Deutsche Waffengeschichte: Historie der Polizeipistole WALTHER PP

Die Diskussionen waren heftig und wurden fast ein Jahrzehnt lang geführt – wie sieht die ideale Waffe für den deutschen Polizeibeamten aus? Welches Kaliber muss die neue Waffe haben? Taugen Revolver nicht vielleicht viel besser für die Beamten als Selbstladepistolen?

Die Kontroversen um die dienstliche Polizeipistole der Zukunft stellten die bis dahin genutzten Modelle in den Schatten. Eine davon wollen wir heute vorstellen: Die WALTHER PP im Kaliber 7,65 mm Browning.

Die Historie der Polizeipistole WALTHER PP

Polizeipistole WALTHER PP im Kaliber 7,65 mm Browning mit Hessischem Wappen am Griffstück
Diese WALTHER PP Polizeipistole stammt aus den Beständen der Hessischen Landespolizei, wie das am Griffstück aufgebrachte Wappen belegt.

Die WALTHER PP kam bereits im Jahr 1929 auf den Markt: Das Kürzel steht sinnigerweise für Polizeipistole. Nur 2 Jahre später folgte die kürzere Kriminalausführung PPK der Spannabzugspistole. Dank ihres Spannabzugs sowie der automatischen Sicherung in Form eines Hahnsperrstücks bot sie einen wesentlichen Vorteil: Die Dienstpistole konnte gefahrlos mit entspanntem Hahn und einer Patrone im Patronenlager geführt werden. Durch bloßes Betätigen des Abzugs war die WALTEHR PP dann sofort schussbereit. "Revolvermäßig" hieß das Schlagwort jener Zeit und so blieb es auch für viele Jahre.

Der Hersteller Carl Walther hatte mit der selbst gewählten Modellbezeichnung "Polizeipistole" den angestrebten Kundenkreis zwar bereits klar definiert. Dennoch fand die neue Kurzwaffe zunächst nur langsam Verwendung bei den Ordnungshütern. Ende der 1920er-Jahre fehlte es schließlich sowohl am Bedarf als auch am Geld, um die Polizeien im Reich mit einer neuen Dienstpistole auszustatten. Erst Mitte der 1930er-Jahre fand die Polizeipistole WALTHER PP Eingang in die Bestände der Polizeiverbände – und das übrigens nicht nur in Deutschland.

WALTHER, zwischenzeitlich aus dem thüringischen Zella-Mehlis ins baden-württembergische Ulm umgezogen, vergab zunächst eine Fertigungslizenz an den französischen Hersteller Manurhin. Der Hersteller selbst bot seine Nachkriegsfertigung ab dem Jahr 1957 an. Die Länderpolizeien griffen gerne zu – die WALTHER PP wurde ein Erfolg.

Im Kaliber 7,65 mm Browning und mit einem 8 Patronen fassenden Magazin war sie quasi die Standardpistole für den deutschen Schutzpolizisten. Pistolen in größeren Kalibern, etwa 9 mm Parabellum, waren weitgehend den Bereitschaftspolizeien oder den Überfallkommandos vorbehalten.

Waffengeschichte: Aus für die Polizeipistole WALTHER PP

Ein Anwachsen der Gewaltkriminalität und ein sich abzeichnender Terrorismus ließen Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der bisher genutzten Waffen aufkommen. So tobte zunächst ein Streit, ob in Zukunft nun Pistole oder Revolver als Bewaffnung dienen sollte. Kaum war diese Debatte zugunsten der Pistole gelöst, brach eine Diskussion über das geeignete Kaliber aus. 

Traditionalisten wären gerne beim Kaliber 7,65 mm Browning für die Schutzpolizei geblieben. Die Mehrheit votierte allerdings für das Kaliber 9 mm Parabellum. Eine kleine Minderheit hätte am liebsten gar das amerikanische Kaliber .45 ACP gewählt – wegen der angeblich guten Mannstopwirkung.

Schnittmodell der Polizeipistole WALTHER PP
Das Schnittmodell stellt die Funktion der Waffe gut dar. Im Jahr der Markteinführung war die WALTHER PP den Mitbewerbern nicht nur technische voraus. Die Polizeipistole bestach auch durch ihr elegantes Äußeres.

Im Jahr 1975 veröffentlichte die Technische Kommission der Länderinnenminister schließlich das "Pflichtenheft Polizeipistole". Kurz darauf folgten die zugehörigen Erprobungsrichtlinien. Das Pflichtenheft definierte neben dem Kaliber auch die Maximalabmessungen der Waffe, das maximale Gewicht und sogar die Mindesthaltbarkeit der Waffenteile verbindlich. An der Grenzschutzschule in Lübeck wurden die neuen Modelle gewissenhaft erprobt. Es dauerte mehrere Runden, bis dem ersten Kandidaten die Einführungsreife zuerkannt werden konnte.

Nach einer neuen Erprobung an der Wehrtechnischen Dienststelle 91 der Bundeswehr erhielten 2 weitere Pistolenmodelle die Einführungsreife. Die Länderpolizeien beschafften von da an die neuen Pistolen.

Die letzte Runde der Polizeipistole WALTHER PP

Für wenige Jahre gab es jetzt noch ein Nebeneinander von "alten" und "neuen" Waffenmodellen. Bis Mitte der 1980er-Jahre war die Umrüstung auf die neuen Dienstpistolen jedoch abgeschlossen. Es blieben nur einige wenige Exemplare der alten Polizeipistole WALTHER PP für besondere Verwendungen im Bestand.

Hessen hatte die WALTHER PP – zunächst aus Manurhin-Fertigung – ab Ende des Jahres 1953 zur Ausstattung seiner Polizei erworben. Manche der Kurzwaffen sind neben dem Landeswappen auch mit weiteren Kennzeichnungen, etwa für bestimmte Dienststellen, gekennzeichnet. Mit Einführung der Dienstpistole SIG Sauer P6 wurde die WALTHER PP in Hessen Zug um Zug ausgemustert. Manche Waffe fand den Weg in den Hochofen, andere landeten auf dem Gebrauchtwaffenmarkt. An den meisten Stücken wurden die Eigentumsstempel der Polizei entfernt oder zumindest unkenntlich gemacht.


Mehr zu den Produkten und der Historie von WALTHER erfahren Sie auf der Webseite des Herstellers.

Handgun of the Year: Die WALTHER PPQ M2 im beliebten Kaliber .45 ACP wurde vom renommierten US-Waffenmagazin "American Rifleman" als Pistole des Jahres ausgezeichnet.