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Jeder, der die Fachpresse und die Nachrichten aufmerksam verfolgte, wird sicherlich die Aufregung um „gedruckte“ Waffen und Waffenteile mitbekommen haben. Der Hersteller Defense Distributed präsentierte als Erster eine in Kunststoffdruck gefertigte Waffe, die „Liberator“. Die einschüssige Pistole basiert auf der Adaption des historischen Vorbildes FP-45, einer blechgeprägten Partisanenpistole aus dem 2. Weltkrieg.
Kurz nach der Veröffentlichung der Pläne im Internet wurde Defense Distributed vom US State Department dazu gezwungen, ihre Internetseite abzuschalten und den Vertrieb der für den Nachbau notwendigen CAD-Zeichnungen einzustellen. Trotz dieses Verbotes und den folgenden Versuchen von anderen Regierungen und NGOs, sowohl Baupläne als auch Information über die Produktionstechnologie zu unterdrücken, kursieren die Baupläne weiter im Internet und sind für die breite Öffentlichkeit zugängig. Infolge dieses ersten Projektes hat sich in den USA ein Trend entwickelt, Waffen und wesentliche Waffenteile für den Eigengebrauch im Polymerdruckverfahren herzustellen und auch in anderen Ländern zeigt sich der Wunsch der Bevölkerung, die vom Staat verordnete Entwaffnung der Bürger durch Produkte aus dem eigenen Drucker zu unterwandern. So schürte eine erst kürzlich in Manchester (England) entdeckte „Waffendruckerei“ bei Politikern die Angst vor der weiteren Verbreitung von Waffen in der Zivilbevölkerung.
Dank des Unternehmens SOLID CONCEPTS INC. hat das Buch: „Wie Waffenverbote im Angesicht der modernen Technik versagen“ nun ein neues Kapitel bekommen.
Das junge, aufstrebende Unternehmen aus Austin, Texas hat sich auf die rapide Produktion von Prototypen und Einzelstücken spezialisiert und nutzt dazu die neuesten 3D-Druckverfahren, unter anderem Stereo-lithographie, 3D-Farbdruck, selektives Laser Sintern (SLS), 3D-Metalldruck, Fused Deposition Modelling (FDM) und traditionelles CNC-Fräsen sowie Polymer-Guss.
Am 7. November 2013 stellte SOLID CONCEPTS nun mit der M1911-DMLS die erste in Ganzmetall-druck hergestellte Waffe vor.
Im Gegensatz zu Defense Distributed geht es SOLID CONCEPTS nicht um die Diskreditierung des vorherrschenden Waffenkontrollwahns unserer modernen Gesellschaft.
Der eingesetzte Maschinenpark und das zur Herstellung notwendige Wissen sind aufgrund des Preises und notwendigen Aufwandes für Privatpersonen unattraktiv. Vielmehr soll anhand eines Beispiels gezeigt werden, dass sich die Vorurteile gegenüber Funktion und Haltbarkeit von in 3D-Drucktechnik hergestellten Werkstücken durch Schaffung eines höchst belasteten, komplexen Produktes widerlegen lassen. Oder, um es ganz einfach zu sagen: Man will klarstellen, dass der 3D-Druck zu mehr taugt als der Herstellung von nicht funktionalen Modellen und Yoda-Büsten.
Das 1911er-System wurde als technologischer Demonstrator ausgewählt, da es auf Grund der mehr als 100-jährigen Dienstzeit und einer weiten Verbreitung die direkte Vergleichs-möglichkeit mit traditionell hergestellten Produkten ermöglicht. Auch wird die Lizenzfreiheit nach Auslaufen der Muster- und Patentrechte sicherlich keine unerhebliche Rolle gespielt haben.
Besteht nun das gedruckte Produkt den Vergleichstest mit den auf traditionelle Weise hergestellten Konkurrenten, so kann man nicht deutlicher zeigen, dass der 3D-Druck in den Händen eines fähigen Unternehmens eine potente und vielseitige Technologie ist.
Betrachten wir einmal den Herausforderer:
Die 1911-DMLS besteht aus 33 Einzelteilen. Der dafür verwendetet Werkstoff ist eine Mischung aus 17-4 rostfreiem Stahl und INCONEL 625, einer Nickel-Chrom Legierung. Die Herstellung erfolgt in einem, als selektives Laser-Sintern (Direct-Metal-Laser-Sinterizing, DMLS) bezeichneten Prozess.
Dabei wird nach einem 3D CAD Modell durch einen 200-Watt Ytterbium Laser metallisches Pulver in 20 Mikrometer dicken Schichten aufgetragen und verschweißt. Das DMLS erlaubt somit als generatives Schicht-bauverfahren die Herstellung von komplexen Werkstücken ohne Werkzeuge oder spanhebende Prozesse. Die Herstellungszeit beträgt von der CAD-Zeichnung bis zum fertigen Werkstück nur wenige Stunden und auch komplexe Strukturen sowie ein glattes Oberflächenfinish stellen keine Herausforderung dar.
Für die Griffschalen wurde ein anderes Herstellungsverfahren gewählt. Die Produktion erfolgte durch Lasersinterung eines Carbonfaser-Nylon Polymers. Die einzigen Teile der M1911-DMSL, die nicht durch SOLID CONCEPTS gedruckt, sondern auf dem freien Markt bezogen wurden, sind die enthaltenen Federn sowie das Magazin. Die Federn sind als standardisierter Satz von mehreren Herstellern erhältlich und wurden auf dem freien Markt bezogen. Als Magazin eignet sich jedes handelsübliche oder bereits beim Kunden vorhandene Magazin, das nach M1911-A1 Standard gefertigt und für sieben oder acht Schuss .45 ACP ausgelegt ist..
Das Konzept einer in 3D gedruckten, metallischen Waffe kann mit Fertigstellung des Prototyps als voller Erfolg gewertet werden.
Es wurde nicht nur gezeigt, dass eine solche Waffe mit den derzeit existierenden Technologien gebaut werden kann, sondern es wurden sogar in ersten Tests bis zu 50 Schuss .45 ACP in handelsüblichen Laborierungen ohne Störungen oder Schäden an Waffe und Schützen abgegeben. Dabei verkraftete die M1911-DMLS von SOLID CONCEPTS auch Maximalladungen mit bis zu 20.000 PSI Druck ohne Schäden.
Mit der M1911-DMLS hat SOLID CONCEPTS nicht nur Neuland im Herstellungsverfahren betreten. Sondern man ist damit auch zum einzigen, staatlich lizensierten Waffenhersteller geworden, der die 3D-Drucktechnik beherrscht und Waffen landesweit an Kunden vertreiben darf. Sollte ein Kunde nun Waffenteile oder eine komplett neue Waffe benötigen, so kann die Firma bei Vorliegen einer 3D-Zeichnung innerhalb von 5 Tagen die benötigten Werkstücke herstellen.
Dieses Beispiel zeigt auf, dass die Anwendung des 3D-Druckes eine neue Ära für die Waffenindustrie einleiten kann. Dieses neue Verfahren bietet einen Weg, sowohl wesentliche Bauteile als auch Prototypen unkompliziert herzustellen und auf Schwankungen in der Nachfrage schnell zu reagieren. Die Serienproduktion bietet zudem Kostenvorteile gegenüber der traditionellen, spanhebenden Herstellung.
Ein weiterer Aspekt ist natürlich die Auswirkung auf die weltweiten Bestrebungen nach Waffenverboten. Während es in vielen Bundesstaaten der USA erlaubt ist, Waffen für den Eigengebrauch herzustellen, herrscht in anderen Ländern ein Totalverbot oder eine strikte staatliche Kontrolle. Kriminelle Organisationen haben diese Kontrolle immer wieder unterwandert und die gesetzestreuen Bürger sehen sich unbewaffnet den Gewalttaten dieser Verbrecher ausgesetzt. Die immer weiter um sich greifende Verfügbarkeit der 3D-Drucktechnologien erlaubt den Bürgern nun, sich im Notfall zu bewaffnen um Kriminellen oder totalitären Regimen effektiv Widerstand leisten zu können. Die Unterdrückung der Technologien oder Baupläne ist, wie das Beispiel der „Liberator“ zeigt, illusorisch.
Es ist nun an der Zeit, dass Waffenverbotsorganisationen und andere Traumtänzer weltweit umdenken. Die Entwaffnung der Kriminellen war bereits vor Beginn des Versuches gescheitert, die Entwaffnung der gesetzestreuen Bürger wird mit der Verbreitung der 3-D Drucktechnologien auch weiterhin illusorisch sein. Vielmehr sollte auch in Europa dem Wunsch der unbescholtenen Bürger nach Mitteln zu Selbstverteidigung Rechnung getragen und stattdessen die Verbrechensprävention intensiviert werden.
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