Test: SIG Sauer P320 Compact in 9mm Luger

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Mit der P320 betritt nun auch SIG Sauer die Bühne der Pistolen mit Polymerrahmen und Schlagbolzenschloss-System ohne außenliegenden Hammer. Sie wird komplett in USA gefertigt und besticht durch ihre Modulbauweise, bei der gleich das komplette Griffstück gewechselt wird.

Das Testmodell stammt nicht aus dem deutschen Werk in Eckernförde, Schleswig-Holstein, sondern wird komplett in der jungen, riesigen Fabrikationsstätte in Newington,  im Bundesstaat New Hampshire an der amerikanischen Ostküste gefertigt. Es basiert auf dem 2006 eingeführten Vorgänger SIG Sauer P250 und besitzt somit einen Kunststoffrahmen mit einer eingesetzten, abgekapselten Einheit aus einem rund zwei Millimeter starken, ausgestanzten und kalt verformten Formblech aus rostträgem Stahl. Sie beherbergt die Abzugsteile, Stifte und Federn und ist darüber hinaus mit vier etwa acht Millimeter langen Führungsschienen für den Verschluss sowie der Waffenseriennummer ausgestattet. Dieses Allzweckgehäuse wird lediglich durch den Demontagehebel im Griffstück arretiert. 

SIG Sauer P320 Compact – Made in USA

Diese Konstruktion erlaubt es, das gesamte Kunststoff-Griffstück ohne jegliches Werkzeug schnell und einfach auszuwechseln. Weil insgesamt vier unterschiedlich große, austauschbare Polymerrahmen zur Auswahl stehen, handelt es sich bei der P320 um eine extrem wandlungsfähige Dienstpistole. 

Neben der hier erstmals vorgestellten P320 Compact-Version in 9mm Luger mit 98 mm-Lauflänge und Doppelreiher-Magazin für 15 Patronen, gibt es ein in der Bauhöhe um 5 mm längeres "Carry"-Griffstück mit Magazinkapazität für 17 Patronen sowie ein nahezu baugleiches "Full Size"-Griffstück mit entsprechend verlängerter Schließfederrinne ("Dust Cover"). Die drei "Full Size"-, "Carry"- und "Compact"-Rahmen sind mit einer MIL-STD-1913-Montageschiene für die Anbringung von Waffenleuchten oder Licht-Laser-Modulen bestückt, während das vierte "Subcompact"-Griffstück mit rundem Abzugsbügel und Magazinfassungsvermögen für 12 Patronen ohne dieses Ausstattungsmerkmal auskommt.

Die Verschlusskontur der P320 (unten) wurde im Gegensatz zur P250 (oben) noch einmal im vorderen Bereich etwas angefast, was ihr ein gefälligeres Design verleiht. Greifrillen im Mündungsbereich kommen hinzu.
SIG Sauer P320 (rechts) und P250 mit außenliegendem, massigen MIM-Schlagelement, in dem übrigens auch die Schlagfeder integriert wurde (links).

SIG Sauer P320: ein wandlungsfähiges Wechselsystem

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Nicht zwangsläufig sorgt die Schlagbolzenschloss-Konstruktion für eine tiefere Laufseelenachse, was der rückwärtige Blick auf die P320/250 beweist.
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Zum Lieferumfang der neuen P320 gehört auch gleich ein Kydex-Holster, das vor allen Dingen für den US-Markt mit seinen relativ leicht zu bekommenden „Trage-Lizenzen“ Sinn macht.

Natürlich macht solch eine "unten herum" wandlungsfähige Dienstpistole erst mit den entsprechenden Wechselsystemen wirklich Sinn, so dass Oberteile mit Lauflängen von 119 mm (Full Size), 98 mm (Carry und Compact) sowie 91 mm (Subcompact) vorhanden sind. Zudem steht die P320 neben 9 mm Luger auch in den Kalibern .40 S&W und .45 ACP zur Auswahl. Derzeit scheint aber zumindest in Deutschland erst einmal nur die Kalibervariante 9x19 erhältlich zu sein. Die in erster Linie für den US-Markt gedachte, äußerst flexible SIG Sauer P320 stellt aber auch für deutsche Schützen, die durch das Waffengesetz mit seinen meist knapp bemessenen Kurzwaffen-Einträgen gehandicapt sind, eine interessante Option dar. Denn so könnte man als Sportschütze, Jäger oder Waffenträger je nach Anwendungszweck seine Waffe etwa als ausgewachsene Full Size-Variante auf dem Schießstand nutzen und als Carry- oder Subcompact-Version führen. Zudem besteht bei der Wahl der Grundwaffe im größten Kaliber die Möglichkeit, mit der günstigen 9x19 zu trainieren und ein wirkungsvolleres Kaliber wie .40 S&W oder .45 Auto zu führen. Je nach Interesse und Geldbeutel könnte man mit der P320 somit drei Kaliber, drei Lauflängen und vier Griffstücke miteinander kombinieren. Lediglich der auf der rechten Seite über dem Abzugsbügel sitzende Demontagehebel, der als Überbleibsel der P22X-Generationen überlebt hat, stört etwas das Bild. Auf der anderen Seite kann er aber auch als Indexpunkt oder Auflage für den Daumen der unterstützenden Hand im beidhändigen Anschlag dienen. Greifrillen für Waffenmanipulationen im vorderen Verschlussbereich sowie ein beidseitiger Verschlussfanghebel erhöhen die Ergonomie der P320. Der dreieckig ausgebildete Magazinknopf lässt sich für Linkshänder auch auf die rechte Waffenseite umbauen. Das Visier ist kontrastreich und bietet auch großen Schützen mit entsprechender Armlänge genug Lichtspalt, der auch unter Low-Light Bedingungen ausreichend Licht ans Auge führt. Ob man dabei die drei nicht nachleuchtenden Kontrastpunkte auf der Visierung (2 Punkte Kimme/1 Punkt Korn) benötigt oder nicht, dürfte eine Sache persönlicher Präferenzen sein. 

Gelungen im Vergleich zu den beliebten, keilförmigen Kimmen ist jedenfalls die eckige, hochbauende Außenkontur des hinteren Visierelements, das einhändige

Waffenmanipulationen wie Nachladen oder Störungsbeseitigung erlaubt, weil es am Gürtel oder anderen Ausrüstungsteilen "eingehakt" werden kann. 

SIG Sauer P320 - der Abzug

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Das modulare Abzugssystem der P250 (oben) sowie der P320 (unten) im direkten Vergleich.

Hinsichtlich der für das Schussverhalten vorteilhaften, niedrigen Verschlussbauhöhe/ Laufseelenachse/Visierlinie kann die neue P320 im direkten Vergleich mit einer P250 allerdings keinerlei Pluspunkte für sich verbuchen – hier herrscht Gleichstand. Durchschnittlich mit 3.500 Gramm Abzugsgewicht und geringem Durchfallweg nach dem Druckpunkt fällt auch das Abzugssystem der P320 aus. Schön ist dafür aber wiederum der kurze Rückstellweg ("reset") des Abzuges von 2,5 mm, der schnelle Schussfolgen begünstigt. Unsere P250-Vergleichswaffe besaß dem subjektiven Empfinden nach den weicheren Abzug, wobei die Abzugsmessungen mit der digitalen Lyman-Abzugswaage einen Durchschnittswert von lediglich 100 Gramm weniger Abzugsgewicht anzeigten. Ein gutes Beispiel dafür, wie schwer ein Abzug "gefühlsmäßig" einzustufen ist.

SIG Sauer P320 Compact in der Praxis

Besondere Aufmerksamkeit sollte man bei Schlagbolzenschloss-Pistolen der Zündsicherheit widmen, weshalb wir auch Munitionssorten wie die Sellier & Bellot 124 grains Nontox oder die rein behördliche RUAG Action 4 mit etwas härteren Zündern in Verbindung mit Zündhütchen-Lack verwendeten. Hierbei offenbarten sich keine Zündversager und auch während unserer rund 500 Schuss umfassenden Erprobung gab es keine Funktionsstörungen. Die Präzisionsüberprüfung erfolgte mit sechs 9 mm Luger-Fabrikpatronen mit Geschossen im Gewichtsbereich von 100 bis 147 grains. Darunter zwei brandneue US-Munitionssorten in Gestalt der Hornady American Gunner 115 grains XTP und Hornady Critical Duty Lite 100 grains FTX. Die Resultate können der Tabelle entnommen werden. 

Geschoss-Gewicht-Hersteller-Typ-Form-Dia

Laborierung-Menge (grs.)-Hersteller-Sorte

OAL in mm

v2 in m/s

v2-Diff. in m/s

Faktor

MIP

Präzision in mm

Bemerkungen zu den Laborier-
ungen

100 Hornady FTX TC .355"
Hornady Critical Duty Lite Fabrikp.
26,8
339,7 
9,1 
111,5220,145softe Defensivpatrone
124 Hornady XTP TC .355"
Hornady American Gunner Fabrikp.
27,1333,4 
11,6 
135,6267,917Neue Matchpatrone, Top!
115 Magtech JHP OG .355"             
Magtech Fabrikp.
28,1341,62,8 
128,9254,638caliber Referenzpatrone
124 GECO Hexagon OG .355“
GECO Fabrikp.
28,7
329,4 
8,7134,0264,7
35schadstoffarme Matchpatrone
124 GECO FMJ OG .355"
GECO Fabrikp.
29,2
315,1 
5,4 
128,2253,235günstige Standard-patrone
147 Speer Gold Dot TC .355"
Speer Gold Dot Fabrikp.
28,5
296,0 
11,3 
142,8282,064 

bewährte Defensivpatrone


Durchschnitt aller Laborier-ungen






39


SIG Sauer P320 Compact – das Fazit

Objektiv betrachtet, handelt es sich bei der P320 um eine P250, in die ein Schlagbolzenschloss transplantiert wurde. Leider wandert dabei aber nicht die Laufseelenachse/Visierlinie tiefer in die Schusshand. Dennoch stellt die P320 eine leistungsstarke, funktionstüchtige aber vor allem wandlungsfähige Polymerdienstpistole dar, die sauber verarbeitet ist und ebenso schießt. Der neueste Spross aus dem Hause SIG Sauer wechselt für 799,- Euro inklusive Kunststoff-Holster und Reservemagazin im Hartschalenkoffer den Besitzer.


Weitere Informationen erhält man bei: SIG Sauer GmbH, Sauerstraße 2-6, 24340 Eckernförde, Telefon: +49-(0)435-14710, Fax: +49-(0)435-1471160, www.sigsauer.com

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 SIG Sauer P320 Compact
Technische Daten

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HerstellerSIG Sauer
ModellP320 Compact
Typhalbautomatische Pistole
Kaliber9x19 (9mm Luger)
Systemmodifiziertes Browning-System mit offener Steuerkurve
AbzugDAO (Double Action Striker), 3.440 bis 3.630 Gramm Abzugsgewicht
Kapazität15 Patronen
Lauf98 mm, 6 Felder/Züge, 1-250 mm Drall-Länge
Visierung3,9 mm Kimme, nicht nachleuchtende weiße Punkte, 3,5 mm breites Korn, seitlich driftbar, weiße Einlagen, Visierlînie: 154 mm 
Abmessungen184 mm (L) x 134 mm (H) x 34 mm (B)
Gewicht736 Gramm (Leerzustand mit eingeführtem Magazin)
Material / OberflächenfinishPolymergriffstück mit Edelstahleinlage mit integraler Abzugseinheit, Verschluss Stainless mit Nitron-Beschichtung beschichtet
Preis799,- €  (UVP des Herstellers einschließlich MwSt.)