Im Fall von Walthers jüngstem Zuwachs im Segment der 9 mm Pistolen erklärt sich die angepeilte Klientel durch das Aufschlüsseln zweier Abkürzungen: "CCP" steht hier für "Concealed Carry Pistol" (Waffe zum verdeckten Führen). Setzt man das in Verbindung zu der mit "AIWB" abgekürzten Trageweise des "Appendix Inside Waistband", also im Innenbund auf Blinddarmhöhe, dann erschließt sich der Zweck der vom Walther-Entwicklungsteam um Thomas Scheunert entwickelten Waffe: eine Kompaktpistole zur Selbstverteidigung oder als Fangschusswaffe für die Jagd. Von außen sieht die CCP entfernt so aus wie eine verkleinerte P 99 Q / PPQ. Aber innen verwendet der Hesteller ein anderes System: Zu dem starr mit dem Rahmen verbundenen Polygonlauf kommt ein gasgebremster Masseverschluss, wie man ihn bei der Heckler & Koch P7-Pistolenreihe kennengelernt hat. Im Unterschied dazu gibt es zwei neue Details: eine Hartmetallplatte gegen Durchbrennen und eine nur einseitig von unten in den Lauf erodierte Gasentlastungsbohrung. Weil weltweit zu den Käufern von Selbstverteidigungswaffen immer mehr Frauen gehören, achtete Walther auf eine leichte Schließfeder und ermöglicht damit ein komfortableres Durchladen als bei manch anderer Kompakt-Pistole üblich.
Zum Test der Walther CCP
Die getestete Walther CCP zeigte sich in Duotone-Optik mit blankem Schlitten und schwarzem Polymergriffstück.
Zur Verarbeitung: Beide Griffstückhälften waren sauberst aufeinander gefügt, ohne dass Gussnähte zurückblieben. Bis auf minimales Spiel des Verschlussgehäuses war dieses dem Unterbau gut angepasst. Und wie bei gasgebremsten Pistolen mit Kolben üblich, klapperte letzterer beim Schütteln der Waffe (-1 Punkt).
Die Abzugscharakteristik: Bei der laut Werk drehmomentfrei konstruierten Abzugsmechanik betrug der Auslöseweg sieben Millimeter und lag bei 2.250 Gramm, etwas unter dem von Walther offiziell genannten Wert von 2.500 g. Aber beim Testexemplar kroch das Züngel hör- und fühlbar, auch fiel es nach dem Auslösen leicht durch (-2 Punkte). Dagegen gefiel das Abzugs-Griff-Design prima, rutschsicher, angenehm füllig, mit drei durchdachten, ovalen Erhöhungen auf jeder Seite. Eine handliche, auch mit harten Ladungen noch angenehm zu schießende Waffe, was sich nicht von allen kompakten Pistolen sagen lässt. Allerdings empfand ein Tester mit großen Händen den Griff als etwas zu klein (-1 Punkt).
Die Visierung sorgte durch den verwendeten Kunststoff für hochgezogene Augenbrauen (-1Punkt), lieferte aber als Plus drei Korne, so dass man mittels Austausch die Höhe justieren kann. Das Visierbild war scharf und klar. Bei den Bedienelementen störten sich die Tester daran, dass die Waffe auf Rechtshandbetrieb ausgelegt ist und sich nur der Magazin-Release-Knopf von links nach rechts umsetzen lässt. Was uns gut gefiel: Wenn schon eine Daumensicherung, dann eine, die so leicht und doch so klar definiert läuft. Eher ärgerlich ist das das Zerlegen, das sich nur mittels Werkzeug erledigen ließ und tendenziell in eine nervtötende Prozedur ausartete – das galt auch für den Zusammenbau der demontierten Pistole (-2 Punkte). Beim Schießtest gab es mit der Fiocchi-Ladung eine Zuführstörung, was beim Prüfabschnitt Repetierablauf/Sicherheit den einzigen Minuspunkt bildete (-1 Punkt). In Sachen Präzision reichte es vom Sandsack aus für einen Top-Wert von 69 mm (-14 Punkte).
Testfazit zur Walther CCP:
Fazit: "pretty cool", so ein US-Kollege zur Walther CCP, bei der unsere Tester vor allem die schwierige Demontage kritisiert wurde. Da sollte Walther unserer Meinung nach nachbessern. Zum Schluss das ganz große Plus: der Preis von aktuell unter 600.- Euro. Da findet zum Beispiel auch ein preissensibler Jungjäger eine dem Etat angemessene und voll taugliche Fangschuss-Waffe.
VISIER-Bewertung der Walther CCP in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 36 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 8 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 4 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 9 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 78 Punkte |
Testurteil | gut |
Prädikate | 4 von 6 |
Schießtest: Walther CCP
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis | v2 | E2 |
1. | 115 grs Fiocchi FMJ | 79 mm | 349 m/s | 454 J |
2. | 124 grs Federal Tactical JHP | 69 mm | 338 m/s | 459 J |
3. | 124 Sellier & Bellot nontox FMJ | 89 mm | 307 m/s | 379 J |
4. | 139 grs GECO FMJ | 98 (79) mm | 274 m/s | 338 J |
5. | 147 grs Hornady TAP JHP | 88 mm | 282 m/s | 379 J |
Hinweise: Streukreis = 5-/4-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz von der Sandsackau age, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte. v2 = Geschossgeschwindigkeit zwei Meter vor der Laufmündung, in Meter pro Sekunde. E2 = Geschossenergie zwei Meter vor der Mündung, in Joule. FMJ = Full Metal Jacket, JHP = Jacketed Hollow Point.
Zusätzlich finden Sie im VISIER SPECIAL 76 noch weitere Walther-Pistolen im Test:
Walther PPQ M2 5"