Von der kaum zigarettenschachteldicken Taschenflak bis hin zu großen Holsterpistolen in gängiger Ordonnanzwaffengröße – die von João Kluwe Júnior, Ademar Orlando Zanchi, Oscar Henrique Purper, Eugênio Ervin Hausen, Herbert Müller und João Guilherme Wallig gegründete Firma Forjas Taurus S.A. aus Porto Alegre im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul produziert Selbstladepistolen aller Typen. Dazu gehört auch die PT 809 C Stainless mit 87-Millimeter-Lauf, Außenhahn sowie einem Kombinations-Bedienhebel zum Sichern und Entspannen. Diese Ausführung ist eine verkleinerte Spielart der PT 809 E. Solche Kompakt-Modelle finden in Mitteleuropa ihre Kunden vor allem bei Jägern. Wie bei allen PT 809-Varianten gab es auch hier die an Messerklingen gemahnenden sieben Durchladeriffelungen links und rechts am Schlitten sowie die beidseitige Mulde vor dem Demontageschieber am Griffstück.
Zum Test der Taurus PT 809 C Stainless:
Bei der Verarbeitung konstatierten die Prüfer einen Lauf, der vorn leichtes Spiel aufwies. Der Schlitten klapperte über das akzeptable Maß hinaus fühl- und hörbar auf dem Griffstück; das geschah schon, wenn man nur die Hand mit der Waffe hin und her bewegte. Nach dem Zerlegen boten sich dem Auge im Inneren an allen Ecken Guss- und sonstige Werkzeugspuren dar. Nach dem Testschießen zeigten sich auch an Schlittenführungen und Lauflagerflanken blank geriebene Partien. Zudem präsentierten sich die Magazine (1 x 13 und 1 x 17 Schuss) nur mit brüniertem Finish. (-5 Punkte). Kritik auch bei den Bedienelementen: Wieder einmal lassen sich Sicherung und Schlittenfang nur von Rechtshändern betätigen. Der Magazindrücker ist zwar von jeder Seite aus zu bedienen. Jedoch muss der Daumen das kreuzschraffierte Teil immer so tief eindrücken, dass man es sich auf der gegenüberliegenden Seite in die eigene Hand presst (-3 Punkte). Bei der Visierung mit den zwei seitlich driftbaren Elementen fiel negativ auf, dass die Zielmarken von Kimme und Korn von der jeweiligen Höhenanordnung her falsch zueinander standen, auch wenn die Stahlvisierung die Pupille prinzipiell durch ein kontrastreiches Zielbild erfreute. Höhenverstellung von Kimme und Korn? Nur durch Teileaustausch oder den Griff zur Feile (-2 Punkte).
Zum Abzugs-Griff-Design: Generell gut – und damit, dass der Griff für den kleinen Finger großer Hände kaum Platz bietet, muss man bei einer Kompakt-Version leben. Minuspunkte gab es dafür, dass die zu dem 17-Schuss-Ersatzmagazin gehörende Griffverlängerung laut und deutlich klapperte. Letzteres war leider auch bei beiden in den Griff eingeführten Munitionsbehältern der Fall (-2 Punkte). Der Abzug bestach in Single- wie Double-Action durch einen verhältnismäßig kurzen Vorholweg, jedoch lagen die Auslösewerte mit 2700 und 5200 Gramm relativ hoch, zumal der Prüfschritt der Abzugscharakteristik ein leichtes Reiben in beiden Auslösemodi offenbarte (-3 Punkte). Im Vergleich zu anderen Modellen gesehen lag die Taurus damit auf ungefähr demselben Niveau wie etwa die BUL G-Cherokee oder die CZ P-07 Duty. Bleibt noch das, was auf dem Schießstand herauskam. Da gibt es für die Taurus PT 809 C in Sachen Repetierablauf/Sicherheit nichts Unangenehmes zu vermelden, weil die Waffe mit allen Testlaborierungen anstandslos funktionierte und keine einzige Ladehemmung oder Auswurfstörung produzierte (-0 Punkte). Zur Präzision: Ihr bestes Ergebnis von 72 mm Durchmesser verdankte sie der leichten GECO-Patrone (-15 Punkte).
Testfazit zur Taurus PT 809 C Stainless:
Die kleine Taurus-Pistole PT 809 C zeigte sich zwar als zuverlässig, aber eben auch als nicht in allen Details in hinlänglicher Qualität ausgeführt. Freilich möge man relativierend anerkennen, dass die Waffe mit einem Preis von unter 600 Euro zu den günstigsten ihrer Klasse gehört.
VISIER-Bewertung der Taurus PT 809 C Stainless in 9 mm Luger:
VISIER-Bewertung | Punkte |
Präzision (max. 50 Punkte) | 35 Punkte |
Repetierablauf/Sicherheit (max. 10 Punkte) | 10 Punkte |
Abzugscharakteristik (max. 10 Punkte) | 7 Punkte |
Abzugs-Griff-Design (max. 5 Punkte) | 3 Punkte |
Bedienelemente (max. 10 Punkte) | 7 Punkte |
Visierung (max. 5 Punkte) | 3 Punkte |
Verarbeitung (max. 10 Punkte) | 5 Punkte |
Gesamtpunktzahl (max. 100 Punkte) | 70 Punkte |
Testurteil | gut |
Prädikate | 4 von 6 |
Schießtest: Taurus PT 809 C Stainless
Nr | Fabrikpatrone | Streukreis | v2 | E2 |
1. | 115 grs GECO JHP | 72 mm | 314 m/s | 367 J |
2. | 124 grs TC Fiocchi FMJ | 88 mm | 326 m/s | 427 J |
3. | 124 grs Remington Golden Saber | 98 (68) mm | 328 m/s | 432 J |
4. | 125 grs Hornady Steel Match JHP | 78 (45) mm | 311 m/s | 392 J |
5. | 140 Sellier & Bellot FMJ | 77 (42) mm | 259 m/s | 304 J |
Hinweise: Streukreis = 5-/4-Schuss-Gruppen, geschossen über 25 Meter Distanz von der Sandsackauflage, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu Einschussmitte.
v2 = Mündungsgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde.
E2 = Mündungsenergie in Joule.
FMJ = Full Metal Jacket
JHP = Jacketed Hollow Point