Kaufberatung, Teil 2: Ganzstahl-Sportpistolen in 9 mm Luger auf 1911-Basis und ideal für viele Disziplinen

Die Geschichte hinter John Moses Brownings 1911 vorgestellten Armeepistole M 1911 Government (und der verbesserten Version M 1911 A1 von 1926) füllt zahllose Bücher. Aber neben der jahrzehntelang ausgefüllten Rolle als Ordonannzwaffe in unzähligen Ländern gilt sie auch als die wohl weltweit am meisten eingesetzte Pistole für Großkaliber-Wettkämpfe. Zunächst rüsteten US-Büchsenmacher sie von der Militär- zur Sportwaffe um, daraus entwickelte sich ein riesiger Markt an Varianten und Zubehörteilen. Die hohe Schule der Custom Gunsmiths, auch hierzulande, führte schließlich dazu, dass sich der Urahn von Brownings Meisterstück (naja, einem seiner Meisterstücke) zu wahren Match-Maschinen entwickelten, die aber meist immer noch das Flair des Originals besitzen.

Wir von all4shooters.com stellen fünf solcher 1911-Wettkampfpistolen vor, die eins gemeinsam haben: Sie sind komplett aus Stahl (es gibt ja auch zahllose Government-Abkömmlinge mit Kunststoffgriffstück und/oder Aluminium-Schlitten), was wegen der hohen Masse ein gutes Beharrungsvermögen im Schuss garantiert. Sie halten aber trotzdem die Maße und Gewichte ein, die der führende deutsche Großkaliber-Sportverband, der Bund Deutscher Sportschützen (BDS) für seine Standard-Disziplinen vorgibt (hier geht's zum BDS-Disziplinenblatt 25 Meter Kurzwaffe): Ein Mindest-Munitionsimpuls für 9 mm Luger von 125, das Maximalgewicht 1.300 Gramm, eine offene Visierung aus Kimme und Korn.

Die STP TM 28 1300 Skeleton – eine Matchpistole von B&H Waffenhandel und exklusiv nur dort erhältlich

STP TM28 von und für B&H Waffenhandel
Die rechte Seite des Exklusivmodells TM 28 Skeleton, von STP für B&H gebaut. Der rund 18 mm dicke Bull-Barrel-Lauf ist sauber eingepasst und sorgt schon vor dem Schuss für viel Ruhe an der Mündung. Das saubere Checkering und schöne Holzgriffschalen runden das Design ab.
STP 28 von oben
Aus der Sicht von oben lassen sich die gewichtssparenden Aussparungen im Verschlussgehäuse der STP TM28 Skeleton gut erkennen, ebenso die

Der B&H Waffenhandel aus Ganderkesee schickte uns dankenswerterweise die STP TM 28 Skeleton. Sie stammt aus der süddeutschen Waffenschmiede STP Sport Target Pistol und basiert auf deren hauseigener Target Master (TM)-Serie. Hinter STP steht wiederum der renommierte Büchsenmachermeister Karl "Charlie" Prommersperger, die TM 28 wie auch die leichtere Skeleton werden aber nur exklusiv über B&H vertrieben. Hinter der Zahlenkombination 28 verbirgt sich der zweite und achte Buchstabe des Alphabets, die wiederum auf die Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Firmengründer Jens Busch und Hendrik Hansen verweisen. Die Bezeichnung Skeleton (Skelett oder Gerüst) kommt nicht von ungefähr, denn unter anderem sorgen die zahlreichen Ausnehmungen im Verschluss dafür, dass man die Matchwaffe unter die 1.300-Gramm-Marke drücken konnte. 

Im Gegensatz zur Target Master mit Mehrpositionenvisier kommt die TM 28 „nur“ mit einem einfachen Mikrometervisier. BDS-Schützen des Standardprogrammes mit gleichbleibend großer Ringscheibe und Schussdistanz können darauf aber auch getrost verzichten. Es sitzt zudem tief im Verschluss und das korrespondierende Scheibenkorn ist hinterschnitten. Trotz des angepeilten Gewichtslimits reicht es noch für ein längeres Dustcover gegenüber einer klassischen 1911 und einen rund 18 mm dicken Bull-Barrel, der mehr Vorderlastigkeit bringt. In gewohnt hoher Qualität waren die Hauptbestandteile wie Griffstück, Verschluss und Lauf aufeinander eingepasst. Ein sauberes Checkering und schöne Holzgriffschalen runden die Matchwaffe ab. Der Abzug brach glasklar bei 1.023 Gramm und ist somit für das Regelwerk ziemlich ausgereizt. Für Linkshänder gibt es auch eine vollwertige, manuelle Sicherung, falls man diese überhaupt braucht. Alles in allem, eine ansprechende Matchwaffe, auf die nun die Schussleistungsüberprüfung wartete. Wir wählten zehn Laborierungen von 115 bis 147 Grains aus. Das beste Ergebnis erreichten wir mit unserer Handlaborierung mit dem 125 Grains H&N Accu-Bull-Geschoss und 21 mm. Nur theoretisch schlechter war die einfache S&B 124 Grains FMJ mit 22 mm. Sieben der zehn 10 Laborierungen lagen im Bereich von 40 mm. Damit hätte der potentielle Käufer es einfach, eine gut schießende Laborierung zu finden. Funktionsstörungen traten nicht auf. 

Die als Sonderserie gebaute STP TM 28-1300 ist ein echter Allrounder unter den Longslides. Sie passt in das Regelwerk des BDS-Standardprogramms, natürlich auch in die Sportordnung des DSB, ohne zu leicht zu sein. Sie kann mit hoher Verarbeitung und superber Schussleistung und gediegenen Abzugsqualitäten glänzen. Der Preis von 3.375 Euro ist unserer Meinung nach durchaus angemessen. Hier gibt es weitere Infos auf der B&H-Website und natürlich die Bestellmöglichkeit.


BUL Armory 1911 Target Hunter: Preiswerter Einstieg bei den Matchpistolen in 9 mm Luger

BUL Target Hunter
Die israelische BUL Armory Target hat für rund 1.800 Euro viel zu bieten. Ihre Verarbeitung, Schussleistung und Abzugsqualität lieferte ein stimmiges Gesamtbild ab.

Im niedrigeren Preissegment gibt es beispielsweise die israelische BUL Target mit 6“/152-mm-Lauf, die aktuell unter dem Namen BUL Target Hunter vertrieben wird. Dank des konventionellen Designs mit Laufführungsbuchse weist die Pistole ein Gesamtgewicht von etwa 1.250 Gramm auf. Da bleibt eventuell noch Raum für andere Griffschalen, obwohl uns die werksmäßigen G10-Schalen genug Grip schenkten. Die Verarbeitung war ansprechend, das Mikrometervisier tief in den Verschluss eingelassen. Das Abzugsgewicht maßen wir mit rund 1.200 Gramm, wobei rund die Hälfte auf den Vorzug entfiel. Beim Schießtest zeigte sich das beste Ergebnis mit 24 mm mit der GECO 124 Grains FMJ. Von den zehn getesteten Laborierungen blieben sechs unter der 50-mm-Marke, sodass man der israelischen Ganzstahlschönheit eine gute Munitionsverträglichkeit bei ansprechender Präzision bescheinigen kann. Die BUL Target Hunter ist auch als .45-Auto-Ausführung erhältlich. Die Preisempfehlung für diese 1911 Longslide beläuft sich auf 1.835 Euro – sicherlich ein fairer Preis für das Gebotene. Weitere Infos gibt es auf der deutschen Website.


Die Matchpistole C30 vom Club 30: Günstiger Import, aufgewertet durch deutsche Büchsenmachertechnik

Club30 C30
Vom Büchsenmacher-Zusammenschluss Club 30 gibt es die 1911er-Pistole C30 mit praxisgerechter Ausstattung und südkoreanischen Wurzeln für 1.990 Euro.

Wir bleiben bei den Longslides für kleines Geld. Der Club 30, ein Zusammenschluss versierter Büchsenmacher aus dem deutschsprachigen Raum, ist bekannt für hochwertige Custom-Waffen. Die meist hochpreisigen Modelle werden durch eine günstige 1911er mit vorderlastigem 6“-Bull-Barrel-Lauf ohne Buchse mit dem Kürzel C30 abgerundet. Optisch ansprechend finden wir die blank belassenen Seitenflächen des Verschlusses, der Rest wurde schwarz QPQ-beschichtet. Um im Niedrigpreissegment mitmischen zu können, stammt die Waffe wie die STP Sparta-Modelle von einem südkoreanischen Hersteller. Dank der kurzen Griffstückschließfederrinne (Dust Cover) einer klassischen 1911 pendelte sich das Gesamtgewicht bei 1.288 Gramm ein. Ein tief eingelassenes Mikrometervisier samt hinterschnittenem Scheibenkorn, eine beidseitige Sicherung, ein scharfes Checkering und G-10-Griffschalen gehören zur ansprechenden Ausstattung. Den Abzug maßen wir mit rund 1.400 Gramm bei sauberer Charakteristik. Auf dem Schießstand performte der günstigste Spross des Club 30 besonders gut mit der Magtech 147 Grains JHP und 25 mm. Genau die Hälfte der zehn verwendeten Laborierungen lieferten Streukreise bis 50 mm ab (10 Schuss auf 25 m aus der Schießmaschine). Die C30-Matchpistole ist eine Empfehlung für Schützen, die bei einem Anschaffungspreis von 1.990 Euro im unteren Preissegment suchen. Hier erfährt man Näheres.



STP Perfect Classic: Für die IPSC Classic Division konzipiert, aber auch als Präzisions-Matchpistole nutzbar

STP Perfect Classic
Der Name ist Programm. Eigentlich für die IPSC Classic Division konstruiert, kann die Perfect Classic mit sehr guter Schussleistung und sehr guten Abzugsqualitäten aufwarten. Auswechselbares Skateboardtape auf den Aluminiumgriffschalen sorgt für maximalen Grip bei minimalem Umfang, gut auch für kleine Hände.

Unser nächster Kandidat stammt wiederum von STP Sport Target Pistol aus Kühbach und wurde eigentlich für die IPSC Classic Division ersonnen. Mit 5,4“/134-mm-Lauflänge liegt die STP Perfect Classic zwischen einer klassischen 1911 und einer Longslide (einen ausführlichen Test finden Sie ebenfalls bei uns). Wir finden diesen Kompromiss, der aufgrund des IPSC-Regelwerkes entstand, durchaus gelungen und in den Proportionen schöner als eine Longslide. Die Aluminiumgriffschalen lassen sich durch Skateboardtape in wahre Griffwunder verwandeln – dünn und griffig! Mit 192 mm ergibt sich für reinrassige Präzisionsdisziplinen auch eine ausreichend lange Visierlänge. Dass es nicht mehr Lauflänge für Top-Präzision braucht, offenbarte der Schießstandbesuch. 

Mit 17 mm sicherte sich die Norma 124 Grains Safeguard eines der besten Schussbilder der letzten Jahre überhaupt. Da werden die Ausreden dünn, wenn man nicht die Zehn trifft! Danach folgte mit 28 mm eine Handladung mit dem H&N 115 Grains KS hinter 5,8 Grains Vihtavuori 3N37. Mit 30 mm nur theoretisch schlechter ist die GECO 124 Grains FMJ-Standardpatrone. Auch die Verträglichkeit und Wiederholgenauigkeit über eine große Munitionsbandbreite war für die Perfect Classic keine Herausforderung. Gerade eine von 10 Laborierungen lag über der 50-mm-Marke. Standesgemäß präsentierte sich auch der Abzug von seiner Schokoladenseite und löste sauber bei rund 1.100 Gramm aus. Mit ihrem dicken Bull-Barrel-Lauf wirft sie genug Vorderlastigkeit in die Waagschale und pendelte sich trotzdem noch bei 1.296 Gramm ein. Die Perfect Classic gibt es auch in Kalibern wie .40 S&W oder .45 Auto. Für das Gebotene mit dem Siegel „Made in Germany“ sind nach unserem Geschmack 3.490 Euro nicht zu viel verlangt, hier finden Sie alle wichtigen Details.


HPS Target 6 Zoll: Optisch zurückhaltende, aber exzellente Custom-Matchpistole aus dem Rheinland

HPS Target
Die HPS Target stellt einen günstigen Einstieg in die Welt der Custom 1911-Pistolen dar. Hans-Peter Schäfer baut sie individuell zusammen. Sie ist in den Kalibern 9x19 und .45 Auto (letzteres auch mit 9 mm Luger-Wechselsystem) eingerichtet. Eine Ausführung mit 5“-Lauf steht ebenfalls zur Auswahl.

Der letzte Kandidat aus der Kategorie 1911 stammt ebenfalls aus Deutschland, genauer gesagt aus Bonn und von HPS. Die Initialen sagen es: Seit 2003 beschäftigt sich Hans-Peter Schäfer mit dem Bau von Longslides, die den schnörkellosen Namen Target tragen. Optisch zeigt sich die HPS Target eher schlicht und ist auf die nötigste Ausstattung begrenzt. Die tief eingelassene Mikrometervisierung, die beidseitige Sicherung und eine lange Federführungsstange gehören aber schon zur Basisausstattung. Die geschmiedeten Hauptbestandteile Griffstück, Verschluss und Kart-Matchlauf mit Laufführungsbuchse werden von Hand eingepasst und das war auch zu spüren. Der Single-Action-Abzug löste sauber bei rund 1.200 Gramm aus. Mit 1.292 Gramm Gesamtgewicht ist auch die HPS Target ein echter Grenzgänger für das Standardprogramm. Beim Schießstandbesuch realisierten wir das beste Ergebnis mit der leichten Magtech 95 Grains JSP und 25 mm (19 mm ohne Ausreißer). Fünf der sieben Laborierungen lagen unter der 50-mm-Grenze. Mit 2.590 Euro ist die Matchpistole wohl der günstigste Einstieg in die Welt der Custom 1911-Pistolen. Den Steckbrief mit allen Daten gibt es über diesen direkten Link.


Teil 1 unserer Kaufberatung für Ganzstahl-Sportpistolen, hier geht es um Pistolen auf Basis der CZ 75 und Striker-Fire-Modelle