Bei unserem Firmenbesuch bei SIG Sauer in den USA Ende April 2018 hatten wir auch die Gelegenheit uns nochmal intensiv mit der P320 auseinanderzusetzen. Was die SIG Sauer P320 von vielen Konkurrenten unterscheidet, ist ihre außergewöhnliche Modularität und Wandlungsfähigkeit.
Von Modularität zu sprechen ist das eine – sie wirklich durchdacht in der Praxis umzusetzen das andere. Und hier hat SIG Sauer einen exzellenten Job gemacht.
Eigenschaften der modularen Kurzwaffe SIG Sauer P320
Durch die herausnehmbare Abzugseinheit der P320, die als wesentliches, waffenrechtliches Bauteil auch die Seriennummer trägt, lassen sich schnell und einfach die frei verkäuflichen Griffstücke tauschen, die in 3 Größen Full-Size (17 Patronen 9 mm Luger), Compact (15 Patronen 9 mm Luger) sowie Sub-Compact (12 Patronen 9 mm Luger) bereits für 69,- Euro erhältlich sind.
Mit den entsprechenden Wechselsystemen mit Lauflängen von 120 mm, 100 mm und 91 mm lassen sich dann Pistolen in Idealformat für Schießstand, Revier oder das diskrete, verdeckte Führen für den Selbstschutz konfigurieren.
Kaliberkonversionen sind ebenfalls möglich. Während die .45 Auto auf sich alleine gestellt bleibt und sich somit "nur" die Griffstückgrößen und Verschlusslängen ändern lassen, besteht zwischen den Kalibern .40 S&W und 9 mm Luger sogar volle Austauschbarkeit. Das im Jahr 1994 in Zusammenarbeit mit Federal auf den Markt gebrachte und bei uns exotische "Power-Kaliber" .357 SIG ist für die P320-Baureihe leider nur in Nordamerika erhältlich.
Die SIG Sauer P320 X-Five im Detail!
Ihre Modellbezeichnung soll wohl Assoziationen an die deutsche Ganzstahl-Matchpistole P226 X-Five wecken – beide Modelle weisen einen 5"/127 mm langen Bull-Barrel-Lauf auf. Der Verschluss auf rostträgem Stahl wurde schwarz nitrocarbouriert und besitzt auf seiner Oberseite 3 unterschiedlich große Aussparungen, die das Verschlussgewicht geringfügig reduzieren. Neben diesen Fenstern im vorderen Mündungsbereich wird der Verschluss auch durch eine Ausfräsung im hinteren Heckbereich verziert. In dieser kann, den Zeichen der Zeit folgend, ein Minileuchtpunktvisier (Mini Red Dot Sight, MRDS) montiert werden.
Allerdings zwingt das Unternehmen als Komplettausstatter seine P320 X-Five-Käufer mehr oder weniger zum Erwerb eines hauseigenen SIG Sauer Electro-Optics Romeo 1 Leuchtpunktvisiers. Denn seitens des Herstellers werden keine Adapterplatten für andere MRDS-Fabrikate offeriert. Doch der Zubehörmarkt hat bereits reagiert. Und so bietet beispielsweise Springer Precision die entsprechenden Schnittstellen für Trijicon RMR, Vortex Venom (und damit auch das auch dem gleichen Fuß aufbauende Docter Sight I-III), Vortex Razor oder das Leupold Delta Point Pro an.
Die Abdeckplatte für die Ausfräsung, die man auf dem Verschluss lässt, wenn man nicht mit MRDS schießt, beherbergt das Mikrometervisier. Hierbei entstand eine sehr formschöne, tief im Schlitten sitzende Einheit, die in Kombination mit dem 2,25 mm schmalen Dawson-Lichtfängerkorn eine praxisgerechte, mechanische Visierung darstellt.
Bei dem sportlichsten Modell der SIG Sauer 320-Baureihe kommt ein "Full-Size-X-Grip"-Griffstück zum Einsatz. Es unterscheidet sich gegenüber Standardversionen durch die fehlende Ausnehmung am unteren Ende des Griffstückes, die ein beherztes Zupacken am Magazin begünstigt. Dafür besitzt es einen abnehmbaren Magazintrichter aus Aluminium, der das Wechseln der 21 Patronen fassenden Stahlblechmagazine erleichtert.
Verstecktes Gewicht im Griffstück – wozu?
Zudem wurde es am Übergang von Rahmenfront und Abzugsbügel stärker ausgekehlt. Auch der Griffsporn wurde verlängert und ausgekehlt. Dadurch liegt die polymere X-Five tiefer in der Hand, was für weniger Mündungsauslenkung im Schuss sorgt. Beim Vergleich zum Standardgriffstück wird einem auch das Fehlen der Daumenaussparung Richtung Magazinknopf auffallen. Dafür konnte das feine, griffige "Checkering" an den Seitenflächen bis weit nach oben ausgeführt werden.
Darüber hinaus haben die Techniker von SIG Sauer dem Polymer-Sportler ein Griffstückgewicht spendiert. Es wiegt rund 48,5 g und sitzt vertikal im hinteren Bereich des Rahmens, wo bei vielen Hahnpistolen die Schlagfeder sitzt. Da es aber hinter dem Schwerpunkt der Pistole angebracht ist, kann es beim Hochschlag wenig helfen, wohl aber geringfügig bei der Rückstoßreduzierung. Dazu passt die Federführungsstange aus Stahl, die noch etwas zusätzliches Gewicht bringt.
Der exakt 126 mm lange Lauf ist an der Mündung leicht hinterdreht und weist einen Durchmesser von 16 mm auf. Dadurch fällt er im Durchmesser rund 2 mm stärker als ein P320-Standardlauf aus.
Der Verschlussfanghebel ist beidseitig angeordnet und der Magazinknopf lässt sich auf die andere Seite umstecken, was Linkshänder erfreuen dürfte. Im Mittel brach der Abzug mit gerader Zunge bei knapp 2.000 g Abzugsgewicht und benötigte etwa 3,5 mm Rückstellweg ("Reset") bis zur erneuten Schussabgabe. Das sportlichste Modell der P320-Serie kostet mit Reservemagazin 1.375,- Euro (UVP).
Die komplette Übersicht über die P320-Serie sowie einen Link zur Händlersuche finden Sie direkt auf der Webseite des Herstellers.
Die legendäre SIG Sauer Academy gilt als die größte kommerzielle Schießausbildungsschule in den USA. Wir hatten die einmalige Gelegenheit, einige Tage vor Ort zu verbringen.
Live Shooting der SIG Sauer P365: Wie wir bei unserem Besuch der SIG Sauer Academy in der Schießpraxis feststellen konnten, ist die neueste Subkompaktpistole des Herstellers extrem leistungsfähig.