Der große Durchbruch kam 1985, als die US-Armee die italienische Pistole Beretta 92 FS als „M 9“ in Dienst stellte. Mit dem dazu erteilten Auftrag über 315.000 Waffen begann die Erfolgskarriere der gesamten Pistolenserie 92, deren von Carlo Beretta, Giuseppe Mazzetti und Vittorio Valle entworfener Erstling bereits 1976 vorgestellt worden war. Ein Dienstende bei der US-Armee ist nicht in Sicht, da die Amerikaner 2012 den Auftrag verlängert haben. Seit 2010 hat Beretta die M 9 mehrfach überarbeitet. Die jüngste Version M 9 A3 feierte ihr Debüt auf der SHOT Show 2015. Dank der vor 30 Jahren getroffenen Entscheidung der US-Armee verkaufen sich die 92er auch auf dem Zivilmarkt blendend. Beretta baut neben den 92er Pistolen in 9 x 19 noch mit 96, 98 und 99 bezeichnete Varianten in .40 S & W, 7,65 mm Para und 9 x 21 mm. Außerdem gibt es vier technisch unterschiedliche Ausführungen mit den Kürzeln FS, G, D und DS sowie Spielarten, die durch Material, Visierungen und Längen voneinander differieren. Hinzu treten noch Kopien, etwa von MAS (Frankreich), Taurus (Brasilien) oder Denel Land Systems (Südafrika).
Technisch hat die 92er Reihe mehrere Ahnen: Ihr Schwenkriegel unter dem Patronenlager und ihr gerader Rohrrücklauf basieren auf jenem Prinzip, welches das Walther-Team um Ingenieur Fritz Barthelmes für die P.38 ausgeklügelt hat. Dasselbe lässt sich übrigens für die Hybrid-Kombination des Single-/Double-Action-Prinzips mit dem außenliegenden Hahn sagen. Mit Blick auf das äußere Design wiederum beruht die 92 auf der ab 1949 zu Behörden- und Militärzwecken entwickelten Beretta 951 Brigadier: Sehr vereinfacht formuliert, unterscheidet sich die 92 von der Brigadier im Wesentlichen durch ihre von 8 auf 15 Patronen gesteigerte Magazinkapazität. Sowohl 951 wie auch 92 übernahmen das Prinzip des über dem Lauf offenen Schlittens von den um 1920 eingeführten Taschenwaffen Berettas.
Zum Test der Beretta 92 FS:
Die im Erscheinungsbild sehr wuchtig anmutende Beretta 92 FS, heute mit ihren je nach Ausführung 925 bis 940 Gramm, gehört zu den Schwergewichten ihrer Kaliberklasse. Aber man erhält mit ihr eine in der Regel erstklassige Verarbeitung mit völlig sicherem Repetierablauf/Sicherheit (je -0 Punkte). Sehr altmodisch die Visierung mit aus dem Vollen gefrästem Korn und der nur seitenverstellbaren Kimme (-1 P). Bei den Bedienelementen stören Details wie der hakelig laufende Magazindrücker, der nur einseitige Schlittenfang und der für kleine Finger schwer erreichbare Hahn (-3 P), beim Abzugs-Griff-Design der für kleinere Hände arg voluminöse Umfang und eine „insgesamt eher unangenehme Haptik“, so ein Tester (-1 P).
Die Abzugscharakteristik bietet einen leicht kratzigen Vorzug und kriecht etwas im Single-Action-Betrieb (-2 P). Ansonsten liegen die Auslösewerte in Single- wie Double-Action-Manier auf dem für Militärpistolen üblichen Niveau. Bleibt noch die Präzision: Ihr Best-Schusskreis lag bei brauchbaren 64 mm (-12 P). Jedoch kam die 92 FS als Militärwaffe mit IPSC-Faktor-gerechten Ladungen nicht gut klar.
Testfazit zur Beretta 92 FS:
Die FS aus Berettas 92er Reihe bietet Solidität in der Ausführung, eine extrem hohe Zuverlässigkeit in der Funktion und eine für Militär und Behörden hinlängliche Treffergenauigkeit. Sportschützen hätten es bei den Schussgruppen freilich gern etwas enger. Aber für diesen Kundenkreis gibt es ja Target-Ausführungen oder entsprechende Umrüst-Sets. Jenseits aller Punkte-Schemata entspricht das Fazit hier demjenigen zur Glock 17: Das ist ein weltweit völlig zu Recht geschätzter Klassiker und damit ein „Must Have“.
VISIER-Bewertung der Beretta 92 FS in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 38 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 7 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 81 Punkte |
Testurteil | sehr gut |
Prädikate | 5 von 6 |
Schießtest: Beretta 92 FS
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis | v2 | E2 |
1. | 115 grs PMC Bronce FMJ | 104 (79) mm | 342 m/s | 436 J |
2. | 124 grs Sellier & Bellot FMJ | 64 (50) mm | 322 m/s | 417 J |
3. | 124 grs TopSHOT FMJ | 96 (83) mm | 326 m/s | 427 J |
4. | 139 grs GECO caps. FMJ IPSC appr. | 137 (101) mm | 255 m/s | 293 J |
5. | 154 grs GECO FMJ IPSC approved | 102 (97) mm | 265 m/s | 350 J |
Hinweise: Streukreis = 5-/4-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz von der Sandsackauflage angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte.
v2 = Geschossgeschwindigkeit zwei Meter vor der Laufmündung, in Meter pro Sekunde. E2 = Geschossenergie zwei Meter vor der Mündung, in Joule.
FMJ = Full Metal Jacket. Caps. = capsulated, gekapselt.
Zusätzlich finden Sie im VISIER SPECIAL 76 noch weitere Beretta-Pistolen im Test:
Beretta PX 4 Storm Compact