Die noch heute gebräuchlichen Revolverpatronen .357 und .44 Magnum entstanden auf Basis von heiß geladenen .38 Special- und .44 Special-Handlaborierungen, die der ebenso passionierte wie talentierte Großkaliber-Kurzwaffen-Schütze Elmer Keith entwickelt hatte. Das enge Teamwork zwischen Keith und den Smith & Wesson-Technikern führte zur Einführung des ersten .357 Magnum-Revolvers im Jahre 1935 (später S&W N-Frame-Modell 27) und des ersten .44 Magnum-Revolvers im Jahre 1955 (S&W-N-Frame-Modell 29).
Mit der Erschaffung des Smith & Wesson K-Rahmen-Revolvers M19 in .357 Magnum ist aber ein anderer Pionier für ewig vereint: William Henry „Bill“ Jordan (1911 bis 1997) diente als Marines im Zweiten Weltkrieg sowie im Koreakrieg und arbeitete zudem 30 Jahre lang bei der United States Border Patrol (Bundesgrenzschutz). Sein Buch „No second place winner“ ist - wie auch weitere US-Standardwerke wie „Sixguns“ von Elmer Keith oder „Fast & Fancy Revolver Shooting“ von Ed McGivern - jedem Interessierten anzuraten, der sich mit der Geschichte des schnellen, gekonnten Revolverschießens eingehend beschäftigen möchte. Den Überlieferungen zufolge, ermunterte der damalige Smith & Wesson-Präsident Carl Hellstrom anlässlich der National Matches 1954 in Camp Perry, Ohio, den Kunstschützen Bill Jordan dazu, seine Vorstellungen rund um den idealen Polizeidienstrevolver kundzutun. Bis dato gab es nur die schweren Smith & Wesson-N-Frame-Revolver im Kaliber .357 Magnum und Jordan empfahl einen deutlich kompakteren Revolver mit kleinerem Rahmen, schweren Lauf mit Untergehäuse für die Auswerfer-Stange, Target-Griffschalen und verstellbarer Visierung.
Nach metallurgischen Materialverbesserungen und der Verstärkung des K-Frames des S&W-Revolvermodells 10 im Kaliber .38 Special präsentierte man am 15. November 1955 den ersten Modell 19 „Combat Magnum“-Revolver mit der Seriennummer K 260001, den der Kunstschütze Bill Jordan auch in TV-Shows als „Antwort auf den Traum eines jeden Polizeibeamten“ anpries. Derlei Werbung sorgte für steigende Verkaufszahlen und Bekanntheit des Smith & Wesson M19 Combat Magnum in der „Law Enforcement Community.“ Bill Jordan erhielt übrigens von Ronald Reagan die „Freiheitsmedaille des Präsidenten.“
Smith & Wesson M19 - Die Geschichte hinter dem Revolver
Mit dem S&W M19, den es in den Lauflängen 2,5“; 3“; 4“; 5“ (begehrtes Sammlerobjekt) und 6“ gab, erschuf Smith & Wesson zwar gewisser Maßen Konkurrenz im eigenen Hause zu den großen N-Frame-Modellen 27, doch diese Produktvielfalt sorgte natürlich auch für den Firmenerfolg, entwickelte sich der mittelrahmige Revolver doch zum Bestseller unter den Polizeidienstwaffen der damaligen Zeit. Erst Mitte der 1980er Jahre zeichnete sich das Ende der Service-Revolver ab, weil mehr und mehr moderne Dienstpistolen in 9x19 mit hoher Magazinkapazität das Marktgeschehen bestimmten. Selbst in Deutschland fand der S&W M19 Platz in Dienstholstern, denn die GSG-9 setzte nach der Erstürmung der entführten Landshut Maschine im Oktober 1977 wegen der geringen Durchschlagsleistung der .38 Special auf die rasante und leistungsfähigere .357 Magnum.
Bis zur Produktionseinstellung Ende der 1990er Jahre wurde der M19 immer wieder überarbeitet, nicht zuletzt auch um die stetig steigenden Produktionskosten in den Griff zu bekommen. Die typische Stempelung im Rahmen erfolgte beim M19 übrigens erst ab 1957, möglicherweise wollte man erst einmal den Erfolg des „Sondermodells“ abwarten. 1959, mit der Einführung des Smith & Wesson M19-1, wurde die Ejektorstange vom Rechts- auf Linksgewinde geändert. Mit dem 19-2 wurde ab 1961 der Trommelstopp geringfügig modifiziert. Im Jahre 1963, nachdem bereits etwa 180.000 Stück das Werk verlassen hatten, wurde eine limitierte Anzahl von 50 Exemplaren mit 2,5“ (6,35 cm)-Lauflänge (Seriennummern K544672-K544721) auf den Markt gebracht. Der Erfolg blieb nicht aus, so dass diese „Stupsnase“ ab 1966 auch standardmäßig im S&W-Katalog zu finden war. 1977 mit der Einführung des M19-4 wurde ein kleiner Gasdichtungsring auf der Stirnseite der Trommel um die Bohrung der Ausstoßerstange angebracht, der heute zum gewohnten Bild einer Smith & Wesson-Trommel zählt. Im Jahr 1982, wir sind mittlerweile beim Modell 19-5 angelangt, wurde die zusätzliche Verstiftung des Laufes in der Rahmenbrücke aufgegeben. Weiteres auffälliges Merkmal war, dass die Patronenränder nun nicht mehr versenkt wurden, ein früheres Ausstattungsmerkmal, dem einige Schützen heute noch nachtrauern.
Beim Modell S&W 19-6 blieben die Änderungen minimalistisch, hier wurde lediglich ab 1988 die Schraube zur Fixierung des Trommelkrans geändert. Mit dem Erscheinen des Modell M19-7 gab es hingegen ein paar wesentliche Modifikationen. Ab 1994 wurden das Visier und der Ausstosser geändert und gleichzeitig die Uncle-Mikes Gummi-Griffschalen montiert. Ab 1995 wurde dann der bis dahin verwendete, eckige „Square-Butt“-Griffrahmen zu Gunsten des heute modellübergreifend anzutreffenden, runden „Round-Butt“-Griffstücks aufgegeben. Um 1997 hielt die MIM („Metal Injection Molding“)-Technologie mit aus Metallpulver gebackenen Bauteilen in Form des Abzuges und Trommelschiebers Einzug bei den M19-Modellen. Mit dem Modell 19-8 wurde ab 1998 dann auch noch der Hammer im MIM-Verfahren hergestellt und der Schlagbolzen dabei drehbar gelagert.
1999 wurde die gesamte Modellreihe gestrichen. Somit verschwand mit dem alten Jahrtausend auch ein Klassiker aus dem Smith & Wesson-Programm, der heute noch eine treue Anhängerschaft hat. Der baugleiche Revolver Modell 66 Combat Magnum aus rostträgem Stahl erblickte zwar erst 1970 mit der Seriennummer K949100 das Licht der Welt, konnte sich aber bis heute im Herstellerkatalog halten. Wer die brünierte Ausführung aus Karbonstahl bevorzugt, wird heute auf dem Gebrauchtwaffenmarkt fündig - und das manchmal zu echten Schnäppchenpreisen. Vorsicht bei der Munitionsauswahl ist beim S&W-Revolver M19/66 Combat Magnum angesagt, denn aufgrund der geringen Rahmen-Dimensionen ist auch der freiliegende Laufansatz im Durchmesser schmal, was gerade bei Verwendung von heißen .357 Magnum Ladungen mit schnellen 125 grains Mantelgeschossen im Dauergebrauch (!) zu Rissen und Schäden führen konnte. Wer aber die softeren .357 Magnum Ladungen bevorzugt oder gar auf verkupferte oder reine Bleigeschosse setzt, wird wohl weniger mit diesem Nachteil konfrontiert werden.
Schussleistung SMITH & WESSON M19 in .38 Special/.357 Magnum
Testaufbau: Die Geschossgeschwindigkeit (v2 in Meter pro Sekunde)wurde mit einer Mehl BMC 18 Anlage gemessen. DiePräzisionsüberprüfung erfolgte mit je einer 10-Schuss-Gruppe aus der Ransom Rest Schießmaschine auf der25-Meter-Distanz. Die Schussbilder beziehen sich auf die am weitesten auseinander liegenden Schusslochmitten. Die Klammerwerte geben die Präzision ohne einen Ausreißer an. Alle Handlaborierungen in neuen Remington Hülsen mit Federal 100 Standard Pistol Standard Zünder und Roll-Crimp. Alle Ladeangaben ohne Gewähr. Jeder Wiederlader handelt nach dem Gesetz eigenverantwortlich!
Lauflänge 2,5 '' (6,35 cm):
Kaliber | Geschoss-Gewicht-Hersteller-Typ-Form-Dia | Laborierung-Menge(grs.)-Hersteller-Sorte | OAL in mm | v2 in m/s | v2-Diff.in m/s | Faktor | MIP | Präzision |
.38 Special | 125 Magtech JSP TC .357“ | Magtech Fabrikp. | 36,6 | 252,0 | 28,0 | 103,3 | 204,1 | 139 |
.38 Special | 158 GECO JHP TC .357“ | GECO Fabrikp. | 38,2 | 220,9 | 24,3 | 114,5 | 226,2 | 71 |
.357 Magnum | 158 GECO JHP TC .357“ | GECO Fabrikp. | 40,1 | 329,9 | 18,5 | 171,0 | 337,8 | 80 |
357 Magnum | 158 Magtech SJHP TC .357“ | Magtech Fabrikp. | 39,5 | 328,4 | 21,0 | 170,2 | 336,2 | 56 |
.357 Magnum | 158 PMC JSP TC .357“ | PMC Fabrikp. | 40,0 | 317,8 | 12,2 | 164,7 | 325,8 | 58 |
.357 Magnum | 158 Remington JSP TC .357“ | Remington Fabrikp. | 40,2 | 329,9 | 28,9 | 171,0 | 337,8 | 49 |
.357 Magnum | 158 S&B JSP TC .357“ | S&B Fabrikp. | 40,0 | 325,4 | 16,1 | 168,7 | 333,2 | 55 |
.357 Magnum | 180 Remington JHP TC .357“ | 7,6 Hodgdon Longshot | 41,5 | 289,0 | 13,9 | 170,7 | 338,1 | 42 |
Durchschnitt aller Laborierungen: 69
Lauflänge 4 '' (10,16 cm):
Kaliber | Geschoss-Gewicht-Hersteller-Typ-Form-Dia | Laborierung-Menge(grs.)-Hersteller-Sorte | OAL in mm | v2 in m/s | v2-Diff.in m/s | Faktor | MIP | Präzision |
.38 Special | 125 Magtech JSP TC .357 | Magtech Fabrikp. | 36,6 | 268,0 | 27,6 | 109,9 | 217,1 | 92 |
.38 Special | 158 GECO JHP TC .357“ | GECO Fabrikp. | 38,2 | 215,6 | 48,0 | 111,8 | 220,7 | 102 |
.357 Magnum | 158 GECO JHP TC .357“ | GECO Fabrikp. | 40,1 | 342,5 | 19,0 | 177,5 | 350,7 | 91 |
357 Magnum | 158 Magtech SJHP TC .357“ | Magtech Fabrikp. | 39,5 | 345,9 | 30,2 | 179,3 | 354,1 | 47 |
.357 Magnum | 158 PMC JSP TC .357“ | PMC Fabrikp. | 40,0 | 329,8 | 31,1 | 171,0 | 337,7 | 49 |
.357 Magnum | 158 Remington JSP TC .357“ | Remington Fabrikp. | 40,2 | 358,8 | 25,1 | 186,0 | 367,6 | 75 |
.357 Magnum | 158 S&B JSP TC .357“ | S&B Fabrikp. | 40,0 | 337,7 | 25,2 | 175,0 | 345,8 | 34 |
.357 Magnum | 180 Remington JHP TC .357“ | 7,6 Hodgdon Longshot | 41,5 | 295 | 8,0 | 174,2 | 344,1 | 29 |
Durchschnitt aller Laborierungen: 65
Alle Geschoss- und Pulvergewichte in Grains (zum Umrechnen in Gramm bitte mit 0,0648 multiplizieren).
v2 = Geschossgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde, 2 Meter vor der Mündung gemessen.
OAL = Overall Length = Patronengesamtlänge.
Abkürzungen in caliber: JHP = Jacketed Hollow Point = Teilmantel-Hohlspitzgeschoss. JSP = Soft Point = Teilmantelgeschoss.TC = Truncated Cone = Kegelstumpf.
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