Sportliche Tradition: Die Sportpistolen von Heckler & Koch
Auch wenn Heckler & Koch vor allem als Behördenlieferant bekannt und geschätzt ist, hat man glücklicherweise die Sportschützen nicht vergessen – und das hat Tradition. Ältere Semester werden sich sicherlich noch an die P9-Sport-Modelle von HK erinnern, denen man gelegentlich heute noch auf dem Schießstand begegnet. Die Eigenpräzision war dank feststehendem Lauf einmalig. Ende der 1990er Jahre erschien dann die USP Expert, die ursprünglich für den dynamischen IPSC Sport gedacht war. Mit Ausstattungsmerkmalen wie einer Präzisions fördernden O-Ring-Führung an der Laufmündung, einem kultivierteren Abzug sowie Mikrometervisier und Magazintrichter wollte man auch in diesem boomenden Bereich des Zivilmarktes mitmischen. Um die Jahrtausendwende folgte dann die USP Elite, die mit 152 Millimetern Lauflänge und entsprechend langem Verschluss mehr Visierlinie zu bieten hatte und so auch die Präzisionsschützen in den statischen Disziplinen ansprach. Von der P30 gab es nie eine sportlichere Version. Das Gleiche gilt für die SFP 9 L (OR). Scheinbar sah man bei Heckler & Koch mit den bestehenden Modellen den sportlichen Bereich gut genug abgedeckt – bis jetzt! Denn rechtzeitig zum Frühjahr 2021 kommt das brandneue Modell SFP9 Match OR - eine Polymer Matchpistole. Hier sind die technischen Details:
Neu in 2021 Match-Polymerpistole: Wie ist die Heckler & Koch SFP9 Match OR technisch aufgebaut?
Augenscheinlichste Änderung ist der längere Verschluss, der großzügig skelettiert wurde. Er beheimatet jetzt einen 140 mm/5,5" langen Lauf mit 12-Flächen-Polygonprofil sowie einem Drall von 1-10" (1-250 mm). Beim Zurückziehen des Verschlusses erkennt man im vorderen Bereich einen am Umfang geschliffenen Lauf, in dessen Nut ein Kunststoff-O-Ring sitzt. Er soll die Zentrierung des Laufes verbessern und somit für eine bessere Präzision sorgen. Sicherlich nicht mit einer konventionellen Laufführungsbuchse zu vergleichen, ist diese Methode aber ein guter Ansatz, die Laufführung zu verbessern. Wenn der Ring einmal verschlissen ist, kann er auch durch nicht technisch besonders versierte Schützen ausgetauscht werden.
Einen wesentlichen Schritt nach vorne hat der Abzug gemacht. Bei einer SFP9 L OR maßen wir noch rund 2.400 Gramm (siehe caliber 1/2019), jetzt ist er gut um 1.000 Gramm gesunken. 700 Gramm werden schon im Vorzugsweg aufgebraucht, sodass für die eigentliche Schussauslösung nochmals das gleiche Gewicht überwunden werden muss, womit man gut leben kann. Der Rückstellweg ("Reset") des Abzuges ist gut fühlbar und geht mit rund 3 Millimetern Weg noch in Ordnung.
Ausgeliefert wird der Polymersportler übrigens mit drei der 20 Patronen fassenden Stahlblechmagazine in gewohnt guter HK-Qualität. Diese lassen sich auch bis 20 Patronen gut befüllen und rasten auch bei vollem Füllstand noch sauber ein. Wer eines der Magazine öffnet, wird sehen, dass fünf Windungen der Magazinfeder herausstehen und damit genug Funktionsreserven vorhanden sind. Neben dem montierten riesigen Magazintrichter aus Kunststoff gibt es optional einen flacheren Jet-Funnel aus Aluminium, der für 90,- Euro den Besitzer wechselt. In Verbindung mit den kürzeren 15 Patronen fassenden Magazinen, passt die Waffe somit auch in die Box der IPSC Standard Division. Wer übrigens seine vorhandenen Magazine mit Kapazität für 15 Patronen in 9x19 auf 17 Patronen aufstocken möchte, kann dies mit einem Retro-Kit von Heckler & Koch tun. Preis: 19,30 Euro. Unsere Testwaffe war mit dem seitlichen "Push Button"-Magazinauslöser ausgestattet, der auch auf die rechte Waffenseite umgesteckt werden kann. Allerdings gibt es auch die Ausführung mit paddelförmigem Magazinauslöser, der sich immer von beiden Seiten bedienen lässt. Das kann auch mit dem Abzugsfinger geschehen, wobei die Regel "Finger vom Abzug bei allen anderen Tätigkeiten außer der gewollten Zielaufnahme" automatisch eingehalten wird.
Bei den SFP-9-Modellen mit 5"/127-mm-Lauf thront auf der Schlittenoberseite in der Regel ein Mikrometervisier mit rotem Leuchtfiberstab. Aufgrund des Ausschnittes für das Minileuchtpunktvisier können die OR-Varianten leider nicht dieses vollverstellbare, hintere Visierelement bieten, was auch auf unsere SFP 9 Match OR zutrifft. Für die Verwendung des MRDS stehen fünf Adapterplatten zur Verfügung.
Test-Fazit zur neuen SFP9 Match OR von Heckler & Koch:
Die SFP9 Match OR ist definitiv die sportlichste Ausführung der Heckler & Koch SFP9-Familie. Verarbeitung, Handhabung und Funktion überzeugen ebenso wie die Präzision und der kultivierte Abzug. Nur, wer die Waffe mit mechanischer Visierung nutzen will, muss sich mit auswechselbaren Visierelementen begnügen. Vielleicht kommt hier der Zubehörmarkt noch ins Rollen. Die brandneue SFP9 Match OR geht für 1.235,- Euro über die Ladentheke, die Adapterplatten für jeweils 50,- Euro das Stück. Nicht nur preislich sondern auch in vielen anderen Qualitäten kann die SFP9 Match OR mit den Polymer-Sportpistolen anderer etablierter Hersteller problemlos mithalten und kommt auf jeden Fall in die engere Auswahl zum neuen Alphatier auf der Range – in der SFP9-Familie ist sie es schon!
Den kompletten sechsseitigen Test mit allen Informationen zur Geschichte der SFP9, den technischen Daten, Messergebnissen und Ergebnissen vom Schießstand finden Sie jetzt in caliber 5/2021 oder im E-Paper von caliber 5/2021.
Weitere Informationen zur SFP9 Match OR erhalten Sie auf der Homepage von Heckler & Koch oder beim deutschen Vertriebspartner Waimex.