Test und Videos: Club 30 Germany RLrange – was leistet der erste Revolver der Büchsenmachervereinigung in unserem Testprogramm?

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Dieser, hm, "Konfigurations-Revolver", kann offensichtlich allen alles recht machen. Mit gleichsam bürgerlichem Namen heißt das Ding schlicht RLrange und wird exklusiv vom Smith & Wesson Club 30 angeboten. Dieser Zusammenschluss von derzeit 27 speziell qualifizierten Büchsenmachern und Händlern kümmert sich seit langem um Smith & Wesson-Produkte mit möglichst optimalen Merkmalen für die jeweiligen schießsportlichen Disziplinen. Also Laufschienen für Rotpunktvisiere und Laufgewichte, welche in schnellen Serien die Mündung unten halten helfen, veränderten Abzugswiderständen oder -geometrien, von modifizierten Visieren oder Griffen ganz abgesehen.

Die Zukunft liegt bei digitalen Tools wie dem Club-30-Revolverkonfigurator. Der beginnt mit essentiellen Bestandteilen wie Rahmen, Lauf und Trommel. Oder besser: verschiedenen Auswahlmöglichkeiten zu Laufkonturen oder Trommeln. Soll es eine geflutete oder ungeflutete Trommel sein? Geflutet - gut! Wie denn? Old- oder New Style? Und so weiter... Wer sich auf den leicht eingängigen Konfigurator einlässt, öffnet ein gaaaanz großes Wünsch-Dir-Was-Fensterchen – da bieten sich dem surfenden Betrachter mannigfaltige Konfigurationsmöglichkeiten. Es stehen verschiedene Laufmäntel oder -gewichte zur Auswahl. Unterschiedliche Abzüge oder Trommelöffnungs-Schieber. Mehrere Oberflächen-Beschichtungen, etwa eine PVDCrN-Beschichtung.

PVD-CrN steht für die Physikalische Gasphasenabscheidung mit Chrom-Nitrid Molekülen. Wer bei diesen Namen Schwarz sieht, greife zur Beschichtung des Typs Diamond like Carbon (DLC). Unentschlossene können auf eine Beschichtung verzichten, der (ehrliche!) Konfigurator erklärt, dass Beschichtungen auf dem Nirosta-Stahl zwar Vorteile haben, aber nicht unbedingt nötig sind. Wie an unserer Testwaffe. Abzüge, Hähne, Trommelöffnungs-Schieber, Visiere – alles kann der Konfigurator zur dem jeweiligen Schützen und dessen Disziplin optimal konfigurierten Waffe zusammenstellen. Wie professionell das Tool arbeitet, offenbart sich im Menü zur Übersicht ihrer Auswahlen und Kosten. Dort stehen nicht nur die angeklickten Bauteile nebst Preis, sondern auch das jeweilige Waffengewicht. Die Zeiten, in denen um einige Gramm gekämpft oder auch gefeilt werden musste, um in die jeweilige Sportordnung zu passen, sind damit vorbei. Mittels Konfigurator weiß der Interessent nun vorher, was geht und was nicht.

Unser Smith & Wesson Test-Revolver vom Club 30:

Für unseren Test-Revolver kommen im Konfigurator 2.790,- Euro zusammen. Ups! Andererseits wurde auch fleißig vorkonfiguriert: Das Lauf-Design RLrange, welches mit dem Straight-Head-LPA-Rahmen harmoniert. Die extra tief im Rahmen eingelassene LPA-Visierung ergibt eine entsprechend tiefere Visierlinie. Das Schützenauge erfreut der Kontrast des hinterschnittenen Match-Kornes. Und die Picatinny-Einfräsungen am Laufmantel ermöglichen wiederholgenaue Montagen von Rotpunkt-Visieren oder Zielfernrohren. Die Trommel zeigt New-Style-Flutungen, als Abzugssystem findet sich ein breiter LX-V1-Hammer in Kombination mit einem schmalen LX-V2-Abzug. Warum, sei später erklärt. Der dicke Trommelöffnungs-Schieber (Standard LX) und ein Formgriff aus schwarzgrauen Schichtholz runden das Test-Wünsch-Dir-Was-Paket ab. Jedoch kann die Lust auf einige andere Details und einer Beschichtung den Revolver deutlich verteuern. Der Preis der Testwaffe gilt nur für Kurzentschlossene, ab 2021 wird der Betrag für den Rahmen um fast 190,- Euro klettern, der jetzige Einführungspreis gilt nur bis zum 31. Dezember 2020.

Video: Die Technik des Club 30 Germany RLrange im Detail erklärt:

Club 30 RLrange – wie ist der erste Eindruck vom neuen Revolver?

Trockenzeiten: So heißt VISIER-intern die Zeit, in der (fast) jeder an neu hinzu gekommenem Schießgerät fingern darf. Das dient weniger dem Spaß als vielmehr einer möglichst vielfältigen Beurteilung jedweder Testwaffe. Jeder Autor oder Redakteur hat seine Lieblingsdisziplin, größere oder kleine Hände, bevorzugt Kimme und Korn oder Rotpunktvisiere. Also: Pufferpatronen rein, und – was für ein Abzug! Die glasklare Charakteristik und ein geringes Abzugsgewicht beim Schießen mit vorgespanntem Hahn haben die Tester vorausgesetzt, es war auch so. Aber einen derartig gleichmäßigen DA-Abzug kennt man bislang nur von – nun ja, von einschlägigen Club-30-Adressen. Da hakelte nix, da schlichen sich keine, mal höheren, mal geringeren, irritierenden Widerstände beim Dreh mit der Trommel ein.

Schützen, die Disziplinen mit schnellen Serien-Anteilen schießen, können den Hahn kontrolliert und trotzdem rasch mittels Abzug in die Stopprast bringen, um danach den Schuss fast wie beim Schießen mit vorgespanntem Hahn auszulösen. Oder, eine beliebte Variante beim Spannabzugs-Schießen, das Züngel störungsfrei durchziehen. Die Trommel wanderte von Hand zu Hand, lässt sie sich doch mit einem Knopfdruck entnehmen. Anders als bei durchrationalisierten Wettbewerbs-Produkten finden sich hier Zentrierstifte, mittels derer der Trommelstern versatzfrei in der Trommel sitzt. Des Griffes entledigt, zeigt sich am Rahmen die Anzeige, mittels derer der jeweils eingestellte Auslösewert abgelesen werden kann, sowie die Einstellschrauben für den Abzugswiderstand und die Schlagenergie.

Technische Daten und Preis des Club 30 RLrange:

Praxistest: Was leistet der Club 30 RLrange auf dem Schießstand?

Die übelste Patrone für Revolver dieses Kalibers stellt die .38 Special Wadcutter dar. Deren zylindrisches Geschoss reagiert allergisch auf geringste Toleranzen zwischen Kammern und Lauf. Der Geschosszylinder wird bei nicht korrekt fluchtendem Übergang zwischen Trommel und Lauf beschädigt. Meist außerhalb der Gruppe liegende, längsovale Einschläge im Papier sind die Indikatoren, fachlich als Tipping bezeichnet. Eine Patrone, die aus Sportpistolen die Zehn hält, kann, da beim Revolver aus sechs Patronenlagern und einem davon getrennten Lauf verschossen, durchaus schwächeln. Auch existieren kaum Revolver, deren Kammern alle exakt vor dem Übergangskonus fluchten. Wer einer Kammer beim RLrange nicht traut, muss sich nur deren Nummer merken und eventuell diese leer lassen.

Kurz: Die Zehn hält der Revolver mit den vorgestellten WC-Laborierungen durchaus. Auch die langnasigen Vertreter der .38 Special überzeugen, ebenso schwache Faktor-Laborierungen wie krawallige, eigentlich für Desert-Eagle-Pistolen geladene Patronen im Kaliber .357 Magnum. Geschossgewichte zwischen 148 Grains (9,6 Gramm) und 180 Grains (11,6 Gramm), Blei, Blei verkupfert oder SM-beschichtet, Teilmantel-Flachkopfoder Hohlspitz-Laborierungen, alles landete eher in als außerhalb der Zehn und oft genug auch in der Innenzehn.

Natürlich spielten die Tester solange an der Schlagfeder herum, bis sich erste Fehlzündungen zeigten, dann drehten sie einfach wieder zurück. Die kontrastreiche Visierung, der einwandfreie Abzug und die auch aus der Hand umsetzbare Spitzenpräzision der Waffe riss ein mächtiges Loch ins Munitions-Budget. Jeder wollte mal, jeder durfte mal, jeder war begeistert. Bis am Ende des Ausprobierens betretenes Schweigen herrschte: In einem Special-Interest-Magazin soll ja kritisiert werden. Die Ausbeute war dürftig: Einer störte sich am etwas kantigen, überbreiten Hahnsporn – hätte man anders konfigurieren können. Ein anderer wünschte sich einen Griff ohne Fingerrillen – kein wirkliches Problem.

Test-Fazit zum Club 30 RLrange:

Das Ergebnis des Tests sei so zusammengefasst: Wer einen Sportrevolver im Kaliber .357 Magnum sucht und wer das nötige Geld dafür erübrigen kann, der sollte sich einen RLrange kaufen. Ausführlicher begründet: Im Zusammenhang mit einem extrem sauber verarbeiteten, aus- und umbaufähigen Revolver existiert zur Zeit keine gleichartige Konfigurationsmöglichkeit, das ist der beste Serienrevolver, den die VISIER-/all4shooters-Tester kennen. Sie kamen bei der Sichtung möglicher Disziplinen in allen einschlägigen Verbänden auf eine gut dreistellige Menge – dies Revolver-Ding passt wirklich für alles, beziehungsweise kann es für jede Disziplin passend gemacht werden. Lediglich treffen muss der Schütze noch selbst. Selbst wenn die angekündigte Preissteigerung den RLrange nach der Jahreswende etwas verteuert, ist er jeden Cent wert.

Weitere Informationen zum RLrange erhalten Sie auf der Homepage des Club 30 Germany oder im Club 30 Konfogurator.

In diesem Artikel stellen wir Ihnen den Club 30 vor. Und in diesem Artikel berichten wir vom Herbsttreffen 2020 des Club 30 und der Präsentation des RLrange.