SIG Sauer 1911 Max Michel in 9 mm Luger − das Topmodell im Test mit Video

1911 Max Michel von rechts.
Das früher häufiger anzutreffende Duo-Tone-Finishmit silberfarbenem Griffstück und schwarzemVerschluss ist heute selten geworden. Für die 1911 Max Michel setzt man bei SIG Sauer jedoch darauf.

Große Namen suggerieren auch oftmals große Qualitäten oder zumindest Ansprüche. Das dürfte auch auf die Ganzstahlpistole SIG Sauer 1911 Max im immergrünen Klassikerdesign nach John M. Browning zutreffen. Denn der Namensgeber Maxient John Jr. Michel, geboren am 15. Dezember 1981, ist unter anderem IPSC-Open-Weltmeister, achtfacher USPSA-Meister sowie siebenfacher Steel-Challenge-Weltmeister. Max ist also das Zugpferd unter den amerikanischen SIG Sauer-Teamschützen und "sein" Pistolenmodell ist auch im Preis das Flaggschiff in der SIG Sauer 1911er-Flotte. Da stellt sich unweigerlich die Frage, was die Neue mit dem großen Namen denn so zu bieten hat.

Sportlicher Klassiker: Die Pistole 1911

Auswurffenster der 1911 Max Michel.
Auch bei dieser 1911 von SIG Sauer setzt man auf einen seitlich im Verschluss sitzenden, angelenkten Auszieher.

Das markante Duo-Tone-Finish ist heute recht selten zu finden, gefällt uns persönlich aber sehr gut. Das einreihige Stahlgriffstück nimmt das hauseigene Magazin auf, das in unserem Fall neun Patronen in 9 mm Luger fasst. Die 1911 Max gibt es natürlich auch im traditionellen Kaliber .45 Auto, dann fassen die Magazine eine Patrone weniger. Die Lauflänge entspricht mit 5"/127 mm dem Ex-U.S. Army-Dienstpistolenformat und der Lauf wird an der Mündung durch eine Laufführungsbuchse fixiert. Wie bei anderen 1911er-Modellen aus dem Hause SIG Sauer setzt man auch bei dem Topmodell auf einen seitlich im Verschluss sitzenden, angelenkten Auszieher und nicht auf den ursprünglichen, unter Eigenspannung und von hinten in den Verschluss eingeschobenen Auszieher. Ebenfalls abweichend vom klassischen 1911-Konzept ist die hochkant gewickelte Flachdraht-Schließfeder, die zudem auf einer kurzen Federführungsstange sitzt.

SIG Sauer's Modifikationen für die 1911 Max in 9 mm

Jetfunnel der 1911 Max.
Der riesige Dawson ICE-Jetfunnel hilft beim raschen Einführen der einreihigen Magazine in die SIG Sauer 1911 Max Michel.

Kommen wir zu den Modifikationen, die der 1911 Max mehr sportliche Praxistauglichkeit verleihen. Die tief in den Verschluss eingelassene Mikrometerkimme wird mit einem schön schmalen Leuchtfiberkorn (2,25 mm) von Dawson kombiniert. Dadurch hat man viel Licht im Kimmenausschnitt, was eine schnelle Zielerfassung begünstigt. Vom texanischen Tuningexperten stammt auch der ICE-Magazintrichter, der in seinen Dimensionen auf das amerikanische USPSA-Regelwerk zugeschnitten ist. Für die IPSC Classic Division fällt er leider zu groß aus. Wer diese Disziplin bei uns nicht bestreiten möchte, kann sich über die große Öffnung und einen leichteren Wechsel freuen. Allerdings finden wir die Abstimmung mit den 9 Patronen fassenden Magazinen nicht ganz gelungen. Man muss sie schon mit dem Handballen etwas in den Trichter drücken, um die Magazine zum Einrasten zu bringen. Ein längerer Magazinschuh oder gleich ein 10 Patronen fassendes Magazin würden hier für Abhilfe sorgen.

Sicherung der SIG Sauer 1911 Max Michel.
Das Logo von Max Michel findet sich auf beiden Seiten des Verschlusses der 1911 von SIG Sauer.

Hohe Kontrolle am Griffstück lässt sich gut über die flachen G10-Griffschalen aufbauen. Greifrillen an der Vorderseite des Verschlusses sind bei der 1911 Max bereits Standard. Ebenso findet sich eine beidseitig zu betätigende Sicherung am Griffstück. Als Extra im Inneren spendierte man der Max Michel noch einen Abzugsstollen und Schlagbolzen von Evolution Gun Works (EGW), woher auch der Doug Koenig Low-Mass-Hammer stammt. Auf das Abzugsgewicht haben diese hochwertigen Komponenten aber scheinbar keine großen Auswirkungen gehabt. Rund 1.800 g Abzugsgewicht gehen noch in Ordnung, weniger war wohl auch wegen den US-Produkthaftungsgesetzen nicht möglich. Optisch und haptisch fällt einem natürlich die gerade Abzugszunge auf.

Alle Daten und Preis zur SIG Sauer 1911 Max Michel auf einen Blick

Modell:SIG Sauer 1911 Max Michel
Kaliber:9 mm Luger
Magazinkapazität:9 Patronen
Griffstück:Stahl
Verschluss:Stahl, schwarz beschichtet
Lauflänge, Laufprofil:128 mm, 6x Feld-Zug Profil
Feld-/Zugdurchmesser, Dralllänge:8,84/9,04 mm, 1-250 mm-Rechtsdrall
Kimme:2,7 mm, vollverstellbare quergeriffelte Kimme
Korn:2,25 mm, mit roter Fiberstabeinlage, Visierlänge 186 mm
Sicherung:beidseitige Drehhebelsicherung am Griffstück
Abzugssystem,-gewicht:SA: 1.793-1.864 g, Durchschnitt: 1.836 g
Gesamtgewicht (incl. Magazin):1.159 g
Maße (LxBxH):220 x 34 x 154 mm
Extras:Reservemagazin, Kunststoffkoffer
Preis:2.279,- Euro

Auf dem Schießstand mit dem SIG Sauer Top-1911er

Kimme der 1911 Max Michel.
Die Kimme der 1911 Max Michel ist an den Außenseiten angefast. Das soll visuell weniger vom Zielmedium verdecken.

Natürlich wollten wir wissen, welche Schussleistung im Newcomer aus Newington stecken. Dazu verwendeten wir 10 Laborierungen im Geschossgewichtsbereich von 100 bis 154 Grains, was fast den gesamten Gewichtsbereich der 9 mm Luger abdeckt. Das beste Ergebnis lag mit den üblichen 10 Schuss auf 25 m bei 41 mm, was mit der 124 Grains GECO Hexagon erreicht wurde. Danach ging es schon in den Bereich über 50 mm, genauer 55 mm, mit der leichten Magtech 115 Grains JHP. Nur theoretisch schlechter mit 56 mm war unsere Handladung mit dem GECO Hexagon Geschoss hinter 4,4 Grains Hodgdon HP 38. Der Durchschnitt aller Laborierungen lag bei eher durchschnittlichen 62 mm. Störungen gab es während des Testverlaufes keine zu verzeichnen. Für den dynamischen Bereich, für den die Waffe ursprünglich konzipiert wurde, sicherlich noch ein ausreichendes Ergebnis. Alle weiteren Ergebnisse können wie immer der umfangreichen Tabelle entnommen werden. Bei den Präzisionsergebnissen lag die 1911 Max somit auf dem Niveau der standardmäßigen 1911 Modelle aus dem Hause SIG Sauer. Weil der Namensgeber Max Michel dem dynamischen Schießsport angehört, war das fast zu erwarten.

all4shooters-Fazit zum 1911 Max Michel von SIG Sauer

In Sachen Präzision verhält sich das Topmodell der 1911er-Baureihe aus dem Hause SIG Sauer wie die Standardvarianten. Doch in der Ausstattung hat die 1911 Max im Two-Tone-Finish mit hochwertigen Abzugsteilen, einer erstklassigen Visierung, griffigen G-10-Griffschalen sowie Magazintrichter etwas mehr zu bieten. Exklusivität war schon immer etwas teuer, sodass man für die 1911 Max auch stolze 2.279,- Euro berappen muss.