Test: SIG Sauer P320 X-Five – das modulare Flaggschiff der X-Series

Kurz zurück zur aktuellsten Dienstpistole der amerikanischen Streitkräfte: Am 28. November 2017 erhielt mit der 101st Airborne Division der erste Großverband der US Army über 2.000 Exemplare der P320 MHS Full Size (M17) in 9 mm Luger mit einer Magazinkapazität für 21 Patronen und P320 MHS Compact (M18) mit Magazinkapazität für 17 Patronen. Seit März 2018 folgt nach Army und Air Force auch das US Marine Corps. Letztendlich werden alle Waffengattungen bis hin zur Küstenwache auf die M17/M18 MHS umsteigen.

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Die neue SIG Sauer P320-M17 ist die zivile Ausführung der US Army-Dienstpistole.

Im Vergleich zu standardmäßigen P320 für den kommerziellen Zivilmarkt besitzen die MHS-Modelle in Flat Dark Earth (FDE)-Finish deutlich erkennbare, technische Unterschiede wie beispielsweise eine beidseitige, manuelle Sicherung am Griffstück. Im Rahmen des Modular Handgun System-Kontraktes sollen über einen Zeitraum von 10 Jahren insgesamt rund 492.000 M17/M18 MHS-Pistolen geliefert werden. Der Auftrag umfasst übrigens Pistolen, Zubehör und Munition und soll etwa 545 Millionen Euro wert sein. Ab dem ersten Quartal 2019 wird es mit der P320-M17 auch eine Ausführung der Waffe für den zivilen Markt geben.


Modulare Familie der SIG Sauer P320 X-Five

IPSC-Schütze Marijan Loch mit der Matchpistole SIG Sauer P320 X-Five in 9 mm Luger im Anschlag
SIG Sauer Teamschütze Marijan Loch, unter anderem deutscher IPSC-Meister in der Classic Division, mit der P320 X-Five in Aktion.

Was die SIG Sauer P320 von vielen Polymerrahmen-Schlagbolzenpistolen auf dem Markt unterscheidet, ist ihre Modularität

Durch die herausnehmbare Abzugseinheit, die als wesentliches, waffenrechtliches Bauteil auch die Seriennummer trägt, lassen sich schnell und einfach die frei verkäuflichen Griffstücke tauschen. Diese sind in den Größen Full-Size (17 Patronen 9 mm Luger), Compact (15 Patronen 9 mm Luger) sowie Sub-Compact (12 Patronen 9 mm Luger) bereits für 69,- Euro erhältlich. Mit den entsprechenden Wechselsystemen mit Lauflängen von 120 mm, 100 mm und 91 mm lassen sich dann Pistolen im Idealformat für Schießstand, Revier oder das diskrete, verdeckte Führen für den Selbstschutz konfigurieren. Kaliberwechsel sind in bestimmten Kategorien ebenfalls möglich. Während die .45 Auto auf sich alleine gestellt bleibt und sich somit "nur" die Griffstückgrößen und Verschlusslängen ändern lassen, besteht zwischen den Kalibern .40 S&W und 9 mm Luger volle Austauschbarkeit. Das bei uns ohnehin exotische "Power-Kaliber" .357 SIG ist für die P320-Baureihe nur in Nordamerika erhältlich.




SIG Sauer P320 X-Five: Eigenschaften der Matchpistole

Auf dem Verschluss der Matchpistole SIG Sauer P320 X-Five finden sich 3 unterschiedlich große Aussparungen.
Einfach ein Hingucker: Der Verschluss wird durch 3 unterschiedliche große Aussparungen auf seiner Oberseite verziert, die das Verschlussgewicht geringfügig reduzieren und helfen, die Schusswärme des Laufs besser abzutransportieren.

Wir hatten bereits bei unserem Firmenbesuch bei SIG Sauer USA Ende April 2018 die Möglichkeit, uns die modulare P320 X-Five anzusehen. Und eines war uns schon damals klar: Mit dieser Matchpistole möchte SIG Sauer nun auch den sportlichen Markt international erobern. Ihre Modellbezeichnung soll vermutlich bewusst Assoziationen an die deutsche Ganzstahl-Matchpistole P226 X-Five wecken und beide Modelle weisen einen 5"/127 mm langen Bull-Barrel-Lauf auf. Der Verschluss aus rostträgem Stahl wurde schwarz nitrocarbouriert und besitzt auf seiner Oberseite 3 unterschiedlich große Aussparungen, die das Verschlussgewicht geringfügig reduzieren. Neben diesen Fenstern im vorderen Mündungsbereich wird der Verschluss auch durch eine Ausfräsung im hinteren Heckbereich verziert, in der ein Minileuchtpunktvisier (Mini Red Dot Sight, kurz: MRDS) montiert werden kann.


Die schnittigen SIG Sauer P320 X-Five mit und ohne ROMEO1 Leuchtpunktvisier in beiden Seitenansichten. Wie man unschwer erkennen kann, ist der Verschlussfanghebel beidseitig vorhanden.
Die schnittige SIG Sauer P320 X-Five Matchpistole mit und ohne ROMEO1 Leuchtpunktvisier.

Allerdings "zwingt" der Hersteller als "Komplettausstatter" P320-X-Five-Käufer schon fast zum Erwerb eines hauseigenen SIG Sauer Electro-Optics ROMEO1 Leuchtpunktvisiers. Denn Adapterplatten für andere MRDS-Fabrikate werden seitens SIG Sauer nicht angeboten. Aber keine Sorge, auf dem Zubehörmarkt finden sich beispielsweise bei Springer Precision entsprechende Schnittstellen für Trijicon RMS, Vortex Venom (und damit auch das auf dem gleichen Fuß aufbauende Docter Sight I-III), Vortex Razor oder das Leupold Delta Point Pro. Die Abdeckplatte für die Ausfräsung, die auf dem Verschluss verbleibt, wenn man nicht mit MRDS schießt, beherbergt das Mikrometervisier. Diese formschöne, tief im Schlitten sitzende Einheit stellt in Kombination mit dem 2,25 mm schmalen Dawson-Lichtfängerkorn eine praxisgerechte, mechanische Visierung dar.

Bei dem sportlichsten Modell der 320-Baureihe kommt ein Full Size X-Grip-Griffstück zum Einsatz. Es unterscheidet sich von Standardversionen durch die fehlende Ausnehmung am unteren Ende des Griffstücks, die ein beherztes Zupacken am Magazin begünstigt. Dafür besitzt es aber einen abnehmbaren Magazintrichter aus Aluminium, der das Wechseln der 21 Patronen fassenden Stahlblechmagazine erleichtert. Zudem wurde es am Übergang von Rahmenfront und Abzugsbügel stärker ausgekehlt. Auch der Griffsporn wurde verlängert und ausgekehlt. Das Ergebnis: Die P320 X-Five liegt tiefer in der Hand, was für weniger Mündungsauslenkung im Schuss sorgt.

Die modulare SIG Sauer P320 X-Five im Detail!

Beim Vergleich zum Standardgriffstück wird einem auch das Fehlen der Daumenaussparung Richtung Magazinknopf auffallen. Dafür konnte das feine, griffige "Checkering" an den Seitenflächen bis weit nach oben ausgeführt werden. Darüber hinaus haben die Techniker von SIG Sauer dem Polymer-Sportler ein Griffstückgewicht spendiert. Es wiegt rund 48,5 g und sitzt vertikal im hinteren Bereich des Rahmens, wo sich bei vielen Hahnpistolen die Schlagfeder befindet. Da es aber hinter dem Schwerpunkt der Pistole angebracht ist, kann es beim Hochschlag wenig helfen, wohl aber geringfügig bei der Rückstoßreduzierung. Jedenfalls ist es eine gute Idee, den dort vorhandenen Raum sinnvoll zu nutzen.

Full Size X-Grip-Griffstück der Matchpistole P320 X-Five mit weit nach oben reichendem, griffigen Checkering und verlängertem Griffsporn.
Bei der SIG Sauer P320 X-Five kommt ein Full Size X-Grip-Griffstück zum Einsatz. Das feine, griffige Checkering an den Seitenflächen reicht bis weit nach oben.
Test: SIG Sauer P320 X-Five – das modulare Flaggschiff der X-Series
Im Griffrücken des Polymerrahmens sitzt übrigens ein bei Bedarf entfernbares Zusatzgewicht mit knapp 50 g.
Dawson Precision-Leuchtkorn der Matchpistole SIG Sauer P320 X-Five in 9 mm Luger
Die erstklassige Visierung mit schmalem Dawson Precision-Leuchtkorn ist absolut praxistauglich. Sie bietet auch bei schlechten Lichtbedingungn einen guten Kontrast auf dem Ziel.
Voll verstellbare Mikrometerkimme der Matchpistole SIG Sauer P320 X-Five
Die voll verstellbare Kimme der sportlichen Visierung bietet ein geriffeltes Kimmenblatt mit Rechteck-Ausschnitt.

Dazu passt die Federführungsstange aus Stahl, die noch etwas zusätzliches Gewicht in die Waagschale werfen kann. Der 127 mm lange Lauf ist an der Mündung leicht hinterdreht und weist einen Durchmesser von 16 mm auf. Dadurch fällt er im Durchmesser rund 2 mm stärker als ein P320-Standardlauf aus. Ein Blick ins Innere ließ aber einige Bearbeitungsspuren erkennen. Während die Felder spiegelblank waren, zeigten sich die Züge von vorne bis hinten leicht rau. Das Muster der Bearbeitungsspuren lässt das Einbringen des Zugprofils mittels eines elektrochemischen Verfahrens vermuten. 

Abzug der Matchpistole SIG Sauer P320 X-Five mit geradem Abzugszüngel und sportlich-dynamischer Charakteristik
Der gerade Druckpunktabzug bricht bei etwa 2.000 g Abzugsgewicht und benötigt ca. 3,5 mm Rückstellweg.

Der Verschlussfanghebel ist beidseitig angeordnet. Der Magazinknopf lässt sich auf die andere Seite umstecken, was Linkshänder erfreuen dürfte. Diese Merkmale sind aber auch schon bei den Standardmodellen der SIG P320 vorzufinden. Die Zündverzugszeit ermittelten wir mit 2 Millisekunden, was bei Schlagbolzenschlosspistolen einen guten Standardwert entspricht. Die Einschlagtiefe in den Kupferstauchzylinder maßen wir mit einem recht hohen Wert von 0,38 mm. Das erreicht man bei der P320 durch eine kegelige Form der Schlagbolzenspitze. Dafür fällt der Einschlag natürlich auch in der Fläche geringer aus als bei den meist abgerundeten Schlagbolzenspitzen. Der Druckpunktabzug, der kurz vor dem Auslösen etwas kriecht, ist somit genau das Richtige für alle diejenigen, die eine unbewusste Schussauslösung gegenüber einem trocken stehenden Abzug bevorzugen. Im Mittel brach er bei knapp 2.000 g Abzugsgewicht und benötigte etwa 3,5 mm Rückstellweg ("Reset") bis zur erneuten Schussabgabe.

Ein volles Magazin wird in den Magazintrichter der SIG Sauer P320 X-Five Polymerpistole eingeführt.
Der abnehmbare Magazintrichter aus Aluminium erleichtert das Wechseln der 21 Patronen fassenden Stahlblechmagazine.

Technische Daten der Matchpistole SIG Sauer P320 X-Five

Modell:P320 X-Five
Hersteller:SIG Sauer
Kaliber:9 mm Luger
Magazinkapazität:21 Patronen
Griffstück:Polymer
Verschluss:334 g Stahl
Lauflänge, Laufprofil:126 mm, 6x Feld-Zug
Kimme:3,25 mm, quergeriffelte Mikrometerkimme
Korn:2,25 mm Dawson Lichtfängerkorn
Visierlänge:184 mm
Sicherung:Schlagbolzensicherung automatisch wirkend
Abzugssystem, -gewicht:SA, 1.948-2.003 g
Gewicht (inkl. Magazin):980 g
Maße:217 x 25 x 164 mm
Extras:Reservemagazin, Hartschalenkoffer
Preis:1.375,- Euro

Das sportlichste Modell der P320-Serie von SIG Sauer kostet mit Reservemagazin 1.375,- Euro.

SIG Sauer P320 X-Five: die Pistole auf dem Schießstand…

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Unser Test auf der Schießanlage der SLG-Niederweimar ist ein guter Beleg für die Präzision der SIG Sauer P320 X-Five.

Weil es sich bei der SIG Sauer P320 X-Five um eine Polymerpistole für die sportliche Verwendung handelt, wurde die Schussentfernung für die Präzisionsüberprüfung auf 25 m festgelegt. Zur Hilfe stand uns dabei das ROMEO1 Leuchtpunktvisier mit 3 MOA-Leuchtpunkt, das zumindest auf dieser Distanz parallaxenfrei war. Zur Anwendung kamen 8 Laborierungen, darunter 2 Handlungen.

Das beste Ergebnis aus 2 gemittelten 5-Schuss Gruppen erreichten wir mit einer unserer Handladungen – 35 mm Streukreis. Danach folgte mit 36 mm auch schon die erste Fabrikpatrone. Der Durchschnitt aller Laborierungen lag bei 51 mm. Während des Präzisionstest kam es einmal zu einer sogenannten "Stove-Pipe". Eine leere Hülse wurde also beim Auswerfen zwischen Verschluss und Lauf eingeklemmt. In dynamischen Drills verhielt sich die sportliche Polymerpistole mit ihren fast 1.000 g Gewicht relativ ruhig im Schuss.

Unser Fazit zur SIG Sauer P320 X-Five

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Bei unseren Tests hinerließ die Matchpistole SIG Sauer P320 X-Five in 9 mm Luger einen positiven Gesamteindruck.

Die P320 X-Five hinterlässt einen positiven Gesamteindruck: Die Verarbeitung ist ordentlich, eine gute Eigenpräzision ist vorhanden. In der Hand fühlt sich die Matchpistole wertig und gut ausbalanciert an. Dabei ermöglichen die griffige Oberflächenstruktur des Griffstücks und das Beavertail einen hohen und festen Griff. Somit konnten wir Rückstoß und Hochschlag gut kontrollieren. Alles in allem passt die Ergonomie einfach und erlaubt eine schnelle Zielerfassung.

Die Ausstattung ist für den Sportbereich praxisnah: Ein guter Abzug mit einem geraden Abzugszüngel und einer sportlich-dynamischen Charakteristik, eine ab Werk brauchbare Visierung, ein sinniger Magazintrichter für blitzschnelle Magazinwechsel und das versteckte Griffstückgewicht runden die Pistole gelungen ab. Vergleicht man das sportlichste Modell der P320-Serie mit anderen Pistolen am Markt, ist die SIG Sauer P320 X-Five sicherlich ein heißer Kandidat auf dem Parkett der Polymer-Sportler.

Weitere Informationen zur P320 X-Five finden Sie direkt auf der Webseite von SIG Sauer.

Bildergalerie: Zu Besuch bei SIG Sauer USA und der SIG Sauer Academy

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