Ausgebaut: Test der AREX Delta der 2. Generation im Kaliber 9 mm Luger – Delta X, M und L OR sowie Grey Wolf

Es scheint, dass die Sache mit dem Muskelgedächtnis gut funktioniert. „Mann, das sind ja die, die so schmal waren!“ Das Griffgefühl eines nur 28 mm breiten Griffstücks war den Testern im Gedächtnis geblieben. Nur die recht junge Marke AREX zunächst nicht.  Doch bei der ersten Fühlungnahme an den Delta-Testwaffen dieses Herstellers stellten sich rasch weitere Erinnerungen ein:

Das ist bei allen Pistolen des Typs AREX Delta gleich:

Zerlegte Arex Delta.
Das Zerlegen einer AREX Delta stellt niemanden vor Probleme. Es funktioniert über den inzwischen bei vielen Herstellern zu findenden Zerlegeschieber über dem Abzugsbügel.

Zum Beispiel der relativ flache Magazinauslöser, wie alle Bedienelemente beidseitig angelegt. Es braucht relativ viel Druck, bis das Magazin aus dem Schacht schnellt. Für Anwender abseits schießsportlicher Aktivitäten ein Sicherheitsgewinn, da die hohe Magazinkapazität von mindestens 15 Patronen für reelle Abwehrsituationen ausreicht. Die Gefahr, sich zu verschießen und einen Magazinwechsel zu benötigen, dürfte in einer Notwehrsituation kaum vorkommen. Die Gefahr, das Magazin durch einen ungewollten Kontakt am Auslöser zu verlieren, wenn dieser zu nachgiebig ist, wird offensichtlich als die größere gesehen. Wer mit der höheren Auslösekraft am flachen Teil partout nicht leben kann: AREX bietet einen höheren Auslösetaster an. Einer ungewollten  Schussabgabe in Stresssituationen setzt der Hersteller einen nicht zu geringen Abzugswiderstand, hier von  knapp unter 3.000 Gramm, aber mit klar definiertem Druckpunkt angelegt, entgegen. Am Verschlussende signalisiert ein roter Stift das gespannte Schloss. Die geladene Kammer wird durch einen oben am Verschluss angebrachten Auszieher optisch wie haptisch deutlich angezeigt. Alle Delta-Modelle sind handschmeichlerisch glatt. Hängenbleiben beim Ziehen der Waffe oder beim Hantieren unter beengten Verhältnissen war gestern. Außer an der Kimme, mündungsseitig. Bei einer Handverletzung kann die Kimme der AREX Delta auf eine Kante gesetzt und mit so mit Druck aufs Griffstück durchgeladen werden. Kimme und Korn bestehen aus Metall. Ein großer Sicherheitsgewinn zeigt sich auch bei der Demontage. An den AREX Delta-Modellen genügt ein Verschluss-Rücklauf von knapp zwei Millimetern, um den Zerlegeschieber nach unten zu ziehen und dann den Verschluss der Pistole bei entspanntem Schloss abzunehmen. Bei voll gespanntem Schloss lässt sich der Schieber zwar niederdrücken, aber der Verschluss sperrt dann beim Abnehmen. Also ist die Zerlegung ohne Finger am Abzug, und auch nur bei (teil)entspanntem Schloss möglich.

Griffrücken-Adapter der Arex Delta-Serie.
Zu jeder AREX-Pistole aus der Delta-Serie gehören insgesamt vier Griffrücken-Adapter.

Viel und sinnvolles Zubehör der Delta-Pistolen von AREX

Grey Wolf von Arex.
Zur AREX Grey Wolf gehört eine sechste Adapter-Platte mit LPA-Mikrometer-Kimme. Darauf abgestimmt das Korn mit rotem Lichtfänger. Leider ohne den zum Lieferumfang gehörenden Magazintrichter.

Die vier Wechselgriffrücken bei den Pistolen der AREX-Delta-Serie erlauben die Anpassung an fast jede Handgröße, die Spanne zwischen Griffrücken und -vorderseite lässt sich von etwa 49 bis 55 mm variieren. Die Optionen sind keine Spielerei, da die Breite des Griffstücks bei nur knapp 28 Millimetern liegt. Viele doppelreihige 9-mm-Pistolen mit Polymer-Griffstück messen über 30 mm Breite, so ein Kunststoff-Magazin vorliegt, dessen Korpus bei gleicher Stabilität dicker als der eines Stahlblech-Magazins sein muss, wie AREX es verwendet. Die OR-Versionen enthalten fünf Adapterplatten für Reflexvisiere von: Docter / Noblex, Vortex, Burris, C-More, Vector, Holosun, Swampfox, Trijicon, Sightmark, Shield und Leupold. Sehr qualitativ für diesen Preisbereich wirkt das Putzzeug. Die Bürsten wie auch die Teile des Putzstocks wirken stabil und wertig. Die beiden AREX-Magazine sind je mit einem flachen Boden und einem höheren Hohlboden bestückt, der zwei Patronen zusätzlich fasst. Die daraus resultierende Verlängerung oder Verkürzung des Griffstücks um rund einen Zentimeter erlaubt weitere Anpassungen an verschiedene Handgrößen.

Die AREX Grey Wolf im Detail:

Arex Grey Wolf komplett von rechts.
Die breit ausgestattete Arex Grey Wolf. Im Bild ohne den zum Lieferumfang gehörenden, orangefarbenenMagazintrichter.

Optisch: Graues Griffstück, grau beschichteter Verschluss und schwarze Funktionselemente. Bis auf die orange schimmernde Sicherheitsklinke im Abzug. Die zu dem − leider bei der Testwaffe fehlenden − Magazintrichter passt. Technisch: Der 127 mm lange Lauf ragt gute 15 mm aus dem Verschluss und besitzt ein Linksgewinde, auf welches eine Schutzmutter geschraubt ist. Alternativ lässt sich ein im Lieferumfang enthaltener Mini-Kompensator aufschrauben. Oder ein Schalldämpfer für den diesntlichen Gebrauch. Diese Möglichkeit nun als Anlass, etwas zur „anderen“ AREX zu berichten. AREX ist Ausrüster slowenischer Militär- und Behörden-Einheiten. Nicht nur mit Kurzwaffen, AREX fertigt unter anderem (AREX AMO) eine Familie Trainings-Marker-Munition mit passenden Übungsverschlüssen. AREX Tex stellt Schutzkleidung für Militär und Behörden her, AREX SVC bietet die technisch sehr anspruchsvollen Kettenglieder für Maschinenwaffengurte an und Geschosskerne für Munition bis Kaliber .50 BMG. Die auch für sportliche Meriten nutzbare Grey Wolf trägt auf einer zusätzlichen Adapterplatte eine LPA-Mikrometervisierung. Die prominentere Magazin-Auslösetaste erleichtert dem Sportschützen den Wechsel. Wie weitblickend im Sportlichen gedacht wird, zeigt der zweite Glasfibereinsatz für das Korn. Wird längere Zeit mit Kompensator geschossen, beschlägt der Glasfibereinsatz. Der Ersatz zeugt von Praxisnähe. 

Die Arex Delta X OR komplett von links.
Die AREX Delta X OR. Hier mit einem Burris Fastfire 4 auf der Optikschnittstelle.

Die AERX Delta X OR im Detail:

Mit vier Zoll (102 mm) Lauflänge und einer Kapazität von 17 bis 19 Patronen, je nach Magazinlänge, liegen die X-Modelle der AREX-Delta-Linie in den Maßen klassischer Dienstpistolen. Die Kimme sitzt im Schwalbenschwanz hinter der Adapterplatte und zeigt wie das auch im Schwalbenschwanz sitzende Korn eine feine Riffelung. Die Visier-Höhe reicht nicht für eine Notvisierung, falls ein montiertes Rotpunktvisier seinen Geist aufgibt. Wer diesem Fall vorbeugen möchte, sollte an regelmäßigen Batteriewechsel denken oder aus dem AREX-Zubehör die passende, extra hohe Visier-Garnitur bestellen.

Die AREX Delta M OR im Detail:

Kurz gefasst: Wie die X, nur mit deutlich kürzerem Griffstück. Das Magazin mit flachem Boden, also 15 Patronen Kapazität, ergibt eine Bauhöhe der Waffe von rund 125 mm. Etwa einen Zentimeter mehr fordert das im Lieferumfang enthaltene Magazin mit Hohlboden, welcher die Kapazität auf 17 Patronen hebt. Der Preis der „kurzen“, auf dem Aufmacher-Bild rechts in der Mitte, liegt geringfügig unter dem der X-Modelle, bei 653,- Euro (UVP). Die Verkürzung des Griffstücks der M-Variante dürfte Nutzern mit der Intention zum verdeckten Tragen entgegenkommen. Die Grenzen des modularen Magazin-Konzeptes zeigen sich jedoch dann, wenn die M-Variante mittels Hohlboden auf 17 Patronen Kapazität gebracht wird und dann exakt der Höhe der X-Modelle mit flachbodigem 17-Schuss-Magazin entsprechen. Die M-Modelle fassen zwar auch die 19-Schuss-Magazine, konterkarieren damit aber den Sinn dieses Konzepts.

Zwei Arex Delta mit Magazinen.
Probieren ist durchaus sinnvoll: Durch die unterschiedlichen langen Magazine und-böden im Lieferumfang ist die gewünschte Länge am Griffstück der AREX Delta rasch hergestellt.

Die AREX Delta L OR im Detail:

L wie lang. Oder etwas länger. Etwa einen Zentimeter mehr Länge am Lauf, am Verschluss und am Dustcover spendierten die slowenischen Konstrukteure der L-Version der Delta-Familie. Damit kommen viereinhalb Zoll oder 114 mm Lauflänge zusammen. So ist sie zwar etwas länger als die X- und M-Versionen, aber nicht ganz so lang wie die Greywolf ... Der Längenzuwachs schlägt sich beim L-Modell in einem unverbindlich empfohlenen Verkaufspreis von 707,- Euro nieder. 

Auf dem Schießstand mit den AREX Deltas:

Mündung mit Kompensator der Arex Grey Wolf .
Und deshalb hat die AREX Grey Wolf einen Ersatz-Lichtfänger(Glasfiber-Einsatz) beiliegen. Wer viel mit Kompensator schießt, wird ihn auch irgendwann benötigen.

Hier beeindruckte zuallererst die Homogenität der Abzüge bei den Testwaffen. Widerstand, Druckpunkt, Vor- und Nachzugsweg wirken stets als würde es sich um ein- und dieselbe Waffe handeln. Hört sich eigentlich selbstverständlich an, entspricht aber nicht immer der gefühlten Realität beim Ausprobieren unterschiedlicher Modelle aus einer Pistolenfamilie eines Herstellers. Wird das Griffstück an die jeweilige Handgröße angepasst, lassen sich auch kaum noch Unterschiede im Schussverhalten feststellen. Bis auf eine Ausnahme, die Grey Wolf. Auch ein Mini-Kompensator wirkt, wenn die Patrone möglichst viel Treibladungsmittel enthält. Wie die für ihre blitz- und knallfreudige Umsetzung bekannte Magtech-Laborierung 9D, genauer eine 9 mm Luger mit nur 95 Grains (6,156 g) wiegendem Geschoss. Der knackige Impuls war im Vergleich mit der Delta L bei dieser deutlich wahrnehmbarer. Gegen Null hingegen tendierte der Wahrnehmungsunterschied beim Abschuss der  mit einem 147 Grains (9,52 g) schweren Geschoss laborierten Unterschallpatrone. Sowohl die Grey Wolf wie die Delta L bockten bei kaum wahrnehmbarem Mündungsfeuer nur kurz hoch – fertig, mehr kommt nicht. Ähnlich lief es zwischen M- und X-Version. Die relativ dezenten Lauf- wie Verschlusslängen-Unterschiede machen sich bei den meisten Testpatronen kaum bemerkbar. Bemerkbar war aber wieder einmal, um wie vieles genauer die Schussabgabe mittels Rotpunktvisier im Vergleich zur offenen Visierung wird. Die Top-Ergebnisse der Grey Wolf, auf 25 statt 15 Meter geschossen, sind der einwandfreien Abzugscharakteristik sowie dem deutlich niedrigeren Abzugswiderstand geschuldet. Störungen oder Auffälligkeiten: Keine!

AREX Delta 2. Generation: Technische Daten und Preise

Modell:AREX Grey WolfAREX Delta X OR
Kaliber:9 mm Luger9 mm Luger
Kapazität:17 / 19 + 1 Patronen17 / 19 + 1 Patronen
Maße (L x B x H):220 x 28 x 150 mm*180 x 28 x 140 mm**
Lauflänge:127 mm (5“)102 mm (4“)
Visierlinienlänge:162 mm153 mm
Ausschnitt Kimme: 3,0 mm 3,0 mm
Kornbreite: 3,0 mm 3,0 mm
Abzugswiderstand:ca. 1800 gca. 2800 g
Gewicht:725 g*605 g**
Preis (UVP):1.229,- Euro
663,- Euro
Ausstattung:Lieferumfang mit, orangefarbenen Magazintrichter. Ein 19-Schuss Ersatz-Magazin. OR-Vorbereitung einschließlich sechs Adapterplatten, davon eine mit LPA-Mikrometerkimme, Schrauben und Muttern. Korn mit Fiberglasstab rot. Ein Ersatz- Leuchtstab für das Korn. Minikompensator, vier Wechsel-Griffrücken, hochwertiges Putzzeug, Werkzeug, Kunststoffkoffer. *mit 19-Schuss-Magazin.Ein 17-und ein 19-Schuss-Magazin. OR-Vorbereitung, fünf Adapterplatten, verschiedene Schrauben und Muttern. Vier Wechsel-Griffrücken, hochwertiges Putzzeug, Werkzeug, Kunststoffkoffer. **mit 17-Schuss-Magazin

Fazit zu den über WAIMEX vertriebenen Polymerpistolen-Modellen AREX Delta der 2. Generation:

Eine glatte Kaufempfehlung für alle. Kommen hier doch einmal überdurchschnittliche Sicherheitsmerkmale und eine üppige Ausstattung mit gehobener Verarbeitungsqualität bei niedrigen Preisen zusammen. In Deutschland kommen die Pistolen von AREX über den Fürther Großhändler WAIMEX in den Fachhandel.


Dieser Artikel erschien auch in der VISIER 5/2024. Das Heft enthält zusätzlich die Tabellen mit den ausführlichen Schießergebnissen der sieben Laborierungen für die AREX Grey Wolf und fünf Laborierungen der AREX Delta X OR Black. Die Ausgabe ist auch als e-Paper im VS Medien-Onlineshop erhältlich.

Weitere Informationen zu den Pistolen von AREX gibt es auf der Webseite des Herstellers. Zudem natürlich auf der Webseite des deutschen Importeurs WAIMEX.

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