Black Ribbon-Version der Walther Q5 Match im Test – Was kann die sportliche Pistole in 9 mm Luger?

Bereits 2019 stellte all4shooters die neusten Walther-Kreationen der Pistolenfamilie Q5 vor. Die neuen Selbstlader tragen das Kürzel SF in ihrer Modellbezeichnung – es steht für Steel Frame. Die von Polymer-Pistolen abstammende Reihe erhielt bei den neuen Sportausführungen somit einen nagelneuen, soliden und entsprechend schweren Stahlrahmen. Das Griffstück lag im Test nicht nur gut in der Hand, es reduziert auch spürbar den Rückschlag der einzelnen Pistolen. Masse ist eben eine effektive Rückstoßbremse. Walther kreierte nun auf Basis des neuen Stahlrahmens mehrere Pistolen und brachte sie im letzten Jahr auf den Markt. Hierzu zählen die vierzölligen Pistolen Q4 Steel Frame PS und die Q4 Steel Frame OR, letztere bringt bereits eine Schnittstelle zur Rotpunkt-Aufnahme und eine Match-Visierung mit. Die sportlichen Fünf-Zoll-Varianten hören auf den Namen Q5 Match Steel Frame, sie gibt es in 3 speziellen Ausführungen: der gleichnamigen Basis-Variante, der Champion und dem Primus des Terzetts, der Expert. 1.: Bereits die Match kommt ab Werk mit dem Quick Defense Trigger, seiner hervorragenden Charakteristik, einem LPA-Sportvisier und austauschbaren Adapterplatten für Reflexvisiere. 2.: Die Champion bringt einen einstellbaren Abzug, einen blauen Magazintrichter und drei Magazine mit Magazinschuhen mit. 3.: Das Top-Modell Expert vertraut auf den gleichnamigen Abzugsmechanismus, der hier exklusiv verbaut wird. Der Schütze hat bei der Expert die Wahl zwischen einem geraden Züngel und einem klassisch kurvigen Design. Beide kommen ohne die Mittelzüngelsicherung, so kann der Schütze das komplette Züngel mit seinem Finger nutzen. Der Abzug ist vielfach einstellbar und legte etwa im VISIER-Test (Heft 10/2019) eine sehr gute Performance auf dem Triggerscan-Messgerät hin. Neben den vierzölligen Steel-Frame-Modellen und den drei sportlichen Ausführungen hat Walther noch vier Sonderversionen im Sortiment: die Walther Q5 Match Steel Frame Black Diamond, Black Tie, Patriot und die Black Ribbon – letztere ist die Testwaffe.

Black Ribbon von Walther: Das ist die Testwaffe

Diese edel anmutenden Sonderversionen kommen allesamt mit aus dem vollen Material gefrästen Verschlüssen und Griffstücken. Auch die Oberflächenvergütungen der Pistolen lassen aufhorchen. So lässt Walther auf der Patriot ein High-Gloss-Finish mit einer Gravur aus dem Hause Giovanelli aus Italien aufbringen. Die Waffe greift US-Motive auf: Neben dem Weißkopfseeadler finden sich auch die Freiheitsstatue und die Stars and Stripes auf der aufwändig gestalteten Oberläche. Auch der in Satin-Optik gehaltenen Black Tie sollen verschiedene Oberflächenbehandlungen wie eine Tenifer-Nitrierung und eine anschließende Stinox-Beschichtung zu Grunde liegen. Auch die komplett in schwarz gehaltene Black Diamond ist das Kind diverser Arbeitsschritte. Ihre hochwertig spiegelnde Optik geht auf feine Polierverfahren und eine Beschichtung namens "Diamond-like Carbon" zurück. Ebenfalls ganz in Schwarz – nur etwas matter und nicht so spiegelnd – kommt die Black Ribbon daher. Augenscheinlich greift sie auf die bewährte Beschichtung der Q5 Match SF-Reihe zurück.

Die Black Ribbon innerhalb der Q5 Match SF-Familie

Die Black Ribbon zählt in der Produktpalette von Walther als Sondermodell der aktuellen Q5 Match SF-Reihe. Die Pistole verortete Walther all4shooters gegenüber etwas oberhalb des sportlichen Top-Modells Expert. Dies erklärt wohl auch den leicht höheren Preis von 2.289,- Euro, womit die Ribbon rund 40 Euro oberhalb des sportlichen Top-Modells Expert rangiert. Ausstattungsseitig bringt die Black Ribbon daher auch nahezu alles mit, was auch die Expert auffährt. So kommt auch sie mit dem 5 Zoll langen Schlitten mit seinen Bohrungen an der Front. Diese lassen sich auch gut als griffige Repetierstellen fassen. Wer lieber am Schlittenheck repetiert: Auch im Heckbereich finden sich die obligatorischen Repetierrillen.

Q5 Match SF Black Ribbon: Visierung und Optik

Auf dem Schlitten thront an der Front ein Korn mit einem roten Fiber-Optik-Stäbchen als Einlage. Auf den austauschbaren Abdeckplatten im hinteren Bereich des Schlittens sitzt eine vollwertige und einstellbare LPA-Match-Kimme, die sportliche Schussserien nicht scheut. Sie bringt ein gegen Lichtreflexe geriffeltes Kimmenblatt mit abgerundeten Kanten und einem 3 Millimeter breiten Rechteckausschnitt mit. Die Kimme ist der etwas kleineren Anlage der Expert überlegen, besonders wenn es um statische Disziplinen auf größere Entfernung geht. Aufgrund dieser vollwertigen Visieranlage darf der Schütze die beiliegenden Rotpunkt-Adapter als Option betrachten. Viele Hersteller von OR-Pistolen (Optics Ready) verbauen entweder keine Kimmen oder eher sehr einfache Anlagen, die meist nicht großartig anpassbar sind – nicht so die Black Ribbon. Hier kann der Schütze jederzeit sein Rotpunkt-Visier gegen die Basisplatte mit der vollwertigen LPA-Kimme wechseln. Möchte er indes ein Rotpunkt-Visier aufschrauben, so liegen der Waffe ab Werk 3 Montageplatten für die Aufnahme von Red-Dot-Sights der Hersteller Trijicon, Leupold, Docter, Vortex und Meopta bei, so hat man stets die Wahl.

Diese Technik steckt in der Black Ribbon von Walther

Innerhalb des Schlittens arbeitete eine Browning-Petter-Verriegelungskulisse mit unten offenen Steuerungselementen. Der 127 Millimeter lange Polygonlauf kommt mit einer Dralllänge von 250 Millimetern im Rechtsdrall daher. Ähnlich wie bei vielen modernen Polymer-Pistolen kommt das Rohr an der Mündung auch ohne eine zusätzliche Führung aus. Im Heck des Schlittens sitzt das Schlagbolzenschloss, das in gewohnter Bauart in sämtlichen Q4- und Q5-Selbstladern die Patronenzündung übernimmt. Das bei Walther vor wenigen Monaten neu eingeführte Steel-Frame-Griffstück kommt auch bei der Black Ribbon zum Einsatz. Im Gegensatz zu den Q5-Polymergriffstücken erhöht es das Gesamtgewicht der Pistole um rund 400 Gramm – das ist üppig, aber gewollt. Denn durch das höhere Eigengewicht und anderweitige Abstimmungsarbeit liegt der schwere Selbstlader entsprechend ruhig im Schuss, was gerade bei dynamischen Disziplinen stark hilft, da es hier mitunter auf möglichst geringe Schuss-zu-Schuss Zeiten ankommt. Ansonsten kommt das ergonomisch ausgestaltete und mit einem Griffsporn versehene Bauteil mit einem langen Dust Cover daher, das zu einer taktischen Schiene gefräst wird. Der Zerlegehebel sitzt links, die Schlittenfangtasten sind beidseitig vorhanden. Die Magazintaste stattet Walther hier mit einem aufgeschraubten runden Aufsatz aus, der eine geriffelte Oberfläche aufweist und sich vorzüglich auslösen lässt. Die mittels Torx-Schrauben fixierte schwarze Alu-Griffschale ist äußerst schlank gehalten, was die Schützenhand nun noch dichter an die Waffe bringt. Die Griffschale ist hochwertig ausgeführt und bringt ein 20- lpi-Checkering mit. Die Q5-Reihe ist für ihre sehr guten vorgespannten Abzüge bekannt.

Als Sondermodell erhält die Black Ribbon Walthers neuen Dynamic Performance Trigger. Das Alu-Züngel bietet eine skelettierte Züngelsicherung und flache Fingerauflage samt hakenförmigem Züngelauslauf. Im Gegensatz zum vielfach einstellbaren Expert-Trigger mangelt es dem neuen Dynamic Performance Trigger zwar an Individualisierungmöglichkeiten, dafür ist das System bereits ab Werk präzise abgestimmt. Die Charakteristik offenbart einen kurzen, klaren Vorzug und einen ziemlich trockenen Stand auf dem Auslösepunkt. Auch Dynamiker dürfen sich freuen: Der Reset des Züngels ist knackig und kurz. Das ermittelte Auslösegewicht liegt bei 2.203 g. Damit unterbietet die Black Ribbon die  Expert um rund 150 g. Der Expert Trigger kam indes in der Werkseinstellung und wurde von den Testern ebenfalls nicht nachjustiert. Unterm Strich offenbarte sich auch der Ribbon-Abzug als sehr guter Trigger im Feld der vorgespannten Schlagbolzenschloss-Pistolen.

Technische Daten, Preis und Ausstattung der Black Ribbon von Walther auf einen Blick

Mit der Q5 Match SF Black Ribbon im Kaliber 9 mm Luger auf dem Schießstand

Für die Präzisonsermittlung und die Messung der Geschossgeschwindigkeiten wurde die Q5 Match SF Black Ribbon zunächst aufgelegt von einem Sandsack herunter geschossen. Mit ihr waren sofort gute Streukreise von 50-60 Millimetern Durchmesser zu erzielen. Den besten Streukreis mit einem Durchmesser von 46 Millimetern erzielte die Pistole mit den Hexagon Sportlaborierungen von GECO. Die Ribbon bestätigte noch einmal das spürbar ruhigere Schussverhalten aufgrund ihres schweren Stahlrahmens im Vergleich zu den Q5-Polymer-Sportlern: Die verfeuerten Patronensorten vermochten die Mündung der Pistole nicht allzu stark zum Steigen zu bringen. Die oben beschriebene Visierung passt auch wunderbar für statisches Schießen auf der 25-Meter-Distanz. Der Abzug zeigte nun auch auf dem Schießstand seine gelungene Abstimmung: Gang und Druckpunkt überzeugten, besonders bei schnelleren Schussserien. Für das statische Schießen ist indes sein Abzugsgewicht etwas zu hoch. Sportpistolen, die in diesem Feld antreten, lösen gut und gerne bei rund 1.500 Gramm aus und diesen Gewichtsunterschied spürt man. Im dynamischen Bereich macht man Walthers neuem Dynamic Performance Trigger allerdings so schnell nichts vor: Hier glänzt er.

Fazit zur 9mm-Q5 Match SF Black Ribbon von Walther

Mit der brandneuen Q5 Match SF Black Ribbon schiebt der deutsche Hersteller Carl Walther eine neue, sportliche Sonderversion der Q5 mit Stahlrahmen in sein Sortiment. Die Waffe bringt für eine Schlagbolzenschloss-Pistole mit vorgespanntem Abzug einen "out of the Box" sehr guten SA-Trigger mit. Lediglich sein etwas zu hohes Auslösegewicht fällt beim statischen Schießen auf, Gang und Präzision des Abzugs sind jedoch vorbildlich. Die Waffe weist durch die Bank weg eine gediegene Verarbeitungsqualität auf. Die Präzision ist mit den Q5-Match-Modellen vergleichbar. Die Ribbon kommt in einem großen Kunststoffkoffer mit drei Magazinen, drei Adapterplatten für Reflexvisiere, einer Ladehilfe, ein wenig Werkzeug und einem Aufkleber.

Dieser Test der Walther Q5 Match SF Black Ribbon erschien zuerst in der VISIER 9/2020. Das Heft kann im VS Medien-Onlineshop bestellt werden. Es ist dort auch als digitale Ausgabe verfügbar.

Weitere Informationen zu den Waffen von Carl Walther bekommen Sie auf der Hompage des Herstellers.