Am 19. Januar 2017 teilte das US-Verteidigungsministerium mit, dass SIG Sauer als Lieferant der neuen Dienstpistole "Modular Handgun System (MHS)" ausgewählt worden ist. Der Auftragswert beträgt 580.217.000 US-Dollar (ca. 544.244.000 Euro). Dazu gehören 280.000 Full-Size- und 7.000 Kompaktpistolen, Zubehör und Munition. Die Fertigung erfolgt in den USA und soll voraussichtlich Anfang 2027 abgeschlossen sein.
SIG Sauer, GLOCK, Beretta – namenhafte Bewerber für die neue Dienstpistole
Das MHS soll jetzt nach gut 30 Jahren die Beretta 92F (M9) ablösen. Auf der Wunschliste standen unter anderem höhere Zuverlässigkeit (2.000 Schuss ohne Störungen, 10.000 Schuss ohne Ausfälle), Treffgenauigkeit (10 cm auf 50 m mit 90-prozentiger Trefferwahrscheinlichkeit), Wirkung, Modularität sowie die Möglichkeit, die Waffe an unterschiedliche Griffgrößen anpassen zu können. Die Lebensdauer sollte bei 35.000 Schuss liegen.
Am 29. August 2015 wurde es dann konkret: Die Ausschreibung begann. Unter den Bewerbern befanden sich Beretta (APX), CZ (CZ P-09 MHS), FN Herstal (FN509),
GLOCK (G17 und G22), Kriss USA (Sphinx SDP), SIG Sauer (P320 MHS), Smith & Wesson mit General Dynamics (S&W M&P9) sowie STI und Detonics Systems (STX). In die Vorauswahl im August 2016 schafften es letztlich Beretta, FN, GLOCK und SIG Sauer. Am 19. Januar 2017 gab die U.S. Army dann die P320 als Gewinner bekannt.
P320 XM17: SIG Sauer setzt auf bewährtes Baukastenprinzip
Die SIG P320 ist in Deutschland bereits eine bekannte Größe und auch VISIER berichtete schon mehrfach über die innovative Waffe. Hier finden Sie einen Vergleich der P320 Compact und P320 Fullsize. Die Schlagbolzenschlosspistole mit Polymer-Griffstück zeichnet sich durch außergewöhnlich hohe Ergonomie und Modularität aus. Dies verdankt sie dem Mehrzweck-Edelstahlrahmen, der die Abzugseinheit aufnimmt und waffenrechtlich das Griffstück ersetzt. Er lässt sich in unterschiedlich große Polymer-Griffstücke einsetzen.
Dieses Prinzip nutzte SIG Sauer bereits bei seiner in Deutschland entwickelten P250. Auf der die 2014 erstmals präsentierte P320 basiert. Durch ihr bewährtes Baukastenprinzip lässt sich die in 9x19 mm und anderen gängigen Kalibern erhältliche P320 auf Nutzer- oder auf Instandsetzungsebene hinsichtlich Einsatzzwecks, Passform, Größe und Kaliber anpassen. Neben der Full-Size- stehen eine Carry-, eine Compact- und eine subkompakte Variante zur Verfügung. Alle Modelle lassen sich beidseitig bedienen.
Die XM17-Modelle von SIG Sauer im Detail
Aber was ist an den MHS-Erprobungsmodellen dann anders? Sowohl die Full-Size- als auch die Kompakt-Variante tragen auf dem Verschluss noch die Bezeichnung "XM17" für "Experimental Model". In der Serienversion trägt die Full-Version den Namen M17; die Kompaktversion wird M18 genannt. Beide Waffen kommen im Kaliber 9 mm Luger.
Zunächst fällt natürlich die Farbgebung auf. Die Polymer-Griffstücke der XM17-Modelle bestehen aus einem im Farbton Flat Dark Earth (FDE) gehaltenen Kunststoff. Auch der Verschluss trägt dieselbe Farbe. Die erdfarbene Oberfläche verbessert die Tarnwirkung – und das in nahezu allen Klimaregionen. Davon hebt sich die im hinteren Bereich des Verschlusses aufgebrachte schwarze Visierungsplatte farblich ab. Sie lässt sich durch eine optische Visierung austauschen.
Mit der Serienproduktion liefert SIG Sauer sowohl M17 als auch M18 jeweils im Set aus. Darin enthalten sind eine montierte Pistole und zwei weitere Griffstücke. Vor dem Abzugsbügel weisen die Griffstücke eine Picatinny-Schiene (MIL-STD 1913) auf, um etwa Laser-Licht-Module aufnehmen zu können. Zu dem Satz gehören weiterhin ein Standard-Magazin mit 17 Schuss und zwei Reservemagazine mit 21 Schuss Fassungsvermögen. Die Serienversionen der M17 und M18 sollen standardmäßig eine nachtleuchtende Tritium-Visierung tragen. Ein passendes Holster für das MHS befindet sich derzeit in Entwicklung.
SIG P320 XM17: eine sichere Pistole
Beide XM17-Varianten verfügen über die serienmäßig eingebauten Schlagbolzen- und Unterbrechersicherungen. Zusätzlich gibt es eine beidseitig bedienbare manuelle Sicherung. Dazu kommen noch zwei Manipulierungssicherungen. Eine auf der rechten Seite auf Höhe des Zerlegehebels, die andere hinten rechts am Verschluss. Dabei handelt es sich um Abdeckplatten, die sich nur durch Spezialwerkzeug lösen lassen. Diese Sicherungsmaßnahmen sollen gewährleisten, dass Veränderungen an den betreffenden Teilen nur von ausgebildetem Waffenkammerpersonal vorgenommen werden.
Der Nutzer kann die XM17 aber natürlich weiterhin feldmäßig in ihre Baugruppen zerlegen: Griffstück mit Abzugsmechanismus, Lauf, Schließfeder, Verschluss und Magazin. Hierfür gibt es allerdings zwei Voraussetzungen: Zum einen darf sich kein Magazin mehr in der Waffe befinden und der Schütze muss zwingend den Verschluss in der geöffneten Stellung arretieren. Dann erst kann er den Zerlegehebel nach unten drehen und anschließend ohne Betätigen des Abzuges den Verschluss abnehmen. Hieraus ergibt sich die volle Zerlegesicherheit der Waffe. Als weitere Sicherheitseinrichtung lässt sich ein Ladezustandsanzeiger nennen. Er tritt sicht- und fühlbar hervor, sobald sich eine Patrone im Patronenlager befindet.
SIG P320 XM17: Welche Munition gibt es für die neue Dienstpistole?
Von Anfang an gab das MHS-Programm kein Kaliber für die Kandidatenwaffen vor. Die Hersteller konnten also selbst Munitionssorten vorschlagen. SIG Sauer schlug ein 9-mm-Geschoss mit Hohlraum vor – ein Winchester Jacketed Hollow Point (JHP). Die U.S. Army gibt sich bezüglich neuer Geschosskonstruktionen jedoch noch zurückhaltend, weil die Haager Landkriegsordnung nach verbreiteter Meinung dem Militär reine Vollmantelgeschosse vorschreibt.
Auslieferung der neuen Dienstpistole P320 M17 und M18
Anfang Mai 2017 gaben die anderen US-Teilstreitkräfte bekannt, sich der MHS-Beschaffung anschließen zu wollen. Dabei stehen bei der U.S. Air Force 130.000, bei der U.S. Navy 61.000 und beim U.S. Marine Corps 35.000 Pistolen in Rede. Die U.S. Army wartete noch die Entscheidung des Government Accountability Office GAO ab. Diese fiel dann – wie bereits erwähnt – am 6. Juni 2017 und machte den Weg frei.
Doch schon zuvor begann die größte US-Teilstreitkraft mit der Planung, die Ausgabe ihrer geplanten M17- und M18-Dienstpistolen zu organisieren. So legte sie bereits die 101st Airborne Division (Air Assault) als ersten Großverband fest, der das MHS erhalten soll. Sicher erscheint aber, dass diese Speerspitze der U.S.-Eingreifkräfte schon bald die ersten Einsatzerfahrungen mit dem MHS liefern wird.
Den ausführlichen Bericht über die neue Dienstpistole von SIG Sauer finden Sie in der VISIER Ausgabe 07/2017.
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