Kompakte Polymerpistole im Test: Was kann die Ruger American Pistol Compact im Kaliber 9 mm Luger?

Im Jahr 2017 legte das RUGER -Werk bei der 2016 erschienenen American Pistol mit einer (außer in 9 mm Luger auch in .45 ACP angebotenen) Kompakt-Ausführung nach , also im Vergleich zur Ur-Version sichtlich gestutzt – hier 191 mm, da 169 mm Gesamtlänge. Technisch gaben sich die Duty- und Compact-Variante nichts . Hier wie dort fand sich die bei Polymer-Pistolen weltweit fast schon allgegenwärtige Laufsteuerung/ Verriegelung à la Browning-Petter-SIG ; der Lauf war kaltgehämmert, das Verschlussgehäuse mattschwarz nitriert.

Die Einzelheiten zur kompakten American Pistol

Modell:
RUGER American Pistol Compact
Preis:
770,- Euro (UVP DE)
Kaliber:
9 x 19 mm
Kapazität:
12/17 + 1 Patronen
Lauflänge:
90 mm
Maße (L x B x H):
169 x 34 x 130 mm
Abzugsgewicht:
2.550 g
Gewicht:
802 g
Ausführung:
Polymer-Pistole mit Schlagbolzenschloss, Single-Action-Abzug, modifziertem Browning-System, Stahlvisierung mit drei Punkteinlagen.
Mündungspartie der Ruger American Pistol Compact.
Wie die Kimme besteht auch das Balkenkorn aus Stahl und lässt sich zur Seite hin verschieben.

Die Testergebnisse zur American Pistol Compact in 9mm Luger im Detail

Kimme der Ruger 9 mm-Pistole.
Die seitlich driftbare Kimme stammt vom US-Hersteller Wayne Novak, der diese tiefliegenden Kimmen ersonnen hat.

Der beste Streukreis der RUGER American Pistol Compact lag bei 73 mm, geschossen mit der 115 Grains schweren GECO JHP. Das aber lag weniger an der Treffgenauigkeit der Kompakt-Pistole an sich als vielmehr am Schießstand-bedingten Abstand von 25 m – da aber die hier erzielten Ergebnisse das Maß der Bewertung bilden, kam die Waffe auf eine Punktzahl von 34 (-16 Punkte). Das sei auch gleich dahingehend eingestuft, dass dieses Ergebnis voll auf dem Niveau liegt, das für Kompakt-Pistolen dieses Typs üblich ist. Dass die American Pistol Compact sauber funktioniert, bewies der Umstand, dass sie den Test ohne Hakeln, Stove-Pipes oder sonstige Störungen absolvierte (-0 P.). Mit Blick auf den Konstruktionszweck der kompakten Pistole ist auch das Design des Griffstücks zu sehen. Dass der kleine Finger hier bei dem kurzen Standardmagazin auf dem Sporn des Bodens landet, ist konstruktionsimmanent und der Waffe nicht als Manko anzulasten: Der Griff ist für eine Taschenwaffe dieses Typs erstklassig (-0 P.). Sehr gut gefiel auch, dass Magazinknopf und Schlittenfanghebel auf beiden Seiten der Waffe zu finden sind; nur der (nicht alltäglich benötigte) Zerlegehebel fand sich auf einer Seite.

Die zerlegte Ruger American Pistol.
Teilbare Beschaffenheit: Wie das Gros der Polymer-Pistolen verriegelt auch die RAP Compact via Riegelblock im Auswurffenster. Vorn oben: Schlitten, Lauf, Vorholfedereinheit, Griffstück, rechts daneben das Magazin.

Hier gilt die Devise, wie sie auch bei der deutschen Polizei gefordert ist: Außer dem Zerlegehebel sollten alle Bedienelemente beidseitig vorhanden sein (-0 P.). Die seitlich driftbare Drei-Punkt-Visierung von Wayne Novak gefiel zwar durch ein klares Zielbild, lag aber auf dem üblichen amerikanischen Standard ohne jegliches Extra wie etwa Leuchtpunkte (-1 P.). Was hingegen überhaupt nicht gefiel, das war der Abzug – der war zwar deutlich besser als das, was RUGER früher schon (Stichwort SR9) der Kundschaft zugemutet hat, aber richtig gut fühlt sich dann schon anders an: Der Abzug kriecht und "knatscht" beim Auslösen, er ist mit 2.550 g hart und wirkte auf sämtliche Tester unkultiviert, da beim Verhältnis vom Vorzug zum eigentlichen Auslösen nicht stimmig (-6 P.). Bei der Verarbeitung zogen die Prüfer 3 Punkte ab, da der Schlitten mit auch fürs Gehör noch vernehmlichem Spiel auf dem Unterbau hin und her ratterte, der Lauf an der Mündungminimal spürbares Spiel bot und es im Inneren einiges an Werkspuren zu entdecken gab (-3 P.). Immerhin bestückte Ruger den Waffenkoffer mit Edelstahlmagazinen und nicht mit solchen aus bloß brüniertem und damit auch rostanfälligem Material.

Der 9mm-RUGER Test zusammengefasst

Bewertung Punkte
Präzision (max. 50 Punkte) 
34 Punkte

Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 P.) 
10 Punkte
Abzugscharakteristik (max. 10 P.) 4 Punkte
Abzug-Griff-Design (max. 5 P.) 
5 Punkte
Bedienelemente (max. 10 P.) 
10 Punkte
Visierung (max. 5 P.) 
4 Punkte
Verarbeitung (max. 10 P.) 
7 Punkte
Gesamtpunktzahl (max. 100 P.) 
76 Punkte
Testurteil 
gut
Prädikate 
4 von 6

Ausstattung der RUGER Polymerpistole und Fazit

Apropos Ausstattung: Weil das zweite, längere Magazin für 17 Patronen ein Stück aus dem Griff ragt, gehörte zum Zubehör ein über das Magazin zu stülpendes Zwischenstück, um so diese Lücke zu schließen. Außerdem im Koffer: Zwei Wechsel-Griffrückeneinsätze, ein Innensechskantschlüssel, ein Waffenschloss, ein Bedienheft (English only) sowie 2 Aufkleber. Unterm Strich erwies sich die RUGER American Pistol Compact als Waffe, die ihrer Liga gemäße Schussleistungen ablieferte und zuverlässig arbeitete. Sie bot eine anständige, wenn auch in Sachen Ausstattung nicht völlig zufriedenstellende Visierung, aber Klapperpassungen und einen Abzug, dessen Charakteristik – nett formuliert – nicht so ausfällt, wie man sich die bei diesem Funktionselement wünscht.

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