Überall wo leichtes Gewicht und Minimaldimensionen gepaart mit der ballistischen Leistung der weltweit bei Militär und Polizei dominierenden 9 mm Luger begehrt sind, wird die neue Subkompaktpistole aus Österreich sicherlich auf größtes Interesse stoßen. Diesen Markt darf man global gesehen nicht unterschätzen – wird doch beispielsweise in den USA in nahezu allen Bundesstaaten den Zivilbürgern mit einer einfach zu erwerbenden "concealed carry licence" das Recht auf Selbstschutz und somit das verdeckte Tragen einer Faustfeuerwaffe zugestanden. Hinzu kommen dann Sicherheitsinstitutionen und -unternehmen aus aller Herren Länder, die mit verdeckten Ermittlern und Personenschützern arbeiten. Diese Kundschaft legt großen Wert auf maximale Bequemlichkeit und Diskretion beim tagtäglichen verdeckten Führen des Dienstwerkzeuges, wozu auch oftmals eine zweite Lebensversicherung in Form einer "Back Up"-Sekundärwaffe gehört.
GLOCK G43 – ein elitärer Einreiher
Betracht man das aktuelle Produktportfolio des österreichischen Herstellers aus Deutsch-Wagram an der nordöstlichen Stadtgrenze Wiens, mag man auf den ersten Blick kaum glauben, dass hier mit über 50 Pistolen in 7 verschiedenen Kalibern noch Handlungsbedarf besteht, beziehungsweise eine Lücke vorhanden ist. "Single Stack"-Modelle – also typische Glock-Pistolen mit Polymerrahmen für einreihige Magazine, die besonders schmal ausfallen und somit besonders unauffällig zu tragen sind – gibt es im üppigen Programm vergleichsweise selten.
Den Anfang machte hier 1999 das Modell G36 im US-Traditionskaliber .45 ACP als einreihige Variante der G30, die wiederum Jahre später als verbesserte G30 Slim (S) mit schmalerem Verschluss auf dem Markt erschien. Die aufgrund der pummeligen .45 Auto-Patrone recht voluminösen Doppelreiher-Griffstücke sind nicht jedermanns Sache, zumal das Ex-US Army-Kaliber eben vorwiegend in der Heimat gefragt ist. Auf der anderen Seite der ballistischen Leistungsskala erfuhr die von John Moses Browning 1912 entwickelte 9 mm Browning Short rund zehn Jahre nach der Jahrtausendwende eine Wiederbelebung. Das Kaliber ist besser unter den Bezeichnungen .380 Automatic Colt Pistol (ACP) oder 9 mm kurz bekannt und verbesserte Geschosskonstruktionen der modernen Defensivmunition ermöglichten mehr Leistungsfähigkeit.
Die vor allem auf dem US-Markt vorhandene, große Nachfrage nach entsprechenden Subkompaktpistolen befriedigte GLOCK mit der auf der SHOT Show 2014 vorgestellten G42 in .380 Auto. Spätestens mit dem Erscheinen dieser "Single Stack"-Subkompaktpistole brodelte die Gerüchteküche in Insiderkreisen, dass wohl bald auch eine potentere 9 mm Luger-Variante folgen könnte. Ein nachvollziehbares Begehren, denn die ballistische Leistung der .380 Auto liegt rund 30 bis 40 Prozent hinter der 9 mm Luger zurück. Zudem gestaltet sich die Logistik mit Georg Lugers großem Wurf wesentlich einfacher sowie günstiger. Zwar schickte GLOCK bereits im Jahre 1995 die bei "Undercover Agents" oder "Sky Marshals" höchst beliebte Subkompaktpistole G26 in 9 mm Luger ins Rennen, doch sie fällt aufgrund des Rahmens für das doppelreihige Magazin etwa vier Millimeter breiter und um 100 Gramm schwerer als die brandneue G43 aus. Das mag nicht viel erscheinen, wer aber Tag für Tag eine Waffe verdeckt führt, wird ein leichteres, schmaleres Modell zu schätzen wissen. Zumal das Risiko des sogenannten "Printings" (also des zumindest für geschulte Beobachter sichtbaren Abzeichnens der Waffenkonturen unter der Bekleidung) nochmals minimiert wird.
GLOCK G43 im Detail
Die brandaktuelle Subkompaktpistole baut auf einem Browning-Petter-System mit abkippendem Lauf mit offener Steuerkulisse und als Riegelblock ausgestaltetem Patronenlager, der im Auswurffenster des Schlittens verriegelt, auf. Im Vergleich zur Doppelreiher-Subkompakt G26 aus gleichem Stall schrumpfte bei der G43 die Länge des Laufes mit Polygonprofil von 88 auf 86 Millimeter. Unter dem Lauf ist die Schließfedereinheit mit Teleskopstange und zwei unterschiedlich starken Schließfedern angeordnet.
Mit einem Leergewicht bei eingesetztem Magazin von gerade einmal 507 Gramm und den Miniaturmaßen von 151 mm Länge x 110 mm Höhe x 27 mm Breite entspricht sie dem Ideal einer superdiskreten Defensivpistole mit Schlagbolzenschloss, die zur Not selbst ohne Holster im Hosenbund oder der Tasche geführt werden könnte. Dennoch empfehlen wir auch aus Sicherheitsgründen prinzipiell immer die Verwendung einer Tragevorrichtung.
Der Polymerrahmen mit Safe Action-Abzug mit integrierter Sicherungszunge nimmt ein Magazin mit einer Kapazität von 6 Patronen auf, so dass man mit einer weiteren im Patronenlager über eine 6+1 Feuerkraft im bewährten Kaliber 9 mm Luger verfügt. Das Griffstück offeriert bauartbedingt nicht allzu viel Zugriffsfläche, im Lieferumfang ist aber ein weiteres Reservemagazin mit verlängertem Bodenschuh enthalten, um hier etwas mehr zu bieten. Der Minirahmen trägt wie schon das Subkompaktmodell G42 in .380 Auto eine der Gen 4-Modelle ähnliche, feine Oberflächen-Riffelung an den Seiten sowie an der Front, was den notwendigen Gripp verbessert. Das "Modular Back Straps" (MBS)-System mit zwei weiteren im Lieferumfang enthaltenen, auswechselbaren Griffrücken der großen Modelle der vierten Generation sucht man bei dem Kraftzwerg allerdings vergebens. Das ist bei einer derart gestalteten Back-Up-Waffe aber getrost zu verschmerzen.
Die deutlich breitere Magazinauslösetaste der G42 (im Vergleich beispielsweise zur G26) wurde übernommen und lässt sich für Linkshänder auch auf die rechte Waffenseite umsetzen. Wie gewohnt befindet sich der Verschlussfanghebel nur auf der linken Griffstückseite, so dass Linkshänder gut beraten sind, den arretierten Schlitten mittels Zurückziehen desselbigen auszulösen und nach vorne marschieren zu lassen. Das Safe Action-Abzugssystem mit teilvorgespanntem Schlagbolzen löste bei einem durchschnittlichen Abzugsgewicht von 2.460 Gramm aus. Die Visierlinie zwischen den typischen Glock-Zielelementen mit weißer Kimmen-Umrandung und weißem Punkt im Rampenkorn beträgt 139 mm.
Die GLOCK G43 auf dem Schießstand
Weil es sich bei der neuen Glock G43 Subkompakt nun mal um eine Primär- oder Sekundärwaffe in 9x19 für den Selbstschutz sowie eventuell für die weidmännische Revierarbeit (Jagdschutz, Fangschuss) handelt, legten wir unseren Schwerpunkt bei der Auswahl der Testmunition auf typische Defensivpatronen. Wir verwendeten sieben Fabrikmunitionssorten mit Geschossgewichten von 93 bis 147 grains.
Um ihren Miniaturabmessungen gerecht zu werden, wurde die österreichische Minipistole sitzend aufgelegt mit Sandsack-Auflage auf 15 Meter mit 5 Schuss pro Laborierung auf Präzision überprüft. Hierbei erreichte die spezielle Speer Gold Dot 124 Grains Short-Barrel-Hohlspitzmunition das Topresultat von 29 Millimeter. Die mit knackigem Rückstoß aufwartende Laborierung wurde durch fein abgestimmtes, nachbehandeltes Treibladungsmittel für hohe Geschwindigkeiten bei gleichzeitig wenig Mündungsfeuer ausgelegt. Dies macht vor allem auch im Bereich des "Low Light Shootings" unter schlechten Lichtbedingungen Sinn.
Mit rund 345 m/s und daraus resultierenden 480 Joule bringt sie die Energie, für die andere Munitionssorten mindestens rund 1"/25,4 Millimeter mehr Lauflänge benötigen. In dynamischen Drills zeigte sich, dass eine derart winzige Waffe nach ordentlichem Zupacken verlangt, wenn die 9 mm Luger ihr Leistungspotential entfaltet und in schnelleren Schussserien dennoch Treffer sauber platziert werden wollen. Hierbei wurde selbstverständlich die Funktionszuverlässigkeit bei maximalem 6+1 Patronen-Ladezustand überprüft, bei dem der maximale Druck der Magazinfeder auf den Verschluss einwirkt. Auch hier gab es keinerlei negative Auffälligkeiten zu beobachten.
Testfazit: GLOCK G43
Der österreichische Produzent, der mittlerweile mehr als 10 Millionen Exemplare seiner bewährten Polymerpistolen weltweit in Umlauf gebracht hat, legt mit der Glock G43 ein Modell vor, dass sicherlich eine interessante Bereicherung auf dem Marktsektor der einreihigen Subkompaktpistolen in 9 mm Luger darstellt. Mit ihren rund 600 Gramm Gewicht im vollgeladenen Zustand und ihren Traummaßen ist sie ein zuverlässiger, handlicher und vor allem diskreter Begleiter für Selbstschutz oder auch die Jagdausübung. Die Glock G43 wird im Kunststoffkoffer mit Reservemagazin, Putz-Zeug und Bedienungsanleitung ausgeliefert und wechselt für 644,- Euro den Besitzer.
Schussleistung GLOCK G43 in 9mm Luger
Geschoss-Gewicht-Hersteller-Typ-Form-Dia | Laborierung-Menge (grs.)-Hersteller-Sorte | OAL in mm | v2 in m/s | v2-Diff. in m/s | Energie (Joule) | Präzision in mm | Bemerkungen zu den
Laborier- ungen |
93 Fiocchi EMB TC .355" | Fiocchi | 27,7 | 371,3 | 9,8 | 415 | 43 | von Hirtenberger entwickelt |
94 RUAG ACTION 4 OG .355" | RUAG | 29,2 | 390,4 | 7,8 | 464 | 53 | aktuelle Dienstmunition |
100 Hornady FTX TC .355" | Hornady | 26,8 | 322,7 | 7,8 | 337 | 70 | softe Defensivladung |
124
GECO FMJ OG .355" | GECO | 29,5 | 301,5 | 9,5 | 365 | 70 | günstige Standardpatrone |
124
Speer Gold Dot JHP .355" | Speer Gold Dot | 28,6 | 345,4 | 6,1 | 479 | 29 | Short-Barrel Version für kurze Läufe |
139 Hornady Flex Lock TC .355" | Hornady | 28,8 | 297,3 | 11,0 | 387 | 57 | neue Defensivpatrone |
147 Remington Golden Saber Bonded TC .355" | Remington | 28,9 | 279,2 | 11,7 | 371 | 57 | Unterschall Defensivpatrone |
Durchschnitt aller Laborier-ungen | 54 |
Alle Geschoss- und Pulvergewichte in Grains.
v2 = Geschoßgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde, 2 Meter vor der Mündung gemessen. OAL = Overall Length = Patronengesamtlänge.
Abkürzungen in caliber:
Action 4 = Tombakmassiv-Hohlspitzgeschoß mit Kunststoffspitze, Critical Duty = Deformations-Verbundgeschoss mit Kunstoffspitze als Starter, EMB = Expansions-Monoblock-Bullet = Kupfermassiv-Hohlspitzgeschoß, FMJ = Full Metal Jacket = Vollmantel, FTX = Flex Tip eXpanding = Deformationsgeschoss mit Gummispitze zur Einleitung, Gold Dot = galvanisch verkupfertes Preßblei-Hohlspitzgeschoß, Golden Saber = Messing-Teilmantel-Hohlspitzgeschoß, JHP = Jacketed Hollow Point = Teilmantel-Hohlspitzgeschoß. TC = Truncated Cone = Kegelstumpf.
Testaufbau: Die Geschoßgeschwindigkeit (v2 in Meter pro Sekunde) wurde mit einer Mehl BMC 18 Anlage gemessen. Die Präzisionsüberprüfung erfolgte mit je einer 5- Schuss- Gruppe von der Sandsackauflage auf der 15-Meter-Distanz. Die Schussbilder beziehen sich auf die am weitesten auseinander liegenden Schusslochmitten. Die Klammerwerte geben die Präzision ohne einen Ausreißer an.
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Bezugsquellennachweis:
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Glock Ges.m.b.H., POB 9, A-2232 Deutsch Wagram, Telefon: +43-(0)2247-903000, Fax: +43-(0)2247-90300312, http://eu.glock.com/
Deutschland-Vertrieb: RUAG Ammotech GmbH, Kronacher Straße 63, 90765 Fürth, Telefon: 01805-5797797, Fax: 0180-2797797, www.ruag-ammotec.de
Hinweis:
Die GLOCK G43 können Sie im Rahmen des GLOCK Experience Partner-Programms bei vielen Händlern selbst testen.