Heute baut Kahr Arms 10 Pistolenreihen in teilweise unterschiedlichen Kalibern und Varianten. Eine kompakte Bauweise ist in nahezu allen Reihen Usus. So finden sich neben Ganzmetall-Ausführungen auch Polymerpistolen und Waffen mit spezieller Verschluss-Vergütung sowie bunten Griffstücken im aktuellen Sortiment. Kalibertechnisch dominieren die 3 allseits bekannten Größen – 9 mm Luger, .40 S&W und .45 ACP – neben der ebenfalls angebotenen .380 ACP.
Polymerpistole Kahr P9: Fast schon ein Youngtimer...
Doch als der Amerikaner Justin Moon 1995 die erste Kahr-Pistole der Öffentlichkeit präsentierte, ahnte kaum jemand, dass das junge Unternehmen schon bald erfolgreich kompakte Pistolen auf dem US-Markt vertreiben würde. Dabei waren die technischen Zutaten der ersten K9-Pistole sehr gut gewählt: eine kompakte Ganzstahlwaffe, einreihiges Magazin (dadurch schmal, gut zum verdeckten Führen), Schlagbolzenschloss, DAO-Abzug und das Kaliber 9 mm Luger. Kahr setzte somit auf das nicht besonders amerikanische Kaliber 9 mm Luger. Eine wichtige Entscheidung, die bestimmt zum Erfolg der Pistolenreihe beitrug. Denn in den letzten Jahrzehnten stieg der Marktanteil an Neun-Para-Pistolen in den USA beträchtlich.
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Im Jahr 2000 brachte Kahr Arms dann mit der P9 eine Ausführung mit Polymer-Griffstück auf den Markt. Hierbei handelt es sich um eine Kurzwaffe, die hinsichtlich ihrer Größe und Bauart der damaligen K9 stark ähnelte. Neben dem moderneren Material kam sie mit einem weiteren Vorteil: Sie wog noch einmal knapp ein Drittel weniger als die Ganzmetall K9 – für eine US-Waffe zum täglichen Führen ein nicht zu vernachlässigender Aspekt. VISIER-Autor Walt Rauch warf seinerzeit sofort ein Auge auf die Waffe und testete sogleich die damalige Neuheit (VISIER 11/2000). Nach inzwischen gut 18 Jahren nehmen wir Kahrs erste Polymerpistole noch einmal unter die Lupe und schauen nach, was sich seitdem getan hat.
Um ganz genau zu sein: Wir haben uns nun die Kahr P9 DuoTone LCI 3,6" Premium (also mit zweifarbigem Finish, Ladestandanzeiger und 3,6" langem Polygonlauf) angesehen. In Deutschland ist die kompakte Pistole exklusiv über Waffen Ferkinghoff erhältlich.
Kahr P9 DuoTone in 9 mm Luger: Eigenschaften der Kompaktpistole
Soviel sei gleich vorweggesagt: Auf technischer Seite bleibt – bis auf einige Punkte – alles beim Alten. Auch die P9 aus aktueller Fertigung kommt mit einem Schlagbolzenschloss und verriegelt per Block im Auswurffenster. Die Laufsteuerung übernimmt eine geschlossene Steuerkurve, die gleichzeitig eine Rampe zur Patronenzuführung bildet. Ebenso nutzt die 9-mm-Pistole einen Double-Action-Only-Abzug. Dieser bringt einen vergleichsweise langen Abzugsweg und üblicherweise auch ein recht hohes Abzugsgewicht mit sich. Nicht so bei der Kahr P9 DuoTone: Mit rund 2.850 g Abzugsgewicht bricht das Schloss für eine leichte Kompaktpistole recht gediegen. Die Charakteristik geht ebenfalls in Ordnung, wenn auch ein klarer Druckpunkt nicht so recht zu finden war.
Der Verschluss dieses Modells kommt in einer matten Stainless-Optik: Er bringt im hinteren Bereich griffige Repetierrillen mit und ist mit einem Ladestandanzeiger ausgestattet. Dieser sogenannte Loaded Chamber Indicator (LCI) sitzt im oberen Teil des Verschlusses und hält Kontakt zum Patronenlager. Wenn nun eine Patrone im Lager sitzt, drückt deren hinterer Rand den LCI einfach ein Stück nach oben aus dem Verschluss. Somit sieht der Schütze, ob die Pistole eine Patrone im Lager hat oder nicht. Die P9 LCI -Version verfügt gleichzeitig über eine links sitzende Daumensicherung. Eine reguläre P9 verzichtet auf diese beiden Ausstattungspunkte. Allerdings steigt hierdurch auch das Gewicht etwas: Die aktuelle P9 aus der LCI-Serie wiegt 534 g. Die damals getestete P9 (ohne LCI und externe Sicherung) kratzte noch an der Grenze von 500 g. Als Visierung dienen ein Balkenkorn an der Front und eine seitlich driftbare Trapezkimme mit Rechteckausschnitt. Das Korn verfügt über eine weiße Punkteinlage und die Trapezkimme bietet dem Schützen einen weißen Mittelstrich als Zielhilfe an.
Die technischen Daten:
Modell: | P9 DuoTone LCI 3,6" Premium |
Hersteller: | Kahr Arms |
Kaliber: | 9 mm Luger |
Kapazität: | 7/8 + 1 Patronen |
Lauflänge: | 91 mm |
Visierlänge: | 126 mm |
Abzugssystem: | DAO-Abzug |
Abzugsgewicht: | 2.850 g |
Abmessungen: | 161 x 26 x 125 mm |
Gewicht: | 534 g (mit leerem 7-Schuss-Magazin) |
UVP: | 1.071,- Euro |
Die Kahr P9 DuoTone LCI gibt es bei Waffen Ferkinghoff für eine unverbindliche Preisempfehlung von 1.071,- Euro. Dafür kommt die kompakte Pistole in einem schwarzen Kunststoffkoffer mit einem Absperrschloss, 2 Sieben-Schuss-Magazinen und einem Acht-Schuss-Magazin mit Magazinschuh zu Ihnen.
Die Kahr P9 DuoTone auf dem Schießstand!
Im Präzisionstest auf 25 m Entfernung vom Sandsack erreichte die sehr kompakte Waffe ziemlich gute Trefferbilder. Der kleinste Streukreis betrug gerade einmal 61 mm. Insgesamt lieferte die P9 Schussgruppen ab, die durchaus auch auf dem Niveau von Fullsize-Dienstpistolen liegen – nicht schlecht für eine kompakte Waffe mit kurzer Visierlinie und einem knapp 3,6 Zoll (91 mm) langen Polygonlauf. Die gute Präzision konnte vor 18 Jahren der VISIER-Autor Walt Rauch bereits bestätigen. Er schrieb: "(...) lassen sich aufgelegt auf 25 m Trefferbilder von 55-75 mm mit der Waffe schießen."
Auch die gemessenen Energiewerte der Waffe brauchen sich nicht zu verstecken. Angesichts der Lauflänge sind sie gut. Negativ fiel hingegen das Auswurfverhalten der Kahr P9 auf. Zahlreiche Hülsen flogen – sowohl aufgelegt als auch im stehenden Anschlag – gegen Hälse und Köpfe der Tester. Hinsichtlich des Repetiervorgangs und übriger Funktion arbeitete die P9 jedoch absolut störungsfrei. Der – sportlich beurteilt – eher schwergängige DAO-Abzug und die kompakte Combat-Visierung taugen naturgemäß eher nicht für statisch-sportliche Einlagen. Trotzdem lieferte die P9 auf dem Schießstand eine ordentliche Vorstellung ab.
Unser Fazit zur kompakten Kahr P9 DuoTone LCI 3,6“ Premium
Kein Schnickschnack oder nutzlose Feinheiten, nur ein solides, gut verarbeitetes Produkt. Die Kahr P9 ist fürs verdeckte Tragen konzipiert, entsprechend intuitiv und auch gut einhändig zu bedienen. Der Verschluss ist im Vergleich zur Konkurrenz relativ schwer und sorgt in Kombination mit dem Polymer-Griffstück für eine merkliche Reduktion von Rückstoß und Hochschlag – wie Sie auch in unserem Video gut sehen können. Zudem sind Ergonomie und Balance der Pistole ausgereift: Die P9 liegt gut in der Hand und vermittelt ihrem Schützen Vertrauen. Zumal die 7-8 Schuss im Magazin plus der Patrone in der Kammer auch für jedes Selbstverteidigungsszenario ausreichen.
Sicherlich ist die P9 ein Exot auf dem deutschen Markt: Die kompakte und sehr führige Waffe spielt auf dem US-Markt die Rolle des unkomplizierten, alltäglichen Begleiters. Hierzulande dürften aber vor allem Jäger – oder auch Jägerinnen, denen beispielsweise ein Revolver zu groß ist – Gefallen an der Waffe finden. Denn für den Fangschuss passen Abzug und Visierung. Auch Schützen mit kleinen Händen dürften sich am schmalen, einreihigen Griff der kompakten Kahr erfreuen. Für die P9 sprechen ihre überdurchschnittlich gute Präzision, ihre kompakte Baugröße und eine solide Technik. Negativ fielen uns nur das Auswurfverhalten der Hülsen und die schwer zu ladenden Magazine auf (ab der fünften Patrone).
Kahr Arms stellte auf der SHOT Show 2018 die Pistolenmodelle S9 und ST9 vor. Lesen Sie, was die beiden Kurzwaffen auszeichnet.
Die Schießtabelle mit den Ergebnissen des Präzisionstest finden Sie in der VISIER 9/2018. Die Ausgabe können Sie ganz bequem im VS Medien Online-Shop bestellen.
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