Der Colt M 1873 Single Action Army (SAA) ist auch unter einer Vielzahl von Spitznamen, allen voran Peacemaker (Friedensstifter) bekannt. Der Revolver wurde anno 1873 als Ordonnanz-Kurzwaffe der US-Kavallerie eingeführt und entwickelte sich zum beliebtesten Großkaliber-Revolver der späten US-Pionierzeit. Dank seines Einsatzes in unzähligen Western-Filmen entstand sogar der Eindruck, es habe in der Zeit der Viehtriebe und Indianerkriege keine anderen Revolver in der Prärie gegeben.
Umarex ist weltweit führend im Bereich freier Waffen. Zum Portfolio gehören auch Airgun-Lizenzfertigungen von berühmten scharfen Schusswaffen-Modellen, eingerichtet für CO2- und Federdruck-Betrieb. Im Jahr 2015 widmete Umarex sich verstärkt historischen Waffen: Mit Kopien der Parabellum-Pistole und der Mauser C 96 sowie zwei Western-Klassikern:
Das umfasst neben der unter John Waynes Spitznamen "Duke" vermarkteten Walther-Winchester M 1892 eben auch den Colt Single Action Army 45, hier in der mittellangen Version mit einem Lauf von 5 ½ Zoll (140 mm). Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 149,90 Euro.
Umarex Colt SAA - die Prüfmuster
Drei davon erhielten wir zum Test. Alle drei aus Metall, Kunststoff nur an den Griffschalen: sehr gut. Die Version "Nickel/Pearl" kam mit weißen Griffschalen und Nickelfinish. Die Variante "Blued" erschien in brüniertem Look mit Griffschalen in Holzoptik. Das Stück mit dem Namen "Antique Finish" sah so aus, als habe ein Weidereiter dieses Exemplar über Jahre hinweg im Holster geführt und es reichlich benutzt.
Umarex Airgun und Colt SAA - die Gemeinsamkeiten
Der Vergleich zu einem originalen Colt zeigte, Umarex hatte in puncto Anmutung alles richtig gemacht: Die Abmessungen stimmten, selbst kleine technische Elemente wie Trommelachs-Haltestift und Ausstoßertaste waren penibel genau kopiert. Auch die Haptik überzeugte: Die Umarex-Sechsschüsser fassten sich genauso an wie ein Colt SAA, da die Griffkontur fast eins zu eins kopiert worden war. "Fast" deshalb, weil man die Griffrahmenspange zum Unterbringen der handelsüblichen Gaskartuschen etwas verlängern musste. Wie beim Vorbild musste man vorm Schießen den Hahn spannen – dankenswerterweise mit stilgerechtem, dreifachem Klick. Auch ließ sich die Ladeklappe aufschwenken. Und dann konnte man wie einst Doc Holliday und Konsorten die Trommelkammern eine nach der anderen bestücken und nach dem Schuss wieder mittels Hülsenausstoßer leerräumen. Ja, und ganz pfiffig hatte Umarex das Munitionsproblem gelöst: Blickte man von der Seite auf die Waffe, so erblickte man in den Kammern messingfarbene "Patronenhülsen", die Träger für die stählernen BBs. Und diese Träger sorgten hier zudem für den gewünschten Look einer geladenen Waffe.
Umarex Airgun und Colt SAA - die Unterschiede
Die Patentdaten links am Rahmen und die Modellbezeichnung links am Lauf waren nicht eingeschlagen, sondern per Laser aufgebracht. Rechts am Rahmen gab es die Seriennummer und das gesetzlich vorgeschriebene Zeichen des F im Fünfeck, Kaliberangabe sowie den Firmennamen. Letzteren freilich in Gestalt des Colt-Schriftzuges, der so nie auf einem originalen Peacemaker zu finden war. Unten auf einer Griffschale stand der für diese Versionen notwendige Hinweis, dass es sich hier um ein lizensiertes Warenzeichen der New Colt Holding Corporation handele.
Wog der zum Vergleich bemühte originale 45er Colt 1.064 Gramm, so fielen die Umarex-Ableger etwas leichter aus – die Versionen Nickel/Pearl und Blued wogen jeweils 942 g, der Antique Finish 937 g. Mit CO2-Kartusche kamen noch mal 42 g hinzu.
Unten an einer der Griffschalen gab es eine Innensechskantschraube und daneben einen breiten Nagelhau. Hebelte man über diesen mit dem Fingernagel die Griffschale ab, öffnete sich im Griffinneren ein Fach für die CO2-Kartusche, die man durch das Eindrehen der Schraube gegen das Abnahmeventil im Rahmen der Waffe drückte. Den dazu nötigen Schlüssel befestigte der Hersteller praktischerweise und verliersicher innen an der Griffschale. Ist die Kartusche angeschlossen, leitet der Sechsschüsser das Gas in den Rückstoßschild hinter der Trommel und vor dem Hahn. So kann es die BBs beschleunigen und durch Trägerhülsen und Lauf auf die Reise schicken. In dem Fall geht es um 4,5 mm Stahlkugeln von je 0,34 g. Diese setzt man einzeln in je eine der sechs mitgelieferten "Patronenhülsen". Und zwar an die Stelle, an der bei Zentralfeuerpatronen das Zündhütchen sitzt.
Das Arrangement mit Gaskartusche, Schraube und Ventil zog aber technische Änderungen an der Mechanik nach sich. Die Colt-typische Hahnblattfeder im Griffrahmen wurde durch eine gekapselt montierte Feder in der Griffrahmenwand ersetzt. Wegen des Gasventils liegt der abgeschlagene Hahn auch nicht bündig am Rahmen an, weil er sonst dauernd Gas ausströmen ließe. Daher springt der Hahn nach jedem Schuss um gut einen Zentimeter zurück. Spannt man nun den Hahn ganz und blickt in den Rahmenschlitz davor, sieht man beim Umarex nicht wie beim Colt den Durchlass für den Hahnsporn und den Kopf der Trommelachse. Stattdessen ist hier alles dicht. Logisch, das CO2-Gas würde ja sonst in die falsche Richtung entweichen.
Weitere andere technische Details: Vor dem Abzugsbügel sitzt anstelle der vorderen Halteschraube ein Sicherungsschieber mit den Positionen weiß (gesichert) und rot (entsichert). Mit ihm lassen sich Hahn und Abzug der gespannten wie der abgeschlagenen Waffe gegen jegliches Bedienen sperren. Und dann die Schlitzschrauben: Davon hat ein Colt SAA allein an Griffspange/Rahmen je nach Ausführung gleich neun oder zehn Stück. Deren Sitz prüft jeder Peacemaker-Aficionado regelmäßig: Die Schrauben schießen sich gern locker. Das kann beim Umarex SAA nicht auftreten. Denn da sieht das prüfende Auge nur zwei Schlitzschraubenköpfe links am Rahmen – aber die sind nur ins Material eingeprägt und nicht echt. Abweichend zum Vorbild lässt sich der Trommelachsbolzen nicht eindrücken, um die Trommel zu entnehmen.
Umarex Colt SAA - beim Schießen:
Das Anbringen der Kartuschen war sehr leicht – reinstecken und zudrehen. Ähnlich einfach das Aufmunitionieren: Kügelchen auf den Tisch, Messingträger draufstülpen, fertig. Wer mehr als die sechs mitgelieferten Trägerhülsen braucht: Ein extra Sechser-Set kostet 14,95 Euro. Den Test absolvierten wir auf eine für Waffentyp und Kaliber gemäße Distanz von fünf Metern, den Colt Single Action Army 45 mit einer frischen Kartusche bestückt und am Rahmen mittels zweier gummierter Schutzbacken im Schraubstock eingespannt. Und dann war die Überraschung groß. Denn der ausgewählte Antique-Finish-Revolver erzeugte mehrere Gruppen im 20-mm-Bereich. Zog man bei einer der Gruppen einen Streicher ab, blieben sogar nur zwölf Millimeter übrig. Etwas hakelig ging es beim Entladen der ersten Trommelfüllung zu. Bei den weiteren Versuchen drehte die Walze aber frei, sobald der Hahn in der Laderast stand: alles gut. Sonst gab es keine Kritik. Die BB-Sechsschüsser taten, was sie sollen, nämlich Spaß machen.
UMAREX Colt SAA - Fazit
Bei den Umarex-Peacemakern können Sie nichts verkehrt machen: Sei es, dass Sie ein uriges Instrument zum Dosenschießen suchen, oder dass Sie jüngere Schützen preiswert an den Umgang mit Western-Waffen heranführen wollen. Und sie eignen sich prima für jeden, der schon immer einen Peacemaker haben wollte, dem ein Original aber zu teuer war. Diese Stücke liegen preislich voll im akzeptablen Rahmen, den Wilden Westen gibt es inklusive. Ach ja: Sie taugen auch für jeden Western-Hobbyisten, der etwas zum Befüllen seiner Holster sucht. Der UVP liegt bei 149,90 Euro.
Weitere Informationen zu UMAREX finden Sie bei all4shooters.com sowie auf der Website von UMAREX.