Striker Fire Action-Pistolen im Test: Canik Mete SFX/SFT Pro im Kaliber 9 mm Luger

Canik – der Waffenhersteller mit Firmensitz in Samsun an der Schwarzmeerküste war vor ein paar Jahren nur wenigen Branchenkennern ein Begriff. Das hat sich stark geändert. In Zeiten knapper Haushaltkassen sind besonders Waffen gefragt, die mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis auftrumpfen können. Den ersten Kontakt mit dem Hersteller, der rund 450.000 Pistolen im Jahr fertigt, nahmen wir bereits mit dem Test der Polymerrahmenpistole SFX Rival in 9 mm Luger auf. Zwischenzeitlich hatte das Team von all4shooters auch die Gelegenheit sich in den Produktionsstätten des Unternehmens umzuschauen − hier finden Sie unseren Bericht zur Werksbesichtigung bei Canik mit Video. Es folgte die solide, sportliche Ganzstahlpistole SFX Rival-S im Testbericht, die bereits für rund 1.500,- Euro den Besitzer wechselt. Eine weitere Pistolenserie im Hause Canik ist die Mete-Familie. Allen zugrunde liegen ein Polymergriffstück und ein Schlagbolzenschloss, das eine niedrige Bauhöhe sowie eine konstante Abzugscharakteristik vom ersten bis zum letzten Schuss ermöglicht.

Mete: Adelige Pistolen-Familie von Canik

Die Modelle MC9 (TAC) und TP9 Sub-Mete sind die extrem handlichen Subkompaktpistolen in 9x19 mit einer Magazinkapazität von 12 Patronen und Optikschnittstelle im Verschluss. Im Dienstpistolenformat präsentieren sich die Modelle SF und TP9 SF Mete-S mit einer Feuerkraft von 15+1 Patronen und 104 mm Lauflänge. Uns interessierten aber besonders die ausgewachsenen SFT/SFX-Modelle der Baureihe mit einer Magazinkapazität von 18 Patronen und entschieden uns dazu, die im Detail besser ausgestatteten, besonders sportlichen Pro-Modelle zu erproben. 

Testwaffen im Detail: Canik Mete SFT Pro und Mete SFX Pro

Die beiden Canik Mete Pro-Modelle.
Die beiden Canik Mete Pro-Modelle. Links die SFX mit 146-mm-Lauf, rechts die  SFT mit 127-mm-Lauf.

Der wesentliche Unterschied zwischen den Protagonisten in Gestalt der Mete SFT Pro und Mete SFX Pro ist die Lauflänge von 127 mm und 146 mm. Bei beiden Modellen ragt der Lauf mit Mündungsgewinde und Abdeckkappe über die Verschlussfront hinaus. Bei uns können die wenigsten den Schalldämpferlauf mit M13,5x1-Linksgewinde für den primären Zweck nutzen. Stattdessen könnte man hier aber einen Kompensator anbringen. Ein derartiger Mündungsaufsatz, der die Verschlusskontur fortführt und das Design beibehält, würde den beiden Mete-Pro-Modellen sicherlich gut zu Gesicht stehen. Beide Pistolen sind mit den skelettierten Verschlüssen mit Fensterausschnitten und schnittigen Fräsarbeiten sowie hinteren und vorderen Greifrillen sehr adrette Erscheinungen. Selbst der Lauf weist Kannelierungen auf und zierende Fräsungen auf dem Patronenlagerblock. "Tacticool" erscheint auch die hinterschnittene Kimme, die sich bei einhändigen Nachladetechniken am Gürtel oder anderen Ausrüstungsgegenständen einhaken lässt. Die Optikschnittstelle kann mit den beiden im Lieferumfang enthaltenen Adapterplatten für Trijicon RMR/SRO- und Shield Sight-Minileuchtpunktvisiere sowie andere Fabrikate/Modelle mit identischem Fußabdruck wie das hauseigene Canik Mecanik MO1 genutzt werden. Darüber hinaus stehen optional weitere Adapterplatten für andere populäre Rotpunktvisiere zum Preis von gerade einmal 25,- Euro zur Verfügung. Die Pro-Ausführung der SFX/SFT bietet gegenüber den Standardmodellen auch einen verbesserten Abzug. Die gerade Abzugszunge steht im Moment des Auslösens 90° zur Laufseelenachse an. Dass sich das gemessene Abzugsgewicht von 1.600 g weitaus weniger anfühlt, dürfte an der etwa 11 mm breiten Abzugszunge mit integriertem Sicherungselement liegen, zumal rund 800 g auf das Vorzugsgewicht entfallen. Bis auf ein leichtes Kriechen gab es hier nicht viel zu beanstanden. 

Optikschnittstelle der Canik Mete-Baureihe.
Wie bei allen Pistolen der Canik Mete-Baureihe entdeckt man auf der Schlittenoberseite die fast schon obligatorische Optikschnittstelle.

Der Rückstellweg des Abzuges nach der Schussauslösung ("Reset") fällt mit weniger als einem Millimeter nicht nur extrem kurz, sondern auch deutlich fühlbar aus. Trotz der brauchbaren Abzugsqualitäten bleibt die sportliche Verwendung mit der mechanischen Visierung begrenzt. Eine Veränderung der Treffpunktlage lässt sich nur durch Verschieben oder Austauschen der Visierelemente erreichen, wobei ja optional gleich die Montage eines Leuchtpunktvisiers möglich ist. Das Stahlblechmagazin fasst 18 Patronen und ist bei maximalem Füllstand gut und flüssig zum Einrasten zu bewegen. 

Hartschalenkoffer der Canik Mete SFX/SFT Pro.
Canik Mete SFX/SFT Pro: Im Hartschalenkoffer gibt es reichlich Zubehör zur Waffe. Darunter auch ein durchaus brauchbares Kunststoffholster und ein 20 Patronen fassendes Reservemagazin.

Für den schnelleren Magazinwechsel ist ein Aluminium-Magazintrichter in dem üppig bestückten, robusten Kunststoff-Transportkoffer enthalten. Der erhöhte Magazinknopf lässt sich auf die rechte Seite umsetzen. Der beidseitige Verschlussfanghebel wurde verlängert, ist aber dennoch flach gestaltet und trägt kaum auf. Im Koffer sind neben einem 20 Patronen fassenden Reservemagazin und Putzzeug auch zwei Griffrücken zu finden, mit denene sich die Pistole an die Handgröße anpassen lässt. Zudem legt Canik noch ein Kunststoffholster bei, das sich in der Tragehöhe und im Ziehwiderstand anpassen lässt. Wem das zusagt, der ist bei einem Preis von 749,- Euro für die kürzere SFT respektive 799,- Euro für die längere SFX gleich komplett ausgestattet. Zum Vergleich: Für eine HK SFP 9 L OR oder GLOCK 34 Gen 5 MOS müsste man mit Standardabzügen schon 100,- bis 200,- Euro mehr kalkulieren. Der flache Griffrahmen wurde an der Front und an den Seiten mit einer griffigen, aber nicht zu aggressiven Oberfläche versehen. Über den Bereitschaftszustand der Mete zeugt ein am Stoßboden nach oben ausgelenkter Ladestandsanzeiger und das rote Ende des Schlagbolzens tritt aus dem Heck des Verschlusses etwas hervor. Ihr tiefschwarzes Äußeres erhält das Duo durch eine Tenifer-Nitrierung, ein Verfahren, das hohe Oberflächenhärte und Korrosionsschutz bietet. 

Geriffelte, hinterschnittene Kimme der  Canik Mete Pro-Modelle.
Bei den Canik Mete Pro-Modellen soll die geriffelte, hinterschnittene Kimme einhändige Verschlussmanipulationen am Gürtel oder der Ausrüstung unterstützen.

Auf dem Schießstand: Was kann die lange Canik Mete SFX Pro in der Praxis?

Wir testeten die lange Canik Mete SFX Pro mit sieben Fabrikmunitionssorten von 95 bis 147 Grains (gr), die mit einer satten Visierlänge von 204 mm mit der mechanischen Visierung auf Präzision geschossen wurde. Ermittelt wurde dieselbe mit jeweils zwei 5-Schuss-Gruppen pro Laborierung sitzend aufgelegt auf 25 Meter bei Verwendung eines Caldwell-Schießgestells. Das beste Präzisionsergebnis lieferte diesmal die GECO 124 gr HEXAGON mit 40 mm ab.

Selbst kernige Laborierungen wie die 147 gr Federal American Eagle mit einem Faktor von 157 ließen sich aus der langen SFX dank ihrer Vorderlastigkeit gut kontrollieren. Es sollten noch einige Standard Dot Drills wie der "Dot Torture Test" mit unterschiedlichen Munitionssorten und Geschossformen folgen. Funktionsstörungen gab es während des gesamten Schießstandbesuches keine zu verzeichnen. Somit kann die lange SFX für eine Gebrauchspistole mit ausreichend Schussleistung und Zuverlässigkeit punkten.

Technischen Daten und Preis der via HUNTEX erhältlichen Canik Mete SFX/SFT Pro

Modell:Canik Mete SFX ProCanik Mete SFT Pro
Kaliber:9 mm Luger
Magazinkapazität:18 Patronen
Griffstück:Polymer
Verschluss:Stahl, Schwarz, Tenifer behandelt
Lauflänge/-profil:146 mm / 6x Feld-Zug108 mm / 6x Feld-Zug
Kimme:Seitlich driftbar mit zwei weißen Punkteinlagen, 4,2 mm breiter Ausschnitt
Korn:Mit weißer Punkteinlage, 3,8 mm breit
Visierlänge:204 mm186 mm
Sicherung:Abzugssicherung, Schlagbolzensicherung
Abzugssystem, -gewicht:SA, 1.589 g
Gesamtgewicht (mit Magazin):848 g796 g
Maße (LxBxH):225 mm x 36 mm x 146 mm207 mm x 36 mm x 146 mm
Preis:799,- Euro749,- Euro
Ausstattung: Kunststoffkoffer mit 20 Patronen fassendem Reservemagazin, Holster, Aluminium-Jetfunnel, Reinigungsutensilien
Zerlegte Canik Mete SFT Pro.
Die Canik Mete SFT Pro in ihre Hauptbestandteile zerlegt.

Fazit: Canik Mete Pro-Modelle

Die von uns erprobte Canik Mete SFX Pro leistete sich im Test keine Schwächen. Verarbeitung, Funktion und Schussleistung passen. Den überarbeiteten Abzug gibt es bei den Pro-Modellen gleich hinzu und wer die im üppigen Lieferumfang enthaltene Tragevorrichtung nutzen kann, hat gleich noch ein wenig gespart. Somit kann das in Deutschland via Importeur HUNTEX erhältliche Duo mit viel Gegenwert für den hart verdienten Euro aufwarten und die Preise von 749,- Euro für die SFT Pro beziehungsweise 799,- Euro für die getestete SFX Pro kann man nur als fair bezeichnen.


Dieser Test erschien auch in der caliber 6/2024. Darin ist auch die Tabelle mit den ausführlichen Schießergebnissen der Canik Mete SFX Pro enthalten. Das Heft können Sie über den VS Medien-Onlineshop beziehen. Dort ist es auch als ePaper verfügbar.

Mehr Informationen zur Waffe erhält man beim deutschen Importeur HUNTEX. Und natürlich auch direkt auf der Webseite des Herstellers Canik.

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache: