Die besten Ganzstahl-Pistolen in 9 mm Luger für das BDS-Standardprogramm (und andere Großkaliberverbände)

Das leidige Übergewicht: Einige Ganzstahlwaffen, insbesondere mit 6“/152-mm-Lauflänge und somit vorteilhaft langer Visierlänge, müssen im Standardprogramm des BDS leider außen vorbleiben. Das gilt ebenso für die vielen, populären Polymerpistolen, die mit Leichtigkeit im wahrsten Wortsinn diese Hürde schaffen würden. Weil sich aber nicht nur Einsteiger im Schießsport mit schweren Ganzstahlwaffen definitiv leichter tun, soll es in dieser Kaufberatung mit Test nur um diese Spezies gehen. Natürlich haben auch die anderen Großkaliber-Verbände wie etwa BDMP oder DSU vergleichbare Disziplinen in 9 mm im Programm – für Details oder minimale Regelunterschiede verweisen wir auf die jeweiligen Sportordnungen.

Tests und Kaufberatung von der caliber-Redaktion: Ganzstahl-Pistolen in 9 mm Luger auf Basis der CZ 75

Die hinter dem Eisernen Vorhang in der damaligen Tschechoslowakei groß gewordene CZ 75 steuert ihrem 50-jährigen Jubiläum entgegen. Ihre solide Ganzstahlkonstruktion mit langer Verschlussführung, das ergonomische Griffstück und die DA/SA-Abzugskombination bieten viel Anwendungsspielraum. In den letzten Jahren ist auch der Markt an Matchpistolen auf konstruktiver Basis dieses Klassikers sowie an Nachrüst- und Tuningteilen enorm gewachsen. CZ fertigt selbst keine Longslide-Version ihres Ganzstahlklassikers, deshalb sind einige findige Büchsenmacher in diese Lücke eingesprungen. Dabei hat so manches Modell in der Vergangenheit mit einer Top-Präzision aufgetrumpft, die sich hinter einer gut gemachten 1911-Pistole nicht zu verstecken braucht. Drei Exemplare wollen wir Ihnen näherbringen. Wir haben übrigens bei allen Gewichtsangaben selbst nachgewogen und uns nicht auf Herstellerangaben verlassen, denn manchmal geht es um die letzten Gramm. Das trifft auch auf die Abzugsgewichte zu. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser - das sagen unsere Tester).

Comeback eines Klassikers: Die von B&H angebotene CZ 75 Viper in 9 mm Luger

Die von Tuner-Legende Kurt Tschofen in Handarbeit zusammengepasste CZ75 Viper überzeugte mit sauberen Abzugsqualitäten und gediegener Schussleistung. Auf Wunsch gibt es sie auch mit kurzem Wechselsystem in 9 mm Luger oder als Kleinkaliber-Wechselsystem in .22 long rifle.
CZ 75 Viper
Die von Tuner-Legende Kurt Tschofen gebaute CZ75 Viper gibt es auf Wunsch auch mit kurzem 9 mm Luger oder einem .22 L.R. Wechselsystem in voller Länge.

Einer der ersten, der bereits in den 1990er Jahren eine sportliche Longslide auf CZ 75 Basis entwickelte, war die Firma Waffen Oschatz/Kurt Tschofen aus Stuttgart. Exklusiv von B&H Waffenhandel in Ganderkesee wird die B&H CZ 75 Viper in 9 mm Luger offeriert. Als Basis dient ein im Bereich des Dust Covers massiver gehaltenes Griffstück der CZ SP-01 Shadow. Der Verschluss ist eine Eigenfertigung von Waffen Oschatz und der 6“ lange Lauf wird mit dem „Barrel Bushing“ meisterlich von Hand eingepasst. Doch Vorsicht, mit 1.310 Gramm nutzt die Matchpistole sogar die 1%-Toleranz (1.313 Gramm) fast vollständig aus. Mit einem 16 Patronen fassenden Standardmagazin statt dem verlängerten, 18 Patronen fassenden Container lässt sich aber noch etwas mehr Reserve/Sicherheit hinsichtlich des Gewichtslimits herausholen. Der vorgespannte Single-Action-Abzug des Spannabzuges löste sauber bei rund 1.100 Gramm aus. Das tief eingelassene Mikrometervisier wird durch ein markant hinterschnittenes Scheibenkorn ergänzt. 

Von den sauber angepassten Hauptbestandteilen erwarteten wir gute Schussleistung und wurden nicht enttäuscht. Das beste Ergebnis erreichten wir mit 20 mm mit der Norma 124 Grains Safeguard, dicht gefolgt von der GECO 124 Grains FMJ und 26 mm. Den dritten Platz teilten sich die GECO 115 Grains JHP sowie die S&B 124 Grains FMJ mit 31 mm. Lediglich zwei von zehn Laborierungen lagen über der magischen 50-mm-Grenze. Mit 2.249 Euro hat die B&H CZ 75 Viper ein gutes Preis/Leistungsverhältnis zu bieten, da bleibt vielleicht noch finanzieller Spielraum für ein KK-Wechselsystem, das wir ebenfalls durchaus empfehlen können. Mehr Infos gibt es bei B&H Waffenhandel.


Frankonia schickt die CZ 75 Taipan aus dem eigenen Tuning Center

Die CZ 75 Taipan von Frankonia mit dem massiven CZ 75 SP-01-Rahmen und dem etwas über das „Barrel Bushing“ herausragenden 153-mm-Matchlauf.
Die im Pro Tuning-Bereich von Frankonia angesiedelte CZ 75 Taipan ist alternativ zum schwarzen Griffdesign auch in Gold und Siilber, Blau oder Rot zu bekommen.

Das Handelsunternehmen Frankonia benennt ihre CZ 75-Matchausführung nach einer Giftschlange (Test in caliber 9/2018). Die CZ 75 Taipan entsteht im Frankonia Pro Tuning Center und besitzt ebenfalls das schwere Griffstück der CZ 75 SP-01 Shadow. Optisch fällt einem gleich der an der eng eingepassten Laufführungsbuchse überstehende Lauf auf. Auf den ersten Blick suggeriert er etwas mehr Lauflänge, der Griff zum Messschieber offenbart aber exakt 153 mm Lauflänge. Der zurückgesetzte Verschluss sorgt somit für das Trugbild. Mit der um wenige Millimeter kürzeren Visierlänge lässt sich aber trotzdem gut leben. Dafür liegt man mit rund 1.270 Gramm noch mit genügend Sicherheitsreserve unter dem BDS-Gewichtslimit. Somit bleibt Raum für andere Griffschalen, wenn einem die standardmäßigen, dünnen Alugriffschalen nicht zusagen sollten. 

Die CZ 75 Taipan kommt mit reinem Single-Action-Abzug mit glasklarer Charakteristik. Das Abzugssystem unserer Testwaffe maßen wir dabei mit rund 1.650 Gramm, da hätte es auch gerne ein bisschen weniger sein dürfen. Die Schussleistung konnten wir damals gleich aus zwei identischen Modellen testen, was die Aussagefähigkeit deutlich erhöht. Im rechnerischen Mittelwert lag hier unsere Handlaborierung mit dem Hornady 115 Grains HAP hinter 5,4 Grains Vihtavuori 3N37 mit 34 mm ganz vorne. Mit 35 mm nur theoretisch schlechter und auch für Nicht-Wiederlader zu bekommen, die Magtech 115 Grains JHP. Danach folgte die 147 Grains JHP mit 36 mm aus dem gleichen Stall. Sieben von 10 Laborierungen lagen unter der 50-mm-Grenze. Somit hat Frankonia auch ein heißes Eisen für Präzisionsschützen im Programm, das aktuell nach einer Preissenkung ab 2.209 Euro (statt bisher 2.599 Euro) den Besitzer wechselt. Hier geht's direkt zur CZ 75 Taipan im Frankonia Shop.


Die Pistole CZ75 SP-01 6.1 von Großhändler AKAH (Albrecht Kind)

Mit knapp über 2.000 Euro kann die CZ75 SP-01 6.1 von AKAH mit einem besonders guten Preis/Leistungsverhältnis überzeugen. Es gibt die Matchwaffe auch mit reinem Single-Action-Abzug, dann für 2.139 Euro.

Das seit 170 Jahren bestehende Handelsunternehmen AKAH aus Gummersbach ist neben Frankonia ein weiterer Importeur von CZ-Waffen. Auch hier kann man mit einer hauseigenen CZ-Matchpistole aufwarten, wobei mit der CZ 75 SP-01 6.1 mittlerweile die zweite Generation angeboten wird (hier die Vorgeschichte). Wie die beiden zuvor abgehandelten Modelle baut diese Sportskanone auf dem schweren SP-01-Griffstück auf. An der Montageschiene lässt sich beispielsweise das Mantis-Trainingssystem als Analysewerkzeug für die eigenen Schießfertigkeiten anbringen. Im Verschluss mit vorderen Greifrillen sitzt auch hier eine Buchse, um den langen Lauf im Mündungsbereich eng zu führen. Die tief eingelassene Mikrometervisierung wird durch ein hinterschnittenes Scheibenkorn ergänzt. Die Gummigriffschalen von Hogue könnten bei schwitzenden Händen durchaus ein Segen sein, machen das Griffstück aber auch dicker. Natürlich gibt es Nachrüstgriffe für die CZ 75-Pistolenfamilie in Hülle und Fülle auf dem Markt. 

Das Single-Action-Abzugsgewicht der DA/SA-Abzugskombination maßen wir mit rund 1.500 Gramm. Es gibt die Matchpistole auch mit reinrassigem Single-Action-Abzugssystem mit gerader, rot eloxierter Abzugszunge. Da diese weiter hinten steht, kann das für Schützen mit kleineren Händen/kürzeren Fingern interessant sein. Alles in allem, machte die CZ 75 SP-01 6.1 einen soliden Eindruck ohne jegliche Schwächen. Auf dem Schießstand betrug das beste Ergebnis mit der Magtech 147 Grains JHP 26 mm. Es folgte mit 29 mm die einfache und günstige S&B 124 Grains FMJ. Platz Drei belegte die Magtech 115 Grains JHP mit 31 mm. Erstaunlich, dass alle Laborierungen im Bereich der 50-mm-Marke lagen. Das macht es denkbar einfach bei der Munitionsauswahl. Mit 2.039 Euro (2.139 Euro für die reinrassige SA-Ausführung) ist sie die günstige CZ 75-Matchausführung und kann mit einem besonders guten Preis/Leistungsverhältnis überzeugen.


Etwas exotischer: Striker-Fire-Ganzstahlpistolen in 9 mm Luger

Unter den Polymerpistolen hat sich das Konzept des Schlagbolzenschlosses (Striker Fire Action) fest etabliert, bei Ganzstahlwaffen ist es hingegen selten zu finden. Die hahnlose Zündung hat einen eher theoretischen Vorteil der kürzeren Schlosszeit von 2-4 Millisekunden gegenüber Waffen mit außenliegendem Hahn von etwa 6-10 Millisekunden. Das Schlagbolzenschloss bringt zudem durch den fehlenden Hammerschlag weniger Unruhe mit sich. Doch kein Licht ohne Schatten, denn Striker Fire Action-Systeme können nicht immer mit ganz so klaren Abzugscharakteristik punkten. Langer Rede kurzer Sinn: Drei Ganzstahl-Matchpistolen mit dieser Technik bringen wir Ihnen jetzt in unserer Kaufberatung näher.

Stahl statt nur Polymer: Die Canik Rival-S in 9 mm Luger im Test – sie kommt über den Großhändler Huntex in den Fachhandel

Die Canik Rival-S ist einige der wenigen Ganzstahlwaffen mit Striker-Fire Action-System. Die Schussleistung geht voll in Ordnung und der Preis von 1.499 Euro ist eine echte Kampfansage.

Der türkische Hersteller Canik überzeugt mit einer Vielzahl von Polymerpistolen zu attraktiven Preisen und hat dabei die Sportschützen nicht aus den Augen verloren. Die stählerne und rund 1.200 Gramm schwere Canik Rival-S verfügt über einen 121 mm langen Lauf (ausführlicher Test bei all4shooters.com). Konstruktionsbedingt erreicht sie trotz des kurzen Laufes eine Visierlänge von fast 200 mm. Im Vergleich dazu bieten Waffen mit einem 152-mm-Lauf nur etwa 10 mm mehr Visierlänge, was vernachlässigbar ist. Das in Höhe wie Seite verstellbare Mikrometervisier ist in die Abdeckplatte für die Optikschnittstelle integriert. Dadurch kann die Pistole mit einer Kapazität von 18+1 Patronen auch in den „Freien Klassen“ und dann mit einem Leuchtpunktvisier verwendet werden. Die blauen Griffschalen wirkten etwas rutschig, während die schwarzen Griffe besseren Halt boten. Das markante Erscheinungsbild der Rival-S wird durch Fenster in den Schlittenflanken sowie zahlreiche kosmetische Zierfräsungen an Verschluss und Lauf geprägt. Mit einem Preis von 1.499 Euro für die schwarze Version und 1.549 Euro für die hartverchromte Variante im umfangreich ausgestatteten Hartschalenkoffer bietet die Rival-S ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Technische Informationen liefert die Canik-Website (auf Englisch), der Vertrieb an den Fachhandel läuft über Huntex.


Walther Q5 Steel Frame, gleich im Doppelpack, beide in 9 mm Luger

Walther Q5 Steel Frame

Carl Walther aus Ulm hat in den letzten Jahren ihr Produktportfolio im Kurzwaffenbereich ständig weiter ausgebaut. Die Walther Q5 Steel Frame (im Bild ganz oben) mit 127 mm langem Polygonlauf und Striker Fire Action-System besitzt eine recht lange Visierlänge von 195 mm, sodass man hier im Vergleich zu 6“-Sportpistolen wenig Abstriche machen muss (siehe Test in caliber 2/2019). Als moderne Konstruktion verfügt sie natürlich über eine Optik-Schnittstelle für die miniaturisierten Leuchtpunktvisiere, was die Verwendung universeller macht. Das Abzugsgewicht maßen wir mit rund 1.800 Gramm, da hätten es auch gerne noch ein paar Gramm weniger sein dürfen. Wer das auch so empfindet, kann für 305 Euro den Walther Performance Trigger ordern, der das Abzugsgewicht um rund 300 Gramm absenkt. Mit rund 1.200 Gramm Gesamtgewicht ist man noch weit vom Limit weg, ohne das die Pistole zu leicht erscheinen würde. 

Mangels eines passenden Adapters für die Ransom Rest-Schießmaschine musste die Schussleistung vom Sandsack aus, unter Zuhilfenahme eines Leuchtpunktvisiers, geprüft werden. Das beste Ergebnis konnte die GECO 124 Grains Hexagon mit 29 mm für sich verbuchen. Dicht gefolgt von der S&B 115 Grains JHP mit 32 mm. Auf dem dritten Rang lag die GECO 124 Grains FMJ mit 35 mm. Alle acht Laborierungen blieben im rechnerischen Mittel unter der 50-mm-Marke – da kann man nicht meckern. So blieben abschließend bis auf ein geringeres Abzugsgewicht keine Wünsche offen. Dass „Made in Germany“ durchaus bezahlbar sein kann, beweist die Q5 Steel Frame, die mit 1.999 Euro ein fairer Deal ist. Die Champion-Ausführung mit in der Charakteristik veränderbarem Abzug geht für 150 Euro mehr über die Ladentheke.


Im 2. Teil unserer Kaufberatung stellen wir Ihnen in Kürze Ganzstahl-Pistolen auf Basis der bewährten 1911-Systeme vor.