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Bei erster oberflächlicher Betrachtung einer Korth PRS könnte man schnell dem Irrtum unterliegen, dass es sich um eine konventionelle 1911 mit 6"/152 mm-Lauf und Laufgewicht handelt. Diese Erfahrung musste auch Korth-Geschäftsführer Andreas Weber bei der Premieren-Präsentation der Großkaliber-Matchpistole auf der SHOT Show 2014 machen. Viele Besucher dachten voreilig, dass sie lediglich einen weiteren Colt Government-Abkömmling mit klassischem Browning-System und abkippendem Lauf, diesmal aus deutscher Fertigung, erblicken würden.
Doch die inneren Werte zählen und machen die PRS erst so richtig interessant, weshalb Korth schon zwei Jahren zuvor ein Schnittmodell ausstellte. Man setzt nämlich auf einen kraftschlüssig arbeitenden Rollenverschluss, wie man ihn beispielsweise aus dem Heckler & Koch G3-Sturmgewehr in 7,62x51 mm NATO, der Maschinenpistole MP5 oder Dienst-/Sportpistole P9(S) in 9x19 her kennt.
Für mehr Details zum Korth PRS und einen Test in .45 ACP finden Sie hier: Korth PRS in .45 ACP
Die Korth PRS in 9 mm Luger im Detail - Die Vorteile dieser 1911er Pistole
Sicherlich wird sich der eine oder andere Sportschütze, dem es mehr um den Sport als um die Technik geht, fragen, was das für eine Sportwaffe für einen Vorteil bringen soll? Die Antwort ist schnell geliefert, denn bei dieser Konstruktion ist der Lauf starr über das Gabelstück mit dem Griffstück verbunden. Dadurch entstehen keine Kippmomente bei der Entriegelung.
Was noch viel wichtiger ist, es sind kaum Treffpunktabweichungen durch die unterschiedlichen Schließimpulse bei der ersten von Hand in das Patronenlager repetierten Patrone und den folgenden automatisch zugeführten Patronen zu verzeichnen.
Zudem entfallen bei Munitionssorten mit vergleichsweise großen Geschwindigkeitsabweichungen von Schuss zu Schuss Treffpunktlage-Differenzen. Diese ergeben sich durch das frühere oder spätere Entriegeln und den daraus resultierenden, unterschiedlichen Abgangswinkeln des Laufes/Geschosses.
Zu guter Letzt reagieren starre Läufe auch unempfindlicher auf Zusatzmasse an der Mündung, wie sie bei der Montage von Laufgewichten/Kornträgern, Kompensatoren oder Schalldämpfern entsteht. Die uns vorliegende Testwaffe wies einen 6"/152mm-Lauf von Lothar Walther mit einem Felddurchmesser von 9,04 mm auf, durch den sich ein Semi-Polygonprofil mit einer Drall-Länge von 1-250 mm windet.
Natürlich stehen auch Modellvarianten mit kürzeren Lauflängen von 5"/127 mm sowie 4"/102 mm zur Verfügung, wobei das letztere Modell dann kein Laufgewicht besitzt. Das Single Action-Abzugssystem nach Colt Government of 1911-A1-Bauart mit skelettiertem Leichtmetall-Abzug mit Trigger-Stopp und leichtgewichtigem Hammer in Commander-Ringform wusste bei der Testwaffe mit niedrigem Auslösegewicht von lediglich 1.090 Gramm (Mittel aus fünf Messungen) und glasklar brechender Charakteristik zu überzeugen.
Auf der Oberseite im hinteren Bereich des Verschlusses sowie auf dem Kornträger sitzt eine vollverstellbare LPA-SPR-Matchvisierung mit hohem Scheibenkorn.
Über die Gestaltung der Zielelemente kann man streiten. Wir persönlich finden einen weißen Strich im Korn sowie einen ebenfalls weiß umrandeten Kimmen-Ausschnitt für das Präzisionsschießen eher störend. Aber das ist wie die Lichtspaltmaße einer Visierung sicherlich auch eine Frage der individuellen Körpermaße, Schießtechnik und Präferenzen.
Korth PRS 9 mm Luger: Schwere Pistole im 1911er Design
Als "Verpackung" für die beschriebene Technik haben sich die Spezialisten aus Lollar in Hessen die Jahrtausendkonstruktion von John M. Browning ausgesucht. Sinnvoll, denn die 1911-Pistole ist für ihre gelungene Ergonomie bekannt und man kann darüber hinaus auf viele Nachrüstkomponenten des international riesigen Tuningteile-Markts zurückgreifen.
Aufgrund üppigerer Griffstückdimensionen kann aber keine beidseitige Sicherung für originale 1911er verwendet werden und die Korth PRS kommt von Hause aus nur mit einseitiger Drehflügelsicherung auf der linken Rahmenseite daher. Dies ist neben der barocken Form des Abzugsbügels mit Fingerhaken an der Frontseite der einzige Kritikpunkt, wenn man bei der PRS etwas zu mäkeln finden möchte.
Ansonsten gibt es wenig zu meckern: Hochwertige Materialien, enge Passungen sowie eine sauber ausgeführte Oberflächenveredelung mittels Hartstoffbeschichtung passen zu der Ganzstahl-Matchpistole aus Germanien.
Ein Blick auf die Waage bestätigte aber schon die Vermutung, dass die 1.500- Gramm-Grenze überschritten wird, die der größte deutsche Schützenverband DSB für seine Disziplin Großkaliberpistole vorschreibt. Die rund 30 Gramm Übergewicht sollen in naher Zukunft durch ein aus Aluminium erodiertes Laufgewicht eingespart werden. Das dürfte nur noch etwa 90 Gramm statt der jetzigen 257 Gramm des stählernen Kornträgers auf die Waage bringen.
Ein kleiner Nachteil ist die etwas umständliche Reinigungsprozedur. Für eine komplette Zerlegung beziehungsweise die Entnahme des Laufes aus dem Verschluss muss das Laufgewicht abgenommen werden. Keine große Sache, der eine oder andere würde aber nach erfolgter Montage dann lieber auch noch mal einen Kontrollschuss zur Ermittlung der voreingestellten Treffpunktlage abgeben.
Korth PRS in 9 mm Luger - Preise und Fazit der caliber-Redaktion:
Wenn es in naher Zukunft ein Laufgewicht aus Leichtmetall oder Titanlegierung als Option zu wählen gibt, dann wäre die Korth PRS in 9x19 auch für den sportlichen Einsatz beim DSB regelkonform. Wer nicht darauf angewiesen ist, kann jetzt schon kleine Gruppen ins Papier stanzen.
Die Preise für die brandneue Korth PRS in 9 mm Luger sind mit denen der schon länger auf dem Markt befindlichen .45 Auto-Version identisch. So kostet die kompakte Ausführung mit 4"/102 mm-Lauf 3.300,- Euro, die klassische Version mit 5"/127 mm-Lauf 3.500,- Euro und die hier getestete Longslide-Variante mit 6"/152 mm-Lauf 3.665,- Euro.
Wer damit liebäugelt, beide Kaliber zu nutzen und somit die Basiswaffe in .45 ACP erwirbt, spart bei einem 9 mm Luger-Wechselsatz den Verschluss und benötigt dann nur den Verschlusskopf (369,- Euro), Lauf (690,- Euro) sowie ein Magazin (57,- Euro). Hübsche Sümmchen, doch in Sachen Verarbeitung, Funktion und Präzision ist die Korth PRS ihr Geld sicherlich wert.
Korth PRS 9 mm: Die technischen Daten
Hersteller | Korth Germany |
Modell | PRS |
Kaliber | 9x19 |
Magazinkapazität | 10 Patronen |
Griffstück | Stahl (schwarz Hartstoffbeschichtet) |
Verschluss | Stahl (schwarz Hartstoffbeschichtet) 345 Gramm |
Lauflänge,Laufprofil | 6"/152mm,Lothar Walther Semi-Polygon |
Felddurchmesser, Drall Länge | 9,04mm, 1-250mm,Rechtsdrall |
Kimme | 3,0mm voll verstellbares Mikrometervisier mit weißer Umrandung |
Korn | 3,2mm. Rampenkorn mit weißem Längsstrich |
Visierlänge | 212 mm |
Sicherung | einseitige Drehhebelsicherung am Griffstück, Handballensicherung |
Abzugssystem, Widerstand* | SA: 1.070-1.105 Gramm, Mittelwert
1.090 Gramm |
Abstand Griffrücken-Abzug/Resetweg | 71,5mm/1,5mm |
Gesamtgewicht (incl. Magazin) | 1.529 Gramm |
Maße | 245x145x35 |
Extras | Reservemagazin, Hartschalenkoffer |
Preis | 3.665,- Euro (UVP der Testwaffe) |
*Mittel aus 5 Messungen mit der Lyman Digital Trigger Gauge
Weitere Informationen zur Korth PRS finden Sie auf der Webseite des Unternehmens:
Weitere Informationen zum Test der Korth PRS in 9 mm Luger erhalten Sie in der caliber-Ausgabe 9/2016.