Fällt die Bezeichnung "OR", müssen viele Schützen nicht mehr lange überlegen. Rotpunktvisiere, ohne aufwändige Montage direkt auf den Verschluss gesetzt, haben Konjunktur. Nicht nur sportlich, auch für jagdliche Situationen oder zur Selbstverteidigung. Obwohl noch nicht lange im Umlauf, zeichnet sich schon eine wesentliche Verbesserung dieses Konzeptes ab. Holosun bietet mit dem SCS - MOS - GR ein – nein, kein Rot-, sondern ein Grünpunktvisier an. Das Kürzel SCS steht für Solar Charging Sight, es bezieht die Energie vorrangig über eine Photo-Voltaik-Zelle. Schon vorab: Auf einer GLOCK Gen 5 im Kaliber .40 S & W montiert, überzeugte das neue Produkt auf Anhieb. Doch der Reihe nach: Die gut 40 Jahre alte GLOCK steht seit 2017 auf der fünften Überarbeitungsstufe. Auf den Waffen findet sich das Kürzel "Gen 5".
Eine alte Hersteller-Weisheit lautet: Je weniger Änderungen an laufenden Modellen nötig sind, um so erfolgreicher ist das Produkt an sich. GLOCK war gut beraten, das Erfolgsmodell GLOCK 17 nur sehr vorsichtig und nach längeren Zeiträumen zu ändern. Wobei keine Kaliber- oder dimensionalen Unterschiede gemeint sind. Viele Änderungen fallen kaum ins Auge, selbst waffentechnisch wesentliche Dinge, wie der in der 2. Generation vergrößerte Außendurchmesser des Laufes, der einen weiteren Verschluss-Durchlass bedingte. Auch die größere Verschlussfangrast erschließt sich nicht sofort. Dazu ist es nicht einfach, die ohne großes Aufheben eingepflegten Änderungen zu sehen, die "offizielle" Generationswechsel begleiten. So wurden in der Laufzeit der 2. Generation unter anderem Änderungen am Schlagbolzen, der Schlagbolzensicherung und am Auszieher vorgenommen, ohne großes à plomb. Die 5. Generation von GLOCK hat zwei verschiedene Ausstoßerformen. Aber GLOCK bleibt GLOCK und das ist gut so.
Nach fünf Genrationen ist die typische GLOCK-Silhouette immer noch klar erkennbar
Die komplette Rechts-/Linkshand-Tauglichkeit der Gen 5 ermöglicht der doppelseitige Verschlussfang. Dass die Auslösetaste des Magazins weiterhin umgesteckt werden muss, taugt eher für Individual- statt Pool-Waffen, es bleibt noch Luft für Modifikationen zur 6. Generation. Eine wesentliche Änderung an der Gen 5 ist der Magazintrichter im Griffstück und, bei der Testwaffe, einer GLOCK 23 Kaliber .40 S & W, die Reduktion des Abzugswiderstandes von rund 2.800 auf 2.600 Gramm. Endzeit-Adepten unter den GLOCK-Nutzern könnten sich an der größer gewordenen Freifläche zwischen Griffstück und Verschluss stören. Die Gefahr, durch eindringenden Sand Funktionsstörungen zu bekommen, dürfte aber nur bei militärischen Stellen Bedenken auslösen. Aber alle Änderungen zwischen erster und fünfter Generation sind der typischen GLOCK-Silhouette nicht abträglich.
Technische Daten + Preis der GLOCK 23 Gen 5 OR und der GLOCK 27 Gen 5
Modell: | GLOCK 23 Gen 5 OR |
Preis: | 870,- Euro (UVP Deutschland) |
Kaliber: | .40 S & W |
Kapazität: | 12 + 1 Patronen |
L x B x H: | ca. 185* x 34 x 129 mm |
Lauflänge: | 102 mm |
Dralllänge: | 1:400 mm |
Abzugsgewicht: | ca. 2.600 Gramm |
Gewicht: | ca. 756 Gramm |
Rechts-/Links- Ausführung: | Durch Umstecken des Magazinauslösers |
Ausstattung: * = Abhängig von der Größe der insgesamt drei Wechselgriffrücken, Reservemagazin, Ladehilfe, Drei-Punkt-Visier, Verschlussfang doppelseitig. Magazinauslöser muss umgesteckt werden. Anzeige Kammer geladen über Auszieher, eine Nylon-Bürste mit Kunststoff-Putzstock. |
Modell; | GLOCK 27 Gen 5 |
Preis: | 760,- Euro (UVP Deutschland) |
Kaliber: | .40 S & W |
Kapazität: | 9 + 1 Patronen |
L x B x H: | ca. 163* x 33 x 107 mm |
Lauflänge: | 87 mm |
Dralllänge: | 1:400 mm |
Abzugsgewicht: | ca. 2.800 Gramm |
Gewicht: | ca. 676 Gramm |
Rechts-/Links- Ausführung: | Rechts - Links-Version durch Umstecken Magazinauslöser |
Ausstattung: * = Abhängig von der Größe der insgesamt drei Wechselgriffrücken, Reservemagazin, Ladehilfe, Drei-Punkt-Visier, Verschlussfang doppelseitig. Magazinauslöser zum Umstecken. Anzeige Kammer geladen über Auszieher, Reservemagazin, Nylon-Bürste und Putzstock. |
Unsere Eindrücke vom Schießtest mit der GLOCK 23 Gen 5 OR und der GLOCK 27 Gen 5 und dem Holosun Reflexvisier SCS-MOS-GR
Die große optische Evolution findet also weniger durch die Waffe als durch das neue Holosun-Visier statt. Die uneingeschränkte Nutzungsmöglichkeit der offenen Visierung birgt die Möglichkeit, bei Ausfall des Reflexvisieres diese zu nutzen. Das zeigte der Schießstandbesuch. Ein positiver Nebeneffekt: Wird der Leuchtpunkt auf den weißen Punkt des Korns eingestellt, entfällt im Idealfall, laborierungsabhängig, das Einschießen. Im Schuss zeigte sich (wieder) die Überlegenheit eines Reflexvisiers zu Kimme und Korn. Es zeigte sich aber auch der Unterschied von etwa gleichstarken Laborierungen unterschiedlicher Kaliber. Das wurde beim Vergleichsschießen einer GLOCK 30 in .45 ACP deutlich. Deren höheres Geschossgewicht "ruppt" bei nahezu identischer Leistung (Joule) deutlich mehr, als es Geschosse in .40 S & W bedingen.
Das hat uns gut gefallen | Das fanden wir weniger gut |
- Griffstück mit Magazintrichter - Geringerer Abzugswiderstand - Doppelseitiger Verschlussfang | - Größere Freiflächen zwischen dem Verschluss und dem Griffstück - Magazinauslöser zum Umstecken |
Test-Fazit der Gen 5-Modelle der GLOCK 23 und 27 OR
Sportliche Nutzer werden, der Zubehör-Kompatibilität wegen, sich an der 3. GLOCK-Generation festklammern. Die Eigner einer GLOCK Gen 4 MOS (Modular Optic System) dürften weder Magazintrichter noch die doppelseitige Verschlussrast zum Wechsel bewegen. Wer sich jedoch eine OR-Polymer-Pistole anschaffen will, sollte sich die hier vorgestellte Kombination ansehen: eine klare Kaufempfehlung der Redaktion.
Das SCS - MOS - GR stellten (www.holosun.eu) wie die GLOCKs (ruag-ammotec.de) die Deutschland-Importeure, vielen Dank!
Dieser Test erschien auch in der VISIER, Ausgabe 8/2022. Dort sind die Schießtest der GLOCK 23 Gen 5 OR in einer Tabelle enthalten. Sie können das Heft im VS Medien-Shop online kaufen. Es ist auch als Digitalausgabe verfügbar.