Wie schlägt sich eine 1911er Pistole, die beides bietet: Zum einen eine taktische Ausrichtung und zum anderen viele sportliche Baugruppen – gelingt dieser Spagat?
2017 stellte Schmeisser eine neue Pistole für die Kaliber .45 ACP und 9 mm Luger vor, die durch eine reichhaltige Ausstattung ab Werk auffiel. Der Ganzstahlklassiker kommt von Schmeisser aus Deutschland. Das "Hugo" im Modellnamen verweist übrigens auf den berühmten deutschen Waffenkonstrukteur Hugo Schmeisser (1884-1953).
Schmeisser 1911 Hugo: Eigenschaften der Pistole "Made in Germany"
Die Schmeisser 1911 Hugo Pistole kommt zwar mit einer klassischen Browning-Verriegelung, bringt aber gleichzeitig ein modernes Ausstattungspaket mit zum Schützen. Die Einzelteile der 1911er Pistole Hugo stammen allesamt von zertifizierten Zulieferern. Die Endmontage und die wichtige Feinabstimmung der einzelnen Pistolen findet in Krefeld bei Schmeisser vor Ort statt.
Der mit einem Black Oxide Finish vergütete Schlitten besitzt sowohl am Heck als auch an den Flanken der Pistolenfront griffige, schräg gestellte Repetierrillen. Auf der Schlittenoberseite thront eine sportschützentaugliche Visieranlage aus dem Hause LPA.
Innerhalb des Schlittens der Schmeisser 1911 Hugo Pistole arbeitet ein recht traditionelles Browning-Verriegelungssystem mit einem freischwingenden Kettenglied. Dort befindet sich auch eine Lauf-Verriegelung in der Oberseite des Verschlusses mittels zweier Kämme und eine rampenlose Patronenzuführung.
Verarbeitung und Ausstattung der Schmeisser 1911 Hugo
Beim Lauf handelt es sich um einen materialstarken Match-Lauf für das Kaliber 9 mm Luger. Die Schmeisser 1911 Hugo gibt es aber auch mit der alten, oder besser gesagt originalen US-Ordonnanzpatrone .45 ACP.
Auch die Laufführung an der Pistolenfront geschieht mittels eines klassischen Bushings (Laufbrillenstück) und nicht durch eine reine Schlittenführung. Eine solche lässt sich mittlerweile in vielen 1911er Sportpistolen mit Trompetenlauf vorfinden. Dabei zeigen sich die Toleranzen von Lauf, Bushing und Schlitten der Schmeisser 1911 Hugo als sehr eng. Sie sind im Zusammenspiel sauber aufeinander abgestimmt.
Auch die Toleranz zwischen Schlitten und Griffstück ist gut getroffen: So eng, dass nichts wackelt und der Schlitten noch sanft läuft. Eine hohe Handkraft zum Repetieren wird jedoch nicht notwendig.
Das ebenfalls in schwarz gehaltene Stahlgriffstück der Schmeisser 1911 Hugo zeigt sich von Größe und Griffwinkel als für eine Government Pistole typischer Receiver. Nur findet der Schütze anstatt des ursprünglichen Dust Covers (Staubschutz) hier eine taktische Zubehörschiene zur behördenmäßigen Befestigung von Laser- und/oder Lichtmodulen – was gleichsam eine taktische Ausrichtung der Hugo suggeriert.
Ergonomie und Handling der Schmeisser 1911 Hugo
Die Bedienelemente liegen ebenfalls an den Positionen einer originalen Government und die Daumensicherung ist – taktisch sinnvoll – beidseitig vorhanden. Auch ihre Auflageflächen sind verlängert und erleichtern somit das Durchschalten.
Für eine ordentliche Haftung der Pistole in der Schützenhand sorgt vor allem das griffige Checkering an der Griffvorderseite und am Schlagfedergehäuse auf der Rückseite des Griffstücks. Die Carbon-Griffschalen mit zentralem Schmeisser-Logo sehen zwar schick aus, fühlen sich jedoch recht kalt an. Ihre Seiten tragen eine aus tieferen Einkerbungen bestehende Punzierung, die Mittelflächen zeigen sich hingegen völlig glatt.
Insgesamt liegt die Schmeisser 1911 Hugo gut ausbalanciert und sicher in der Hand. Sportliche Baugruppen finden sich auch bei Hammer und Abzug wieder. Der Hahn kommt im Commander-Stil. Der Abzug zeigt sich gewichtsreduzierend durchbrochen und mit einem Triggerstop ausgestattet.
Im Test löste der Abzug nach rund 2.200 g aus, ein typischer Wert für moderne 1911er Pistolen von der Stange. Subjektiv fühlt er sich indes deutlich niedriger an und er steht auch vergleichsweise trocken auf seinem Druckpunkt.
Die Schmeisser 1911 Hugo auf dem Schießstand
Die Hugo 1911er Pistole aus dem Haus Schmeisser durchläuft den Präzisionstest auf der 25-Meter-Bahn eingespannt aus der Ransom-Rest-Schießmaschine. Die Waffe arbeitete wunderbar und absolut störungsfrei aus der Maschine heraus. Die GECO-Hexagon-Laborierungen lochten im Test übrigens das dichteste Ergebnis aller Patronensorten ins Papier – einen Streukreis von 36 Millimetern Durchmesser.
Nach der Präzisionsermittlung schossen die VISIER-Tester die Schmeisser 1911 Hugo in mehreren Serien aus der Hand.
Hier zeigte die Sportpistole mit ihrer taktischen Ausstattung, was sie kann: Sowohl schnelle Schussserien auf kurze Distanz als auch statisches Schießen auf 25 m gelingt mit der Schmeisser 1911 Hugo auf Anhieb. Rück- und Hochschlag fallen mit allen getesteten Patronensorten recht sanft aus, was natürlich auch dem höheren Gewicht der Ganzstahlpistole geschuldet ist.
Das zuvor ermittelte Abzugsgewicht von immerhin rund 2.200 g fiel nun auch im scharfen Schuss subjektiv nicht allzu negativ ins Gewicht. Auch die LPA-Visierung passt zu der Schmeisser 1911 Hugo und ermöglicht auf 25 m Schussentfernung ein kontrastreiches und angemessenes Visierbild. Dazu tragen auch die 3 weißen, obligatorischen Punkteinlagen bei.
Technische Daten der Schmeisser 1911 Hugo
Modell: | Schmeisser 1911 Hugo |
Kaliber: | 9 mm Luger |
Kapazität: | 10 + 1 Patronen |
Maße: (L x B x H) | 221 x 35 x 150 mm |
Lauflänge: | 127 mm |
Visierlänge: | 175 mm |
Abzugsgewicht: | 2.225 g |
Gewicht: | 1.207 g (mit leerem Magazin) |
Preis: | 1.690,- Euro |
Jedes Modell der Schmeisser 1911 Hugo kann wahlweise mit Mikrometer oder starrer Visierung geliefert werden.
Die Schmeisser 1911 Hugo – das Fazit
Der Spagat gelingt: Die Schmeisser 1911 Hugo Pistole kann sowohl in statischen Sportdisziplinen als auch im dynamischen Feld punkten. Die Verarbeitung der Pistole ist gut, Zuverlässigkeit und Schussleistung konnten im Test ebenfalls voll überzeugen.
Wer mit dem Abzug noch nicht zufrieden ist, der kann bei Bedarf den Büchsenmacher seines Vertrauens kontaktieren, um noch einmal einige hundert Gramm heraus zu kitzeln. Schmeisser plant für die Zukunft noch eine limitierte Auflage der 1911 Hugo in weiteren Farboptionen. Mit starrer Visierung kostet die Pistole 1.590,- Euro, mit der einstellbaren LPA-Anlage beträgt der Kaufpreis 1.690,- Euro. Die Waffe kommt im schwarzen Kunststoff-Koffer mit 2 10-Schuss-Magazinen.
Wilson Combat Classic Stainless: Die VISIER-Redaktion hat auch diese 1911er Pistole einem ausgiebigen Test unterzogen.
Den umfangreichen Test mit sämtlichen Ergebnissen aus dem Schießtest finden Sie in der VISIER 1/2018. Im VS Medien Online-Shop können Sie die Ausgabe ganz bequem nachbestellen.
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