Das Überarbeiten von Abzügen ist die dominierende Tuningmaßnahme bei Kurzwaffen. Ein hohes Abzugsgewicht sorgt dafür, dass bei der Schussabgabe mehr Bewegung in die Waffe eingebracht und so aus der Ziellinie gebracht wird. Bei Polymerrahmen- meist noch viel mehr als bei Ganzstahlpistolen. Dazu ein Beispiel: Bei einer CZ 75 Shadow 2 entspricht das werksseitige Abzugsgewicht im Single-Action-Modus in etwa dem Waffengesamtgewicht, das Verhältnis beträgt nahezu 1:1. Bei einer Polymerpistole, wie etwa einer GLOCK G17 mit rund 700 Gramm Gesamtgewicht und etwa 2,1 kg Abzugsgewicht, kippt das Verhältnis in Richtung eines ungünstigen Faktors von 3:1. Das ist auch ein Grund dafür, warum gerade Einsteiger mit Ganzstahlwaffen meistens bessere Trefferergebnisse erzielen. Hier soll es aber nicht um die Grundsatzdiskussion Stahl- versus Polymerpistole gehen, sondern um den neuesten Matchabzug für die populärste Dienstpistole.
Viele Unternehmen bieten Trigger-Tuning-Produkte für GLOCK-Pistolen an - jetzt legt GLOCK selbst nach
Weil gerade auch in den USA GLOCK ein "Big Player" auf dem Behörden- und Zivilmarkt ist, bieten vor allem viele US-Firmen wie Ghost, Lone Wolfe, Timney oder ZEV Produkte für das Abzugstuning an. Sie offerieren vom kostengünstigen Austausch der Steuerfeder bis zu fertig konfigurierten, kostspieligen "Drop-In-Kits" in jeder Preisklasse etwas. Um zu verstehen, was den GLOCK Performance Trigger so anders macht, gehen wir kurz auf die Besonderheiten des "Safe Action"-Abzugssystems ein. GLOCK setzt bei seinen Pistolen auf einen teilvorgespannten Abzug. Ein Teilbetrag der Vorspannung der Schlagbolzenfeder geschieht beim Schließen des Verschlusses, den Restbetrag bringt der Bediener über die Abzugsbetätigung ein. Die meisten Matchabzüge sind so konstruiert, dass sie mit einer im Winkel geänderten Steuer- oder Schlagbolzenfeder den Eintrag des Schützen minimieren.
Allerdings sind die Möglichkeiten sehr begrenzt. Wird die Schlagbolzenfeder weniger stark gespannt, können sich schnell Zündversager einstellen. Wie schon bei anderen Tuningabzügen am Markt, wird auch beim neuen GLOCK Performance Trigger der Schlagbolzen beim Vorlauf des Verschlusses vollends gespannt. Somit transformiert man die GLOCK mit teilvorgespanntem Abzugssystem in eine reine Single-Action-Pistole. Damit sind natürlich bessere Voraussetzungen für ein niedriges Abzugsgewicht gegeben. Zudem sollte man so auch keine Abstriche in Sachen Zündenergie machen müssen.
Bewertung des GLOCK Performance Triggers: Kraft-Weg-Diagramm und Messwerte
Ein Abzugssystem qualitativ nach subjektiven Eindrücken zu bewerten, fällt immer recht schwer. Mit einem hohen Vorzugsgewicht oder einem breiten Abzugsschuh lässt sich ein Abzug schnell als leicht empfinden. Seit einigen Jahren greifen wir schon auf das Triggerscan-System zurück, das vom ersten Kontaktpunkt bis zum Auslösen ein Kraft-Weg-Diagramm aufzeichnet und somit eine exaktere Analyse ermöglicht. Das erste Abschlagen einer mit dem GLOCK Performance Trigger (GPT) bestückten G34 zauberte uns schon ein Grinsen ins Gesicht und wir waren gespannt, wo sich die Messwerte einpendeln würden. Genau 1.844 Gramm ermittelten wir als Durchschnitt aus 10 Messungen, die sogar etwas unter der Werksangabe von 2.000 Gramm lagen. Der GPT ist übrigens mit der mit einem Punkt markierten Steuerfeder versehen, der sich in allen Gen5-Varianten wiederfindet. Beim Einbauen der hauseigenen (-) Steuerfeder, wie sie etwa serienmäßig in den sportlichen Modellen G34/35 zu finden ist, soll sich laut Werksangaben das Gewicht noch einmal um 100 Gramm absenken lassen.
Wir haben hier im Mittel angenehme 1.686 Gramm gemessen. Da stellt sich die Frage, ob der Schlagbolzeneinschlag im Zündhütchen für eine stets sichere Waffenfunktion auch ausreichend tief ist, was sonst bei getunten Abzügen nicht immer der Fall ist. Mit 0,3 mm sind hier wohl keine Probleme zu erwarten und der Wert würde sogar der Technischen Richtlinie der Polizei genügen. Natürlich kann der leicht einzubauende GPT-"Drop-In-Abzug" auch mit den anderen (+) Steuerfedern des Hauses kombiniert werden, die dann ein höheres Abzugsgewicht zwischen 2.300 und 3.200 Gramm mit geänderter Charakteristik liefern dürften. Wir verglichen den GPT mit einem Tuningabzug, der nach unserer Ansicht das Optimum in Sachen Abzugsqualitäten für die österreichische Dienstpistole darstellt. Er konnte das Abzugsgewicht noch einmal unterbieten und pendelte sich bei 1.483 Gramm ein, zumal sein Abzugsweg zwei Millimeter kürzer ausfällt, als beim GLOCK Performance Trigger. In Sachen Rückstellweg ("Reset"), also der Strecke bis zum erneuten Einrasten des Abzuges beim Vorlassen, schenken sich aber beide nichts. Im Gegensatz zum Tuningabzug muss man beim GPT nicht auf die standardmäßige Fallsicherung verzichten werden.
GLOCK Performance Trigger: Technische Voraussetzungen, Messwerte, Preis
Wir schossen einige Bill-/Dot-Drills, um den GPT auch nach subjektivem Empfinden besser bewerten zu können. Keine Frage, der GPT gefällt auf Anhieb. Funktionsstörungen gab es während des Tests keine zu verzeichnen. Gefühlt kommt einem das Abzugsgewicht geringer vor als es die Messwerte wiedergeben, was vielleicht auch an dem fast 10 mm breiten Abzugsschuh liegt. Zudem fällt auch das in der Abzugszunge integrierte Sicherungselement breiter aus. Manche Schützen empfinden die Sicherung im Standardabzug während des Dauergebrauchs schon fast als einschneidend in den Zeigefinger. Wir schossen den Neuling wechselseitig auch gegen Tuningtrigger eines Drittherstellers. Der kürzere Abzugsweg und das geringere Abzugsgewicht dieses Abzugs sind im Vergleich zum GPT sind in der Praxis kaum wahrzunehmen. Allerdings hat uns das kraftvollere Rückstellen oder der positivere Reset des GPT-Abzuges besser gefallen. Das Abzugswunder aus der Alpenrepublik passt übrigens in die 9x19-Modelle G17/19/26/34 und 19X/G45 sowie in die brandneue G47. Ob und wann der GPT auch für GLOCKs der früheren Generationen 3 und 4 sowie in anderen Kalibern zur Verfügung stehen wird, stand zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses leider noch nicht fest.
Messwerte Glock-Abzugssysteme | |||
Abzug | Abzugsgewicht* | Einschlagtiefe** | Bemerkungen |
Gen 5 | 2.611 Gramm | 0,3 mm | Standard GLOCK Gen 5 Abzug |
Performance Trigger | 1.844 Gramm | 0,3 mm | Werksausführung |
Performance Trigger | 1.686 Gramm | 0,3 mm | mit (-)-Steuerfeder |
* Mittel aus 10 Messungen / ** Messung im Kupferstauchzylinder nach Technischer Richtlinie. |
Unser Test-Fazit zum GLOCK Performance Trigger
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es sich beim GLOCK Performance Trigger um einen "Gamechanger" handelt. Wer ihn einmal eingebaut hat möchte ihn nicht mehr missen. Im Gegensatz zu manch anderen Herstellern lässt sich GLOCK dieses Plus an Performance nicht einmal teuer bezahlen. Mit 119,- Euro ist er eine klare Kaufempfehlung.
Diese Vorstellung finden Sie auch in der caliber, Ausgabe 4/2023. Das Heft können sie – auch als e-Paper – im VS Medien-Onlineshop erwerben.
Weitere Information dazu, finden Sie hier unter der Seite GLOCK Performance Trigger.