Was zeichnet die Walther PPX aus? In Sachen äußeres Design und Verriegelungstechnik gab es das von älteren Modellen wie P99 und PPQ Gewohnte: ein Browning-Petter-SIG-System mit offener Steuerkulisse und via Auswerferfenster verriegelndem Block. Aber Walther ging beim Abzug neue Wege: Statt einem Schlagbolzenschloss verbaute man in der PPX ein teilvorgespanntes Spannabzugs-System mit einem spornlosen Hahn, der deshalb in Ruheposition komplett in die Rückfront des Schlittens eintaucht. Jede Schlittenbewegung sorgt für eine Teilspannung der Hauptfeder, den Rest erledigt dann der Druck auf den Abzug. Zusammen mit dem Abzugs-Vorzug bewegt sich auch der Hahn nach hinten. Das geschieht über eine Strecke von zirka sieben Millimetern, ehe der Abzug den Hahn freigibt, so dass dieser die Federkraft zum Schlagbolzen weiterleiten und der Bolzen für das Zünden sorgen kann. Geschieht das nicht, muss man erneut von Hand durchladen – hier hilft kein "restriking", also kein erneuter Druck auf den nunmehr entspannten Abzug.
Weitere zugunsten eines niedrigen Preises nötige Details bezogen sich auf die dreiteilige Laufkonstruktion, bei der die Gruppe Riegelblock/Steuerkulisse als MIM-gefertigtes Teil ums Rohr herum angebracht wird und als drittes Element eine augenscheinlich gefräste Zuführrampe hinzukommt. Im Griffstück sitzen auch nicht die P99-üblichen, eingegossenen Schlittenführungen, sondern vorn und hinten je ein verstiftetes Stahlgehäuse. Für eine weitere Senkung der Fertigungskosten sorgte das glasfaserverstärkte Polymergehäuse oben im Schlitten, das Kralle, Schlagbolzen und Auto-Sicherung umgibt.
Zum Test der Walther PPX:
Beim Prüfen der Verarbeitung fiel auf, dass der Lauf deutliches Seitenspiel hatte und dass es Werksspuren oben im Schlitten, einige scharfe Plastikkanten sowie Gussspuren an Block und Kulisse gab (-4 Punkte). Das Abzugs-Griff-Design war gewohnt gut, aber aus Kostengründen fehlten die bei Walther üblichen Griffaustauschteile (-1 Punkt). Die Abzugscharakteristik mit einem fühlbaren Druckpunkt war bei mehreren überprüften Stücken bis auf ein vernehmliches Kriechen gut (-2 Punkte). Bei den Bedienelementen bemängelten die Tester, dass es außer dem umsteckbaren Magazindrücker nichts für Linkshänder-Betrieb gab (-1 Punkt), bei der Visierung kritisierten sie das wegen der riesigen Dämmerungsmarken leicht verschwommene Zielbild (-1 Punkt).
Nicht bewertet: Die fehlende Höhenverstellbarkeit, da es sich hier explizit nicht um eine Sport-, sondern um eine Verteidigungswaffe/Gebrauchspistole handelt. Für den zuletzt genannten Zweck liefert die Waffe mit einem Top-Schussbild von 57 mm Durchmesser auch eine völlig zufriedenstellende Präzision (-10 Punkte).
Mit normalstarken Ladungen betrieben, bot die Walther PPX keinen Anlass zur Kritik bei den Kriterien Repetierablauf/Sicherheit. Jedoch gab es bei eher locker gehaltener Waffe und relativ schwachen Munitionssorten einige Auswurfstörungen (-1 Punkt).
Testfazit zur Walther PPX:
Die Walther PPX zeigt sich insgesamt als spartanisch ausgerüstet, ist aber zuverlässig und wirkt solide - in Kombination mit ihrem günstigen Preis von 569.- € ist sie sicher auch für den Jäger eine gute Wahl als Fangschusswaffe.
VISIER-Bewertung der Walther PPX in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 40 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 6 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 80 Punkte |
Testurteil | gut |
Prädikate | 4 von 6 |
Schießtest: Walther PPX
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis | v2 | E2 |
1. | 115 grs Sellier & Bellot JHP | 69 mm | -/- m/s | -/- J |
2. | 115 grs GECO JHP | 83 (63) mm | -/- m/s | -/- J |
3. | 120 grs Lapua CEPP | 70 (42) mm | -/- m/s | -/- J |
4. | 124 grs Remington Golden Saber + P JHP | 57 (21) mm | -/- m/s | -/- J |
5. | 124 grs PMC FMJ | 84 mm | -/- m/s | -/- J |
Hinweise: Streukreis = 5-/4-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz von der Sandsackauflage, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte. Wegen technischer Panne am Messgerät in diesem Fall keine v2- und E2-Daten. JHP = Jacketed Hollow Point, CEPP = Controlled Effect Police Projectile (werkseigene Markenbezeichnung).
Zusätzlich finden Sie im VISIER SPECIAL 76 noch weitere Walther-Pistolen im Test:
Walther CCP
Walther PPQ M2 5"