Vor 40 Jahren stellte Ceská Zbrojovka aus dem damals noch tschechoslowakischen Uherský Brod eine neue Pistole namens CZ-75 vor und löste damit den Trend der Wondernine-Pistolen aus. Die wurden in den USA so genannt, weil diese Neun-Para-Pistolen fast die doppelte Kapazität der damaligen US-Ordonnanzpistolen vom Typ M 1911 Government Model in .45 ACP aufwiesen. Seit damals hat sich CZ als einer der größten Pistolenhersteller der Welt etabliert, seit 1997 gibt es auch eine dauerhafte Dependance in den USA. Und die CZ-75 ist mit einer – im Jahre 2007 erreichten – Stückzahl von über einer Million Exemplaren in den Kreis der Großen vorgestoßen und gilt zu Recht als moderner Klassiker. Und sie hat eine Epigonen-Schar, wie kein anderer Waffentyp im Neun-Para-Feld: Sphinx, Norinco, J.S.L. Hereford (Spitfire), BUL Transmark, Jericho, Springfield oder Tanfoglio sind einige der Hersteller, welche sich an dem von Frantisek Koucký optimierten Browning-System orientiert haben. Die Tschechen ihrerseits entwickelten auf dieser Basis eine Fülle weiterer Pistolen, zu der auch die hier vorgestellte CZ-75 SP-01 Phantom gehört (welche wiederum eine von CZs zwei Reihen mit Polymer-Unterbau darstellt). Mit diesem Griffstück spart sie gut ein Drittel des Gewichts der Ganzstahl-Ausführungen ein. Neu außerdem die Montageschiene vom Picatinny-Typ und der mit CZ-üblichem Polycoat-Überzug versehene Schlitten aus geschmiedetem Stahl samt den ebenfalls zugunsten eines niedrigen Gewichts stufig abgesetzten Flanken. Zur Phantom gehören auch zwei Wechsel-Griffrückeneinsätze. Von der technischen Seite her fällt noch der neu gestaltete Hebel links oben am Schlitten auf. Saß hier bei der CZ-75 traditionellerweise eine Flügelsicherung, so gibt es hier nun einen Entspannhebel für das SA-/DA-Abzugssystem. Neues auch im Inneren – nämlich eine Auto-Schlagbolzensicherung.
Zum Test der CZ-75 SP-01 Phantom:
In puncto Verarbeitung präsentierte sich die CZ-75 SP-01 Phantom gemäß ihrem Stammvater mit einfach-derbem Finish und rustikalem Endschliff, wie die im Inneren reichlich vorhandenen Werkspuren bewiesen. Angesichts dessen fiel die wenig attraktive Beschriftung kaum noch ins Gewicht, ebenso die lediglich brünierten Magazine (-2 Punkte). Die Bedienelementen sind nur Einseitigkeit, Linkshänder werden so ignoriert. Der zwar funktionstüchtige Decocker ist bei beidhändigem Anschlag und zwei nach vorn zeigenden Daumen im Weg (-3 Punkte). Auch das Abzugs-Griff-Design stieß nicht auf ungeteiltes Wohlgefallen. Das lag an der unangenehmen Handlage, an der auch der mitgelieferte Austausch-Griffrückeinsatz nicht groß etwas änderte (-2 Punkte).
Die Visierung erschien trübe, so einer der Tester, bot zudem nicht auf einer Linie stehende Dämmerungsmarken und keinen besonders guten Kontrast (-2 Punkte). Der Präzision mit einem Best-Schussbild von 72 mm (-15 Punkte) hätte beim Schuss vom Sandsack eine bessere Abzugscharakteristik sicher weitergeholfen – sowohl SA wie auch DA waren enorm ruppig. Der Tastsinn spürte beim Auslösen ein extremes Reiben: Für eine Sportpistole ist das ein „No Go“ (-5 Punkte). Frei von Tadel blieb nur die Testrubrik Repetierablauf/Sicherheit, weil die Phantom mit allen ihr gereichten Munitionssorten reibungslos funktionierte (-0 Punkte) und sich zudem als wenig munitionsfühlig erwies.
Testfazit zur CZ-75 SP-01 Phantom:
Das ist eine bezahlbare Pistole, bei der man einige ästhetische und einige in der Praxis störende Macken mit einkauft. Im Schuss unempfindlich und zuverlässig, liefert sie akzeptable Trefferleistungen ab. Nur der Abzug ist in der vorliegenden Form nicht zu empfehlen und in jedem Fall etwas für einen Fachmann – am besten gleich den in der Fabrik.
VISIER-Bewertung der CZ-75 SP-01 Phantom in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 35 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 5 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 3 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 7 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 3 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 71 Punkte |
Testurteil | gut |
Prädikate | 4 von 6 |
Schießtest: CZ-75 SP-01 Phantom
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis | v2 | E2 |
1. | 115 grs GECO JHP | 72 mm | 339 m/s | 428 J |
2. | 124 grs TC Fiocchi FMJ | 99 (65) mm | 339 m/s | 462 J |
3. | 124 grs Remington Golden Saber | 105 mm | 350 m/s | 492 J |
4. | 125 grs Hornady Steel Match JHP | 94 (63) mm | 336 m/s | 457 J |
5. | 140 grs Sellier & Bellot FMJ | 90 (31) mm | 271 m/s | 333 J |
Hinweise: Streukreis = 5-/4-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz von der Sandsackauflage, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte. v2 = Mündungsgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde. E2 = Mündungsenergie in Joule. Geschoss-Abkürzungen: FMJ = Full Metal Jacket, JHP = Jacketed Hollow Point.