"Bigger is better" sagt der Amerikaner und hat über die Jahrzehnte gerade bei Faustfeuerwaffen ein Faible für große Waffen und große Kaliber entwickelt. Ob COLT Single Action Army, Smith & Wesson M 29 oder COLT Government, große Waffen waren und sind angesagt.
In Europa durfte es gerne etwas handlicher sein. Möglicherweise ist das auch dem Umstand geschuldet, dass im alten Teil der Welt Waffen im zivilen Bereich fast ausnahmslos verdeckt getragen werden und auch Sicherheitsbehörden bei der Größe gerne Zurückhaltung übten und auch heute noch üben.
Smith & Wesson Revolver in Kaliber .44 Magnum: Kurz vs. lang?
Dennoch steht für Waffennutzer folgende Frage im Raum: Was geht verloren, wenn man sich für ein Kompaktmodell entscheidet, wenn man die Version mit kürzerem statt mit dem längeren Lauf wählt? In loser Folge wollen wir uns verschiedene Waffenmodelle anschauen und hier die Geschossgeschwindigkeit nachmessen. Beginnen wollen wir mit einem leistungsstarken Magnum-Kaliber:
Smith & Wesson im Kaliber .44 Magnum, einmal mit 5-Zoll-Lauf und einmal mit 6,5-Zoll-Lauf: Unser erster Kandidat steht für Leistung wie kaum eine andere Faustfeuerwaffe. The 44 Magnum, wie er in der USA respektvoll genannt wird, galt bei seiner Markteinführung im Jahr 1955 als die stärkste serienmäßig hergestellte Faustfeuerwaffe.
Seit 1957 trägt das Revolvermodell die noch heute übliche Modellbezeichnung M 29. Bekannt wurde dieser Revolver in der westlichen Welt insbesondere durch seine tragende Bedeutung in dem Kinofilm Dirty Harry aus dem Jahr 1971 mit Clint Eastwood in der Hauptrolle. Bildete die Variante mit 6,5-Zoll-Lauf gleichsam den Standard, bot Smith & Wesson auch Modelle mit kürzeren und mit längeren Läufen an.
Zum Vergleich stand die in Deutschland eher selten zu findende Version mit 5-Zoll-Lauf zur Verfügung. Bei den kurzläufigen Varianten handelt es sich im Vergleich zu den langläufigen Modellen im eigentlichen Wortsinn nicht um Kompaktmodelle, denn der Rahmen – im Falle des M 29 ein N-Rahmen – ist bei den Modellen identisch. Vielmehr bieten die Hersteller die unterschiedlichen Lauflängen basierend auf einem Standardmodell an.
Im direkten Vergleich bietet das Modell mit 6,5-Zoll-Lauf errechnete 38,1 mm mehr Lauflänge gegenüber dem Modell mit 5-Zoll-Lauf. Ab dem Jahr 1979 bot Smith & Wesson auch eine Variante aus rostträgem Stahl an. Die Stainless-Steel-Variante trägt die Modellkennziffer 629. Für unsere Versuche stand ein fünfzölliger 629 und sechseinhalbzölliger 29 zur Verfügung.
Revolver-Test: Munition in .44 Magnum von Magtech und GECO
Für diesen Test wählten wir zwei auf dem Markt problemlos verfügbare Fabrik-Laborierungen von zwei Herstellern in Kaliber .44 Magnum: Zum Test traten an die Magtech mit einem 240 Grain schweren Geschoss und die Kurzwaffenmunition von GECO, ebenfalls mit 240 Grain schwerem Geschoss.
Aus dem Modell 29 mit 6,5-Zoll-Lauf ergaben sich mit der Magtech-Patrone bezüglich der Geschossgeschwindigkeit folgende Messwerte: Im Mittel der Messungen ergibt sich eine Geschossgeschwindigkeit von 370 Metern pro Sekunde (m/s). Mit dem 240 Grain-Geschoss ergibt sich so eine kinetische Energie von 1064,4 Joule.
Die Patrone von GECO erreichte im Mittel der Messung aus dem Modell mit 6,5-Zoll-Lauf eine Geschossgeschwindigkeit von 419 m/s. Daraus ergibt sich eine kinetische Energie von 1365 Joule – also deutlich mehr.
Die beiden gewählten Laborierungen erreichten mit der 5-zölligen Vergleichswaffe folgende Geschossgeschwindigkeiten: Die Patrone von Magtech erzielte im Mittel 365 m/s, die von GECO 411 m/s. Die jeweiligen Energiewerte liegen bei 1035 Joule und bei 1313 Joule.
Ein Fazit für den Unterschied 6,5-Zoll-Lauf zu 5-Zoll-Lauf bei Kaliber .44 Magnum: Der Verlust von 38,1 Millimeter Lauflänge äußert sich bei den gemessenen Geschossgeschwindigkeiten scheinbar nur gering. Demzufolge ist auch der Energieverlust eher überschaubar, gleichwohl es für die etwas leistungsfähigere GECO-Patrone immerhin rund 50 Joule sind.
Ruger Super Redhawk: Revolver mit 9,5-Zoll-Lauf zum Vergleich
Zum Vergleich ließen wir auch noch einen Ruger Super Redhawk – ebenfalls im Kaliber .44 Magnum mit einer Lauflänge von 9,5 Zoll – antreten: Aus dem 243 mm langen Lauf ergaben sich mit den oben genannten Laborierungen folgende Messwerte: Die Magtech-Patrone kommt auf 396 m/s, die GECO auf immerhin 473 m/s. Auffällig ist die deutliche Steigerung der Geschossgeschwindigkeiten gegenüber dem M 29 mit 6,5 Zoll-Lauf. Die resultierenden Energiewerte: 1219 Joule und heftige 1739 Joule für die Patrone von GECO.
Schießtestergebnisse der Revolver in 5 Zoll, 6,5 Zoll und 9,5 Zoll
Magtech v (m/s) | Magtech E (J) | GECO v (m/s) | GECO E (J) | |
Smith & Wesson Model 629 (5-Zoll) | 365 | 1035 | 411 | 1313 |
Smith & Wesson Model 29 (6,5-Zoll) | 370 | 1064,4 | 419 | 1365 |
Ruger Super Redhawk (9,5-Zoll) | 396 | 1219 | 473 | 1739 |
Testfazit zu Schießleistung bei unterschiedlichen Lauflängen
Eine abschließende Betrachtung zu Lauflänge und die Auswirkungen auf das Geschoss: Beim Vergleich der erzielten Messwerte aus den beiden Smith & Wesson-Revolvern zeigt sich eines sehr deutlich: Die Lauflänge hat einen messbaren, aber keinen gewaltigen Einfluss auf die Geschossgeschwindigkeiten. Damit verbunden ist ein überschaubarer Einfluss auf die Geschossenergie. Dass sich für den Ruger Super Redhawk mit seinem 9,5-Zoll-Lauf deutlich höhere Geschossgeschwindigkeiten ergeben, mag da nicht überraschen. Allerdings sticht die Leistung der GECO-Patrone hier schon deutlicher hervor.
So bleibt abschließend festzuhalten, dass die Lauflänge bei Faustfeuerwaffen eine messbare Rolle spielt. Abhängig von der Laborierung gehen im Vergleich 5-Zoll zu 6,5-Zoll bis zu 2 % an Geschwindigkeit verloren. Demgegenüber kann ein Geschoss aus dem 9,5-Zoll-Lauf im Vergleich zu 5-Zoll um bis zu 13 % an Geschwindigkeit zulegen, natürlich ebenfalls abhängig von der Laborierung. Die Zugewinne an Geschossgeschwindigkeit und -energie halten sich jedoch bei längeren Läufen in Grenzen.
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