplett schwarze Hartstoffbeschichtung auf, die im Verfahren der physikalischen Gasphasenabschneidung (PVD; physical vapour deposition) hergestellt wird. Der Preis beträgt 2.890 €. Bei dem anderen Modell werden zusätzlich die Verschlussflanken spiegelblank poliert, wodurch ein aparter Farbkontrast entsteht. Diese schwarzsilberne "Black & White"-Version wechselt für 2.975 € den Besitzer. Sicherlich eine ganze Stange Geld nahe der 3.000 Euro-Grenze, doch wenn man die Differenz zu einer standardmäßigen SIG SAUER X-Six betrachtet, ist der verlangte Mehrpreis gar nicht einmal so happig, wie man auf den ersten Blick vielleicht vermuten würde. Denn eine aktuellere SIG X-Series X-Six Classic, Match oder Supermatch kostet 2.699 €, 2.869 € oder 2.999 €, womit sich der Preis der CLUB 30-Varianten auf Basis des Vorgängermodells relativiert.
Auf dem Schießstand
Natürlich sollte die "CLUB 30 X-Six" auch auf dem Schießstand unter Beweis stellen, was Sie zu bieten hat, schließlich stimmten die durchgeführten Tuningmaßnahmen ebenso wie die den Testwaffen beigefügten Schussbilder neugierig. Zum Einsatz gelangten nicht weniger als 14 Munitionssorten in 9 mm Luger, davon neun Fabrik- und fünf Handladungen im Geschossgewichtsbereich von 95 bis 147 Grains. In Sachen Funktionssicherheit gab sich die "CLUB 30 X-Six" keine Blöße. Ein Zündversager mit der WINCHESTER 115 Grains Vollmantel-Rundkopf-Munition ließ sich auch nach mehrmaligem Abschlagen nicht zum Zünden bewegen und dürfte aufgrund des ausgeprägten Eindrucks auf dem Zündhütchen der Munition anzukreiden sein.
In Sachen Schussleistung belegte diesmal wieder unsere Handladung mit dem HORNADY 125 Grains HAP Geschoss hinter 5,2 Grains HOGDON Longshot mit 24 Millimetern Platz Eins. Danach folgte nur theoretisch schlechter mit 25 Millimetern die MAGTECH 115 Grains Hohlspitz-Kegelstumpf-Munition. Platz Drei in Sachen Schussleistung ging mit 28 Millimetern an unsere günstige Handladung mit 3,8 Grains VIHTAVUORI N330 und dem 145 Grains schweren, verkupferten LOS-Bleigeschoss in Hohlspitz-Kegelstumpf-Konfiguration mit Durchmesser von .356" – die somit eine echte Laborierungsempfehlung darstellt. Mit zwei Fabrikpatronen in Form der seltenen, für den Behördenmarkt gedachten LAPUA 120 Grains CEPP TC und der besser erhältlichen MAGTECH 147 Grains Hohlspitz-Kegelstumpf konnten jeweils Streukreise von 30 Millimetern erzielt werden.
Somit wurden mit 5 von insgesamt 14 Munitionssorten Schussgruppen im Bereich unter bis maximal 30 Millimeter realisiert. Gewohnter Testaufbau: Ransom Rest, 10 Schuss, 25 Meter. Tendenziell gute Leistung aufgrund enger Kerngruppen zeigten auch die Fabrikmunitionssorten HORNADY 125 Grains HAP TC Steel Match und die GECO 124 Grains Hohlspitz-Kegelstumpf Hexagon. Beide lieferten bei unter 10 Schuss enge Treffernester von rund 20 Millimeter, wobei die Komplettgruppe aufgrund eines Ausreißers dann bei 32 Millimeter respektive 35 Millimeter lag. Solcherart Harmonie zwischen Abschussrampe und Treibstoff wird mit einem rechnerischen Präzisionsdurchschnitt als Mittelwert aller Laborierungen von 38 (36 ohne Ausreißer) Millimeter belohnt.
Betrachtet man die Kehrseite der Medaille, wird man feststellen, dass die schlechtesten Streukreise der Erprobung 51 Millimeter (mit Fabrikpatronen Remington 115 Grains JHP TC und WINCHESTER 115 Grains FMJ OG) maßen. Selbst damit könnte man noch die Zehn der DSB/BDS 25 Meter Präzisionsscheibe halten, so das uns nur übrig bleibt, der Testwaffe eine konstant gute Schussleistung zu attestieren. Schon bei den ersten Schüssen frei Hand fiel der milde Rückstoß des Punktejägers auf, der erleichterte Verschluss und die eingebaute Schließfeder leisteten gute Arbeit. Auch beim Abzug hat man noch das letzte Quäntchen in Sachen trockener Abzugscharakteristik herausgeholt. Somit hat der CLUB 30 die von Hause aus schon in Sachen Verarbeitung und Schussleistung gut dastehende SIG SAUER P226 X-Six noch einmal gekonnt verbessert.
SIG Sauer X-Six CLUB 30 – Fazit
Die SIG Sauer X-Six CLUB 30 schießt so gut wie sie aussieht! Die unsichtbaren Detailverbesserungen im Inneren haben die solide Ganzstahlwaffe aus dem hohen Norden noch einmal praxistauglicher gemacht. Ein echter Trumpf ist die konstant überzeugende Schussleistung mit einer Vielzahl von Munitionssorten. Weil die Matchpistole in ihrer Erstauflage auf 50 Exemplare begrenzt ist, handelt es sich allem Anschein nach um einen äußerst exklusiven Punktejäger, der sein Geld wert ist.
Hinweise:
Auf all4shooters.com finden Sie einen ausführlichen Test von VISIER über die SIG Sauer X-SIX Match in 9 mm Luger.
Eine Fotostrecke über die X-Serie von SIG Sauer finden Sie hier:
https://www.all4shooters.com/de/Fotos/Kurzwaffen/SIG-Sauer-X-Serie/
Mehr Informationen über SIG Sauer finden Sie auf der Website: www.sigsauer.de
Hier geht es zur Bildergalerie der SIG SAUER X-SIX CLUB 30.