Erst gut ein Jahr ist ins Land gegangen, seit VISIER das Basismodell der HÄMMERLI AP 20-Reihe vorstellte und ausgiebig testete. WALTHER brachte diese Einsteiger-Match-Luftpistole damals zum „unschlagbar“ günstigen Preis von 699 Euro in den Handel. Dafür musste und muss der Käufer auf eine Aluminiumkartusche mit Manometer verzichten. Wem dies zu lästig war, dem blieb bislang nur der Kauf einer Slimline-Kartusche für knapp 180 Euro. Ein Hauptfeature der als Vereins- und Einsteigerwaffe angepriesenen AP 20, bildet der nach Umschrauben von Ballenstütze und Handkantenauflage von einem Rechts- zu einem Linksgriff wandelbare Formgriff aus schwarzem Kunststoff, den man zudem von Größe S bis L verstellen konnte.
Sowohl die anzeigenlose Pro-Line-Kartusche als auch den Universalgriff aus schwarzem Plastik sucht man am neuen AP 20 Pro-Modell vergeblich. Diese wichen einer silbernen Slimline-Kartusche mit integriertem Manometer und einem 3D-Formgriff der Größe M in Rechtsausführung aus Nussholz. Bei beiden Teilen bediente man sich bei der modular aufgebauten WALTHER LP 400-Reihe. Unverändert blieben der zum Wechsel der sechs in unterschiedlichen Farben beiliegenden Laufmäntel abnehmbare Kompensator mit darauf thronendem Drehkorn (4 mm, 4,5 mm, 4,9 mm) sowie das perlgestrahlte Systemgehäuse aus Aluminium. Auch am Druckminderer und dem Abzug samt Züngelträger der AP 20 haben die WALTHER-Konstrukteure nichts geändert: Das Züngel lässt sich immer noch in zwei verschiedenen Höhen anbringen und sein Träger auf eine Längsachse individuell verschieben und neigen, die Einstellung von Vorzugsweg und -gewicht ist von außen möglich, zum Manipulieren von Triggerstopp, Klinkenüberschneidung und Druckpunktgewicht muss zuvor der Griff demontiert werden.
Während die AP 20 Pro durch den neuen Griff und die komfortablere Kartusche ein Upgrade erhielt, ging WALTHER beim Modell LP 400 Club den entgegengesetzten Weg und verbaute hier umgekehrt günstigere Teile der HÄMMERLI AP 20. Dieses Downgrade hielt sich technisch betrachtet jedoch sehr in Grenzen. Die „Club“ birgt immer noch alle relevanten technischen Features in ihrem Inneren, die auch beim Flaggschiff respektive den jeweils 1.495 Euro teuren Flaggschiffen im Match-Pressluftpistolenbereich der Ulmer Waffenschmiede, LP 400 Carbon- und LP 400 Alu zu finden sind.
So verfügt auch die Club-Version für 1.166 Euro über die typischen LP 400-Elemente:
Magnetabsorber, Druckminderer mit wartungsfreiem Luftfilter, Kompensator mit zweifacher Ableitung und Drehkorn (3,8 mm, 4,3 mm, 4,6 mm) oben drauf, Eco-Ventiltechnik, Trockentrainingsvorrichtung, Vario-Abzug.
Verzichten muss der Schütze bei der LP 400 Club allerdings auf einen Formgriff aus Nussbaumholz, auf die auch in punkto Kimmentiefe verstellbare LP 400-Matchkimme, auf das Laufmantelgewicht und auch auf den Gutschein, der zehn Jahre nach dem Kauf zum Tausch der Slimline-Alukartusche berechtigt. Auch der schwerere Alu-Laufmantel ist hier tabu - die abgerüstete Pistole gibt es nur mit dem aus Karbon. Dafür bekam die LP 400 Club den bereits erwähnten Universalgriff aus schwarzem Polymer und die im Gegensatz zur LP 400-Kimme auch ohne Inbussschlüssel justierbare Kimme der AP 20. Lediglich zum Verstellen des Kimmenspaltes braucht man hier den für die LP 400-Kimme obligatorischen 2-mm-Sechskantschlüssel.
In Sachen Verarbeitungsqualität gab es hier nichts zu beanstanden. Die Waffen standen den Modellen, aus denen sie hervorgingen, in nichts nach.
Auf dem Schießstand mussten beide Pistolen zeigen, was sie in Sachen Präzision zu leisten vermögen.
Hierzu spannten die Tester die Match-Luftpistolen an ihren Kartuschen zunächst per Schonbacken jeweils fest in den Schraubstock. Dann feuerten sie je zehn Schuss mit insgesamt elf verschiedenen Diabolosorten in diversen Gewichten und Kopfmaßen durch ein Mehl BMC 17-v0-Messgerät auf die virtuelle Ringscheibe des Meyton-Messrahmens ab. Darunter erstmals auch die neue bleifreie RWS Hypermatch aus einer speziellen Zinnlegierung. Die zum Messrahmen gehörende Ballman II-Software zeichnete die exakten Streukreise der Testgeschosse der 10er Gruppen auf. Hierbei legte die RWS R10 Match Pistolenkugel mit 4,49er Kopfmaß aus der HÄMMERLI AP 20 Pro die engste Zehner-Serie mit umschlossenen 8,14 mm vor. Damit konnte die “Pro” den guten Best-Wert der Basis-Variante (9,30 mm) aus dem vergangenen Jahr noch toppen. Und die WALTHER LP 400 Club bewies in Verbindung mit der JSB Match Heavy Weight, also der Luftgewehr-Diabolosorte des tschechischen Herstellers, und einer ausgezeichneten 6,86-mm-Gruppe, dass auch die Club-Version zweifellos in der Spitzenklasse mithalten kann. Allerdings nicht so, wie die Waffe vom Abzug her eingestellt in der Redaktion zum Test eintraf.
Zwar musste der Abzugsfinger auf den etwa zwei Millimeter langen Weg zum Druckpunkt schon einiges an Gewicht nehmen, aber dennoch fühlte sich das Abzugsgewicht für eine Match-Luftpistole bereits beim Ausprobieren der Waffe unverhältnismäßig hoch an. Aber als der Triggerscan dann mit knapp über 1,2 Kilo einen Wert auswarf, der weit über den laut ISSF-Reglement minimal geforderten 500 g lag, trauten die Tester ihren Augen kaum ...
In einem solchen Fall bewährt es sich, dass bei der WALTHER LP 400 alle Justierschrauben des Abzugs von außen zugänglich sind und sich so schnell Abhilfe schaffen lässt. Auch die HÄMMERLI AP 20 Pro konnte sich hier nicht mit Ruhm bekleckern, auch wenn sie in diesem Test die zweifelsohne bessere Abzugscharakteristik mitbrachte: langer Vorzug ohne viel Gewicht wegzunehmen und dann trocken bei ebenfalls noch satten 840 Gramm auslösend.
Testfazit:
Unterm Strich ist es WALTHER mit der HÄMMERLI AP 20 Pro gelungen, den Markt um eine aussichtsreiche Vereinswaffe zu erweitern, die der Empfehlung durch den Deutschen Schützenbund nicht allein per Sponsoring, sondern vielmehr durch ihr ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis gerecht wird. Wer weiter oben mitschießen möchte, kann statt auf die “Carbon” oder “Alu” getrost auf die WALTHER LP 400 Club zurückgreifen und sie bei Bedarf durch einen höherwertigen Griff auf das Niveau der Topmodelle nachrüsten - alles andere bringt die “Club” schon mit.
Technische Daten der beiden getesteten Match-Luftpistolen:
Modell: | HÄMMERLI AP 20 Pro | WALTHER LP 400 Club |
Preis | € 849,- | € 1.166,- |
Kaliber | 4,5 mm, Einzelschuss | 4,5 mm, Einzelschuss |
System | Pressluft 200 bar | Pressluft 200 bar |
Maße (L x B x H) | 417 x 45 x 145 mm | 407 x 47 x 147 mm |
Laufl änge | 250 mm | 227 mm |
Visierlänge | 368 mm | 365 mm |
Gewicht | 955 g | 923 g |
Ausführung/Ausstattung | justierbarer Druckpunkt-Matchabzug, Kompensator, Nussbaum-3D-Formgriff (Größe M), sechs verschiedenfarbige Laufmäntel | vollverstellbarer Druckpunkt- Vario-Abzug, Magnetabsorber, Doppelkompensator, Universal- Kunststoff-Formgriff (verstellbar: Größe S bis L) Trockentraining-Vorrichtung, Karbon-Laufmantel |
Beide Pistolen: in Längsrichtung verschiebbare Mikrometerkimme mit verstellbarer Einschnittbreite, Drehkorn mit drei Breiten, Alu-Kartusche mit Manometer, Kunststoffkoffer,Werkzeug | Beide Pistolen: in Längsrichtung verschiebbare Mikrometerkimmemit verstellbarer Einschnittbreite, Drehkorn mitdrei Breiten, Alu-Kartusche mit Manometer, Kunststoffkoffer,Werkzeug |
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der VISIER 6/2014. Hier gehts zum VISIER-Shop.
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CARL WALTHER SPORTWAFFEN GmbH