Vorderladerrevolver im Test: Der Pedersoli Remington Pattern Custom im Kaliber .44

Mochten auch die Western-Helden der US-Pionierzeit Trommelrevolver von Colt bevorzugt haben – bei heutigen Vorderladerschützen stehen sie weniger hoch im Kurs, aller historischen Faszination zum Trotz. Denn die Colt-typische Konstruktion mit dem oben offenen Rahmen und dem auf der Trommelachse per Steckkeil fixierten Lauf ist nun mal weniger solide und präzisionsträchtig als bei den Drehpistolen, die einen geschlossenen Rahmen mit darin eingeschraubtem Lauf aufweisen. So zu finden vor allem bei den Revolvern des US-Herstellers Remington & Sons. Namentlich bei ihrem 1863 eingeführten 44er New Model Army (NMA). Dessen Neo-Klassiker-Nachbauten haben sich zu dem beliebtesten Revolver bei den auf Präzision bedachten Vorderladerschützen gemausert, seit dem zu Beginn der 1960er Jahre erste Kopien davon aufgetaucht sind. Die Vorteile der gemäß Remington gebauten Revolver bestehen im geschlossenen Rahmen samt sicher fixiertem Lauf und der Option, die Trommel schnell zu entnehmen und gegebenenfalls zu wechseln, ohne dafür die Waffe demontieren zu müssen. Folglich gibt es vom Remington 1863 New Model Army weit mehr Exemplare und Abwandlungen, als der Originalhersteller je selber hergestellt hat. Die neueste davon stammt vom italienischen Familienunternehmen Davide Pedersoli & C. - und mit der knüpft der Hersteller aus Brescia an Bekanntes an: Im Rahmen eines Vergleichstests von Reminton-Nachbauten befasste etwa die VISIER (07/2009) auch mit der Pedersoli Modell Remington Pattern .44. Davon hat Pedersoli nun eine mechanisch und optisch optimierte Version vorgelegt. Ihr Name: Remington Pattern Custom .44. Was diese verbesserte Ausführung kann, das zeigen wir ihnen im Folgenden:

Pedersoli Remington Pattern Custom Hand mit Handschuh greift den Revolver. Der Hahn ist gespannt.
Stilecht und edel: Der Pedersoli Remington Pattern Custom kommt außen verchromt und poliert.
Blick von hinten auf die Trommel des Pedersoli Remington Pattern Custom.
Hinten an der Walze des Pedersoli-Perkussionsrevolvers befinden sich  Eingriffnuten für den Umsetzer, zwischen den Beryllium-Pistons Nuten für den Hahn, um so versehentliches Zünden zu verhindern.

Die Testwaffe: Pedersoli Remington Pattern Custom Revolver in Kaliber .44

Stainless Steel? Nickel-Finish? Das war die erste Frage beim Auspacken der Waffe, die sich mit silbern glänzendem Äußern zeigte. Die Antwort: Der NMA-Revolver mit dem unten am Griffboden eingravierten Wort "Custom" ist außen verchromt und poliert. Die Metallverarbeitung der Testwaffe erwies sich als sehr gut. Das zeigte sich auch an Stellen, die üblicherweise auf den ersten Blick nicht zu sehen sind, etwa unter den Griffschalen. Gussnähte oder Ähnliches suchte man vergebens. Die Trommel zeigte sich mit Beryllium-Pistons (No.12-28UNF) ausgestattet.

Pedersoli Remington Pattern Custom mit demontierten Griffschalen.
Die Griffspange einteilig, darin eine Blattfeder mit Justierschraube. Aufgeschraubte Griffschalen, innen (l.u.) hält ein Stift die Grips Remington Pattern Custom in Position.

Vom Metall zum Holz, genauer: Zu den Griffschalen. Richtig, Mehrzahl. Denn zum Lieferumfang zählten drei Sets:
– der Standard-Griff, unten 38,5 mm breit, nach oben hin schmaler werdend, ein Satz montiert, ein zweiter beigelegt,
– ein zweiter Satz Griffschalen, unten 36,5 mm und in Höhe der Befestigungsschraube 37,5 mm breit.
Mit diesen etwas voluminösen Griffschalen füllt der Revolver auch große Hände sehr gut. Freilich sollte man sich vor einem Wettkampf auch vergewissern, dass diese Schalen auch gemäß dem jeweiligen Regelwerk zugelassen sind – denn so entsprechen sie ja nicht dem werksmäßig gelieferten Original. Jedenfalls saßen alle Grips, ob normalstark oder bauchig ausgeformt, sauber ohne überstehende Kanten auf der Griffspange.

Die im Lieferumfang enthaltenen Griffschalen. Im Hintergrund der Pedersoli Remington Pattern Custom.
Der Hersteller Pedersoli lieferte den Remington Pattern Custom mit unterschiedlich dicken Griffschalen-Paaren aus Nussbaumholz.

Für die Verbesserungen des Revolvers wertete Pedersoli die Erfahrungen von Leistungsschützen aus. Als Folge zeigte sich vorliegende Waffe mit verringertem Abzugsgewicht (Wert: 790 Gramm). Dann ließ das Werk Abzugseinheit und Trommel speziell härten und oberflächenvergüten, um so die Reibung auf das technisch mögliche Minimum zu reduzieren und die Laufruhe der Trommel zu verbessern. Die Verjüngung der Hauptfeder erhöhte deren Flexibilität, verringerte die Kraft zum Spannen des Hahns und die Vibrationen bei der Schussauslösung. Folgerichtig wies das Pedersoli Modell auch ein tadelloses Timing auf, also das korrekt abgestimmte Zusammenspiel von Trommel, Hahn, Abzug, Transporthebel und Sperrklinke.

Mit dem Remington Pattern Custom von Pedersoli auf dem Stand

Die Mündung des Pedersoli Remington Pattern Custom.
Das brünierte Korn des Pedersoli Remington Pattern Custom lässt sich dank Schwalbenschwanznut seitlich versetzen. Die Sockelkanten sind dem Profil des
Achtkantlaufs angeglichen.

Pedersoli empfiehlt für seine Revolver-Kugeln mit dem Durchmesser .454“ (11,53 mm). Da die Kammern vorn einen Durchmesser von 11,4 mm haben, sollte man keinesfalls Kugeln mit geringerem Durchmesser verwenden, eher Kugeln mit einem leicht größeren Quermaß. Wir verwendeten deshalb Kugeln mit dem Durchmesser .457“, die ein Gewicht von 9,38 Gramm beziehungsweise 144,6 Grains aufweisen. 

Zum Pulver: Pedersoli empfiehlt pro Trommelkammer eine Ladung zwischen 18 und 35 Grains. Da keine konkrete Pulversorte angegeben ist, dürften auf gute Präzision bedachte Schützen hier bevorzugt zu der Sorte Schweizer Schwarzpulver No.2 der Poudrerie d‘Aubonne greifen. Erfahrungsgemäß empfiehlt es sich, beim Einsatz von No. 2 diese Ladungen um etwa zehn Prozent zu reduzieren. Im Test gab es keine Pulver-Chargen von mehr als 24 Grains Pulver, da starke Empfehlungen erfahrungsgemäß nicht zu einer verbesserten Präzision führen. Wir nutzten durchgängig Zündhütchen der Sorte 1075 Plus von RWS. Die waren jedes Mal fest auf die Pistons zu drücken, damit sie nicht beim Schuss von allein abfallen konnten.

Blick von hinten über die Visierung.
Pedersoli Remington Pattern Custom: Der Blick über die Kimmenrinne der Rahmenbrücke zu dem feinen Korn zeigt dem zielenden Auge ein klares und kontrastreiches Visierbild.

Der Präzisions-Check erfolgte sitzend aufgelegt. Dabei stützten wir die Waffe auf eine Kurzwaffen-Auflage der Marke MTM Case-Gard ab.  Insgesamt feuerten wir mit der Waffe 55-mal, nach einer Probeserie zur Ermittlung der Trefferlage folgten zwei mal fünf Serien zu je fünf Schuss zur Ermittlung der Präzision. Und dabei lief alles so, wie es sein sollte: Nach dem Schuss ließen sich die Zündhütchen problemlos vom Piston ziehen. Es gab keine Störungen beim Trommeltransport durch die Reste abgeschossener Zündhütchen. Und für die Qualität von Lauf und Übergangskegel sprach der Umstand, dass weder im Lauf noch im Übergangskegel nach dem Schießen Bleiablagerungen auftraten. Der Bestwert von den zwei genannten Serien zu fünf Schuss, gemessen von Treffermittelpunkt zu Treffermittelpunkt, ergab ein Top-Ergebnis von 38 Millimetern.

Alle Daten, Fakten und Preise zum Pedersoli Remington Pattern Custom Revolver

Modell:Pedersoli Remington Pattern Custom
Preis:1.299,- Euro
Kaliber:.44
Kapazität:6 Schuss
Maße (L x B x H):50 x 41 x 135 mm
Lauflänge:203 mm (8“)
Trommelspalt:0,15 mm
Visierlänge:230 mm
Ausschnitt Kimme:2,0 mm
Kornbreite:1,0 mm
Abzugsgewicht:790 g
Gewicht:1.238 g
Ausstattung:Vorderladerrevolver, Single Action, Perkussion. Lauf, Trommel und Rahmen verchromt, der Abzugsbügel aus oliertem Messing, Griffschalen aus  Nussbaum-Holz. Korn seitlich driftbar.

Perkussionsrevolver Remington Pattern von Pedersoli: Das Fazit von Wolfgang Finze und Matthias S. Recktenwald

Abgerechnet wird zum Schluss, so heißt es nicht nur im Western, sondern auch hier. Also: Klar, mit knapp 1.300 Euro ist der Pedersoli Neo-Klassiker nicht gerade billig. Aber das Preisniveau liegt auf dem unteren Level dessen, was man etwa für einen vernünftigen 357er Sportrevolver anzulegen hat. Der Preis ist aus unserer Sicht also völlig angemessen, zumal sich die neue Variante von Pedersolis Neo-Klassiker-Kopie des Remington NMA als ausgezeichnet verarbeitet erwies. Mit ihrem fülligen Griff lag die Waffe gut in der Hand. Die Visierung bot sich dem Auge als klar und kontrastreich dar. Störungen jedweder Art traten beim Test nicht auf. Treffen konnte man damit auch recht gut: Mit den beiden Bestladungen lässt sich die Zehn der DSB-Pistolenscheibe problemlos halten. Und hier geht mit etwas Tüfteln an Ladungen und Geschossen sicher noch mehr ...

 Das hat uns gut gefallen:

 Das fanden wir weniger gut:

Ausgezeichnete Verarbeitung und Funktion
Etwas kurzer Griff (Waffentyp-bedingt)
Gute Präzision

Das Preis-/ Leistungsverhältnis stimmt


Text: Wolfgang Finze und Matthias S. Recktenwald

Mehr Information und Testergebnisse im Detail: Alle Ladungen mit Streukreisen und Mündungsgeschwindigkeit- wie Energiewerten stehen in der VISIER 07/2021. Sie können das Magazin in der Print- wie auch in der Digitalausgabe im VS Medien-Onlineshop bestellen.

Weitere Informationen zum Remington Pattern Custom und weiteren Waffen von Davide Pedersoli, bekommen Sie auf den Seiten des Herstellers.

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